Weltverfolgungsindex 2023: Nordkorea wieder an der Spitze

Zum dreißigsten Mal veröffentlicht Open Doors den Weltverfolgungsindex. Er zeigt: Das Ausmaß der Gewalt gegen Christen hat einen neuen Höchststand erreicht. Besonders in Afrika werden Christen verfolgt.
Von Johannes Schwarz
Weltverfolgungsindex 2023

Nordkorea belegt Rang 1 bei der weltweiten Christenverfolgung. Das geht aus dem Weltverfolgungsindex (WVI) 2023 des Hilfswerks Open Doors hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Die Diktatur erreicht mit 98 Punkten von 100 möglichen Punkten in der Bewertung einen Negativrekord. Durch die Einführung eines neuen „Gesetzes gegen reaktionäres Gedankengut“ wird noch gezielter gegen Christen vorgegangen. Besonders Christen in Hauskirchen werden verfolgt.

Daher löst Nordkorea Afghanistan an der Spitze ab. Vergangenes Jahr nahm der afghanische Staat Rang 1 im WVI ein. Die Terror-Organisation Taliban hatte ab August 2021 zahlreiche Christen wegen ihres Glaubens ermordet und vertrieben. Dieses Jahr landet Afghanistan auf Rang 9. Noch immer werden dort massiv Christen verfolgt, allerdings sei nicht erkennbar, ob dies aufgrund der Religion oder der Zusammenarbeit mit westlichen Streitkräften geschehe. Die Lage der Christen in Afghanistan ist unübersichtlich.

Weltverfolgungsindex 2023: Christen in der Subsahara besonders gefährdet

Seit Jahren steigt die Gewalt und Verfolgung gegen Christen in Afrika. 13 von 50 Ländern des WVI befinden sich in Subsahara-Afrika. Die Gewalt erreicht dort einen neuen Höchststand. Islamische und andere bewaffnete Gruppen unterdrücken und setzten mit Gewalt ihre Ziele durch.

Ein Mann liest in der Bibel Foto: Open Doors
Verfolgte gewinnen aus dem Lesen der Bibel Glaube, Kraft und Hoffnung

Fünf afrikanische Staaten landen somit unter den unrühmlichen „Top Ten“: Somalia (Platz 2), Eritrea (Platz 4), Libyen (Platz 5), Nigeria (Platz 6) und Sudan (Platz 10). In einigen Fällen fliehen Christen aus den Ländern. Diejenigen, die trotz der Angriffe bleiben, werden zunehmend mit Feindseligkeiten der meist muslimischen Bevölkerung schikaniert. Hinzu kommt eine allgemeine schwierige Situation. Armut und Hunger machen sich breit. Dies wird durch die Folgen des russischen Krieges in der Ukraine und der Corona-Pandemie verstärkt, berichten die Verantwortlichen von Open Doors.

Die Rangliste des Weltverfolgungsindex 2023

  1. Nordkorea (98 Punkte)
  2. Somalia (92 Punkte)
  3. Jemen (89 Punkte)
  4. Eritrea (89 Punkte)
  5. Libyen (88 Punkte)
  6. Nigeria (88 Punkte)
  7. Pakistan (86 Punkte)
  8. Iran (86 Punkte)
  9. Afghanistan (84 Punkte)
  10. Sudan (83 Punkte)
Plätze 11 bis 50 des Weltverfolgungsindex 2023

11. Indien (82 Punke)

12. Syrien (80 Punkte)

13. Saudi-Arabien (80 Punkte)

14. Myanmar (80 Punkte)

15. Malediven (77 Punkte)

16. China (77 Punkte)

17. Mali (76 Punkte)

18. Irak (76 Punkte)

19. Algerien (73 Punkte)

20. Mauretanien (72 Punkte)

21. Usbekistan (71 Punkte)

22. Kolumbien (71 Punkte)

23. Burkina Faso (71 Punkte)

24. Zentralafrikanische Republik (70 Punkte)

25. Vietnam (70 Punkte)

26. Turkmenistan (70 Punkte)

27. Kuba (70 Punkte)

28. Niger (70 Punkte)

29. Marokko (69 Punkte)

30. Bangladesch (69 Punkte)

31. Laos (68 Punkte)

32. Mosambik (68 Punkte)

33. Indonesien (68 Punkte)

34. Katar (68 Punkte)

35. Ägypten (68 Punkte)

36. Tunesien (67 Punkte)

37. Demokratische Republik Kongo (67 Punkte)

38. Mexiko (67 Punkte)

39. Äthiopoen (66 Punkte)

40. Bhutan (66 Punkte)

41. Türkei (66 Punkte)

42. Komoren (66 Punkte)

43. Malaysia (66 Punkte)

44. Tadschikistan (66 Punkte)

45. Kamerun (65 Punkte)

46. Brunei (65 Punkte)

47. Oman (65 Punkte)

48. Kasachstan (65 Punkte)

49. Jordanien (65 Punkte)

50. Nicaragua (65 Punkte)

Autokratische Regime unterdrücken Christen

Die Hilfsorganisation Open Doors verzeichnet immer mehr Druck und Unterdrückung christlicher Gemeinschaften in autokratischen Staaten. In diesem Zusammenhang gilt China gemeinhin als Vorbild für einige Regime. Gegenüber dem Vorjahr hat sich China (Platz 16) verschlechtert und fällt um einen Rang. Durch den technologischen Fortschritt können autoritäre Staaten Christen und andere Religionsgemeinschaften leichter unterdrücken. Dies geschieht auch in Malaysia (Platz 43) und Myanmar (Platz 14).

