Söder und die religiösen Tweets

Zwei kurze Tweets lösten jede Menge Reaktionen aus: Am Mittwochnachmittag twitterte die CSU-Zentrale ein Zitat von Markus Söder, in dem er Gott für den Schutz während der Pandemie dankte. Viele Nutzer fanden das zynisch.
Von Jörn Schumacher
Markus Söder

„Gott hat uns bislang gut beschützt. Ich bitte ihn auch weiterhin um den Schutz für unser Land“, so wird in dem Tweet der CSU Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zitiert.

Dies hatte Söder offenbar in seiner Regierungserklärung im Bayerischen Landtag am Mittwoch gesagt. Darauf reagierten zahlreiche Twitter-User mit Häme oder Empörung.

Viele Nutzer betonten, dass sie atheistisch seien, aber den Bezug auf Gott inakzeptabel fänden angesichts vieler Erkrankter und Toter während der Pandemie. So wie Ricarda Lang, stellvertretende Bundesvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin der Grünen:

„Ich bin zwar nicht gläubig, aber das jetzt Gott in die Schuhe zu schieben, ist schon unfair.“

Nutzerin „erzaehlmirnix“ antwortete der CSU: „Ich glaube eher daran, dass Gott mich beschützt, als dass die CDU/CSU es tut. Und ich bin Atheistin.“ Ein anderer Twitter-Nutzer mit dem Nutzernamen „Ikundenbetreuer“ schrieb: „Ich glaube was die Politik betrifft, ist der liebe Gott schon lange fort, ist auf Angelurlaub und gönnt sich das ein oder andere Bier mit seinem Bruder aus den wärmeren Regionen.“

Viele Nutzer hielten Söders Aussage für respektlos angesichts vieler Toter durch Corona. „Die 75 000 Toten mochte Gott halt nicht so gern oder was?“ fragte Nutzerin „_fl_Ash“.

Viele wie der Nutzer „torben_kassler“ posteten nur aktuelle Corona-Zahlen und dazu einen Kommentar wie „Na gottseidank!“

„Marita“ schrieb: „Dann brauchen wir die Politiker ja nicht mehr. Gott macht den Job sicher kostenfrei.“ Erik Marquardt, Mitglied des Europäischen Parlaments in der Fraktion der Grüne, hielt sich kurz: „Wo fängt man da an …“ Andere verwiesen auf die Leistungen der Krankenversorgung in Deutschland: „Hey Markus, Deine Autokorrektur hat aus ‚Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte habe‘ ein ‚Gott hat‘ gemacht – aber ansonsten starkes Signal!“ (User Kaffeecup).

„MichaelMuc“ merkte an: „Wir haben inzwischen verstanden, dass das „C“ in CSU für Cash steht. Sie können also wirklich damit aufhören, so zu tun, als wären Sie eine christliche Partei. Das glaubt doch keiner mehr.“

Nutzer Drei-B: „Sehr geehrter Herr Söder, Bitte fangen sie jetzt nicht mit Gott an bei einer Situation die nichts mit Glauben aber alles mit Wissenschaft zu tun hat.“

Die religiöse Äußerung verteidigen nur wenige Nutzer. Manche hielten die zynischen Äußerungen für unangebracht, wie etwa der User „Irfan“: „Amen / Ameen – bin gerne für sarkastische Kommentare zu haben, aber gegen einen Moment der Andacht / des Gebets zu wettern ist unnötig. Dafür kann man ja den nächsten post nutzen.“

Erst vor drei Tagen hatte Söder mit einem anderen Tweet und einem Foto für viele empörte Reaktionen gesorgt, der religiöse Anmutung hatte. Söder hatte ein Foto von sich veröffentlicht, auf dem er eine Kerze trägt, und dazu geschrieben: „Bayern trauert: Heute Gedenktag für die Verstorbenen der Corona-Pandemie. Zünden wir gemeinsam eine Kerze an und halten inne. Jeder Todesfall ist ein Schicksal. Jeder Verlust wiegt unendlich schwer. Wir werden die Pandemie weiter mit aller Kraft bekämpfen.“

Auch dieser Tweet sorgte für skeptische und empörte Antwort-Tweets, wie etwa: „Eine Kerze wird nicht reichen, um das Virus zu bekämpfen.“ (svk_Inntal).

