Protestant oder Katholik?

Laschet oder Söder? Diese Woche entscheidet sich, wer Kanzlerkandidat der Union wird. Gläubig sind beide – und doch sehr unterschiedlich.
Von Jonathan Steinert
Markus Söder und Armin Laschet wollen Kanzlerkandidaten werden

Diese Woche steht der Showdown zwischen Armin Laschet und Markus Söder an: Beide wollen, doch nur einer wird die Union als Kanzlerkandidat in den Wahlkampf der Bundestagswahl im September führen. Der CDU-Chef oder der Chef der bayerischen Schwesternpartei CSU.

So stehen die Chancen

Armin Laschet hat als Bundesvorsitzender der CDU ein vorrangiges Zugriffsrecht. Allerdings sprechen die Umfragen gegen ihn: Ende voriger Woche waren lediglich 26 Prozent der Bürger Nordrhein-Westfalens zufrieden mit Laschets Arbeit als ihrem Ministerpräsidenten. Noch im Januar lag der Wert 34 Prozentpunkte höher. Umgekehrt stieg die Unzufriedenheit mit seiner Arbeit um 31 Prozentpunkte auf 69 Prozent. Und auch im direkten Vergleich zu Söder, Olaf Scholz, dem Spitzenkandidaten der SPD, sowie dem grünen Führungsduo Robert Habeck und Annalena Baerbock liegt Laschet zurück. Selbst in der Bevölkerung des eigenen Bundeslandes wird Söder als besserer Kanzlerkandidat gehandelt.

Eine aktuelle Forsa-Umfrage vom Montag wird noch deutlicher: Demnach können sich 37 Prozent der Deutschen vorstellen, die Union bei der Bundestagswahl zu wählen – falls Markus Söder der Spitzenkandidat ist. Mit Armin Laschet an der Spitze wären es lediglich 13 Prozent, wie das Trendbarometer von RTL und ntv angibt.

Armin Laschet: Rheinische Frohnatur, konsensorientierter Katholik

Armin Laschet Foto: pro/Jörn Schumacher
Armin Laschet in seinem Büro

Seit 2017 regiert Laschet Nordrhein-Westfalen, das mit etwa 18 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichste Bundesland, in einer Koalition mit der FDP. Auch im nächsten Bundestag wünsche er sich starke Liberale, sagte er jüngst angesprochen auf mögliche Koalitionspartner, sollte er Kanzler werden.

Die Grünen-Chefs Robert Habeck und Annalena Baerbock seien menschlich sympathisch, vor allem im Bereich der Energiepolitik hätten sie jedoch sehr unterschiedliche Ansätze. Bevor Laschet Ministerpräsident wurde, hatte er Stationen im Bundestag, im Europäischen Parlament sowie als Landesminister. Vor seiner politischen Laufbahn war der studierte Jurist als Journalist für den Bayerischen Rundfunk tätig und während seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter als Geschäftsführer und Leiter des katholischen Einhard-Verlags in seiner Heimatstadt Aachen. Im Februar wurde Laschet 60 Jahre alt.

Das parteipolitische Engagement des Katholiken sei die Fortsetzung seines kirchlichen Engagements in der Jugendzeit gewesen, sagte Laschet 2017 bei einer Diskussionsveranstaltung in einer Kölner Gemeinde. Die Bergpredigt sollte ein Kompass für das politische Handeln und das gelebte Miteinander sein, erklärte Laschet im vorigen Jahr gegenüber PRO.

Das christliche Menschenbild, für das seine Partei stehe, binde den Menschen an seinen Schöpfer: „Der Mensch soll die Erde gestalten, aber er soll nicht selbst Gott spielen.“ Die soziale Marktwirtschaft entspricht in den Augen Laschets der Vorstellung, dass der Mensch unverwechselbares Individuum und gleichzeitig Teil einer Gemeinschaft sei. Die Familie als Keimzelle der Gesellschaft will der Vater von drei Kindern stärken.

In der ersten Welle der Corona-Krise warb Laschet früher als andere Ministerpräsidenten dafür, die Einschränkungen der Grundrechte wieder zu lockern. Im Gespräch mit pro betonte er, dass seine Landesregierung in Nordrhein-Westfalen im Frühjahr 2020 keine Gottesdienste per Verordnung verboten habe. Religionsfreiheit einzuschränken sei etwas anderes, als eine Kneipe zu schließen. Auch vor Weihnachten erklärte er angesichts der hohen Infektionzahlen, auf die Freiwilligkeit der Religionsgemeinschaften zu setzen.

Markus Söder: Beharrlicher Protestant

Markus Söder Foto: pro/Swanhild Zacharias
Markus Söder auf dem Kongress Christlicher Führungskräfte 2017

Markus Söder ist seit gut drei Jahren Ministerpräsident von Bayern, politische Erfahrung hat er zuvor schon reichlich gesammelt. Von 2007 bis 2018 leitete er drei bayerische Landesministerien, an der Seite von CSU-Grande Edmund Stoiber war er Generalsekretär der Partei.

