Mitglieder: Kirche soll politisch Stellung beziehen

Die Mehrheit der Kirchenmitglieder wünscht sich, dass sich ihre Kirche in politischen Fragen stärker positioniert. Vor allem junge Menschen scheinen das für wichtig zu halten.
Predigtpult

Eine Mehrheit von Mitgliedern wünscht sich einer Umfrage zufolge eine klare politische Haltung der Kirchen. 62 Prozent der Mitglieder der evangelischen Kirche und 60 Prozent der Katholiken finden es richtig, dass sich die Kirchen „in aktuellen politisch-gesellschaftlichen Fragen deutlich positionieren“, wie aus den Ergebnissen einer Umfrage der Managementberatung Horváth hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt.

In der Gesamtbevölkerung befürworten demnach 52 Prozent eine deutliche Positionierung der Kirchen in politischen Fragen. Die Zustimmung ist dabei den Angaben zufolge bei Jüngeren bis 40 Jahre größer als bei Älteren.

Die Studienleiter interpretieren die Ergebnisse so, dass sich in diesen Zeiten insbesondere junge Menschen Orientierung wünschten und die Kirche auch als wichtige Stimme wahrnähmen. Für die Umfrage wurden den Angaben zufolge im Dezember 1.000 Personen online befragt, die repräsentativ für die Gesamtbevölkerung seien. 43 Prozent der Befragten waren den Angaben zufolge Kirchenmitglieder.

Im Bevölkerungsschnitt liegt die Quote leicht höher, nämlich bei knapp unter 50 Prozent.

Wichtigste Berührungspunkte mit der Kirche sind den Angaben zufolge Anlässe wie Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen. 22 Prozent der Befragten insgesamt gaben an, im Jahr 2022 über solche Gelegenheiten Kontakt zur Kirche gehabt zu haben. 17 Prozent besuchten Kirchen zu anderen Gelegenheiten. Seelsorge-Gespräche und Bildungsveranstaltungen spielten der Umfrage zufolge eine untergeordnete Rolle.

Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Befragten gab darüber hinaus an, im vergangenen Jahr gar keine Berührungspunkte mit der Kirche gehabt zu haben.

epd
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30 Antworten

  1. Da sieht man wieder mal dem Unsinn von Umfragen: wie soll denn dann sich die Kirche positionieren ? Doch am besten so wie meiner Meinung entspricht :-).

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  2. „Mitglieder: Kirche soll politisch Stellung beziehen..“ Tut sie das denn nicht schon genug, über die Maßen?
    Sodass sie ihre primäre Aufgabe, zum Glauben einzuladen, stets vernachlässigt???

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  3. Zitat aus dem Artikel: „Wichtigste Berührungspunkte mit der Kirche sind den Angaben zufolge Anlässe wie Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen. 22 Prozent der Befragten insgesamt gaben an, im Jahr 2022 über solche Gelegenheiten Kontakt zur Kirche gehabt zu haben.“

    Ich weiß, daß mich hier keiner persönlich kennt und im Internet vieles nicht erkennbar ist. Mir geht es da bei anderen Leuten, gegen die ich schreibe, leider oft auch so. Aber ich freue mich ganz und gar nicht gehässig, wenn ich mich durch diese Umfrage entsetzt bestätigt sehe, wie verweltlicht vor allem die EKD ist und daß die allermeisten Mitglieder eben tatsächlich Mitglieder, aber keine Christen sind. Das mit Taufe, Hochzeit und Beerdigung sehe ich auch in meinem familiären Umfeld – „irgendwie synkretistisch gläubig“ mit einer sehr großen Menge an eigenen Vorstellungen von Gott, Erde, Weltall, Leben, Tod und dergleichen, aber, weil man ja Mitglied ist, unbedingt kirchlich heiraten, Säuglinge taufen, die dann auch wieder automatisch Mitglieder werden, und auf Beerdigungen einen Pfarrer hören, der natürlich nicht sagt, daß XY, die nicht gläubig war, laut Bibel/Gott jetzt garantiert nicht „in Frieden ruht“, sondern verloren ist.

