Keine Babys fürs Klima

Dass sich Menschen konsequent und mit Eifer für die Bewahrung der Natur einsetzen, ist respektabel. Der Umweltschutz kann aber auch radikale Formen annehmen. In dem Bestreben, die Welt zu retten, scheuen einige Aktivisten nicht einmal vor der Selbstaufgabe des Menschen zurück.
Von Norbert Schäfer
Etwa 7,95 Milliarden Menschen leben auf der Erde. Bis zum Jahr 2100 könnten es 10,9 Millarden sein, prognostiziert die UNO.

Im Januar haben sich Umweltaktivisten auf der Fahrbahn vor dem Berliner Hauptbahnhof festgeklebt. Mit der Sitzblockade haben sie den Verkehr in der Innenstadt teilweise zum Erliegen gebracht. Mit der Aktion wollten die Umweltschützer auf die schädlichen Folgen für das Klima durch CO2 aufmerksam machen, die durch den Autoverkehr entstehen. „Extinction Rebellion“ (Rebellion gegen das Aussterben) und die Klimaschützer von „Letzte Generation“ haben sich zum Ziel gesetzt, das Aussterben von Pflanzen und Tieren als Folge der Klimakrise abzuwenden und die Menschheit vor dem Aussterben zu bewahren. Dazu setzen sie auf zivilen Ungehorsam.

Wegen des negativen Einflusses des Menschen auf die Umwelt und der Furcht, dass ein Leben auf dem Planeten bald nicht mehr lebenswert sein könnte, verfolgen manche Klimaschützer gar den Ansatz, auf eigene Nachkommen zu verzichten. Das ist in der Konsequenz wohl die radikalste Form. Die Idee: Keine Menschen, keine Klimaprobleme. „Birthstrike“ – Geburtenstreik – ist eine Spielart des Antinatalismus. Dahinter verbirgt sich die Philosophie, aus ethischen Gründen keine Nachkommen hervorzubringen – etwa um den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verringern. „Sie können Kinder schützen und gleichzeitig den Klimawandel und systematische Korruption bekämpfen, indem Sie sich weigern, sich fortzupflanzen!“, heißt es auf der englischen Webseite der Bewegung. Der Verzicht auf Kinder sei „die einflussreichste Entscheidung, die ein Mensch treffen kann, um den Klimawandel umzukehren“. Wie viele Menschen diesem Glauben anhaften, ist nicht bekannt.

Kein Kind = 58,6 Tonnen weniger CO2

Dass in dem Verzicht auf Kinder ein erhebliches Potenzial zur Verringerung der Treibhausgasemissionen steckt, wollen Seth Wynes und Kimberly Nicholas 2017 mit einer Studie belegt haben. Dafür haben die Wissenschaftler der Universität Lund verschiedene andere Studien und Berechnungen untersucht. Sie stellten fest, dass der Verzicht auf Autofahren 2,4 Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr spart. Wer auf Flugreisen verzichtet, spart rund 1,6 Tonnen CO2, vegetarische Ernährung 0,8 Tonnen. Wer etwas richtig Gutes für das Klima tun möchte, sollte sich gegen Kinder entscheiden. Wer auf einen Sprössling verzichtet, spart 58,6 Tonnen CO2 im Jahr.

Getrieben wird die Birthstrike-Bewegung auch von regelrechter Klimaangst junger Menschen. Laut der Neurowissenschaftlerin Emma Lawrance wollen 40 Prozent von 10.000 jungen Menschen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren aufgrund des Klimawandels keine Kinder haben. Der US-amerikanische Verein „The Voluntary Human Extinction Movement“ predigt schon seit den Siebzigerjahren, durch das „langsame Aussterben der menschlichen Rasse durch freiwilliges Aufgeben der Fortpflanzung“ wieder einen „gesunden Zustand“ auf der Erde zu erreichen.

