Meinung

Flüchtlingskrise 2015 und Afghanistan heute: Was sich nicht wiederholen darf

Während das Chaos in Afghanistan noch im vollen Gange ist, werden Vergleiche mit der Flüchtlingskrise 2015 wach. Uwe Heimowski appelliert an Nächstenliebe.
Von PRO
Wer in den Wohncontainern des Flüchtlingslagers Moria keinen Platz mehr bekam, musste sich mit einem Zelt im Olivenhain begnügen. Auf 16 Quadratmetern war für bis zu vier Familien Platz.

Nicht nur Armin Laschet, der Kanzlerkandidat der CDU, hat die aktuelle Lage in Afghanistan mit dem Satz kommentiert: „2015 darf sich nicht wiederholen.“ Das Zitat wurde je nach politischer Prägung unterschiedlich gedeutet. Das will ich hier nicht wiederholen. Die Tatsache an sich, nämlich dass 2015 sich nicht wiederholen darf, ist eindeutig. Was ist aus meiner Sicht damals falsch gelaufen, und was muss jetzt anders gemacht werden?

2015 war das Jahr, in dem die Flüchtlingskrise eskaliert ist. Hunderttausende verzweifelte Menschen strömten aus dem Nahen Osten und aus Afrika nach Europa, über die Balkanroute oder das Mittelmeer. Das Bild des zweijährigen Alan Kurdi, eines syrischen Kindes, das ertrunken an die türkische Küste geschwemmt wurde, ging um die Welt. Viele politische Fehler führten zu dieser Tragödie. Die Weltgemeinschaft hatte jahrelang die Augen verschlossen vor den Zuständen im Bürgerkriegsland Syrien und anderen globalen Brennpunkten. Die Geberländer nahmen ihre finanziellen Zusagen an das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR), das Welternährungsprogramm (World Food Program), zurück und ließen die Aufnahme- bzw. Transitländer mit den Kosten für die Flüchtlinge weitestgehend allein. 

Das gleiche wiederholt sich dieser Tage in Afghanistan. Seit Wochen, wenn nicht Monaten wurde die sich anbahnende Tragödie trotz mahnender Stimmen aus der Politik und von Hilfsorganisationen ignoriert – bis sich plötzlich alle überrascht zeigten, wie schnell die Taliban die Herrschaft an sich rissen.

2015 fehlten die Konzepte

Die Europäische Union zeigte sich 2015 heillos zerstritten, Vereinbarungen wie das Dublin-Abkommen stellten sich als völlig unwirksam heraus, die humanitären Standards wurden vielerorts über Bord geworfen. Es wurde überhastet und ohne Plan agiert, die Balkanroute wurde geschlossen, die humanitären Tragödien medial aus unserem Blickfeld verbannt. In den vergangenen Jahren ist Moria auf Lesbos zu einem Synonym für die menschenunwürdige Unterbringung von Flüchtlingen geworden. 

2015 gab es kurzfristig eine Welle der Solidarität, der Willkommenskultur. Mittelfristig hat sich Europa abgeschottet und weder wurden Einwanderungsgesetze, noch langfristige Pläne zu gelingender Integration entwickelt, nicht in Deutschland und nicht in der EU. Eine Festung Europa funktioniert aber nicht in einer globalisierten Welt. Ein weiterer Fehler mit massiven innenpolitischen Folgen: 2015 wurden politische Entscheidungen viel zu wenig transparent gemacht, Fehler wurden kaschiert – das hat viele Bürger den Regierenden entfremdet. Ein „Wir schaffen das“ war in der akuten Krise notwendig. Danach aber stellt der Bürger die Frage: „Wie schaffen wir das?“ Und dazu fehlten Konzepte.

Am stärksten betroffen: die Frauen

Wir müssen aufhören mit kurzfristigen Schuldzuweisungen – die Lage ist zu ernst für Wahlkampfgetöse und Ablenkungsmanöver. Stattdessen muss weiter mit Hochdruck an Lösungen gearbeitet werden, um Menschen in Sicherheit zu bringen. Und im Anschluss gilt es den gesamten Einsatz seit 2001 aufzuarbeiten. Was für mich gar nicht geht: Die Rolle der Bundeswehr jetzt pauschal abzuwerten.

Aktuell, in den nächsten Tagen und Wochen, dürfen die westlichen Mächte keinen Einsatz und keine Kosten scheuen, um so schnell wie möglich so vielen wie möglich zu helfen. Mit Evakuierungsflügen, mit Geleitschutz an sichere Orte in Afghanistan oder Flüchtlingscamps in den Nachbarländern.

Das gilt insbesondere für die am stärksten vulnerablen Gruppen: die Frauen, besonders diejenigen, die als Journalistinnen oder Richterinnen öffentlich bekannt sind. Es gilt für Konvertiten, denen nach der Scharia brutale Strafen drohen, und für diverse andere Minderheiten. Die Stimmen von Nichtregierungsorganisationen vor Ort machen sehr deutlich, dass die Taliban jenseits der Kameras nicht einen Pfifferling auf ihre Versprechungen geben, diese Menschen zu verschonen.