    Bitte, bitte, meine geliebte Oma ist 2017 verstorben und es gab auch eine Beerdigung mit einem Pfarrer. Sie war aber nicht gläubig und somit nicht „in Christus“. Ich will mir keinerlei Vorstellungen machen, wie schrecklich es jetzt sein muß fern vom Herrn. Anstatt Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen zu nutzen, die Menschen zu warnen und zu Gott zu rufen, werden schmeichelnde Worte geredet.

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    1. @ Chris
      „Ich will mir keinerlei Vorstellungen machen, wie schrecklich es jetzt sein muß fern vom Herrn“

      Ich finde es eher schrecklich, wie unbarmherzig Sie Gott denken und wie anmaßend Sie Urteile über das „in Christus sein oder nicht sein“ anderer Menschen so leichtfertig fällen. Dieses Urteil steht alleine Gott zu.

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      1. Entschuldigen Sie, aber meine (!) Oma kannte ich (!) ja wohl besser, zumal ich sie auch gefragt habe, nachdem ich Christ wurde – Sie hingegen kannten meine Oma nicht, und sie war nicht gläubig und somit auch nicht in Christus, so nennt es ja die Bibel … ach, was schreibe ich eigentlich … als wäre die Bibel für Sie … na ja …

        Ich vermeide jedes Bibelzitat und jede Diskussion über eine biblische Tatsache, die alle Christen glauben, wird ja von „pro“ wie so oft höchstwahrscheinlich eh nicht veröffentlich, wobei ich mich schon frage, warum „Kaja“, an die ich antworte, mir unterstellen darf, ich sei anmaßend gegenüber meiner eigenen geliebten Oma, ganz so, als wäre es schön für mich, sie verloren zu sehen …

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        1. Ich kann mit Ihren Halbsätzen und Beschuldigungen und Unterstellungen leider nicht allzu viel anfangen.

          Was genau haben Sie Ihre Großmutter gefragt, um festzustellen, ob sie gläubig ist?
          Woran machen Sie fest, ob jemand gläubig ist? Und woher wissen Sie, dass das auch die Kriterien sind, die bei Gott gelten?

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          1. Kaja, ich gebe echt auf … Woher kennen Sie denn Jesus Christus? Sind Sie ihm an einer Bushaltestelle begegnet? Saß er im Kino neben Ihnen? Ganz sicher nicht. Vielleicht sind Sie christlich aufgewachsen oder sind mal einem Christen, der mit Ihnen gesprochen hat, begegnet. So oder so: Sie haben dann doch mit sehr großer Wahrscheinlichkeit die Heilige Schrift gelesen. Genau in dieser Schrift steht, daß die, die nicht an Jesus glauben, das Leben nicht sehen werden und den Zorn (!) Gottes weiterhin auf sich haben. Es steht geschrieben, daß der, der Jesus leugnet, auch den Vater nicht hat. Es steht geschrieben, daß Menschen verlorengehen, daß sie verdammt werden, daß eben nur der, der an den Sohn glaubt, gerettet ist, alle anderen nicht.

            Ich müßte hier Aberdutzende von Bibelstellen reinkopieren, aber genau das ist es ja: Die Bibel ist so dermaßen voll davon, daß ich es merkwürdig und anstrengend finde, wenn Sie hier und auch an anderen Stellen immer das Gegenteil behaupten.

            Meine Oma war nicht gläubig, hat sich nie bekehrt, nie an Ihn geglaubt und ist jetzt, so schmerzahft es ist, verloren. Das freut mich nicht, ich bin nicht hartherzig, das läßt mich nicht als besser zurück und ich bin sehr traurig darüber.

            Ja, Kaja, Gottes Liebe ist so unergründlich und wunderbar, daß wir sie nicht wirklich erfassen können, und gilt jedem Menschen. Gott gibt jedem Erlösung und Erretung. Er sagt aber auch, daß die, die Vergebung durch Christus nicht annehmen, nicht glauben und sich nicht bekehren, nicht errettet werden. Auch Jesus selbst spricht von Verdammnis, Hölle und dem Verlorengehen.