In Deutschland wurde die Bewegung populär durch die Aktivistin Verena Brunschweiger. In ihrem Buch „Kinderfrei statt kinderlos“ plädiert die Autorin für einen Verzicht auf Kinder dem Klima zuliebe. Aber nicht nur Frauen verweigern sich, Nachkommen in die Welt zu setzen. Im März berichtete die Wochenzeitung Die Zeit von dem Schweizer Aktivisten Marc Fehr. „Ich glaube, dass der Planet bereits überbevölkert ist und nicht noch mehr Menschen braucht“, sagte Fehr der Zeitung. Konsequenterweise hatte sich der Mann 2020 aus klimapolitischen Gründen für eine Vasektomie, die Durchtrennung des Samenleiters, entschieden. „Ich mache mir Sorgen um die Umwelt und den Klimawandel, und obwohl ich Fleisch esse und gelegentlich fliege, glaube ich, dass der Verzicht auf Kinder einen großen Einfluss auf meinen ökologischen Fußabdruck hat.“

Umweltschutz nimmt religiöse Züge an

Eine Studie aus dem Jahr 2014 zeigt, dass weniger Kinder keine schnelle Lösung für Umweltprobleme bedeuten. Die Studie untersuchte die Entwicklung der Weltbevölkerung bis zum Jahr 2100 anhand von Fruchtbarkeits- und Sterblichkeitsraten und kam zu dem Ergebnis: Selbst bei einer weltweit verhängten Ein-Kind-Politik und katastrophalen Sterblichkeitsereignissen würden bis zum Jahr 2100 wahrscheinlich immer noch fünf bis zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben. Ob Kinderlosigkeit dem Klima hilft, ist also eine Art Glaubenssache. In Deutschland reichen die Geburtenraten ohnehin nicht mehr für die Reproduktion.

„In jüngerer Zeit wird immer häufiger kritisch darauf hingewiesen, dass soziale Bewegungen wie die zum Schutz der Umwelt teilweise religiöse Züge annehmen“, erklärt Kai Funkschmidt, wissenschaftlicher Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW). Es gebe innerhalb der Bewegung selbst eine Tradition, die sich selbst vor allem spirituell religiös verstehe. In der ökologischen Bewegung habe eine ursprünglich harmlose Naturfrömmigkeit extremistische Formen angenommen. Vieles in der Klimabewegung sei dogmatisch aufgeladen, habe apokalyptische Züge oder setze mit einer Art Intoleranz absolute, bisweilen utopistische Ziele. Die Zeit vor dem klimatischen Sündenfall, der Industrialisierung, werde als Paradies verklärt, das wiedererlangt werden soll. Dabei, merkt Funkschmidt an, sei diese Zeit geprägt gewesen von Armut, Kindersterblichkeit, Krankheit und harter Arbeit ab dem Kindesalter.

„Wenn ich mich nicht schon selbst umbringe, weil ich ein Klimasünder bin, dann zumindest kinderlos vom Planeten gehen. Es ist das letzte Opfer, dass ich mich selber aus der Fortpflanzungskette nehme.“

Kai Funkschmidt

Allerdings helfen auch Kleriker dabei, den Klimaschutz sprachlich in die Nähe von Religion zu rücken. Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Margot Käßmann warf in einer Predigt die Öko-Aktivistin Greta Thunberg mit dem alttestamentlichen Propheten Jeremia in einen Topf. Berlins katholischer Bischof Heiner Koch wollte im Zusammenhang mit Thunberg „daran erinnern, dass unsere Gesellschaft und auch unsere Kirche von Zeit zu Zeit echte Propheten braucht, die auf Missstände und Fehlentwicklungen hinweisen und Lösungswege vorschlagen.“

Dogma statt Wissenschaft

„Dass wir massive ökologische Probleme haben, bestreitet kaum jemand ernsthaft“, sagt Funkschmidt. „Aber die Behauptung, das Klima sei auf einem quasi spirituellen Weg zu retten, durch ein neues Menschenbild, das wir den Menschen aufzwingen, ohne technische Mittel, weil uns die Technik erst hierhin gebracht hat, das wird dem Problem nicht gerecht.“ Funkschmidt bemängelt den Dogmatismus vieler Klimaschützer. Als einzige Lösung gegen den Klimawandel werde die Reduzierung des CO2-Ausstoßes durch Verzicht auf fossile Brennstoffe – oder Kinder – erwogen. Über andere Lösungen werde nicht mehr diskutiert, weil die sich gegen das bestehende Dogma richteten und daher als moralisch verwerflich gälten: die Atomenergie zum Beispiel. Die würde nachweislich den Ausstoß von CO2 reduzieren, gelte aber als böse und von daher als indiskutabel, erklärt Funkschmidt.