Politisch ist dringend geboten, die Nachbarländer bei der Aufnahme von Geflüchteten auskömmlich auszustatten und sie politisch unterstützen. Dabei müssen die verschiedenen Akteure jeweils eigene Interessen zurückstellen und gut abgestimmt handeln: Auf globaler und europäischer Ebene. Sie müssen die Vereinten Nationen miteinbeziehen. Eventuell müssten einzelne Regionen durch Blauhelme gesichert werden. Besonders die USA sind nach dem – für meine Begriffe unstrukturierten und überhasteten Abzug – in die Pflicht zu nehmen, aber man darf auch nicht den US-Präsidenten Joe Biden alleine für das Desaster verantwortlich machen, sondern gemeinsam nach vorne denken.

Muslime nicht pauschal verurteilen

Vor Ort ist es nötig, eine Versorgungsinfrastruktur aufzubauen, die über die akute humanitäre Hilfe hinaus funktioniert – und das wird nur Einheimischen und Kennern der Kultur gemeinsam gelingen. Bis dahin müssen Korridore geschaffen werden, um Lebensmittel, Zelte und Kleidung zu den Menschen zu bringen.

Politisch ist wichtig, in den nächsten Jahren alles zu tun, um eine demokratische Opposition im Exil aufzubauen. Auch dieses abrupte und schreckliche Ende der Mission in Afghanistan darf nicht über die Erfolge der vergangenen 20 Jahre hinwegtäuschen. Nehmen wir nur diesen einen Aspekt: Eine ganze Generation von Frauen konnte zur Schule gehen. Es ist so bitter, dass das alles im Land selbst nun mit Füßen getreten wird. Aber die Menschen im Exil dürfen nicht „verwahrt“, sondern alle Ansätze von Teilhabe, von Bildung und Demokratisierung müssen weiterhin gefördert werden. Wir dürfen nicht über die Handvoll Straftäter streiten – da wäre ich auch für ein hartes Durchgreifen –, sondern wir müssen die Potenziale der großen Mehrheit dieser Menschen sehen, die zu uns kommen. 

Wir als Bürger, und als Christen, sind gefragt, aufs Neue die Flüchtlingsarbeit zu unterstützen – das, was Ehrenamtliche und Kirchgemeinden geleistet haben, war eine der Erfolgsgeschichten von 2015. Werden wir nicht müde darin. Und lasst uns bitte den Muslimen nicht pauschal mit Misstrauen begegnen. Gerade die Moderaten unter ihnen werden in erster Linie zu Opfern der islamistischen Gewalt. Sie verdienen es, mit Würde behandelt zu werden.

Und es bleibt ein Gebet: „Herr, erbarme dich.“

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37 Antworten

  1. Und was ist, wenn die Flüchtlinge eine antisemitische Einstellung haben? Sind sie dann immer noch willkommen?

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    1. Ja. Denn ich kann mir vorstellen, dass man hier in Deutschland antisemitische Einstellungen besser abbauen kann als in manchen Herkunftsländern der Geflüchteten. Und das ist doch sicherlich auch Ihr Wunsch, wenn Sie gegen Antisemitismus kämpfen: Dass Antisemitismus nicht nur in Deutschland, sondern weltweit weniger wird. In Deutschland kann man Vorurteile abbauen, Versöhnung lernen und durch das Kennenlernen von deutscher Geschichte Respekt vor Israel bekommen. meet2respect ist zum Beispiel eine ganz wertvolle Arbeit, bei der jüdische und muslimische Geistliche zusammen in Schulklassen gehen.

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      1. Misserfolg als Modell? Haben sie von den antisemitischen Demos nichts mitbekommen?

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      2. Und wenn sich Ihre Wunschvorstellungen nicht erfüllen haben die Juden in Deutschland eben Pech gehabt?

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  2. Da die Frauen in Afghanistan doch nun am meisten beeinträchtigt sind, sollte man dann nicht einfach sämtliche Frauen aus Afghanistan hier in Deutschland aufnehmen? Und natürlich dürften diese auch ihre Kinder mitbringen. Und anschließend holen wir ihre Männer als Familienzusammenführung nach Deutschland.
    Ja, und dann sterben sämtliche restlichen alleinstehenden radikalen Männer in Afghanistan im Laufe der Zeit automatisch aus. Anschließend können dann sämtliche afghanischen Menschen wieder in ihre Heimat zurückkehren.
    So wären dann alle Probleme gelöst. .. Oder doch nicht?

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    1. Gastbeitrag: Die Bilder aus Afghanistan brechen dem einen das Herz. Der andere meint, er muss das zynisch kommentieren. Traurig – und übrigens auch ohne Bezüge zu meinem Beitrag.

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      1. Beides, Herzbrechen und zynisches Kommentieren ist in Deutschland zu einer extrem einseitigen Geschichte verkommen. Auf der einen Seite „Volkstod von seiner schönsten Seite“ und völlige Ignoranz von Opfern (und Tätern), auf der einen Seite hysterische Betroffenheit.