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          2. Schade, dass Sie meine Fragen nicht beantwortet haben. Und dass Sie schon wieder anfangen, über den Glauben anderer zu richten.
            Den Sinn Ihrer Anfragen bzgl. Jesus an der Bushaltestelle u.ä. verstehe ich nicht.

            Dass die Bibel von dem Konzept, an das Sie glauben und das Ihnen so viel Trauer hinsichtlich Ihrer Großmutter beschert, „dermaßen voll“ ist, stimmt nicht. Man muss da schon differenziert lesen und darf nicht alles in einen Topf werfen. Urtext lesen wäre auch aufschlussreich. Und in Ihrem Konzept kommt ein wesentlicher Faktor nicht vor: nämlich der der Lebenspraxis, die im Gericht entscheidend ist, auch für jene, die sich Christen nennen.
            Soviel dazu. Eine ausführliche Textbetrachtung und Diskussion führt hier zu weit und gehört nicht zum Thema des Artikels.
            Was die „Bekehrung“ angeht, so habe ich schon zu viele „Bekehrte“ erlebt, die in ihrem irdischen Leben so völlig unerlöst und unlebendig waren und sich in ihrem Verhalten nicht an Jesus orientierten, dass ich nicht glaube, dass ein Bekehrungserlebnis, Übergabegebet oder das Für-wahr-Halten
            bestimmter Dogmen entscheidend dafür ist, ob jemand das Leben hat, was Jesus schenkt.

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  4. Wenn man sich Jesu Botschaft, seine Predigten durchliest, sein Handeln an den Menschen und Gottes/Jesu Gebote ernst nimmt, müsste man sich ja eigentlich eher wundern, wenn Kirche NICHT politisch ist und sich von der Gesellschaft und dem Zusammenleben abschottet.

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  5. Die Ev. Kirche hat sich selbst einen Auftrag gegeben:

    „Grundordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland
    Vom 13. Juli 1948

    Grundlage der Evangelischen Kirche in Deutschland ist das Evangelium von Jesus
    Christus, wie es uns in der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments gegeben ist.

    Gemeinsam mit der alten Kirche steht die Evangelische Kirche in Deutschland auf dem
    Boden der altkirchlichen Bekenntnisse.

    Für das Verständnis der Heiligen Schrift wie auch der altkirchlichen Bekenntnisse sind
    in den lutherischen, reformierten und unierten Gliedkirchen und Gemeinden die für sie
    geltenden Bekenntnisse der Reformation maßgebend.

    […]

    ( 3 )

    1 Mit ihren Gliedkirchen bejaht die Evangelische Kirche in Deutschland die von der
    ersten Bekenntnissynode in Barmen getroffenen Entscheidungen.

    2 Sie weiß sich verpflichtet, als bekennende Kirche die Erkenntnisse des
    Kirchenkampfes über Wesen, Auftrag und Ordnung der Kirche zur Auswirkung zu
    bringen.

    3 Sie ruft die Gliedkirchen zum Hören auf das Zeugnis der Brüder und Schwestern.

    4 Sie hilft ihnen, wo es gefordert wird, zur gemeinsamen Abwehr kirchenzerstörender
    Irrlehre.“

    (Fortsetzung folgt)

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  6. (Fortsetzung:)

    Zur Barmer Theol. Erklärung:

    These 1 sagt, worauf die Kirche zu hören hat:
    Auf Jesus Christus, wie ihn die Bibel bezeugt. Einzig auf diese Quelle ist für Christinnen und Christen Verlass.

    These 2 sagt, was Christinnen und Christen sich sagen lassen sollen:
    Dass sie überall Verantwortung in der Welt übernehmen können, weil Christus sie aus den Verstrickungen dieser Welt befreit hat.

    These 3 sagt, was über die Kirche zu sagen ist:
    Dass sie eine Gemeinschaft ist, die sich allein an Jesus Christus orientiert und Zeitgeist, Weltanschauungen und Ideologien außen vor lässt.

