„Die Lehren Jesu waren immer mein inneres Licht“ – so glaubte die Queen

Queen Elizabeth war auch das weltliche Oberhaupt der Anglikanischen Kirche. Und auch für sie persönlich spielte der Glaube eine wichtige Rolle. Mit dem Evangelisten Billy Graham verband sie ein besonderes Verhältnis.
Von Swanhild Brenneke
Queen Elizabeth II.

Über sieben Jahrzehnte war sie die Königin des Vereinigten Königreiches Großbritannien und Nordirland sowie weiteren Staaten auf dem ganzen Globus. In turbulenten Zeiten war sie die Konstante, an der sich nicht nur die Briten, sondern auch viele andere Menschen orientierten. Nun ist sie im Alter von 96 Jahren gestorben. In ihrem Leben war ihr der christliche Glaube besonders wichtig.

Seit ihrem Amtsantritt 1952 erlebte ihr Land große Umbrüche: Es wurde von 15 verschiedenen Premierministern regiert, in den Jahren nach 1950 endete das Britische Weltreich, in ihre Amtszeit fällt der Nordirlandkonflikt; 2020 erfolgte der Brexit, der die britische Wirtschaft besonders traf, kurz darauf begann die Corona-Pandemie. Die Königin stand in all dieser Zeit für Kontinuität: „Die Queen eint die Bevölkerung auf bewundernswerte Weise“, sagte Reverend Andrew Allen, Pastor am Exeter College der Universität Oxford dem Evangelischen Pressedienst. Ihr Taktgefühl und Pflichtbewusstsein liebten die Menschen an ihr.

Viele größere und kleinere Skandale und Krisen, nicht zuletzt der Tod ihrer Schwiegertochter Diana, erschütterten auch das britische Königshaus selbst in all den Jahren ihrer Amtszeit. Doch der Anerkennung im Volk für die Queen tut das keinen großen Abbruch. Mit 72 Prozent war Elizabeth II. das beliebteste Mitglied der Königsfamilie, auch laut einer aktuellen Umfrage von Statista.

Neben der Bedeutung für ihr Land spielt sie auch eine wichtige Rolle für die Kirche. Die Queen beziehungsweise der King ist das weltliche Oberhaupt der Anglikanischen Kirche, der englischen Staatskirche. Auch persönlich hatte Queen Elizabeth II. einen starken Bezug zum Glauben. „Die Lehren Jesu waren immer mein inneres Licht“, sagte sie zum Beispiel in ihrer Weihnachtsansprache im vergangenen Jahr. Mit dem evangelikalen US-Evangelisten Billy Graham, der 2018 starb, soll sie zudem befreundet gewesen sein und des Öfteren seinen geistlichen Rat gesucht haben.

Billy Graham hinterlässt fünf Kinder, 19 Enkel und zahlreiche Urenkel Foto: Paul Walsh, flickr | CC BY-SA 2.0 Generic
Mit dem US-Evangelisten Billy Graham verband die Queen ein freundschaftliches Verhältnis

Das thematisiert auch die fiktive Netflix-Serie „The Crown“ über das Leben der Queen. In der Serie schwärmt die Queen als junge Frau für den Prediger Graham und sie wird als tiefgläubige Christin dargestellt. Tatsächlich traf sie den Evangelisten im Jahr 1956, als sie gerade vier Jahre im Amt war. Sie sei so angetan gewesen von den Evangelisationsveranstaltungen Grahams, dass bei einer solchen in London 1956 ein persönliches Treffen für Elizabeth II. vereinbart wurde, berichtete der Guardian. Auch danach habe der Evangelist mehrmals in der privaten Kapelle des Königshauses gepredigt, zum Beispiel am Ostersonntag 1995. Graham erwähnt diese Treffen auch in seiner Autobiografie „So wie ich bin“. Er könne zwar keine Details preisgeben, die Königin sei jedoch eine Frau von „Bescheidenheit und außergewöhnlichem Charakter“. Es sei keine Frage, „dass ihr Glaube sehr innig ist und sie stark im Glauben steht“, sagte Grahams Sohn Franklin über die Treffen der Queen mit seinem Vater. 2001 wurde Billy Graham von ihr zum Ritter geschlagen.

