„Gaming und Glaube passen zusammen“

Im Februar nimmt die erste christliche E-Sports-Liga ihren Betrieb auf. PRO hat im Vorfeld mit einem der Initiatoren über Sinn und Ziele gesprochen. Im Fokus der Initiatoren sind auch Ballerspiele.
Von Martin Schlorke
CEL-Logo

Im Februar und März können Fans der Spiele „League of Legends“ und „Rocket League“ online Kräfte messen – und bekommen dabei noch christliche Impulse mit. In die erste christliche E-Sports-Liga laden verschiedene evangelische Jugendverbände, darunter etwa der CVJM-Westbund oder das Evangelische Jugendwerk in Württemberg, ein.

PRO: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine christliche e-Sport Liga zu gründen?

Martin Schott: Wir sind alles selbst begeisterte Zocker, die teilweise in ihrem Umfeld schon online Turniere oder Gaming-Freizeiten veranstaltet haben. Über die AGJE (Arbeitskreis Jugendevangelisation) sind wir alle verbunden. Die Idee war, für Jugendliche, egal ob Christ oder nicht, eine Möglichkeit zu schaffen, sich miteinander zu verbinden. Und wir wollen zeigen, dass Gaming und Glaube zusammenpassen. Eine Online-Liga ist ein geeignetes Format, um über einen längeren Zeitraum genau das zu versuchen.

Wo sehen Sie die angesprochenen Parallelen zwischen Gaming und Glaube?

Die Stories, aus denen die Videospiele bestehen, greifen Inhalte und Werte auf, die wir auch dem christlichen Glauben zuschreiben oder die ihm zumindest streifen. Es geht beispielsweise um Teamarbeit, es geht um gegenseitiges Vertrauen oder darum, seine Talente und Gaben einzubringen.

Was genau ist das „Christliche“ an der Liga?

Zum einen sind wir als Organisatoren alles Christen, die das Anliegen haben, dass junge Menschen etwas von Gott erfahren. Im Rahmen des Turniers wird jeweils online eine Auftakt- und Abschlussveranstaltung mit einem Impuls stattfinden. Zudem wollen wir während des Turniers immer wieder kleine Videoclips zeigen, in denen wir Videospiel-Themen aufgreifen und dazu kurze Inputs geben. Es gibt auch die Möglichkeit für die Teilnehmer Fragen zu stellen, die wir dann gern aufgreifen.

Richtet sich die Liga vornehmlich an christliche Gamer?

Unser Wunsch ist es, dass sich christliche Jugendliche anmelden und ihre Freunde einladen, die vielleicht gar nichts mit Glauben am Hut, aber Bock auf Zocken haben. Wir wollen zeigen, dass man weder den Glauben noch das Zocken verstecken muss. Beides lässt sich verbinden.

Sie sprachen gerade von Impulsen. Wie kann man sich diese Videos inhaltlich vorstellen?

Eines der Turnier-Spiele wird „League of Legends“ sein. In diesem Team-Spiel hat jeder Spieler seine Rolle. Manche können heilen, andere haben offensivere Fähigkeiten. Dieses Zusammenspiel erinnert an 1. Korinther 12: Wir sind ein Leib mit vielen Gliedern. Paulus schreibt auch im Römer-Brief, dass jeder seine Gaben einbringen soll. Die Brücke zur Bibel und zu christlichen Themen ist also schnell geschlagen.

Können Sie noch ein weiteres Beispiel geben?

Ein zweites Spiel wird „Rocket League“ sein, eine Art Autofußball. Dort endet ein Spiel nach fünf Minuten und das nächste beginnt direkt im Anschluss. Es geht also darum, nicht aufzustecken, sondern weiterzumachen und die nächste Chance zu nutzen. Auch hier kann man biblisch anknüpfen.

„League of Legends“ und „Rocket League“ sind die beiden Spiele, die nun im Ligabetrieb gespielt werden. Das sind keine Ballerspiele, wie der Volksmund sagt. Haben Sie sich bewusst gegen Gewaltspiele entschieden?