Mit unterschiedlichen Möglichkeiten lässt sich Energie einsparen. (Bildquelle: Co2online)

Die Vielstimmigkeit von Wissenschaft werde in der ökologischen Bewegung weitgehend ausgeblendet und als monolithischer Block mit einer einzigen Erkenntnis betrachtet. Die Komplexitäten von Natur, Umweltschutz, Ökosystemen würden in einer Zahl zusammengefasst: „Zwei Grad. Eine heilige Zahl.“ Das Zwei-Grad-Ziel beschreibt das Ziel der internationalen Klima­politik, die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius bis zum Jahr 2100 gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen. „In der Klimabewegung zählt oft nur die eigene Auslegung der Wissenschaft als einziger Weg ins Heil. Das kennen wir auch aus der Religion.“

Funkschmidt verweist auf Begriffe in der Klimadebatte mit religiösem Anklang. „Die Rede ist davon, dass wir den Planeten retten müssen.“ Weltrettung sei ein klassisches Motiv der Religionen. Den CO2-Fußabdruck könne man im übertragenen Sinn als eine Art Sündenkonto für begangene Umweltsünden betrachten. „Wer Kritik übt, gerät schnell in Gefahr, als Klimaleugner gebrandmarkt zu werden“, sagt der Religionswissenschaftler. Das komme der maximalen moralischen Diskreditierung gleich. Ähnlich dem Holocaustleugner oder dem Gottesleugner, der die offenbarte Wahrheit kenne, diese aber vehement abstreite.

Im Zusammenhang mit dem Klima werde gerne von Schuld gesprochen, einer an sich religiösen Kategorie. Der Mensch versündige sich an der Natur, die dem Menschen personengleich gegenübertrete: etwa dann, wenn davon die Rede ist, dass Corona, der Klimawandel oder die Flutkatastrophe im Ahrtal eine „Rache der Natur“ gewesen seien. Die Natur werde sprachlich behandelt wie Gott.

Auch die Weigerung, Nachkommen in die Welt zu setzen, lässt sich quasi-religiös erklären: als ein Opfer. Birthstrike als die ultimative Askese. „Wenn ich mich nicht schon selbst umbringe, weil ich ein Klimasünder bin, dann zumindest kinderlos vom Planeten gehen. Es ist das letzte Opfer, dass ich mich selber aus der Fortpflanzungskette nehme.“ Funkschmidt hält den Schritt für radikaler als den Zölibat, den es in vielen Religionen gibt. Diese Lebensform soll dem Erreichen des Seelenheils dienen. Das Ehelosigkeitsversprechen in der katholischen Kirche war für Martin Luther aber das Paradebeispiel für die menschliche Vermessenheit, durch eigene Willenskraft etwas für das Seelenheil zu tun.

„Es ist in keinem Falle Gottes Willen für uns als seine Geschöpfe, dass wir aufhören zu existieren, dass wir uns selber so hassen, dass wir uns aus der Welt nehmen als Menschen“, sagt Funkschmidt und verweist auf das Buch Genesis der Bibel: Dort ist der ganzen Schöpfung von Gott aufgetragen, sich zu vermehren. Der Theologe rät für Bewältigung der Klimaprobleme zur Vernunft. „Gott wird nicht einfach das Klima umwandeln, sondern wir müssen uns schon Gedanken machen, was wir tun müssen, um die Folgen möglichst noch handhabbar zu machen.“ Die Kirchen sollten dabei daran erinnern, dass beim Klima nicht Gut gegen Böse kämpfe und dass es sich beim Klima um vorletzte Dinge handele. „Gott bestimmt die Zeit und die Stunde, wann diese Welt untergeht“, sagt Funkschmidt. Bis dahin sollten Menschen pfleglich mit allem umgehen, den eigenen Körper als Tempel Gottes ebenso bewahren wie das Drumherum, die Schöpfung.