    These 4 sagt, wer in der Kirche das Sagen hat:
    Dass kirchliche Führungskräfte, auch wenn sie Verantwortung übernehmen, keinen Herrschaftsanspruch geltend machen können.

    These 5 sagt, was dem Staat zu sagen ist:
    Dass er für Recht und Frieden zu sorgen hat – sich aber nicht selbst als Religionsersatz aufspielen soll.

    These 6 sagt, was die Kirche zu sagen hat:
    Das Evangelium, das sie allen Menschen mitteilen soll – unabhängig von sozialer Herkunft, Status und Bildung.

    Man möge mich gerne berichtigen, aber: Da steht nichts davon, daß Kirche sich politisch engagieren soll.

    Meine Meinung:
    Wenn sich einzelne „Kirchen-Menschen“ politisch als bekennende Christen engagieren, dann ist das ehrenvoll und richtig, dann sollten sie aber in eine bestehende politische Partei eintreten oder eine entsprechende Partei gründen.

    Meines Wissens gibt es bereits Basis-christliche Parteien.

    Kirche darf NICHT zu einer christlichen Partei werden, oder sogar eine bestimmte politische Position einnehmen.

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    1. Ich lese in dem Artikel nicht (korrigieren Sie mich, wenn ich etwas übersehen habe), dass sich Kirche politisch ENGAGIEREN soll in dem von Ihnen genannten Sinn. Sondern darum, dass sie sich stärker POSITIONIEREN soll.

      Und das muss sie zweifels ohne, gerade wenn sie ihren sich selbst gegebenen Leitlinien orientiert, dass bspw Christen Verantwortung in der Welt übernehmen sollen oder Jesu Botschaft lehren.

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      1. @Kaja:

        Danke für die Rückmeldung. Ich habe den Artikel aufmerksam gelesen. Gleichzeitig sehe ich die Umfrage durchaus aus der Sicht eines Christen der EKD, der mit gemischten Gefühlen und kritischem Blick seine Kirche in den letzten Jahren beobachtet. Ich sehe besonders in Bezug auf die These 3 der Barmer Erklärung Widersprüche, wenn ich das („politisch“ begründete) Handeln von Repräsentanten meiner Kirche sehe.

        Eine private – auch politische – Meinung darf jeder (auch ein Repräsentant einer Kirche bzw. Organbisation) haben. Wenn er jedoch seine Meinung Öffentlichkeitswirksam äußert, muss er jedoch darauf achten, daß seine Kirche (bzw. seine Organisation) möglichst keine Kritik oder Schaden erfährt.
        Ich habe mich, z.B., an die Kritik erinnert, die Fr. EKD-Präses erfuhr, als sie bei der EKD-Synode der „Letzte Generation“ selbst einen Auftritt ermöglichte.
        (s.:
        09.11.2022: https://www.pro-medienmagazin.de/letzte-generation-fuer-schulterschluss-mit-ekd/
        10.11.2022: https://www.pro-medienmagazin.de/ekd-ratsmitglied-rachel-verurteilt-strassenblockaden/
        15.11.2022: https://www.pro-medienmagazin.de/cdu-protestanten-kritisieren-praeses-heinrich/
        18.12.2022: https://www.pro-medienmagazin.de/heinrich-veraergert-ueber-abwertung-von-klimaaktivsten/
        )

        „Kirche“ sollte Vermittler sein, aber keinesfalls selbst eine politische Richtung vorgeben.
        (Natürlich gibt es Ausnahmen, wo Handeln geboten ist: D. Bonhoeffer, P. Schneider, M. Kolbe und weitere.)

        @Kaja/ Chris: Jeder Christ glaubt anders an unsern Herrn.
        Wichtig sind die Grundlagen, die uns vereinen: 1.Korinther 3,11 .