Grundstein für den Glauben der Queen in Kindheit gelegt

Experten bescheinigen der Queen einen „tiefen Glauben“, berichtet die Washington Post. Sie lese täglich in der Bibel, besuche wöchentlich den Gottesdienst und bete regelmäßig, sagte Stan Rosenberg von der Theologischen Fakultät der Universität Oxford. Sie werde zwar unter anderem für ihren Umgang mit dem Tod von Prinzessin Diana kritisiert und für einige politische Ansichten, das britische Volk habe sie jedoch für ihre christlichen Überzeugungen verehrt, sagte Rosenberg. Ihr Glaube sei ernsthaft und authentisch und sie sei fromm. Das wirke auf die Bevölkerung aber nicht aufdringlich.

Die christliche Prägung erfuhr Elizabeth II. schon im Kindesalter. Ihre Mutter soll ihr und ihrer Schwester Margaret regelmäßig aus der Bibel vorgelesen haben.

In ihrer jährlichen Weihnachtsansprache – hier vom vergangenen Jahr – teilte die Queen oft etwas aus ihrem persönlichen Glaubensleben

Öffentlich über ihren Glauben spricht die Queen erst seit ihrer TV-Weihnachtsansprache im Jahr 2000. Seitdem gewähre sie den Menschen immer mal wieder etwas intimere Einblicke in ihr Glaubensleben, schreibt die Post. In der Ansprache im Jahr 2000 sagte Elizabeth II.:

„Für viele von uns ist unser Glaube von größter Wichtigkeit. Die Lehre Christi und das Wissen um meine persönliche Rechenschaftspflicht vor Gott stellen für mich den Rahmen dar, in dem ich versuche, mein Leben zu führen. Wie so viele von Ihnen habe ich auch großen Trost in Jesu Christi Worten und Vorbild gefunden.“

In guten wie in schweren Zeiten sei der Glaube ihre Kraftquelle, sagte sie in der Ansprache im Jahr 2002. Sie versuche das zu tun, was richtig ist, weit vorauszuschauen, immer das Beste an jedem Tag zu geben. Und sie setze ihr Vertrauen auf Gott. „Ich ziehe Kraft aus der Botschaft der Hoffnung in den Evangelien“, sagte sie.

Zum Thema Vergebung äußerte Elizabeth II. im Jahr 2011: „Vergebung ist die Grundlage des christlichen Glaubens. Sie kann zerbrochene Familien heilen, Freundschaften wiederherstellen und gespaltene Gemeinschaften wieder zusammenführen. In der Vergebung erfahren wir die Kraft von Gottes Liebe.“

Osterhoffnung in der Pandemie

Zu Ostern 2020 und zu Beginn der Corona-Pandemie ermutigte die Queen die Briten zum ersten Mal per Videobotschaft. Auch wenn viele Gottesdienste wegen der Pandemie nicht stattfänden, sei Ostern nicht abgesagt: „Tatsächlich brauchen wir Ostern so sehr wie eh und je.“ Das Wissen um den auferstandenen Christus gebe seinen Nachfolgern Hoffnung. „Wir wissen, dass uns das Coronavirus nicht bezwingen wird. So düster der Tod auch sein kann – gerade für Trauernde –, Licht und Leben sind größer.“ Das britische Königshaus veröffentlichte die Osterbotschaft per Twitter.

Um die Welt ging ein Bild der britischen Königin im vergangenen April, als sie bei der Beerdigung ihres Mannes Prinz Philip ganz allein in der Kirchenbank in der St. George’s Chapel saß. Wegen der Corona-Maßnahmen musste sie die Trauerzeremonie mit großem Abstand zu den anderen Gästen verfolgen. In dem Gottesdienst zur Beisetzung von Prinz Philip wurde die Bedeutung des Glaubens für das Ehepaar ebenfalls hervorgehoben. „Ihre Ehe beruhte auf Freundschaft und gegenseitigem Respekt und wurde durch den gemeinsamen Glauben an Christus gestützt“, sagte der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, bei der Zeremonie.

Die britische Bibelgesellschaft veröffentlichte 2016 anlässlich des 90. Geburtstags der Queen das Buch „The Servant Queen and the King she serves“ (dt.: Die dienende Königin und der König, dem sie dient) über ihren Glauben. Das Vorwort darin verfasste sie selbst und schrieb unter anderem: „Ich war – und bin es immer noch – sehr dankbar für Ihre Gebete und für Gottes unerschütterliche Liebe. […] Ich habe wirklich seine Treue erleben dürfen.“

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17 Antworten

  1. „Die christliche Prägung erfuhr Elizabeth II. schon im Kindesalter. Ihre Mutter, Elizabeth I., soll ihr und ihrer Schwester Margaret regelmäßig aus der Bibel vorgelesen haben.“

    Darin kann die Königsfamilie allen Familien ein Beispiel und Vorbild sein.