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        1. Wenn die Bilder aus Afghanistan einem „das Herz brechen“, wie Herr Heimowski schreibt, dann ist das keine „hysterische Betroffenheit“, sondern das, was man früher einmal Nächstenliebe nannte. Und diese Liebe ist laut Jesus das untrügliche Erkennungsmerkmal der Menschen, die zu Jesus gehören. Und nach Matthäus 25, 31ff ist die praktizierte Nächstenliebe sogar das Erkennungsmerkmal, an dem Jesus beim Weltgericht am Ende der Zeit einmal seine Leute erkennen wird.

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          1. Betroffenheit zu zeigen ist keine praktizierte Nächstenliebe. Das wird als Erkennungsmerkmal nicht reichen. Ob die Methode, Bilder von kleinen Mädchen zu zeigen, und im Anschluss erwachsene Männer im wehrfähigen Alter ins Land zu holen, als Nächstenliebe gewertet werden wird, weiß nur Gott allein.

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      2. Zum Beitrag von Uwe Heimowski:
        Lieber Herr Heimowski, Sie nennen meinen Kommentar zynisch. Ja, er mag vielleicht zynisch klingen, ist aber nicht zynisch gemeint. Das deutet der letzte Satz: ‚Oder doch nicht?‘ an. Leider haben Sie den tieferen Sinn nicht verstanden. Man sollte eben nicht zu schnell urteilen bzw. verurteilen.
        Der Kommentar sollte zeigen, dass es uns Menschen eben nicht möglich ist, gegen alles Unrecht, welches zurzeit in Afghanistan passiert, eine Lösung anzubieten. Denn auch wenn man nun einige Tausend Menschen evakuiert, so bleiben doch etliche Millionen Menschen im Land, die einerseits weiterhin von den Taliban bedroht und unterdrückt werden und andererseits unter Hunger und Armut leiden. Ja, und hierfür hat man bisher keine Lösung … und wird sie wohl auch nicht finden können, solange die Gewalt im Land herrscht. –
        Außerdem ist mir unverständlich, warum Sie schreiben, dass mein Beitrag ohne Bezüge zum Thema ist. Der Beitrag bezog sich doch speziell auf Ihr Thema.
        Ein friedliebender Mensch

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  3. Immer wieder, wenn irgendwo in der Welt Unrecht geschieht, meint man, hierfür verantwortlich zu sein. Ich denke, weder die US-Amerikaner noch wir Deutschen können und sollten sich als ‚Welt-Polizei‘ aufspielen.
    Hat denn nicht jeder autonome Staat das Recht, in seinem Staatsgebiet nach seinen eigenen Gesetzen zu handeln, sofern nicht die Rechte anderer Staaten dadurch beeinträchtigt werden? Warum meinen verschiedene Staaten, sich in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einmischen zu müssen? Ist nicht dies an sich ungesetzlich und abzulehnen?
    Als Christen haben wir u. a. zwar die Aufgabe, das Evangelium in der ganzen Welt zu verbreiten. Aber wenn diese Botschaft von Menschen und Staaten abgelehnt wird, so haben nicht wir Christen dies zu verantworten, sondern die Menschen, die nicht auf diese Botschaft hören. Jeder Mensch auf dieser Welt hat das Recht, auch an Allah oder andere angebliche Götter oder Göttinnen zu glauben und auf diese Lehren zu vertrauen, ebenso wie jeder Mensch das Recht hat, an keinen Gott zu glauben sondern nur der Wissenschaft zu vertrauen.
    Heutzutage haben durch das Internet praktisch alle Menschen auf der Welt die Möglichkeit dazu, sich darüber zu informieren, welche verschiedenen Religionen und welche wissenschaftliche Erkenntnisse es gibt. Daher kann jeder Mensch frei entscheiden, wozu er sich bekennt. – Und muss am Ende seines Lebens die Konsequenzen hieraus selbst tragen.
    Ich denke, darum sind auch wir Christen hier in Deutschland nicht für das verantwortlich, was zurzeit in Afghanistan passiert.
    Wenn Jesus Christus dereinst als ‚Weltenrichter‘ wiederkommt, dann wird jeder Mensch nach seinem Maßstab gerichtet werden. Die einen werden hingehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber in das ewige Leben.

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    1. Wie naiv darf man sein, oder ist es schon abgebrüht? Welche Entscheidungsfreiheit hat den die Tochter eines Taliban oder ein ehemaliger einheimischer Mitarbeiter der Bundeswehr und seine Kinder, die nicht mehr außer Landes gekommen sind?
      Aber die können sich ja für Jesus entscheiden – und wenn der dann kommt, Daumen rauf oder runter, je nach Entscheidung… Es ist wirklich unfassbar…
      P.S. Mit Ihrer Argumentation lassen sich alle Gräuel von Regierungen gegen die eigene Bevölkerung rechtfertigen… genau dagegen hat Raphael Lemkin, der Vater des Begriffes Genozid/Völkermord, unter dem Eindruck des Genozids an den Aremniern und des Holocausts angekämpft. Seinem Einsatz ist es mit zu verdanken, dass Verbrechen gegen die Menschlichkeit international verfolgt und bestraft werden können.