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        1. Zum einen: Es gibt so viele wichtige Themen in unserer Gesellschaft, da muss sich Kirche meiner Ansicht nach polititsch äußern – aber natürlich nicht parteipolitisch. Deshalb ist es auch vollkommen in Ordnung, dass verschiedene Leute aus der Kirche einen anderen Schluss ziehen, wie man als Christ mit einem Thema umgehen kann – zu sehen zum Beispiel an den unterschiedlichen Positionen zum Thema Krieg in der Ukraine. Dass in letzter Zeit öfter Positionen vertreten werden, die zu den Grünen passen, das hängt meiner Ansicht nach mit den aktuellen Themen zusammen. Damit sind wir beim zweiten: wenn man davon ausgeht, dass der Klimawandel heute die größte Bedrohung für das Leben auf dieser Erde ist (und sehr viele Wissenschaftler sehen das so – nur wir hier im „sicheren“ Deutschland spüren es nicht – wenn wir es spüren, dann wird es zu spät sein) dann ist es für mich vollkommen in Ordnung, dass jemand von der „letzten Generation“ auf der Synode gesprochen hat – das sind die Sorgen und Probleme, die heute viele junge Menschen haben. Ich vermute, der von Ihnen genannte Bonhoeffer würde das genauso sehen, seine Aussage, dass man als Christ nicht nur die Opfer beerdigen und die Angehörigen trösten soll, sondern dass es gilt, dass man dem Rad in die Speichen fällt, lässt sich doch darauf übertragen oder?

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          1. Dem kann ich größtenteils zustimmen.
            Danke!

            Es gibt jedoch noch wichtigere Themen, als Klimawandel.
            Und diese werden, m.E., in der Kirchenleitung/ -Verwaltung unterdrückt.

            Ich hatte, z.B. mehrmals (zugegebener Maßen) ziemlich wütend, auf Probleme in der Digitalisierung hingewiesen.

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          2. Im Unterschied zu der Erzählung mit den Jungfrauen und der Hochzeit wird es aber dann nicht nur für die jeweilige Personengruppe entsprechende Folgen geben, sondern von ihrem Verhalten hängen auch alle anderen mit ab.
            Wir sind nicht für uns selbst geschaffen, sondern auf Beziehung hin. Zu Gott und zu anderen Menschen. Das ist ein Kern des christlichen Glaubens.

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        2. Was die 3. Barmer These angeht, so habe ich ja schon öfters versucht, hier Kritik zu äußern an der Zeitgeist-Kritik (leider wurden meine Kommentare ohne Begründung nicht veröffentlicht oder wieder gelöscht). Ich versuche es hier erneut.
          Das Problem, was bei Thema Zeitgeist immer wieder auftritt, ist die Willkür und Einseitigkeit, mit der etwas als Zeitgeist definiert wird und dass Zeitgeist immer als etwas Negatives gesehen wird. Für gewöhnlich nennen manche Christen immer nur dann etwas „Zeitgeist“, wenn sie es selbst nicht gut finden (zB Forderungen oder Errungenschaften der Gleichberechtigung von Minderheiten). Anderes, was ebenfalls voll und ganz Zeitgeist ist, nehmen sie ganz selbstverständlich und betrachten es nicht einmal als zeitgeistiges Phänomen (zB heutige Möglichkeiten und Formen der Fortbewegung, der medizinischen Versorgung etc).
          Ich finde deshalb dieses Konzept des Zeitgeistes sehr subjektiv und nichtssagend.

          Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist und die Kirche weiterbringt, wenn sich ihre Vertreter vor jeder Äußerung fragen müssen, ob sie dafür Kritik bekommen werden. Denn dann würde niemand mehr etwas sagen können.
          Da die „letzte Generation“ keine politische Partei ist, finde ich es grundsätzlich nicht verweflich, wenn sie eingeladen wird. Man kann natürlich aufgrund ihrer Struktur und der Quasi-Religiosität, mit der sie ihr Anliegen vertreten, schon fragen, weshalb gerade diesen Aktivisten im kirchlichen Rahmen ein Forum geboten wird und nicht etwa einer christlichen NGO, die sich für den Erhalt der Schöpfung einsetzt.

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          1. Danke.
            Dem letzten Satz stimme ich sofort zu!

            Ich fürchte jedoch, die jetzt schon erkennbaren Spaltungen in den EKD-Kirchengemeinden werden weiter aufreißen.