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11 Antworten

  1. Dankbarkeit ist Grundlage der seelischen Gesundheit.
    Wer statt dessen Zynismus wählt und sogar die Dankbarkeit, die ein anderer gegenüber Gott empfindet, meint abwerten zu müssen, der tut weder sich noch seinen Mitmenschen gut.
    Es ist auch Teil des Realitätssinns, zu erkennen wieviel Gutes – neben allem Schwierigen – doch immer wieder von Gott geschenkt wird.

    Die Folgen von Zynismus und Undankbarkeit hat Bonhoeffer so beschrieben:

    Undankbarkeit beginnt mit dem Vergessen,
    aus dem Vergessen folgt Gleichgültigkeit,
    aus der Gleichgültigkeit Unzufriedenheit,
    aus der Unzufriedenheit Verzweiflung,
    aus der Verzweif­lung der Fluch.

    Dem Dankbaren zeigt Gott den Weg zum Heil.
    Laß dich fragen, ob dein Herz nicht etwa durch Undank so mürrisch,
    so träge,
    so müde,
    so verzagt geworden ist.
    Opfere Gott Dank, und „da ist der Weg, daß ich ihm zeige das Heil Gottes“ (Ps. 50, 23).

    (Bonhoeffer)

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    1. Vielen Dank für deinen Kommentar ♥️ ich bin Christin und das hat nichts mit Religion zu tun, sondern mit dem Glauben an Jesus den Christus!
      So viele Jahre haben wir Ihn vergessen und alles, was gut und richtig war (war ja wenig genug) auf unsere Fahne geschrieben. Nur in den Zeiten der Not, bzw Trauer haben wir aufbegehrt: Gott, wo bist du? Wie kannst du so etwas zulassen?!
      Wenn Gott Seine schützende Hand nicht über unserem Land gehalten hätte, wäre die Katastrophe wahrscheinlich sehr viel schlimmer geworden. Danke Herr und danke Herr Söder

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  2. Ich denke,wir haben Religionsfreiheit. Also darf Herr Söder auch den “ Lieben Gott“ zitieren. Ich schließe mich dem gerne an. Ich mache mich ja auch nicht über Nichtchristen lustig. Wie sagte der Alte Fritz: „Jeder kann nach seiner eigenen Fasson selig werden“. Die Zukunft wird’s zeigen.

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  3. Es wäre schön, die vollmundigen Spötter hätten die letzten Monate des Lockdowns genutzt, ihrerseits über Gott nachzudenken und in seinem Wort, der Bibel, zu lesen. Bewirkt einen bereichernden Perspektivwechsel.

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  4. Herr Söder Sie haben eine biblische Wahrheit erkannt: „Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wenn der Herr nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst“ (Ps. 127, 2). Der allmächtige Gott hat viel mehr mit Corona, Naturkatastrophen und sonstigen Schwierigkeiten im Lande zu tun, als sich viele vorstellen können.
    Das hebräische Wort für Epidemie heißt „Magefa“, in deutschen Bibelübersetzungen wird dafür oft das Wort Plage verwendet, was aber eigentlich „Makot“ sind, nämlich Schläge. Aus der hebräischen Wortwurzel „Magefa“ kommt auch das hebräische Wort Virus.
    Die Menschen und leider auch viele Christen, wollen nicht mehr wahrhaben, dass wir der letzten Zeit (Endzeit), täglich näher kommen.
    L.G. Martin Dobat

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  5. Als Christin glaube ich Herrn Söder inzwischen gar nichts mehr, eher bin ich überzeugt dass ihm jedes Mittel recht ist in seinem Machtrausch um zu punkten und die Menschen zu manipulieren. Ich bin zutiefst enttäuscht von diesem Menschen und ich glaube er ist sehr gefährlich!!