Tatsächlich dürfen wir uns nichts vormachen. Diese Ballerspiele werden von Jugendlichen gespielt. Ob uns das als Christen gefällt oder nicht. Deswegen haben wir als Team über solche Spiele natürlich diskutiert – auch wenn wir für die erste Ausgabe der Liga eine andere Auswahl getroffen haben. Unser Ansatz ist, dass es besser ist, wenn diese Spiele mit uns gespielt werden, als allein im dunklen Kämmerlein, wo keiner sieht, was die Jugendlichen eigentlich genau machen. Wir begreifen das als Chance, diese Spiele pädagogisch aufzugreifen.

Wie?

Wenn ein Jugendlicher allein diese Spiele zockt, merkt beispielsweise keiner, wenn das Spiel nur dazu dient, Aggressionen loszuwerden. Wir dagegen können reagieren, Gespräche suchen, ergründen, wo die Ursachen liegen. Daher sind wir tatsächlich gegenüber solchen Spielen für unsere Liga offen.

Martin Schott Foto: CVJM-Westbund e.V.

Martin Schott

Martin Schott ist Bundessekretär für Teenagerarbeit und Sport beim CVJM Westbund. Außerdem wirkte er als Co-Moderator bei „Reingegrätscht“ mit, einem Podcast von PRO und dem CVJM Westbund.

E-Sports wächst weltweit enorm. Unter dem Dach der AGJE haben Sie die CEL gegründet. Sollten Gemeinden in dem Bereich auch aktiver werden? 

Auf jeden Fall. Es gibt ein enormes Missions-Potential. Gemeinden merken das auch. Nicht wenige Gemeinden sind damit konfrontiert, dass Jugendliche zu Hause lieber zocken, anstatt in den Teen-Kreis zu gehen. Aber ich denke, dass durch Corona eine größere Offenheit gegenüber der Onlinewelt und deren Nutzen für Jugendarbeit entstanden ist.

Nicht jede Gemeinde kann und will eine E-Sports-Liga gründen. Welche anderen Möglichkeiten gibt es, um diesen E-Sport als Gemeinde zu nutzen?

Eine Idee, die bereits von Daniel Schmidt (Referent für Gaming und Mission der Allianz-Mission, d. Red.) umgesetzt wurde, ist eine Art Videospiele-Café. Dort konnten Jugendliche zocken und es bestand die Möglichkeit, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Während der Pandemie gab es online Jungschar-Formate, in denen miteinander gezockt wurde. Für Gemeinden kann ich mir auch Räume mit Konsolen oder PCs vorstellen, in denen man Jugendliche zum Zocken einlädt. Zu Beginn oder am Ende kann eine kurze Andacht gestaltet werden, die etwas mit Gaming zu tun hat. Eigentlich ist die Grundidee dahinter nicht neu. Man hat doch schon immer geschaut, was Jugendliche machen und sie dann dort abgeholt. Das war früher vielleicht ein Sportabend in der Gemeinde. Heute kann das eben auch Gaming sein.

Herr Schott, was ist Ihre persönliche Hoffnung mit Blick auf die CEL?

Ich erhoffe mir, dass wir Christen und Gemeinden zeigen können, wie cool Gaming ist und welche Möglichkeiten es bietet, junge Menschen zu verbinden und ihnen eine gute Gemeinschaft zu geben. Meine zweite Hoffnung ist tatsächlich das missionarische Anliegen. Ich wünsche mir, dass Jugendliche, die sich bisher keine oder nur wenige Gedanken über Gott gemacht haben, durch die Liga in Berührung mit dem Glauben kommen und sich die Frage stellen, was Jesus mit ihrem Leben zu tun hat.

Herr Schott, vielen Dank für das Gespräch!

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Eine Antwort

  1. Cool👍🏻.

    Vor ca. 12 Jahren wurde mein Account bei Jesus.de geschlossen, wo ich Ähnliche Argumente fürs Zocken angeführt habe. Anscheinend waren die Menschen damals noch nicht bereit dafür.

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