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          2. Können Sie die Aussage über die erkennbaren Spaltungen konkretisieren?

            Also wenn man das Beispiel Klimakrise nimmt: da gibt es kein Sowohl-Als auch und auch keinen diplomatischen Spielraum. Entweder man erkennt sie als das drängenste Problem der Menschheit weltweit an, oder nicht. Und für einen Kurs muss sich da jeder, auch die Kirche, entscheiden. „Ein bisschen was fürs Klima“ reicht nicht aus.
            Und wenn man die Fragen rund um die Klimakrise nicht ganz oben auf die Prioritätenliste setzt, sind bald andere Themen, zB Digitalisierung, sowieso hinfällig, weil man dann auch hier (und nicht nur, wie schon jetzt, in Afrika, Bangladesh, Pakistan u.a.) mit Überleben beschäftigt sein wird und für solche Luxusfragen keine Kapazitäten mehr haben wird.
            Ich glaube, dass sich in unseren westlichen Zivilisationen gerade anhand der Klimakrise entscheiden wird, welche Christen nach dem Gebot Jesu leben wollen, den Nächsten zu lieben wie sich selbst, und welche nicht weiter als innerhalb ihres Tellerrandes denken und handeln wollen. Welche Christen ausgehend von dem klimabedingten Leid, das jetzt schon Millionen andere Menschen trifft, umkehren und ihren Lebensstil verändern, und welche nur auf sich und ihre aktuelle Wohlstandssituation schauen und sich von dem Thema nicht weiter berühren lassen. Welche, wie die klugen Jungfrauen, von der Zukunft her denken und sich dementsprechend verhalten, und welche, wie die törichten, mit einem „ach das wird schon reichen, gut gehen…, im Moment ist unsere Lage doch ok“ zufrieden geben.

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  7. An Chris: zum Zitat „…der natürlich nicht sagt, daß XY, die nicht gläubig war, laut Bibel/Gott jetzt g a r a n t i e r t nicht “in Frieden ruht”, sondern verloren ist.“ G a r a n t i e r t können Sie es nicht wissen und auch kein Pfarrer oder sonst ein Mensch. Tatsächlich sind sie in der Gefahr, den Glauben nur wie eine Denkleistung, ein abfragbares Wissen, eine Satzwahrheit klein zu machen, als müsste man nur genau die richtige Sätze und Worte sagen, fast wie eine Zauberformel, nur eben genau bestimmte Dinge für wahr halten und somit einen intellektuellen Leistungskatalog erfüllen.
    Sie können gar nicht wissen, was Ihre Oma in ihrem Leben insgesamt in verborgenem Kontakt zu Jesus gemacht und erlebt hat. Vielleicht war manches ihr selbst verborgen, aber : „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, erbt das Reich….denn ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. (…) was ihr für einen dieser Geringsten getan habt, habt ihr mir getan.“
    In vierten Hochgebet des römischen Ritus wird gebetet: „….wir empfehlen dir alle Verstorbenen, um deren Glauben niemand weiß als du“.

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    1. Und umgekehrt kann man Menschen in Sicherheit wiegen mit der Ausrede, man könne ja nicht wissen, wer (trotz eines ziemlich ungläubigen Lebenswandels und zu Lebzeiten keines Sterbenswörtchens über Jesus Christus, ja sogar trotz offener Gotteslästerei) wirklich Christ ist und wer nicht und somit braucht man dann auch keine unbequemen Dinge mehr zu predigen wie Verlorengehen, Hölle, Verdammung, Satan und ähnliches, um zum Herrn zu rufen und zu warnen – übrigens als „Seelenbalsam“ auch für die Hinterbliebenen von geliebten Menschen, die verstorben sind. Das ist aber, finde ich, billiger Balsam.

      Für mich ist das eine schwurbelige Ausrede.