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      1. @Carvalho
        Wie einfach ist doch, heutzutage als ‚Gut-Mensch‘ dazustehen und alle Menschen, die es wollen, in Deutschland aufzunehmen. Das ist aber nicht die Lösung für alle Probleme in der Welt. Dann müsste man auch viele Millionen von Chinesen und von anderen unterdrückten Völkern bei uns aufnehmen. Dazu reicht weder der Platz noch ist es unsere Aufgabe. – Aber natürlich haben alle Menschen das Recht, hier zu leben, denen unser Grundgesetz diese Möglichkeit bietet. Diese sollten wir auch selbstverständlich hier aufnehmen und hoffen, dass sie sich in unsere Gesellschaft integrieren.
        Und für die Gräuel, die von Regierenden gegen die eigene Bevölkerung oder von Gruppen der Bevölkerung untereinander begangen werden, haben diese sich sicher einmal zu verantworten.
        Aber wir Deutschen sind nicht für alles Leid verantwortlich, welches in der Welt passiert. Ebenso wenig ist es unsere Aufgabe, darüber richten zu wollen. Jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich – aber nicht für das, was andere tun. Und jeder Mensch hat auch die Möglichkeit, sich für oder gegen Jesus zu entscheiden, auch wenn dies in diktatorisch regierten Ländern sehr schwer ist und mit vielen Nachteilen verbunden. Wir Deutschen können dankbar sein, dass heutzutage Glaubensfreiheit in unserem Land möglich ist. Das war nicht immer so.
        Ja, und würden die Menschen auf dieser Welt alle an Jesus glauben, so hätten wir sicher eine friedlichere und gerechtere Welt.

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    2. „Ist nicht dies an sich ungesetzlich und abzulehnen?“

      Ja, das ist es. Da es aber niemanden gibt, der den USA Einhalt gebieten könnte, wird das leider auch weiterhin geschehen.

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    3. (Zitat Horst Brand: „Wenn Jesus Christus dereinst als ‘Weltenrichter’ wiederkommt, dann wird jeder Mensch nach seinem Maßstab gerichtet werden. Die einen werden hingehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber in das ewige Leben.“)

      In Matthäus 25,31ff erläutert Jesus seinen Zuhörern aber auch, nach welchem „Maßstab“ er als Weltenrichter urteilen wird, wer in seinem Reich dabei sein wird und wer nicht. Sein Reich ist ein Reich der Liebe und der Gerechtigkeit und wer diese Liebe in Wort und Tat in die Welt getragen hat, der wird in Gottes neuer Welt dabei sein. Wer sich den Armen, den Notleidenden und den Fremden verweigert, der hat sich mit dieser Lieblosigkeit aus Gottes Reich ausgeschlossen.

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      1. @Gotthold
        Ja, da stimme ich Ihnen voll zu. –

        Damit jeder genau weiß, was auf ihn zukommt, hier der erwähnte komplette Text aus dem Neuen Testament:
        „Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen; und vor ihm werden versammelt werden alle Nationen, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet. Und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König zu denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, Gesegnete meines Vaters, erbt das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an! Denn mich hungerte, und ihr gabt mir zu essen; mich dürstete, und ihr gabt mir zu trinken; ich war Fremdling, und ihr nahmt mich auf; nackt, und ihr bekleidetet mich; ich war krank, und ihr besuchtet mich; ich war im Gefängnis, und ihr kamt zu mir. Dann werden die Gerechten ihm antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig und speisten dich? Oder durstig und gaben dir zu trinken? Wann aber sahen wir dich als Fremdling und nahmen dich auf? Oder nackt und bekleideten dich? Wann aber sahen wir dich krank oder im Gefängnis und kamen zu dir? Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr mir getan. Dann wird er auch zu denen zur Linken sagen: Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn mich hungerte, und ihr gabt mir nicht zu essen; mich dürstete, und ihr gabt mir nicht zu trinken; ich war Fremdling, und ihr nahmt mich nicht auf; nackt, und ihr bekleidetet mich nicht; krank und im Gefängnis, und ihr besuchtet mich nicht. Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig oder durstig oder als Fremdling oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, habt ihr auch mir nicht getan. Und diese werden hingehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber in das ewige Leben.“ (Auszug aus Elberfelder Bibel)

        Mögen will alle so handeln, wie Gott es von uns erwartet.

        Horst Brand

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        1. @ Horst Brand
          Angesichts des von ihnen zitierten Bibeltextes verstehe ich aber ihre vorherige Aussage nicht, wir seien als Christen nicht für das Leid der Menschen in Afghanistan verantwortlich. Das ist die Haltung des Priesters und des Gesetzeslehrers in Jesu Gleichnis vom Barmherzigen Samariter. Man braucht in dem Matthäustext den allgemeinen Begriff Fremdling nur durch den konkreten Begriff „afghanischer Flüchtling“ zu ersetzen, um zu sehen, was es bedeutet, wenn wir uns an Jesu Worte halten und ihm nachfolgen wollen:
          „Kommt her, Gesegnete meines Vaters … denn ich war ein afghanischer Flüchtling, und ihr nahmt mich auf.“
          „Geht von mir, Verfluchte, denn ich war ein afghanischer Flüchtling, und ihr nahmt mich nicht auf.“

