„Unwort“ des Jahres 2022: „Klimaterroristen“

Der Ausdruck „Klimaterroristen“ ist „Unwort des Jahres“ 2022. Damit würden Klimaaktivisten diffamiert.
Von Norbert Schäfer
Themen rund um den Klimaschutz haben Jugendliche in letzter Zeit besonders bewegt. Das zeigen unter anderem die „Fridays for Future“-Demos.

Der Ausdruck „Klimaterroristen“ ist „Unwort des Jahres“ 2022. Mit dem Ausdruck werde im öffentlich-politischen Diskurs pauschal Bezug auf Akteure genommen, die sich für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen und die Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens einsetzen. Wie die sprachkritische Aktion am Dienstag mitteilte, werde der Ausdruck gebraucht, um Aktivisten und deren Protest zu diskreditieren.

Die Aktion „Unwort des Jahres“ will eigenen Angaben zufolge „auf öffentliche Formen des Sprachgebrauchs aufmerksam machen und dadurch das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern“. Eine sechsköpfige Jury bewertet eingereichte Wörter und Formulierungen danach, ob diese gegen die Menschenwürde oder die Demokratie verstoßen, einzelne gesellschaftliche Gruppen benachteiligen, ächten und beleidigen, oder der Ausdruck beschönigend, verschleiernd oder gar irreführend ist. Das Unwort des Jahres wird seit 1991 jährlich Mitte Januar bekannt gegeben. Bis 1994 wurde es von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) gewählt.

„Klimaterroristen“ kriminalisiert und diffamiert

Nach Ansicht der Jury werden mit dem Ausdruck „Klimaterroristen“ Klimaaktivisten mit Terroristen gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert und diffamiert. Als Terrorismus gilt die systematische Ausübung und Verbreitung von Angst und Schrecken durch radikale physische Gewalt. Dabei nehmen Terroristen Zerstörung, Tod und Mord in Kauf. „Durch die Gleichsetzung des klimaaktivistischen Protests mit Terrorismus werden gewaltlose Protestformen zivilen Ungehorsams und demokratischen Widerstands in den Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt“, so die Verantwortlichen. In der Liste der 497 Vorschläge aus 1.476 Einsendungen befanden sich unter anderem die Begriffe „Sozialtourismus“ (Platz 2), „defensive Architektur“ (Platz 3) und „militärische Spezialoperation“.

Durch die Verwendung des Ausdrucks „Klimaterroristen“ werde der „Fokus der Debatte von den berechtigten inhaltlichen Forderungen der Gruppe hin zum Umgang mit Protestierenden“ verschoben. Die Forderungen, die Klimakrise durch wirksame politische Maßnahmen zu bewältigen, trete im öffentlichen Diskurs in den Hintergrund. Auch die globale Bedrohung durch den Klimawandel. In den Vordergrund rücke stattdessen die „Frage nach politischen und juristischen Handlungsmöglichkeiten gegen zivilgesellschaftliche Akteure“.

Das Unwort 2021 war „Pushback“ und wurde in Debatten zur Einwanderung über die europäische Außengrenze verwendet. Im Jahr zuvor hatte die Jury mit den Ausdrücken „Rückführungspatenschaften“ und „Corona-Diktatur“ zwei Unwörter gewählt. Bereits 2019 hatte das Unwort mit dem Begriff „Klimahysterie“ einen Bezug zum Klimaschutz. 2017 waren „Alternative Fakten“ und 2014 „Lügenpresse“ als Unwörter von der Jury erkannt worden.

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15 Antworten

  1. Für mich ist eher „Klimaaktivist“ ein Unwort, da das diese Extremisten verharmlost.

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    1. Mich erinnert das sehr stark an die Diktatoren in dieser Welt, die benutzen auch das Wort „Krieg gegen den Terror“ um ihre Völker zu unterdrücken. Macht Euch nicht den Putins, Erdogans, Xis, den Mullas und Saudis, etc. gleich.
      Diejenigen, die andere als Extremisten, Faschisten und Terroristen bezeichnen sind es in vielen Fällen selbst.
      Lasst euch nicht einlullen, die Verbrecher sitzen ganz woanders mit goldenen Klobrillen und goldenen Wasserhähnen und andere müssen die Umweltzerstörung ausbaden.

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      1. “Mich erinnert das sehr stark an die Diktatoren in dieser Welt, die benutzen auch das Wort “Krieg gegen den Terror” um ihre Völker zu unterdrücken. Macht Euch nicht den Putins, Erdogans, Xis, den Mullas und Saudis, etc. gleich.“

        Der „Krieg gegen den Terror“ wurde von den USA und ihren Verbündeten ausgerufen und nicht von Putin, Erdogan, Xi, den Mullas oder den Saudis.
        https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_gegen_den_Terror

        Sind die USA für Sie also eine Diktatur?

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    2. Und übringens, das Verfassungsgericht hat festgestellt, dass unsere bisherigen Bundesregierungen in Sachen Klimaschutz zu passiv waren. Das Problem ist nicht zu viel Aktivität sondern Passivität.

      Danke all Ihr Aktivisten, die ihr Euch für unsere Verfassungsmäßen Rechte einsetzt.

      Danke all Ihr Aktivisten die ihr in der Vergangenheit gegen geltendes Recht diese Rechte erkämpft habt, ohne Euch wären die meisten von uns heute noch Leibeigene.

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      1. „Danke all Ihr Aktivisten die ihr in der Vergangenheit gegen geltendes Recht diese Rechte erkämpft habt, ohne Euch wären die meisten von uns heute noch Leibeigene.“

        Dank solcher Revolutionäre wie Ihnen, lebten hunderte Millionen Menschen unter kommunistischen Diktaturen, die ihr Heilsversprechen nie einlösen konnten und in der die Menschen immer Leibeigene der herrschenden Partei waren.