Drei chinesische Christinnen, die an einem Tisch zusammensitzen Foto: Open Doors
Chinesische Christen beim gemeinsamen Bibelstudium

Auch Russland folgt dem Vorbild Chinas, wird allerdings nicht im WVI unter den 50 Staaten gelistet. Jedoch verfolgen auch zentralasiatische Staaten Christen: Kasachstan (Platz 48), Turkmenistan (Platz 26), Usbekistan (Platz 21) und Tadschikistan (Platz 44).

Weltverfolgungsindex 2023 – die Karte

In der Türkei (Platz 41) wurden viele Kirchen beschädigt oder in Moscheen umgewandelt. Die islamisch-nationalistische Regierung lässt wenig Raum für Christen und schürt Hass gegen Christen.

Auch in Algerien (Platz 19) leiden Christen. Sie werden isoliert und aus dem gesellschaftlichen Leben gedrängt.

88 Witwen sitzen zusammen in einem Klassenraum und hören einer Referentin zu Foto: Open Doors
In Burkina Faso, im Weltverfolgungsindex 2023 auf Rang 23, lassen sich Witwen zu Trauma-Seelsorgerinnen ausbilden

Im Iran (Platz 8) überwachen islamische Hardliner das religiöse Leben. Die Zahl dokumentierter gewaltsamer Übergriffe auf Christen ist gestiegen. So macht in Indien (Platz 11) ein Anti-Bekehrungsgesetz in elf Bundesstaaten Christen das Leben schwer. Willkürliche Verhaftungen und Schikanen sind für Christen real. Seitdem der Premier Narendra Modi 2014 die Macht übernommen hat, hat der Druck auf Christen in Indien deutlich zugenommen.

Zwei indische Männer beten für Pastor Sudeep aus dem Osten Indiens, der bereits mehrfach wegen seiner christlichen Aktivitäten verhaftet wurde. Foto: Open Doors
Immer wieder wird Gebet benötigt: Hier für einen Pastor aus dem Osten Indiens, der bereits mehrfach wegen seiner christlichen Aktivitäten verhaftet wurde.
Pastor Krishna und seine Familie sahen sich ununterbrochener Verfolgung ausgesetzt Foto: Open Doors
Pastoren und ihre Familien sehen sich in Indien ununterbrochener Verfolgung ausgesetzt

Weltverfolgungsindex 2023 verzeichnet Höchststand an Gewalt

Im gesamten Berichtszeitraum von Oktober 2021 bis September 2022 wurden mindestens 5.621 Christen wegen ihres Glaubens ermordet. Vor fünf Jahren waren etwas mehr als 3.000 Christen. Das Ausmaß der Gewalt gegen Christen hat somit laut Open Doors einen neuen Höchststand erreicht. Auffällig ist Nigeria, allein dort wurden rund 5.000 Christen ermordet. Autoritarismus und ideologischer Nationalismus verschärfen die Verfolgung und Diskriminierung von Christen.

Ein zerstörtes Gemeindehaus in Bangladesch Foto: Open Doors
Nicht nur Menschen sind in Gefahr. Wie hier in Bangladesch werden immer wieder Gemeindehäuser zerstört.
Junge Christen aus Nigeria stehen zusammen vor einem Haus Foto: Open Doors
Tausende Christen in Nigeria tragen die Narben der von Islamisten verursachten Unruhen

Der Leiter von Open Doors Deutschland, Markus Rode, sagte: „Der 30. Weltverfolgungsindex in Reihe belegt die starke Zunahme von Christenverfolgung weltweit.“ Es sei wichtig, dass Unrecht dokumentiert werde und verfolgte Christen nicht ungehört blieben. Durch Gebet und materielle Hilfe an Opfer sei es möglich, auch Hoffnung zu schöpfen.

360 Millionen Christen seien „sehr hoher bis extremer“ Verfolgung ausgesetzt. Open Doors analysiert mithilfe von Fragebögen verschiedene Lebensbereiche von Christen: das Privat- und Familienleben, das Leben in Gesellschaft und Staat sowie das kirchliche Leben. Zudem erfasst das Hilfswerk physische Gewalt gegen Christen. Mit einem Punktesystem ermittelt Open Doors dann den Grad der Verfolgung von Christen.