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          1. @ Gotthold
            Ja, vielleicht liegt hier ein Missverständnis vor. –
            Ich schrieb doch vorher in einem Kommentar klar und deutlich:
            „Aber natürlich haben alle Menschen das Recht, hier zu leben, denen unser Grundgesetz diese Möglichkeit bietet. Diese sollten wir auch selbstverständlich hier aufnehmen und hoffen, dass sie sich in unsere Gesellschaft integrieren.“
            Verantwortlich für das aktuelle Leid der Menschen in Afghanistan sind aber doch eindeutig die radikalen Taliban und nicht wir Christen hier in Deutschland. Die Deutschen haben vor Jahrzehnten viel Leid über die Welt gebracht, indem sie Krieg gegen andere Völker geführt haben und den Juden und auch anderen Volksgruppen so viel Leid zugefügt haben, wie es wohl kaum wieder gut zu machen ist. Aber für das, was nun aktuell in Afghanistan (und auch in anderen Ländern wie z. B. in Nord-Korea) geschieht, sind die verantwortlich, die das Unrecht begehen. Verantwortlich sind wir dafür, auf das Unrecht in dieser Welt hinzuweisen. Aber wir Deutschen können nicht verhindern, dass in vielen Staaten der Welt Unrecht geschieht.
            Ich sehe jeden einzelnen Menschen in der Verantwortung, und ich denke, dass sich jeder für das von ihm begangene Unrecht dereinst vor Gott verantworten muss. Aber es ist nicht an uns, zu richten, das wird Gott bzw. Jesus nach seinem Maßstab vornehmen. An uns als Christen ist es, so zu leben, wie es Gott von uns erwartet … aber nicht das zu verantworten, was andere an Unrecht tun. Jeder ist für sein Leben verantwortlich, nicht aber für das Leben und die Taten anderer. Ist dieser Unterschied nicht klar?
            In dem von Ihnen zitierten Gleichnis vom Barmherzigen Samariter ging es doch nicht darum, wer für sein Leid verantwortlich war, sondern darum, wer Hilfe angeboten hat. Darum verstehe ich den Zusammenhang nicht ganz.

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  4. Aus Ihren Worten spricht eine so abgründige Empathielosigkeit, dass es mich fassunglos macht, dass Sie dies auch noch mit christlicher Tünche überziehen.
    Nein, es kann sich nicht jeder für oder gegen Jesus entscheiden, das stimmt realhistorisch überhaupt nicht und ist zudem auch theologisch ein ziemlich dünnes Brett… (damit wird das Heil in die Entscheidungsmöglichkeit des Menschen übertragen, das ist auch nicht reformatorisch)… aber ich glaube nicht, dass Sie das verstehen können.
    Und die Gräuel, die Regierende ihrer Bevölkerung antun, sei allein deren Bier und das müssten sie einmal vor Gott selbst verantworten… das habe aber mit uns nichts zu tun… was ist das für eine zynische Denke, die die Opfer keines Blickes würdigt…
    Man stelle sich nur vor, man hätte sich auch so gegenüber Nazi-Deutschland verhalten!
    Was Sie hier raushauen, ist nicht nur moralisch unterste Schublade (sagt Ihnen der „Gut-Mensch“), es ist auch intellektuell mehr als dürftig, denn Sie sind offensichtlich nicht in der Lage zu analysieren, dass wir als Konsumenten, als Teilnehmer an internationalen Produktionsketten und als Verwerter und Nutzer von Ressourcen in einer Welt sehr ungleicher und ungerechter Ressourcenverteilung natürlich ursächlich in Krisensituationen weltweit involviert sind.
    Aber Augen zu, Kopf in den Sand, sich besonders klug vorkommen und ein paar fromme Sprüche raushauen… und vor allen Dingen: keinesfalls nachdenken!

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    1. @Carvalho
      Lieber „Gut-Mensch“ (wie Sie sich selbst bezeichnen), leider ist es nicht möglich, sachlich mit Ihnen Argumente auszutauschen. Ich halte Ihre Ausdrucksweise für dieses Forum für unangebracht und teilweise auch beleidigend den anderen Teilnehmern gegenüber.
      In meinem Kommentar stellte ich einige Fragen und Thesen in den Raum, über die man durchaus diskutieren und auch unterschiedlicher Meinung sein kann. Sie antworten auf sachliche Argumente leider in einer aggressiven Art, die abzulehnen ist.
      Ich war auf die Thematik eingegangen, indem ich sowohl die weltliche als auch die christliche Sichtweise hierzu angedeutet hatte. Wie gesagt, nur ‚angedeutet‘, denn für mehr ist dieses Forum sicher nicht gedacht und nicht geeignet.
      Aber auch eine längere Diskussion mit Ihnen halte ich für sinnlos, da Sie anscheinend für sachliche Argumente nicht zugänglich sind.
      Horst Brand

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      1. Ich habe Ihre „Argumentation“ sowohl in ihrer „weltlichen“ als auch in ihrer „christlichen“ Dimension in ihrer Substanzlosikkeit offengelegt und angegriffen. Das mögen Sie als aggressiv empfinden, das ist dann eine Stilfrage. Dass Sie aber in der Sache falsche Positionen vertreten, die zu falschen moralischen und theologischen Positionen führen, ist keine Stilfrage, sondern offensichtlich. Unsachlich sind Sie! Dass eine Diskussion mit Ihnen der Sache nach nicht zielführend ergo sinnlos ist, zeigen Ihre „Argumente“!