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    1. Sie sagen es. Manche wissen genau was sie tun und für wen, aber die meisten wissen es nicht. Das letzte Aufbegehren der Hölle hat begonnen. Der Herr sei uns gnädig, denn all die „Wehen“ der letzten 120 Jahre haben nicht zu einer Umkehr geführt. Genau so steht es im Wort. „Sie werden nicht umkehren. Sie werden Gott fluchen..!“ Ich will nur noch weg!

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  6. Solche Shitstorms, wie hier gegen Herrn Söder, haben die Absicht Christliches in der Gesellschaft so zu diffamieren, dass sich niemand mehr traut seinen christlichen Glauben öffentlich zu leben.
    Solche Intoleranz ist demokratiefeindlich.

    Diese Shitstorm-Mechanismen werden von Extremisten gezielt eingesetzt, – es soll sogar eine Art Medienhandbuch geben, das „beschreibt, wie ich meine Inhalte ideal auf Social Media verbreite und gleichzeitig noch die Gegner meiner Inhalte zum Verstummen bringe.“
    siehe hier: https://www.pro-medienmagazin.de/verschwoerungsmythen-geben-halt/

    In ähnlicher Weise sollte auch Wolfgang Thierse per Shitstorm mundtot gemacht werden.
    Im Deutschlandfunk sagt er tief betroffen: “Ich werde als reaktionär beschimpft, als Mann mit neurechtem Sprech, gewissermaßen AfD-Positionen. Vom Schwulen- und Lesbenverband wird das getrieben.”
    https://www.deutschlandfunk.de/wolfgang-thierse-spd-ueber-identitaetspolitik-ziemlich.694.de.html?dram:article_id=493111

    Identitätspolitik von rechts führe zu Ausschließung, Hass und Gewalt, die aktuelle radikale Identitätspolitik von links zu Cancel Culture, sagte der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) im Dlf. Eine pluralistische Gesellschaft könne nur funktionieren, wenn Unterschiedlichkeiten zu Wort kämen.
    Und man muss ergänzen, wenn Menschen ihren Glauben öffentlich leben und bezeugen dürfen.

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  7. Das was viele vergessen, Gott lässt sich nicht spotten! Ich bin dankbar für Politiker wie Markus Söder, der den Mut hat, klar auf Gott hin zu weisen. DANKE!
    Es ist ohnehin, schwer, Entscheidungen zu treffen, in einem solchen Ausmaß der Pandemie, die wir schon lange nicht mehr hatten! Da sind mir Politiker wichtig, die über sich Gott als Instanz wissen!

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  8. Nicht jeder der sagt „Herr, Herr..“ wird das Himmelreich erreichen. Herr Söder redet fromm, muss aber deswegen nicht gläubig sein……

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  9. Ob Herr Söder nur religiös eingestellt ist oder ob er ein gläubiger Christ ist, kann ich nicht beurteilen. Nur wenn er wirklich ein bibeltreuer Christ wäre, müßte er wissen, daß es keine Obrigkeit gibt, die nicht von Gott eingesetzt ist und daß er, weil er ja sich selbst auch zur Obrigkeit zählt, eine große Verantwortung gegenüber denen, ihm anvertrauten Menschen trägt und daß er eines Tages gefragt werden wird: „Markus Söder, was hat Du mit den Menschen die ich Dir anvertraute und mit der Regierungsgewalt, die ich Dir gegeben hatte, angefangen und wie hast Du sie zum Guten genutzt?“ Dann müßte er auch wissen, das die Corona-Pandemie von Gott so gewollt ist und daß Satan sie dazu benutzt, den Boden für das Malzeichen des Antichristen vorzubereiten, ohne das, kein Mensch während dessen Herrschaft kaufen oder verkaufen kann.
    Dann dürfte er auch die Menschen, die sich jetzt weigern sich impfen zu lassen, nicht unter Druck setzen und mit allerlei Repressalien drohen.
    Das Gleiche gilt für viele andere Politiker aus allen Parteien, die sich Christen nennen und jede Möglichkeit nutzen, um auf ihren Glauben aufmerksam zu machen. Ich möchte nicht in ihrer Hut stecken.

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