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26 Antworten

  1. Wenn ich an eine milliardenalte Erde glaube, wirkt ein schneller Klimawandel wohl wirklich bedrohlich. Doch glaube ich an eine Schöpfung und dementsprechend an eine junge Erde, erscheinen schnelle Klimawandel von deutlich größeren Ausmaß durchaus möglich zu sein.

    Zudem hat Gott doch festgelegt, dass „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose 8,22)

    Der Mensch kann weder die Erde zerstören, wenn Gott dies nicht zulässt, noch kann er diese retten. Wie der Mensch mit seiner Umwelt umgehen soll, versteht sich nach einem biblischen Bild von selbst. Doch er wird sie nicht retten können. Die Erde wird untergehen – und zwar zu dem Zeitpunkt, den Gott festgesetzt hat.

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    1. Man kann über den Klimawandel denken, was man will, aber es ist doch logisch, dass es besser ist, erneuerbare Energien zu verwenden, als Abgase durch Verbrennung von Kohle, Öl oder Gas in die Luft zu pusten.
      Außerdem ist eine Abhängigkeit von diktatorischen Staat (Öl, Uran, russisches Gas, russische Kohle) auch nicht so schlau, wie man ja jetzt auch sieht.
      Aber während Kohle über Jahrzehnte subventionierte, hat man die deutsche Photovoltaik-Industrie und die deutschen Windhersteller vor die Wand laufen lassen.

      Für deutsche Braunkohle wurde ein ökologisch sehr wertvoller Wald vernichtet (der Bürgenwald) und es werden dafür deutsche Kulturgüter vernichtet (die Kirche in Manheim ist meines Wissens nach 800 Jahre alt).

      Jetzt wo die Katastrophen zunehmen und die fossilen Brennstoffe knapp, wird man auf einmal hektisch, aber man hätte schon viel früher noch mehr Richtung Erneuerbarer Energien gehen können.

      Das ist wenige eine Frage des Glaubens, sondern eher eine Frage der Vernunft.

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      1. Und dass wir durch die „erneuerbaren Energieen“ möglicherweise selbst den Klimawandel beschleunigen? Die Windkrafträder tragen z.B. zur Erwärmung des Klimas bei. Es ist eben leider vieles nur oberflächlich ausgedacht und nicht zu Ende gedacht.

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    2. Mutter Erde ist Gott und Greta ihr Prophet. Der Artikel macht doch sehr deutlich wie das Thema religiös aufgeladen wird und bei vielen Leuten pathologische Formen annimmt.
      Leider sind die Deutschen dafür anfällig und die „German Angst “ allgegenwärtig.
      Warum hier im Forum der Beitrag genutzt wird um den Fundamentalisten die Meinung zu geigen erschließt sich mir nicht wirklich und den Kreationismus kann man nicht mit ein paar polemischen Attacken vom Tisch wischen !

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      1. Die Fundamentalistin hat sich als solche zunächst positioniert, es wird also nichts genutzt, um jemandem die Meinung zu geigen. Genaues Lesen, statt billiger Polemik wäre angeraten!
        Und den Kreationismus muss man nicht vom Tisch wischen, denn dieser war nie auf demselben.
        Aber wie sollte man das Menschen erklären, die von der Wissenschaftstheorie und -praxis weitestgehend unberührt sind!

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        1. Sie sind recht arrogant gegenüber meiner Person ohne mich zu kennen. Woher nehmen Sie das Recht heraus zu behaupten, ich würde von Wissenschaftstheorie unberührt sein?
          Wenn Sie sich außerdem so sicher sind, dass z.B. Wort und Wissen irrt, dann widerlegen Sie doch deren Argumentation. Sagen Sie, warum z.B. Nigel Crompton mit der Artenbildung nach Mendel falsch liegt. Sie müssen doch die Beweise dafür haben, wenn Kreationsmus so vollkommen idiotisch ist.
          Und dann erklären Sie am besten die kambrische Explosion oder warum sich Bakterien nach tausenden beobachteten Generationen noch nicht wirklich weiterentwickelt haben, obwohl in der gleichen Generationenanzahl der Mensch sich von seinen postulierten Vorfahren abgespaltet haben soll.
          Und dann erklären Sie auch, warum sich Jesus und Paulus auf Adam und den Sündenfall in ihrer Heilsbotschaft beziehen. Ja, es steht nicht im 1. Mose 3, aber es steht im NT. Haben sich Jesus und Paulus was ausgedacht? Dann ist das Christentum ein Fake.