    Gerade in der heutigen Zeit, in der Eltern viele Termine jonglieren und schon Kleinkinder streng getaktete Tage haben, kann das Vorlesen für Groß und Klein zu einer erholsamen Insel werden – ganz ohne Termindruck, Geräuschpegel und störende elektronische Medien.
    Als festes Ritual am Nachmittag, nach einem vollen Kindergarten- oder Schultag, oder am Abend um zur Ruhe zu kommen, kann Vorlesen sogar für eine große Vorfreude sorgen. Kinder genießen diese entspannte Exklusivzeit mit Mama oder Papa – und idealerweise sollten sie diese jeden Tag bekommen.
    Denn während des Kuschelns verknüpft das kindliche Gehirn Lesen und Bücher mit dem Gefühl geborgen zu sein.
    Um so mehr, wenn durch das Vorlesen aus der Bibel die tatsächliche Geborgenheit in Gott die Grundlage ist.

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  2. „Die Lehre Christi und das Wissen um meine persönliche Rechenschaftspflicht vor Gott stellen für mich den Rahmen dar, in dem ich versuche, mein Leben zu führen“, so I.M.
    Aber wie hält es I.M. im Hinblick auf die Aussage von Jesus Christus in Matthäus 25,31-46: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan“. Das Vermögen I.M. wird mit 450 Millionen € bis weit über eine Milliarde € geschätzt. Gibt I.M. gegebenenfalls nur etwas vom Überfluß ab oder teilt Sie?
    Und im Vaterunser sollen wir auch beten:
    „Unser tägliches Brot gib uns heute“ (Matthäus 6,11). „Brot“ steht für Grunsbedürnisse.

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    1. Das geht weder Sie noch mich etwas an, wenn man Jesu Aussagen dazu, wie man geben soll, genau liest (Mt. 6,3). Wenn die Rechte nicht wissen soll, was die Linke tut, dann müssen es andere Menschen auch nicht wissen.

      Philanthropen, die öffentlichwirksam geben, betreiben Selbstbeweihräucherung, nicht biblisches Geben.

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      1. Ja, wenn die Wohltaten wirklich auf Matthäus 6,3 beruhten. Das von Elizabeth hinterlassene Vermögen sagt aber etwas anderes aus!!!

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  3. Verantwortungsträger, die ihre eigene Verantwortung vor Gott kennen, werden ihre Entscheidungen eher an den Bedürfnissen der ihnen anvertrauten Menschen ausrichten, – als solche, die diese Verantwortungsdimension nicht kennen.

    Auch unser Grundgesetz nennt in seiner Präambel diese Dimension:
    „Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, …“

    https://www.gesetze-im-internet.de/gg/pr_ambel.html#:~:text=Grundgesetz%20f%C3%BCr%20die%20Bundesrepublik%20Deutschland.%20Pr%C3%A4ambel.%20von%20dem,Volk%20kraft%20seiner%20verfassungsgebenden%20Gewalt%20dieses%20Grundgesetz%20gegeben.

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  4. „Die Lehren Jesu waren immer mein inneres Licht“
    Damit sagt sie, was ein anderer König schon gesagt hat:
    „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ (Psalm 103)

    P.S. Gerne verweise ich bei dieser Gelegenheit auf eine andere Monarchin, Königin Silvia von Schweden hat ein Gebetbuch veröffentlicht (die Fotos darin stammen von König Carl Gustaf):
    „Zu beten schenkt mir Geborgenheit und Ruhe, wenn die großen Lebensfragen sich stellen“.

    https://www.zvab.com/9783579065496/K%C3%B6nigin-Silvias-Gebetbuch-Gebete-3579065491/plp

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  5. Das klingt ja gut: Die Queen eine gläubige Frau. Tatsache ist aber, dass während ihrer Regentschaft die Abtreibungsregelungen liberalisiert wurden. Meines Wissens hat sie neben den repräsentativen nur 2 substanzielle Rechte: Ohne ihre Unterschrift tritt kein Gesetz in Kraft und das Recht des Warnens. Da passt doch etwas nicht. Oder liege ich hier falsch?

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  6. Ich denke, die verstorbene Königin hat es uns vorgemacht, wie man in der Liebe Christi leben soll. Sie ist jetzt ganz sicher „daheim“.