Bis 2018 galt Söder in der Öffentlichkeit als krawalliger Karrieretyp, zwar beharrlich, aber eher unsympathisch. Von seinem jetzigen Image als ausgeglichenem Staatsvater mit einem Faible für Schwarz-Grün war er jedenfalls weit entfernt. Die Kehrtwende vollzog er 2018 nach den bayerischen Landtagswahlen.

Porträt über Markus Söder

» Der Unerhörte

Söder hatte gemerkt, dass sein allzu Berlin-kritischer Kurs ihm in der Breite der Bevölkerung nicht die erhoffte Zustimmung brachte. In den ersten Regierungsmonaten gab er noch den alten Söder, und er sorgte mit einem medial groß inszenierten Erlass für Aufsehen, dass in allen staatlichen Gebäuden christliche Kreuze hängen sollen.

Nur wenige Politiker tragen ihren christlichen Glauben so auf der Zunge wie Söder. Im PRO-Interview sagte er auf die Frage, wer Jesus für ihn sei: „Der Sohn Gottes. Ich las einmal das Buch ‚Die letzten Tage Jesu‘ von Nick Page. Er kommt zum Schluss: Es ist erstaunlich, dass jemand am hintersten Eck der damals bekannten Welt, in Judäa und Galiläa, für sehr kurze Zeit die Bühne der Weltgeschichte betritt – und dann Jahrtausende lang wirkt. Egal, ob man ihn wie ich für den Sohn Gottes hält oder nicht: Jesus war wohl der größte Charismatiker der Weltgeschichte.“ Jüngst zog er den Zorn einiger Twitterer auf sich, als er in Tweets Gott dankte. Gestört hat es den Franken offenbar nicht.

Laschet, der konsensorientierte Katholik, oder Söder, der beharrliche Protestant: Beide Politiker spiegeln auf ihre Weise auch ihre Konfessionen wider. Diese Woche wird sich entscheiden, wer sich am Ende durchsetzt.

Von: Jonathan Steinert und Nicolai Franz

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5 Antworten

  1. Was wären denn die Kriterien, um einen Kandidaten und um schließlich den Kanzler auszuwählen?
    Nur die „Beliebtheit“ in Meinungsumfragen?

    In Anlehnung an Paulus sehe ich die folgenden Überlegungen:
    „Ein ‚Kanzler‘ aber soll untadelig sein,
    Mann einer einzigen Frau,
    nüchtern,
    besonnen,
    würdig,
    gastfrei,
    geschickt im Lehren ‚d.h. er kann gut kommunizieren‘,
    kein Säufer,
    nicht gewalttätig, sondern gütig,
    nicht streitsüchtig,
    nicht geldgierig,
    einer, der seinem eigenen Haus gut vorsteht und gehorsame Kinder hat, in aller Ehrbarkeit.
    Denn wenn jemand seinem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie soll er für die ‚Gesellschaft insgesamt‘ sorgen?“

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  2. Für einen bibeltreuen Christen sind eigentlich beide unwählbar, da sie beide eine Politik verfolgen, die Gottes Ordnungen aufhebt, man denke nur an die Homo“Ehe“, die Herr Söder auch vehement gegen Kritiker in seiner Partei verteidigt hat. Wer unbedingt mit den Grünen zusammen regieren will, der arbeitet bewusst daran, die letzten christlichen Überreste im öffentlichen Raum zu schleifen. Ein Land kann zwar nicht mit der Bibel regiert werden, aber das natürliche Recht, das seine Grundlagen in den zehn Geboten hat, sollte der Maßstab sein. Davon ist die BRD inzwischen Lichtjahre entfernt.

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    1. Das Problem hat schon der Rechtsphilosoph und Verfassungsrichter Böckenförde vor Jahren erkannt:
      „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.
      Das ist das große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, eingegangen ist.
      Als freiheitlicher Staat kann er einerseits nur bestehen, wenn sich die Freiheit, die er seinen Bürgern gewährt,
      von innen her,
      aus der moralischen Substanz des einzelnen
      und der Homogenität der Gesellschaft, reguliert.
      Anderseits kann er diese inneren Regulierungskräfte nicht von sich aus,
      das heißt mit den Mitteln des Rechtszwanges und autoritativen Gebots zu garantieren suchen,
      ohne seine Freiheitlichkeit aufzugeben.“

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  3. Im Interesse der cdu wäre es wünschenswert, wenn Armin Laschet seine Kandidaturzugunsten Markus Söder zurückziehen würde.
    Wenn die wirklich überwiegende Öffentliche Meinung MRkus Söder als Kanzlerkandidat haben möchte, so müßte man im Interesse der CDU diesen Weg wählen.
    Schließlich möchte doch die CDU wieder stärkste Partei werden.

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  4. Wer unsere Politik und ihre Protagonisten in den letzten Jahren verfolgt hat, weiß was er von ihnen zu erwarten hat. Leere Versprechungen die nach der Wahl schneller wieder vergessen sind als sie ausgesprochen wurden. Demokratie sehe ich in unserem Land leider nicht mehr. Immer mehr Entmündigung der Bürger, Meinungszensur, Genderwahn, ein zutiefst gottloses und korruptes Politsystem. Bin gespannt wie das noch endet.

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