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          1. Nein, das werde ich nicht, denn der kreationistische Unfug ist nicht diskussionswürdig und hat mit Wissenschaft nichts zu tun. (Um das mit einem Bsp. ganz klar zu machen: Man diskutiert auch nicht mit Vertretern des türkischen Staates über den Genozid an den Armeniern, weil man damit eine Position für diskutabel erklären würde, die nicht diskutabel ist! Vertreter des Kreationismus würden gerne wahrgenommen als eine alternative wissenschaftliche Position – das ist die Masche von W&W -, das ist der Kreationismus aber definitiv nicht!)
            Paulus und Jesus teilen selbstverständlich das Weltbild und die Argumentationsfiguren ihrer Zeit, was denn sonst.
            Von „fake“ kann man hier nur reden, wenn man in der Bubble völliger Gleichzeitigkeit festsitzt, die für den Fundamentalismus typisch ist, nämlich ein ahistorischer Positivismus, der generell nicht in der Lage ist, historisch zu denken (soviel zum Thema Wissenschaftstheorie im Vollzug!). Ausdrücklich formuliert findet sich eine solche Haltung etwa bei Samuel Külling, der ja m.W. der einzige deutsche Vertreter war, der bei der Verfassung der Chicagoer Erklärung mitwirkte.
            MfG

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          2. Ihr Vergleich, wie es wäre, mit Kreationsten zu reden, zeigt, dass sie recht ignorant sind und Träger von Doktoren- und Professorentiteln für nicht wissenschaftlich arbeitende Menschen halten.
            Ein Beispiel zur Arbeit von Nigel Crompton: er hat ausgearbeitet, dass es genetisch durch verschiedene Ausprägungen und Rekombination sehr schnell zu neuen Arten aber auch zu Hybriden kommen kann. Nachvollziehen kann man das z. B. an Paradiesvögeln. Den Übergang vom Dinosaurier zum Vogel kann man hingegen nicht gesichert darstellen. Es ist nicht einmal möglich zu erklären, wie sich die Vogelfeder entwickelt haben soll. Alles, was es gibt, sind Theorien, die nicht durch Fossilfunde belegt sind.
            Jesus soll also das Weltbild seiner Zeit geteilt haben. Dann stellt sich doch die Frage: War er nicht Gottes Sohn? Hatte er keine Allmacht? Kannte er die Zukunft nicht, dass er allgemeingültige sprechen konnte? Und wenn es bei Paulus auch so war: war er dann nicht göttlich inspiriert oder nur für seine Zeit? Dann sind seine Briefe heute aber wertlos, weil ein armer Fundamentalist sie dann ja heute ernst nehmen könnte. Und wenn das für alle andere Bücher der Bibel auch gilt: welchen Wert sollte diese dann haben? Gibt es diesen biblischen Gott dann überhaupt, wenn er in seinem Wort keine allgemeingültige Wahrheit für alle Zeiten geben kann. Dann kann die Bibel nicht sein Wort sein und damit ist er dann nicht der Gott der Bibel – und auch nicht allmächtig, wodurch das Christentum weiterhin eine Narrerei bleibt

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          3. Eine „Theorie“, die von vorneherein festlegt, was hinten herauskommen muss – und das tut der Kreationismus, denn er sucht unentwegt Belege, um eine absurde Lesart der Bibel zu bestätigen -, ist per se keine Naturwissenschaft. Diese ist nänmlich ergebnisoffen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen (Wissenschaftstheorie eben)!
            Und ein Jesus, der als Mensch verkleideter Gott über die Erde wandelt, ist eine Irrlehre, die schon die alte Kirche als Doketismus verworfen hat. Wenig erstaunlicher Weise sind Fundamentalisten sowohl in der Lehre von der Schrift als auch in der Christologie häufig Doketisten. Sie wissen es nur nicht…. von wegen Ignoranz!