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  2. Das Wort und Unwort des Jahres, was von irgendwelchen kleinen Kreisen ausgewählt wird wird total überbewertet. Deshalb am besten diese Bewertungen ganz schnell vergessen.

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  3. Das Wort Klimaterrorist ist ein schlimmes Wort. Terroristen sind Leute, die unschuldige Menschen töten. Das passt doch dann schon eher auf die Großkonzerne, geldgierigen Aktionäre, machtbesessen Politiker, die Gottes wunderbare Schöpfung ausbeuten und zerstören. Damit machen sie sich schuldig, am Sterben von Menschen durch Klimaerwärmung z.b.Dürre, Hunger, Überflutung. Wenn wir als Christen glauben, dass Gott der Schöpfer der Erde ist, sollten wir auch respektvoll mit ihr umgehen bzw.konsumieren.D.h.Strom aus nachhaltiger Energie, aktiv sich für Natuschutz einsetzten, wo es möglich ist, Bio und FAIR gehandelte Konsumgüter einkaufen. Jetzt schon sterben Menschen durch Pestizide, und andere Giftstoffe, weil wir möglichst billige Bananen, Kleidung etc.wollen. Nächstenliebe zeigt sich auch in meinem Einkaufsverhalten. ( Ökostrom, Bio, FAIR, Tierwohl, uvm. )

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  4. In Lützerath werfen die „Aktivisten“ gerade Steine und Molotowcocktails auf die Polizei aber das darf man vermutlich nicht überbewerten um ja niemanden zu diffamieren. Aufrufe an die friedlichen Teilnehmern, sich von den Extremisten zu distanzieren, habe ich auch noch nicht vernommen („Man demonstriert nicht mit Extremisten“) aber vermutlich ist das im Gegensatz zu den Querdenkern-Demonstrationen auch gar kein Problem. Die Aktivisten muß man nämlich differenziert betrachten und darf sie nicht wie die Querdenker alle über einen Kamm scheren.

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  5. Wenn man den Begriff „Terror“ mit dem Terror (Baader-Meinhof) der 70er und 80er Jahre in einen Vergleich stellt, dann wäre „Klima-Terror“ sicherlich maßlos übertrieben. Aber die Frage stellt sich doch: Wo fängt
    objektiv gesehen Terror an? Doch nicht bei Baader-Meinhof!

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  6. Unsere Sprache ist nicht immer so eindeutig. Terrorist bezeichnet Menschen, die mit Waffengewalt ohne Rücksicht auf das Leben und die Unversehrtheit andere ihre Ziele verfolgen. Diese Bezeichnung ist für die sogenannten Klimaaktivisten jedenfalls unangemessen.
    Andererseits wird der Bergriff „Terrorisieren“ viel eher eingesetzt. Man spricht von Nachbarn, die einander terrorisieren, würde diese aber nicht als Terroristen bezeichnen. Ich denke, gerade Christen sollten mit Sprache behutsam umgehen und andere bzw. andersdenkende nicht verunglimpfen, sondern immer respektvoll von und mit anderenMenschen reden. Es gibt Grenzen, wo man auch sehr deutlich reden muss, aber die sind sicher nicht da erreicht, wo Menschen um nachvollziehbare Ziele kämpfen, selbst wenn die Mittel falsch sind oder sie irren.

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    1. „Terrorist bezeichnet Menschen, die mit Waffengewalt ohne Rücksicht auf das Leben und die Unversehrtheit andere ihre Ziele verfolgen. Diese Bezeichnung ist für die sogenannten Klimaaktivisten jedenfalls unangemessen.“

      Finden Sie? Sind mit Benzin gefüllte, brennende Molotowcocktails, die auf Polizisten geworfen werden, keine Waffengewalt ohne Rücksicht auf das Leben und die Unversehrtheit anderer?

      Finden Sie nicht, dass genau hier diese Grenzen erreicht sind, bei denen man sich deutlich von dieser Bewegung distanzieren muss?

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      1. @Petzi
        Aus meiner Sicht ziehen Sie die falschen Schlüsse.
        Diese Bewegung sollte sich tunlichst von jenen distanzieren, die gewalttätig sind und sich klar werden,dass sie massiv an Bedeutung und Einfluss verliert, wenn die Gewaltbereiten unter den Aktivisten viel Raum bekommen und Schlagzeilen machen. Aber diese Bewegung, die sich für eine lebenswerte Welt einsetzt, ist an sich ist nicht gewalttätig. Und deshalb muss man sich auch nicht von ihr distanzieren.

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        1. „Diese Bewegung sollte sich tunlichst von jenen distanzieren, die gewalttätig sind“

          Ja sollte sie. Ich glaube aber nicht, dass das passieren wird. Revolutionsromantik („Antikapitalista“) ist ein elementarer Wesenszug dieser Leute. Und so lange muß sich die „Bewegung“ eben diese Kritik gefallen lassen.

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          1. Ich kenne einige „dieser Leute“ persönlich. Keiner hat als elementaren Wesenszug Revolutionsromantik. Sie sind alle bodenständig und an wissenschaftlichen orientiert. Und keiner davon ist gewalttätig.
            Wenn man negative Aspekte des Kapitalismus kritisiert, ist man noch lange kein kommunistischer Revoluzzer.

            Differenzieren Sie bitte besser und informieren Sie sich aus Quellen, die wahrheitsgetreu berichten und nicht einfach nur Ihr Bedürfnis nach Linken-Bashing bedienen.

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