      Dennoch möchte ich mich bei Ihnen ehrlich bedanken, denn natürlich ist der Gedanke, sie könnte sich auch „Minuten vor ihrem Tod“ bekehrt haben, eine gewisse Hoffnung …

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  8. @Kritisches Kirchenmitglied
    Danke für den Verweis auf die Barmer Erklärung, die für unser Verhalten das übertragen hat, wie Jesus den Umgang mit seinem Vater hier auf der Erde gepflegt hat:
    1. Jesus hörte aus seinen Vater/ wir sollen auf sein Wort hören.
    2. Das war Handlungsanleitung für Jesus und soll es für uns sein
    3. Es gibt daneben nicht anderes, was als Handlungsanleitung daran heranreicht. Alle anderen Ansätze haben sich Gottes Wort unterzuordnen
    4. Handlungen sind schon oft in sich selbst ein politisches Statement und politisches und unpolitisches Handeln lassen sich nicht trennen ( Beispiele aus dem NT: Steuermünze und Sabbatheiligung)
    5. Da die Schrift in vielen Aussagen schneidend klar wie ein Schwert ist gibt es in vielen Fragen damit auch nur eine daraus politische Richtung der Antwort.

    Nur wollen wir das akzeptieren? Nehmen wir Christen das Gebot “ du sollst nicht töten“ Ernst?Würden wir dann noch so locker über Abtreibung, Krieg und Sterbehilfe reden wie wir das aktuell tun?
    Es ist schon so, die Kirche soll uns politisch nach dem Mund reden, aber bitte nicht nachschauen, was zum entsprechenden Thema in der Bibel steht

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    1. Es gibt kein Gebot „Du sollst nicht töten“, das ist ein Übersetzungsfehler, es heißt „Du sollst nicht morden“. Hier wird, wie immer in der Bibel, die Herzenshaltung herausgestellt, ein Mord setzt „niedere Beweggründe“ voraus. Somit taugt dieses Gebot eben nicht als billige Ausrede für eine Wehrdienstverweigerung. Eine Tötung, die in einer Selbstverteidigung begründet ist, wird von dem Gebot nicht berührt. Genau genommen, da ist man sich gar nicht so sicher, kann die Übersetzung des Urtextes auch bedeuten „Du wirst nicht morden“. Das deutet dann darauf hin, daß wir ein erneuertes Herz bekommen, so daß solche Taten gar nicht mehr vorkommen. Pazifismus ist daraus nicht abzuleiten. Natürlich beantwortet es nicht alle ethischen Fragen, ob zum Beispiel ein Töten auf Verlangen, Sterbehilfe usw. von dem Gebot berührt werden oder nicht. In jedem Fall ist das Töten dann zu ächten, wenn der oder die Getötete nicht eine gefährliche Aggression gezeigt hat oder gar nicht in der Lage war, über seinen eigenen Tod zu entscheiden oder sich dagegen zu wehren. Abtreibung ist hier also klar von dem Gebot erfaßt, da rein egoistischer und damit fleischlicher Natur.

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      1. Ich glaube Sie übersehen, was alles niedere Beweggründe sind. Und warum soll es bei Christen nicht mehr funktionieren, dass sie aus niederen Beweggründen handeln? Wenn das so wäre würde es auf unserer Welt ganz anders aussehen und nicht so viele Christen andere Menschen unterdrücken. Nach Ihren Thesen dürfte es ja keine Sklaverei gegeben haben , keine Kreuzzüge und die Kolonien waren blühende Landschaften.

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    2. „Es ist schon so, die Kirche soll uns politisch nach dem Mund reden, aber bitte nicht nachschauen, was zum entsprechenden Thema in der Bibel steht“

      Und das sehe ich als das Problem an:
      „Kirche“ (und auch die Repräsentanten) sollten sich durchaus an den entsprechenden Passagen der Bibel orientieren.

      Und:
      Was ”Du sollst nicht töten” angeht:
      Ich gestehe: Immer wenn ich die Kriegsbilder, die Toten Zivilisten in der Ukraine sehe:
      Es überkam mir mehr als einmal der Gedanke, nach Berlin zur Ukrainischen Botschaft zu fahren.