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          4. Wenn Jesus nicht Gott ist, dann gibt es kein Christentum. Das ist die Konsequenz.
            Ja, dann bin ich lieber ein Fundamentalist, aber dafür von meinen Sünden errettet, durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christus, dem eingeborenen Sohn Gottes.

            In Nordkorea und anderen Regionen der Welt, werden Christen aufgrund ihres Bekenntnisses zu Jesus Christus als Sohn Gottes verfolgt und getötet. Diese Menschen geben ihr Leben nicht für einen Mythos hin.

            Und was die alte Kirche anbelangt: auch in dieser gab es unterschiedliche und falsche Strömungen wie durch die ganze Geschichte.

            Der Naturalismus, dem die meisten Anhänger der Evolutionstheorie anhängen, ist genausowenig ergebnisoffen, wie Sie es den Kreationsten vorwerfen. Denn da wird Gott bewusst ausgeklammert. Da darf es keinen Gott für die Entstehung der Welt geben.

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        2. Die Feststellung, dass Jesus im Rahmen seiner Zeit denkt und redet bzw. so in den Evangelien dargestellt wird, ist selbst unter konservativen Exegeten vollkommen unstreitig. Wie auch sollten wir ihn sonst verstehen. Und diese Einsicht leugnet keinesfalls, dass Jesus Gottes Sohn ist. Aber Sie – und viele Fundamentalisten – machen aus ihm einen bloß als Menschen verkleideten Gott, der über die Erde wandelte. Das ist Doketismus und den hat nicht nur die alte Kirche als Irrlehre verworfen. Und eine analoge Irrlehre vertreten Sie in Bezug auf die Schrift! Das missliche ist, Sie können das nicht verstehen! Sie mögen das für arrogant halten, aber das ist einfach auch eine Frage des Wissens und der Bildung!
          Nicht minder irrig sind Ihre Ausführungen zur Wissenschaft: Dass viele Naturwissenschaftler eine naturalistische Weltanschauung vertreten – übrigens bei weitem nicht alle -, hat überhaupt nichts mit der Ergebnisoffenheit der Naturwissenschaft zu tun. Naturwissenschaften sind methodisch (!) atheistisch, sonst sind sie keine Naturwissenschaften. Das ist Basiswissen der Wissenschaftstheorie.
          Sie fällen sehr weitreichende Urteile auf der Basis eines sehr schmalen Wissensstandes.
          Ich denke daher macht eine Diskussion wenig Sinn!
          MfG
          Carvalho

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          1. Ja, es macht keinen Sinn.
            Sie haben keine Ahnung von mir und stellen mich jetzt wie ein Dummchen hin. Es ist ja wohl klar, dass man bei knapp 1600 Zeichen keine Abhandlung verfassen kann.

            Eines verstehe ich wirklich nicht: wie sie behaupten können, ich würde aus Jesus einen als Menschen verkleideten Gott machen obwohl sie doch sagen, dass Jesus Gottes Sohn ist. Ist Jesus nun Gott oder nicht?

            Sie müssen nicht mehr darauf antworten. Nun sollte Ihnen einfach bewusst sein, dass wenn Jesus nicht Gott ist, es keinen Grund für das Christentum gibt. Dann suchen Sie sich lieber was anderes wie dem Jediismus. Geoge Lucas schrieb ja auch für seine Zeit.
            Also: Möge die Macht mit Ihnen sein.

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          2. BTW: Mit Doketismus hat mein Jesusbild übrigens nichts zu tun. Also lassen Sie wirklich lieber irgendwelche Behauptungen zu meiner Person.