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      2. Nur um das noch mal ganz klar zu bekommen:
        Sie behaupten – und das ist nicht bloß angedeutet -, dass das, was Staaten nach innen, also mit ihren Einwohnern machen, deren Sache ist, die wir nicht zu beurteilen, sondern dem Urteil des Herrn Jesus zu überlassen hätten. Und ich sage Ihnen, dass diese Haltung, aus christlicher, aus moralischer, aus humanistischer, egal aus welcher Perspektive auch immer völlig unhaltbar ist und zivilisatorische Standards über den Haufen wirft. Darüber gibt es sachlich nichts zu diskutieren. Statt den Beleidigten zu geben, sollten Sie sich schämen, eine solche Haltung als christlich zu verteidigen! Das war es von meiner Seite! Wegen erwiesener Ignoranz und Empathieunfähigkeit! Das ist nicht nur ärgerlich, das ist bodenlos!

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        1. @ Carvalho
          Um es nochmals zu verdeutlichen, da Sie es anscheinend missverstanden haben, nochmals klar gesagt:
          Ich hatte in meinem ersten Kommentar zwei unterschiedliche Sichtweisen genannt. Eine weltliche Sichtweise, wie sie wohl auch von anderen Menschen so gesehen wird – und eine Sichtweise aus christlicher Sicht.
          Die weltliche Sichtweise beginnt mit zwei Sätzen, die wohl von den meisten Menschen auch so gesehen werden. Die anschließenden drei Sätze sind Fragen. Kennen Sie nicht den Unterschied zwischen Tatsachenfeststellungen und Fragen?
          Ja finden Sie es wirklich richtig, wie z. B. seinerzeit die USA militärisch im Irak vorgegangen ist, aufgebaut auf Lügen?
          Oder finden Sie es richtig, dass der Präsident der USA einen Mord (Tötung eines Beschuldigten) in einem anderen Staat angeordnet hat, ohne dass der Beschuldigte das Recht zur Verteidigung hatte. Und es gäbe noch viele andere Beispiele zu nennen. Aber das hier zu diskutieren, ist nicht Sinn der Sache, und anscheinend wollen und werden Sie dies auch nicht einsehen. –
          Und das, was ich aus christlicher Sicht geschrieben habe, ist doch wohl auch nicht zu widerlegen. Nennen Sie mir doch eine konkrete Aussage, die ich gemacht habe, und die der Bibel widerspricht. Aber dies belegt mit der entsprechenden Bibelstelle.

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          1. Sie reden sich auf ziemlich durchsichtige Art heraus. Jeder der des Lesens mächtig ist, kann das leicht überprüfen.

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  5. „Wir Deutschen können nicht alle Probleme dieser Welt lösen…“ – „Wir Deutschen sind nicht für alles Leid der Welt verantwortlich…“
    Warum und in welchen Kontexten verwendet jemand solche Sätze?
    Hat denn je jemand behauptet, Deutschland sei für alles Leid verantwortlich oder müsse alle Probleme lösen?
    Nein, diese Behauptungen bzw. Forderungen gibt es in seriösen Kontexten nicht, sie existieren lediglich als ideologisches Instrument in Händen derer, die absichtsvoll glauben machen möchten, man müsse sie zurückweisen. Dahinter steckt der Versuch, sich ideologisch auf eine identitätspolitische Insel zurückzuziehen, um realpolitisch das eigene Wohlleben und die eigene Interessenwahrnehmung unbeeindruckt durch irgendwelche politischen und/oder ökologischen Konsequenzen durchzusetzen.
    Durch die strategisch-rhetorische Zurückweisung von Behauptungen bzw. Forderungen, die überhaupt nicht aufgestellt wurden, soll zweierlei erreicht werden: Noetisch geht es darum, eine realistische Beschreibung der globalen Wirklichkeit mit ihren vielfältigen Vernetzungen und Interdependenzen zurückzuweisen („wir auf unserer Insel haben mit dem da draußen eigentlich nichts zu tun“). Und moralisch geht es darum, die Verantwortung, die sich aus einer realistischen Tatsachbeschreibung notwendig ergeben muss, nicht anzunehmen („wir haben mit dem nichts zu schaffen, also sind wir auch nicht verantwortlich und in der Pflicht etwas zu tun“).
    Wenn immer diese Sätze oder ähnliche fallen, kann man davon ausgehen, dass ein strategisches Interesse dahinter steckt, eine adäquate Wirklichkeitsbeschreibung und deren moralische Implikationen zu verhindern.
    Ganz traurig wird es, wenn man eine solche Strategie auch noch christlich bemäntelt!