Die Fragebögen werden von Fachleuten aus drei Bereichen beantwortet: von Forschern von Open Doors, die mit lokalen Kirchengemeinden zusammenarbeiten, von Analysten des Weltverfolgungsindex-Teams sowie von externen Experten.

Der Index umfasst 50 Länder, zu denen das Hilfswerk detaillierte Berichte veröffentlicht. In weiteren 26 Ländern seien Christen einem „hohen“ Maß von Verfolgung ausgesetzt.

Der Weltverfolgungsindex von Open Doors– so hat er sich in den vergangenen Jahren entwickelt

Weltverfolgungsindex 2020

2020: Der Weltverfolgungsindex 2020 zeigt eine stetige Zunahme von Gewalt gegen Christen. Besonders dramatisch war die Lage für Christen in Somalia (Platz 3). Dort hatte es wiederholt Anschläge auf Kirchen gegeben; Bibeln waren verbrannt worden. Neben Nordkorea (Platz 1) und Afghanistan (Platz 2) war die Christenverfolgung in Afrika und Asien besonders hoch.

Die ersten zehn Plätze des Weltverfolgungsindex’ 2020

  1. Nordkorea (94 Punkte)
  2. Afghanistan (93 Punkte)
  3. Somalia (92 Punkte)
  4. Libyen (90 Punkte)
  5. Pakistan (88 Punkte)
  6. Eritrea (87 Punkte)
  7. Sudan (85 Punkte)
  8. Jemen (85 Punkte)
  9. Iran (85 Punkte)
  10. Indien (83 Punkte)

Weltverfolgungsindex 2021

2021: Im Jahr 2021 verschärfte die Corona-Pandemie erheblich die Situation für Christen weltweit. Die Pandemie wirkt als Katalysator für weltweite Christenverfolgung. Nordkorea blieb unangefochten auf Platz 1. Libyen (Platz 3) fiel unter den afrikanischen Staaten besonders auf.

Die ersten zehn Plätze des Weltverfolgungsindex’ 2021

  1. Nordkorea (94 Punkte)
  2. Afghanistan (94 Punkte)
  3. Somalia (92 Punkte)
  4. Libyen (92 Punkte)
  5. Pakistan (88 Punkte)
  6. Eritrea (88 Punkte)
  7. Jemen (87 Punkte)
  8. Iran (86 Punkte)
  9. Nigeria (85 Punkte)
  10. Indien (83 Punkte)

Weltverfolgungsindex 2022

2022: Vergangenes Jahr löste Afghanistan Nordkorea von der Spitze des Index ab. Die Terror-Organisation Taliban hatte die Situation für Christen im Land unerträglich gemacht. In Nordkorea war die Christenverfolgung dennoch sehr hoch. Einige afrikanische Staaten erreichten erneut die „Top Ten“. Indien lag erneut auf Platz 10.

Die ersten zehn Plätze des Weltverfolgungsindex’ 2022

  1. Afghanistan (98 Punkte)
  2. Nordkorea (96 Punkte)
  3. Somalia (91 Punkte)
  4. Libyen (91 Punkte)
  5. Jemen (88 Punkte)
  6. Eritrea (88 Punkte)
  7. Nigeria (87 Punkte)
  8. Pakistan (87 Punkte)
  9. Iran (85 Punkte)
  10. Indien (82 Punkte)
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3 Antworten

  1. Wenn ich die Karte so betrachte, fällt mir auf, dass der Islam den Kommunismus weitgehend „beerbt“ hat. Diese entsetzliche Ideologie hat ja glücklicherweise seit der Friedlichen Revolution vor über 30 Jahren an Bedeutung verloren. Leider scheiterte sie in China, das sich seitdem immer mehr zu einem totalitärem Überwachungsstaat entwickelt. Übertroffen nur noch von Nordkorea. Wahrscheinlich werden auch diese Systeme überraschend „inplodieren“. Jedenfalls war das Ende des Ostblocks ein großartiger Gebetssieg! Lasst uns weiterbeten, damit dies auch mit dem Islam passiert. Interresanterweise wenden sich immer mehr Iraner vom Islam ab und Jesus zu. Das stimmt mich hoffnungsvoll. Jesus ist und bleibt Sieger!

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  2. Mit welchen meßbaren Kriterien wird der Index (der Christen-Verfolgungs-Länder) erstellt. Ich habe meine Büros in Berlin – mit im Haus die Maledivische Botschaft (Rang 15). Für ein Gespräch mit dem Botschafter brauche ich Zahlen..Daten..Fakten.

    Ich nehme zum Gespräch gerne den Hauptstadt-Redakteur der Pro mit. Wir sitzen Wand an Wand und uns trennt gemeinsam ein Stockwerk von den Christenverfolgern.
    Hartmut

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    1. An dieser Stelle verweise ich auf Open Doors. Im Netz finden sich von Open Doors zahlreiche Hinweise zu den Kriterien. Außerdem sind dort auch alle Informationen zu den jeweiligen Ländern zu finden. Ich wünsche viel Erfolg!

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