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          3. Schauen Sie sich doch einfach die altkirchlichen Entscheidungen zur Christologie an, dann werden Sie feststellen, dass diese paradoxal sind aus guten Gründen.
            Ihre Aussagen hingegen sind doketistisch, zumindest aber monophysitisch …. Das hat zunächst überhaupt nichts mit Ihrer Person zu tun, sondern mit der theologischen Unreflektiertheit Ihrer Bezugs- und Interpretationsgruppe…

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  2. @LydiaU
    Sie missbrauchen den Glauben, den Sie noch dazu fundamentalistisch missverstehen:
    An Gott den Schöpfer zu glauben, heißt nicht, an eine junge Erde zu glauben. Das ist eine kreationiste Ideologie, die wissenschaftlich eindeutig widerlegt ist. Dazu braucht es noch nicht einmal die Evolutionsbiologie, das sagt uns die Geologie, auch wenn es immer wieder Versuche kreationistischer „Wissenschaftler“ gibt, offensichtliche Tatsachen zu beugen.
    Der Umgang mit der Schöpfung versteht sich mitnichten von selbst, das zeigt ein Blick in die Geschichte.
    Dass die menschliche Lebensweise – vor allem der westlichen Gesellschaften – die Existenz vieler Lebewesen – auch der eigenen Spezies – bedroht, ist offensichtlich. Ist das Artensterben etwa Gottes Wille? Sie missbrauchen hier Gott, um sich in Pseudosicherheit zu wiegen.
    Es gibt einen menschengemachten Klimawandel, der – sofern er nicht unter Kontrolle gebracht wird – verheerende Folgen haben wird und für einen großen Teil der Menschheit zukünftig zur existenziellen Bedrohung werden kann.
    Wenn christlicher Glaube hier zur Verschleierung der Tatsachen missbraucht wird, ist er toxisch!
    MfG Carvalho

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    1. Ich bin Kreationist, weil mich die wissenschaftlichen Fakten überzeugt haben.
      Sowohl in der Evolution als auch in der Geologie gibt es gewaltige Lücken. Zumal ich gerade in der Geologie nicht dem Uniformitätsprinzip folgen, welches Sie aber brauchen, um einen alte Erde zu erhalten.
      Außerdem „Omne vivo e vivo“. Alles Leben kommt aus Leben. Nichts anderes wurde jemals bewiesen.

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      1. Wir müssen hier eine längst entschiedene Diskussion nicht neuerlich aufmachen, das würde einem völlig absurden Narrativ wie dem Kreationismus rhetorisch eine viel zu hohe Validität zugestehen, Das kreationistische Narrativ missbraucht auf krude Art und Weise die biblischen Texte und ignoriert wissenschaftliche Fakten weitgehend:
        Nein die Erde ist nicht +/- 6500 Jahre alt, Sedimente in Seen können ein weit höheres Alter eindeutig belegen. Vgl. dazu die Beiträge eines hoch renmoierten Geomorphologen wie Prof. Dr. Helmut Brückner zur Geochronologie. (Er ist übrigens bekennender Christund mit Vorträgen zu seinem Forschungsgebiet in „frommen Kreisen“ unterwegs.)
        Einen genetischen Flaschenhals in der Tier- und Menschenwelt – den eine weltweite Flutgeschichte notwendig mit sich bringen müsste – ist nicht nachweisbar. Eine weltweite Flutkatastrophe müsste auch geologisch eindeutig nachweisbar sein, nichts davon ist auch nur annähernd plausibel.
        Und die wunderbaren biblischen Texte der Urgeschichte zu Tatsachenprotokollen zu machen, setzt ein Maß an literarischer Ignoranz voraus, das seinesgleichen sucht und nicht findet und verdankt sich einem grobschlächtigen modernen Positivismus. Wer diese Texte mit etwas Verstand liest, stellt fest, dass hier mit unglaublicher literarischer Rafinesse die tiefsten Menschheitsfragen in Erzählungen von universaler Kraft und Reichweite gegossen werden.
        Der Kreationismus ist eine primitive Sonderlehre, die sich dem fundamentalistischen Irrweg verdankt. Es macht keinen Sinn, diesen Unfug durch Diskussion zu adeln, zumal er den christlichen Glauben zu einem grobschlächtigen Für-Wahr-Halten absurder Vorstellungen herabwürdigt!
        MfG

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        1. Haben Sie sich jemals wirklich mit den Publikationen von z.B. „Wort und Wissen“ auseinandergesetzt oder mit Nigel Cromptons Arbeit zur mendelschen Artbildung?