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  6. Hallo Herr Heimowski,
    Sie werfen Kommentatoren Zynismus vor müssen sich aber doch auch selbst hinterfragen lassen:
    – mit dem Leid von Menschen kann man Emotionen erzeugen und Hilfe auslösen, aber keine Politik machen
    – wo ist in ihrem Beitrag das Elend der vielen anderen Kriege dieser Welt, der Hunger, die vielen zerrütteten Familien usw. ausser in Afghanistan
    – wo sehen Sie die Probleme in vielen Schulen und Kindergärten unter denen viele Erzieher massiv leiden und die durch nicht genügend Unterstützung ausgelöst werden durch die große Zuwanderung nach Deutschland
    – warum verbreiten Sie genauso wie die Regierung, dass man nach dem Abzug noch vielen Afghanen helfen kann? Ganz Afghanistan ist von den Taliban besetzt und so schlimm es ist: die wollen niemand mehr herauslassen

    Sie lassen sich leider viel zu sehr in Ihrem Kommentar von den aktuellen Geschehnissen und Gefühlen leiten und kommen daraus zu einem Schluss. Leider machen wir die Erfahrung dass in sehr vielen Politikfeldern viel zu oft genauso gehandelt wird: ob Atomausstieg, Klima, Flüchtlinge uvam. Aus meiner Sicht ist das eine große Gefahr, wenn nicht mehr rational abgewogen wird. Sie machen es sich leider zu einfach

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    1. Ein „Schlagwort-möchte-gern-Politiker“, Meister des what-aboutism und grober Vereinfacher wirft anderen vor, es sich zu leicht zu machen und nicht rational abzuwiegen. Ich meine zu erinnern, dass Sie in der Ex-DDR aufgewachsen sind: Ist dies nun ein Fall von Dialektik oder einfach nur die Vernunft in ihr Gegenteil verkehrt?

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      1. Ich bin nicht in der DDR groß geworden. Zur Verteidigung derer die das sind: ist das etwa auch schon alleine bei Ihnen ein Makel?
        Wahrscheinlich waren es bei mir die Haufen Spätzle die ich als Kind gegessen habe, die mich zu anderen Einschätzungen bringt wie Sie akzeptieren;-)

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        1. Keinesfalls ist die Herkunft aus der ehemaligen DDR ein Makel, ich lehne ja – im Gegensatz zu vielen anderen Kommentatoren – identitäspolitische Kategorisierungen weitgehend ab. Es ging nur um den Anknüpfungspunkt der Dialektik: In der DDR gehörte der Unterrichts in dialektischem Materialismus zu den verpfichtenden Unterrichtsgegegnständen und dieser ließ sich unschwer zur Beugung der Vernunft verwenden. Im Schwäbischen kann man offensichtlich ohne dieses Hilfsmittel die Vernunft beugen, wenn man denn möchte. Ich habe als Kind auch häufig Spätzle gegessen und tue das noch. Bei mir führt das offensichtlich nicht dazu, so lässig mit Vernunftgründen umzugehen wie bei Ihnen. In der Hinsicht scheint sich Feuerbach nachhaltig geirrt zu haben. MfG und einen schönen Sonntag.

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  7. Hallo Carvalho,
    Deutschland kann nicht alle Probleme der Welt lösen, das ist so. Aber genauso wird Politik gemacht: wir schalten AKWs ab ohne uns zu scheren, über Klima und Flüchtlinge braucht man da nicht mehr zu diskutieren. Wir gehen mit 67 in Rente und zahlen die höchsten Beiträge in die EU, während andere Länder mit 55 in Rente gehen und sogar die Italiener ein höheres Prokopfvermögen wie wir haben. Bitte, bitte, doch mal endlich aufwachen!!!!

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    1. So ist es! Es ist auch weder nachhaltig noch aus christlicher Sicht zu begründen, exorbitante Schulden aufzunehmen, um Geld zu verschenken oder für die Schulden anderer aufzukommen, bzw. den Bankrott quälend hinauszuzögern. Sie haben es ja schon angedeutet, Deutschland hat das niedrigste Medianvermögen im Euro-Raum, die niedrigsten Renten, die niedrigste Lebenserwartung. Dafür die höchsten Energiepreise, das höchste Renteneintrittsalter und die höchsten Steuern und Abgaben. Die letzten beiden Punkte weltweit.