      Gedanken dazu auch:
      https://www.citykirche-schweinfurt.de/toeten-erlaubt
      (Bonhoeffer)

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  9. @Kaja:
    „Können Sie die Aussage über die erkennbaren Spaltungen konkretisieren? “

    Muss ich leider hier am Ende einfügen.
    Leider kann ich nur aus Ev.-Luth. Sicht persönlich für mich bewerten:

    – Schauen sie sich allein unsere Meinungsverschiedenheiten hier an.
    – Schauen sie sich die Meinungen zum „Fall“ P. Olaf Latzel/ Bremen an.
    – Schauen sie sich die Kritik der extrem-konservativen Christen (Teilweise) an der Führung der EKD-Landeskirchen an.
    – Schauen sie, z.B. auf das Netzwerk „Bibel und Bekenntnis“.

    Ich würde mir ein klein wenig mehr Einigkeit wünschen.

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    1. Danke für die Beispiele.
      Ich denke, dass es schwierig ist, Einigkeit herzustellen mit fundamentalistischen Positionen und Mitchristen, wie sie B&B, Herr Latzel und die „extrem Konservativen“ haben/sind, denn deren Position ist ja gerade, dass es nur dann Einigkeit unter Christen geben kann, wenn alle so denken wie sie. Und dass sie die einzig wahre Position haben, die richtige Bibelauslegung und dass alle anderen eigentlich gar keine Christen sind oder nicht an Jesus glauben. Etc.
      Da werden Sie sich leider vergeblich Einigkeit wünschen…

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    1. Die Frage nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner verleitet mich zum Schreiben: ist diese Frage nicht zu sehr im fundamentalistischen Denkrahmen geblieben? Als würde es nur darum gehen, dass Fundamentalisten und Nicht-Fundamentalisten sich über Anzahl und Umfang der für wahr zu haltenden Glaubensätze nicht einig sind („was ist unverzichtbarer Bestand“). Der Unterschied liegt aber leider ja viel tiefer: Wie wird die Botschaft Gottes wahrgenommen? Wie geht sie in einen Menschen ein? Christus ist für mich die Mitte der Schrift, von daher lese ich die Bibel. Für mich fügt es sich nahtlos zusammen, historisch-kritisch die Textgrundlage wahrzunehmen und dann in geistlicher Lesung den Bezug zu meinem Leben zu erfahren. Es ist immer ein Verstehensprozess mit Begegnungscharakter. Aber ein Fundamentalist sagt: „Ich lese es so wie es da steht“ und findet meine Sätze entsprechend unverständlich. Ich wiederum würde meinen, er lässt seine Person draußen vor, kennt sich selbst nicht genug und findet deshalb nicht tief genug in den Glauben hinein. – Der kleinste gemeinsame Nenner, bzw. die Grundlage für Dialog könnte vielleicht sein, den anderen zunächst erst mal so zu lassen wie er oder sie ist, nicht zu bewerten. Das Christsein dem anderen nicht abzusprechen. Und dann wohlwollend austauschen. Den Widerspruch, das Paradox auszuhalten, dass jemand vielleicht auf einem ganz anderen Weg zum gleichen Ziel kommt, Doch das geht ja wieder strikt gegen fundamentalistisches Denken und so muss man wieder weitersuchen nach einem gemeinsamen Nenner.

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    2. Falls Ihre Frage an mich gerichtet war:
      Ausgehend davon, dass Jesus sagte, die beiden wichtigsten Gebote seien die der Gottesliebe und der Nächsten- wie der Selbstliebe, und den Jüngern ganz explizit ein „neues Gebot“ gab (Joh 13,34), wäre für mich Joh. 13,35 der kleinste, oder vielmehr der größte, zentrale Nenner unter Christen. Es erfordert viel Arbeit und Ego-Überwindung, viel Beten und Demut und die Bereitschaft, Gott das eigene Herz verändern zu lassen.
      Über die kopfmäßige Zustimmung zu bestimmten Glaubenssätzen wird sich diese Einheit, die Christus für uns möchte, und die nach außen strahlen und andere einladen soll, nicht einstellen.

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