Meinung

Leergeräumte Kirche fordert christliche Antwort heraus

Ein junger afghanischer Muslim hat eine Kirche ausgeräumt, weil er den christlichen Glauben nicht für wahr hält. Was, wenn nun Christen Moscheen leer räumten? Diese Frage wäre die falsche Antwort.
Von Jonathan Steinert
Frauenbergkirche Nordhausen

Da staunt man als Pfarrer nicht schlecht, wenn man aus dem Fenster schaut und plötzlich sieht, dass jemand die Kirche ausräumt: Stühle, Noten, Altargegenstände – alles auf dem Weg nach draußen. So geschehen vorige Woche in Nordhausen in Thüringen. Auch ein mittelalterliches Holz-Kruzifix ging zu Bruch. Pfarrer Klemens Müller stellte und stoppte den Räumwütigen bei seiner Aktion. Ein 25-jähriger Afghane befand, dass die christliche Botschaft nicht wahr, Jesus nicht Gottes Sohn sei, und fühlte sich daher berufen, das Gotteshaus „umzudekorieren“. Nur der Islam sei wahr. Der junge Muslim hatte in Deutschland einen Asylantrag gestellt, der jedoch abgelehnt wurde, wie der mdr berichtete.

Die Aktion mag zunächst kurios erscheinen – auf so eine Weise hat wohl noch keiner seine religiösen Differenzen mit dem Christentum zum Ausdruck gebracht. Schmierereien, Diebstahl oder Zerstörung von Inventar kommen da schon eher mal vor. Gleichzeitig macht es sprachlos, wie respektlos sich hier jemand nicht nur an fremdem Eigentum, sondern auch an der Religion anderer Menschen vergreift!

Natürlich steht sofort die Frage im Raum: Was, wenn ein Christ in Afghanistan eine Moschee leer räumen würde? Das hat Pfarrer Müller den Eindringling wohl auch gefragt. „Diesen Gedanken konnte er, meiner Meinung nach, nicht einmal denken“, sagte Müller dem mdr. So naheliegend diese Frage auch ist: Sie führt nicht besonders weit. Denn auch in Deutschland gibt es immer wieder Angriffe auf Moscheen und Muslime. Über 900 waren es im vorigen Jahr. Womöglich gingen sie nicht von gläubigen Christen aus, aber geschahen eben doch in einem Land, das vom Christentum geprägt ist und in dem eigentlich Religionsfreiheit herrscht. Auch gegenüber Kirchen gibt es immer wieder Angriffe und Vandalismus.

Die Frage führt auch deshalb nicht weit, weil es das Wesen des christlichen Glaubens ist, genau das nicht zu tun: Es dem anderen mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Selbstverständlich muss dieser Fall strafrechtlich verfolgt und aufgeklärt werden. Und in Politik und Gesellschaft müssen wir weiterhin diskutieren, nach welchen Regeln wir Asylverfahren, Integration und das Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft und Religion gestalten – und das auch einfordern.

Aber aus christlicher Perspektive kann die Antwort nicht heißen: „Stell dir vor, ich mach das mit dir.“ Sondern sie muss heißen: „Ich mache das nicht mit dir, weil du ein Mensch bist, den Gott liebt – so wie ich auch.“ Wie groß diese Herausforderung ist, zeigt sich dann, wenn es konkret wird, wie jetzt.

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5 Antworten

  1. Sehr gut auf den Punkt gebracht: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem!“ (Römer 12,25)

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  2. Das meint ihr doch nicht erst Afghanistan- ein Land mit der weltweit 2. höchsten Christenverfolgung (gemäß open Doors index) mit Deutschland und vermeintlichen Angriffen auf Muslime zu vergleichen. In Afghanistan wäre ein solcher Täter gelyncht worden. Und ein absurder Gedanke dazu, das Christen das in einem muslimischen Land täten. ( bitte keine mittelalter Vergleiche.. ).

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  3. Aus meiner Sicht sollte man das schon strafrechtlich verfolgen, aber sonst nicht zu hoch hängen. Ich sehe dies als einen Einzelfall an, der halt bei 83 Mio. Menschen eben vorkommen kann. Es geschieht genug seltsames jeden Tag und nun hat es halt mal ne Kirche getroffen.

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  4. Warum soll ich dieses nicht fragen dürfen es gleich zutun. Ich muss es ja nicht machen. Damit wird doch niemand als Geschöpf Gottes in Frage gestellt.

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  5. Nun ja, vielleicht verwechselt der junge Afghane auch einfach das Christentum mit der behördlichen Kirche.

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