          Und rein von der theologische Seite aus betrachtet: Wenn es Adam und den Sündenfall nicht gab, dann waren Jesus und seinen Jünger lediglich Lügner, die ab und an ein paar nette Worte gesagt haben. Denn ohne Adam gibt es keine Sünde und damit auch keine Vergebung der Sünden. Dann ist der ganze Glauben an Jesus Christus sinnlos.
          Und wenn ich dafür als Fundamentalist bezeichnet werde, der angeblich die Bibel nicht richtig verstehen würde, ist es mir egal. Ich weiß, auf wen ich mein Vertrauen, meine Zuversicht und mein Leben baue.

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          1. Dass der Glaube an Jesus Christus sinnlos sei, wenn man Adam und Eva nicht für historische Figuren hält, ist eine stereotype Formel in Fundamentalien, die ohne jedes Argument auskommt. Warum sollte das so sein?
            Wo die Sünde herkommt, verschweigt Gen 3 und ist damit weitaus klüger, als die Fundi-Interpreten, die u.a. den Teufel in den Text hinein lesen…
            Bibellesen bildet, sofern man sich traut, nicht nur fromme Vorurteile der eigenen Lesecommunity in der Bibel bestätigt zu finden.
            Wort und Wissen ist mir wohl bekannt – ich bin im Umfeld des DCTB (also einer zentralen Hausnummer des deutschen Fundamentalismus) aufgewachsen. Das hat mit seriöser Wissenschaft überhaupt nichts zu tun und ist theologisch erschütternd primitiv und unbedacht!

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      2. PS Meine Position in dieser Frage ist keinesfalls die eines neodarwinistischen Materialismus.
        Einen neodarwinistischen Materialismus kann man mit sehr guten Gründen kritisieren.
        Vgl. dazu: Nagel, Thomas: Geist und Kosmos. Suhrkamp 2013. Oder:
        Tetens, Holm: Gott denken. Ein Versuch über rationale Theologie. Reclam 6/2015.
        Eine solche notwendige Kritik kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Kreationismus kein irgendwie respektabler Gesprächspartner sein kann.

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    2. „wissenschaftlich eindeutig widerlegt ist.“ Mit solchen Aussagen wäre ich vorsichtig, denn wie beweist man etwas wissenschaftlich?

      Reproduzieren im Labor? Oder einen geologischen Vorgang filmen, damit man beweisen kann, wie lange etwas gedauert hat?

      Korrekt wäre (wahrscheinlich) die Aussage: Über 99% aller Wissenschaftler halten die langen geografischen Zeiträume für so wahrscheinlich, dass sie sie als gegeben annehmen.

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      1. Nein, es geht nicht um Personalisierung und Meinungen! In der Wissenschaftscommunity gibt es gute naturwissenschaftliche Gründe, geologische, genetische, evolutionsbiologische u.a.m. Ein Erdalter von +/- 6500 Jahren ist schlicht NONSENSE! Es ist aber eine Masche in bestimmten wissenschaftsfeindlichen Milieus – besonders in Fundmentalien – zu behaupten, auf allen Seiten gehe es um subjektive Meinungen!
        Und die Qualität der biblischen Texte verunglimpft eine fundamentalistischer Zugriff ohnehin kollosal!

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    1. Vllt für andere auf ihr befindliche Lebewesen? Wer sagt denn, dass die Erde nur dann rettens- oder bewohnenswert ist, wenn Menschen drauf leben?
      Laut den Schöpfungserzählungen in der Bibel waren die Menschen ja nicht die erste Schöpfungsidee des Schöpfers und es ist auch nirgends erwähnt, dass Gott die Erde nur geschaffen hätte, damit Menschen auf ihr leben können.

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  3. Hallo zusammen,
    ich finde es spannend zu lesen, wenn verschiedene Positionen wie gerade von Carvalho und Lydia intensiv ausgetauscht und dikutiert werden. Und ich als nur Mitlesender schätze es sehr, dass hier viel Mühe in die Argumentation fließt. Aber der Grundtenor der Diskussion wird einfach sehr unangenehm, wenn durchscheint, dass die eigene Position als richtig und die andere als unsinnig angesehen wird. Das ist für den Austausch einfach Schade und der Sache nicht dienlich. Das ist als Anregung gemeint.
    VG

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