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  8. @ Matze
    Ich hätte es kaum für möglich gehalten, dass meine Analyse so schnell und vollumfänglich bestätigt wird.
    Ihr Kommentar belegt eine falsche Wirklichkeits-„analyse“ und damit zusammenhängende verquere (implizite) Handlungsempfehlungen.
    Der Subtext Ihres Kommentars ist, dass Deutschland, weil es immerzu die Probleme der Welt lösen wolle, seine Eigeninteressen sträflich vernachlässige. Ihre implizite – mit einer Erwachensmetapher versehene – Empfehlung wäre daher ein identitätspolitischer Rückzug auf eine Inselexistenz – oder einfacher: „Deutschland zuerst“!
    Die „Argumente“ respektive das, was Sie dafür halten, sind ausschließlich völlig kontextbefreite Schlagworte, die ebenfalls vornehmlich affektive Subtexte beinhalten:
    Deutschland sei der größte Beitragszahler in der EU. Diese Aussage ist ja nun, auch angesichts des Umstandes, dass Deutschland die größte Volkswirtschaft ist, wirklich völlig nichtssagend. Außerdem müsste man diesen Umstand notwendig damit korrelieren, welche Bedeutung der Binnenmarkt ökonomisch für Deutschland hat und welche politischen Vorteile eine – leider viel zu wenig politisch – geeinte EU auch für Deutschland mit sich bringt.
    Der Hinweis zur Energiewende darf nicht fehlen, spezifiziert auf den Atomausstieg. Subtext: Deutschland möchte für andere das Klima retten und zerstört dabei seine Wirtschaft. Unterschlagen wird dabei, dass man für die Atomenergienutzung jedenfalls eine ökonomische Gesamtbilanz einschließlich der Folgekosten einbeziehen müsste. Ferner beinhaltet die Energiewende in vielerlei Hinsicht ein innovatives Potenzial im Hinblick auf zukunftsfähige Technologie etc. pp. Auch das bleibt völlig außen vor.
    Und schließlich kommt ein sozialpolitisches „Scheinargument“. Subtext: Deutschland bezahlt Europa, damit sich die anderen möglichst früh auf die faule Haut legen können. Die (zwei!) Zahlen, die Sie nennen, haben wohl ein polarisierendes affektives Potenzial, aber sie besagen eigentlich nichts: Denn, wer geht mit 55 in Rente? Ist das das Regel-oder Durschnittsrenteneintrittsalter? Und wo? Wie hoch sind die Bezüge? Auch relativ zu Durchschnittslohn und zu den Lebenshaltungskosten? Wie sind die Sozialsysteme denn in den anderen europäischen Ländern gestrickt? Wenn Ihre Logik stimmte, wären die – auf unsere Kosten freilich – so gut, dass jeder dort hin wollte. Aber es wollen doch alle nach Deutschland – oder?
    Man könnte ewig weitermachen, Ihnen nachzuweisen, dass Sie hier abstrus Schlagworte montieren und dabei jedwede Analyse vermissen lassen, zugunsten eines Narrativs, das suggerieren soll, wir sind die Dummen, weil wir immer die anderen finanzieren.
    Letztendlich bedienen Sie hier eine Erzählung, die ganz typisch für rechtspopulistische Verführer ist: eine vereinfachte und letztlich sachlich falsche Wirklichkeitssicht, die einen Zukurzkommens- und Neidimpuls beflügelt, führt zu irrationalen und verantwortungslosen Handlungsoptionen. Das ist intellektuell und moralisch dürftig, aber bei in rechtspopulistischen Narrativen der Normalfall.
    Zu Ihrer Ewachensempfehlung: Besten Dank, ich bin aufgeweckt genug, dass ich die „Qualität“ Ihrer mehr als dürftigen „Argumentation“ durchschauen kann!

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    1. Sie können ja Ihre Überzeugung haben, aber ich werde Ihren Standpunkt nicht als intellektuell dürftig bezeichnen. Es ist aber schon erstaunlich wie Sie hier und immer wieder andere Meinungen vom hohen Ross herunter aburteilen. Wenn es Sie noch nicht gemerkt haben: es gibt auch noch andere Standpunkte auf dieser Welt wie Ihren. Sie reden immer von einer moralischen Hochwertigkeit Ihrer Aussagen aber Ihre Tonalität passt wie bei vielen aus dem linken Lager nicht dazu.
      Wir Deutschen meinen eine große Nummer in der internationalen Politik spielen zu können. Wir dürfen unsere Scheinchen abgeben und dann ist gut. Unsere Medien machen bei dem Spiel munter mit und daher wundert es auch nicht dass so viele Leute diesem Standpunkt aufsetzen. Das ist wie gesagt meine Meinung und das kann man gerne auch anders sehen. Aus meiner Sicht muß durch Deutschland ein Ruck gehen, daß endlich noch mehr Leute die Augen aufmachen und sich nicht einlullen lassen.

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      1. Sie bestätigen meine Einwände gegen Ihre „Argumentation“ und deren intellektuelle Qualität ein ums andere Mal! Jetzt kommt noch das Konspirationsnarrativ dazu: die Medien die alle einlullen, aber Sie sind wach!
        Ich wüsste nicht hier jemals eine Aussage gemacht zu haben, die mich ins „linke Lager“ einzuordnen erlaubte… was immer das sein mag. Aber es zeigt, dass Sie ausschließlich in ideologischen Stereotypen „denken“!

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      2. P.S. Ich habe noch nie von der „moralischen Hochwertigkeit meiner Aussagen“ gesprochen, sondern davon, dass eine objektive Beschreibung der Wirklichkeit – und die ist selbstverständlich fallibel und daher nur näherungsweise möglich, aber immerhin das ist möglich – eine Reflexion auf das objektiv moralisch Gebotene möglich macht. Das ist die Position eines moralischen Universalismus und Realismus und das hat nichts damit zu tun, dass ich mich als Person als besonders moralisch herausstellen wollte.

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        1. Lieber Carvalho!
          Herzlichen Dank für Ihre Beiträge. Sie sind herzerfrischend und erfreuen den Intellekt.
          Lassen Sie sich nicht entmutigen und machen Sie weiter.
          Danke!!!

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