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    1. Eckhard Weber Sie sind nicht richtig informiert. Lesen Sie mal über die Kolonialzeit nach und wie die unterdrückten Menschen über die Freimaurerin denken.

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  7. Nochmal zu England.
    Wo Licht ist, ist auch viel, viel Schatten:
    Die Wahrheit hat mit Anstand nichts zu tun. Eine Entschuldigung für all die Brutalitäten des engl. Empires wäre angebracht gewesen. Dazu hat sie am längsten von allen Herrschern Zeit gehabt. Als Deutsche/r sollte einem das doch geläufig sein, oder? GB ist England und England ist das Königshaus, ein Land, dass mit Piraterie großgeworden ist. Heute nennt man das auch Terrorismus. Medial totgeschwiegen, der Drogenanbau in Indien statt Nahrungsmittel und zwei brutale Drogenkriege mit China um das Land zu verseuchen und rießige Gewinne zu machen, die Hungersnot in Indien, der 1943 bis zu 4 Millionen Inder zum Opfer fielen, verursacht durch die Nahrungsmittelausfuhr für die britische Armee, der grausame Burenkrieg mit der Erfindung der Konzentrationslager, nur um den Transvaal- und Oranje Staaten die Gold und Diamanenreichtümer zu rauben. Das ist die britische Fairness. Die Steuersparinsel ist direkt der Königin unterstellt. Das sollte man auch nicht vergessen. Steuern zahlen tun nur die Bürger, für Großinvestoren gelten Sonderregeln. Mit medialen Krankenhausbesuchen und ähnlichen im Verein mit den Medien vergisst man das. Auch Queen-Gatte Prinz Philip war dem WEF (SChwab) verbunden und noch mehr dem WEF-Zwilling Club of Rome, in dessen Publikation ´The First Global Revolution´ von 1991 es heißt:
    „The real enemy is mankind itself.“ (Der wahre Feind ist die Menschheit selbst)
    Aus solchen ideologischen Parolen ist der grüne Menschenhass entstanden.
    Bezeichnend ist auch ein Zitat von Prinz Philip von 1988:
    „In the event that I am reincarnated, I would like to return as a deadly virus, to contribute something to solving overpopulation.“
    (Sollte ich wiedergeboren werden, würde ich gerne als tödlicher Virus zurückkehren, um etwas zur Lösung des Problems der Überbevölkerung beizutragen)

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    1. Kein Mensch ist perfekt. Das war König David auch nicht. Wieviel Mord und Totschlags gibt es in dieser Biographie incl. Ehebruch und Auftragsmord…. trotz allem war er ein Mann nach Gottes Herz. Weil er demütig war und im Vergebung bat.
      Und vieles wissen wir einfach nicht.
      Ich fand Queen Elisabeth eine beeindruckende und und trotz ihres Adels eine demütige Person. Und ich kann ihr ihre Frömmigkeit abnehmen. Ich muss nicht die dunklen Flecken raussuchen und genüsslich drauf zeigen. Das kann ich Gott überlassen und vielleicht einfach mal nur meinen Teil denken….

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  8. Manche hier scheinen den Splitter im Auge der Schwester Elizabeth zu suchen und sie scheinen für den Humor den Prinzen auch keinen Zugang zu haben. Auch wenn man mit der Monarchie nichts anfangen kann habe ich Respekt vor der Leistung dieser Schwester im Glauben.

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  9. Sie war mit Billy Graham befreundet!Er war nach Wikipedia Freimaurer!! Ich als Christ distanziere mich von solchen Personen, auch wenn sie Billy Graham heißen!

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  10. Wer sind wir zu beurteilen?, zu kritisieren?
    Haben wir den göttlichen „Maßstab“?

    Oder haben vielmehr den weltlichen Meinungsmaßstab?

    Was wissen wir tatsächlich?
    Wieviel Nächstenliebe leben wir?

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  11. Haben wir in WAHRHEIT nur eine Meinung, die sich auf spekulative und scheinbar kritische „Wissensbildung“ verläßt und einem Journalismus, dem fast nichts übrig bleibt als nur unser Leben zu spiegeln kann?

    Wem bringt es etwas, wenn wir uns nur Meinungen hin und her schieben?

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  12. Einfach ätzend, was hier abgeht. Gott alleine sieht das Herz. Nicht wir sind die Richter. Mir fällt grade das Gleichnis von der Ehebrecherin ein. Wer ohne Sünde ist, hebe den ersten Stein …

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