Eppelmann warnt Corona-Leugner vor Geschichtsvergessenheit

In Deutschland von einer „Corona-Diktatur“ zu sprechen, sei „historisch falsch“ und wirklichkeitsfremd, sagte der Pfarrer und ehemalige DDR-Oppositionelle Rainer Eppelmann. Diejenigen, die meinten, ihre Freiheit werde eingeschränkt, würden oft nur an sich selbst denken.

Der evangelische Pfarrer und frühere DDR-Bürgerrechtler Rainer Eppelmann (CDU) hat Corona-Leugner und Impfgegner vor Geschichtsvergessenheit und Egoismus gewarnt. Wer behaupte, es gebe heute in Deutschland eine „Corona-Diktatur“, sei dabei, die Wirklichkeit völlig zu verkennen, sagte Eppelmann dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Hannover. Diese Gleichsetzung sei nicht nur „historisch falsch“, sondern auch „im Blick auf Menschen wie mich, die 40 Jahre Diktatur erlebt haben, eine total ahnungslose Gedankenlosigkeit“.

Eppelmann (78) sprach am Donnerstagabend in der hannoverschen Apostelkirche über seine Lehren aus der friedlichen Revolution in der DDR. „In einer Demokratie leben zu können, ist etwas völlig anderes als in einer Diktatur leben zu müssen“, sagte Eppelmann, der als DDR-Oppositioneller zeitweise im Gefängnis saß. Unter denen, die heute sagten, ihre Freiheit werde eingeschränkt, seien aus seiner Sicht viele, „die nur an sich selbst denken und ihre Nachbarn und Freund in Gefahr bringen“.

Arme Länder mit Impfstoff versorgen

Die Regierenden hätten ihre Maßnahmen gegen Corona nicht aufgrund ihrer Machtfülle angeordnet, sondern nach intensiven Gesprächen mit Spezialisten, betonte der Pfarrer: „Wie kann jetzt der Kaufmann oder die Tänzerin den Anspruch erheben: Ich bin klüger und schlauer als die?“ Gleichwohl sei es nötig, immer wieder mit Corona-Leugnern und Impfgegnern zu reden „und ihnen deutlich zu machen, dass sie auch eine Verantwortung haben ihren Mitbürgern gegenüber“.

Wer sich heute für Freiheit einsetze, müsse global denken und über die Unterschiede zwischen armen und reichen Ländern reden, betonte der Theologe. Die reichen Länder des Nordens müssten die Menschen in den ärmeren Länder noch viel stärker unterstützen – dazu gehöre auch, ihnen Impfstoff gegen Corona zur Verfügung zu stellen. „Die Lebensqualität von uns allen hängt davon ab, dass es auch den anderen gut geht“, betonte Eppelmann. Die Menschen in armen Ländern bräuchten Hoffnung, damit sie eine Perspektive im eigenen Land hätten und nicht aus Armut fliehen müssten.

Eppelmann gehörte zu den regimekritischen Pfarrern in der DDR und hielt ab 1979 „Bluesmessen“ mit unangepassten Jugendlichen ab. 1982 rief er gemeinsam mit Robert Havemann in einem „Berliner Appell“ zur Abrüstung in Ost und West auf. In der Zeit der friedlichen Revolution gehörte er zu den Gründern der Initiative „Demokratischer Aufbruch“. 1990 wurde er Minister für Abrüstung und Verteidigung in der letzten DDR-Regierung unter Ministerpräsident Lothar de Maizière (CDU).

epd
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3 Antworten

  1. Es sei dem Pfarrer Eppelmann unbenommen, seine Sicht der Corona-Dinge darzulegen. Im Gegenzug sollte Herr Eppelmann etwas gewählter mit seinem Vokabular umgehen. Ich habe zum Beispiel in meinem großen Bekanntenkreis keinen einzigen Coronaleugner gefunden. Eher hinterfragen manche Menschen sorgenvoll die Wirkstoffe des Impfserums und deren eventuelle Schädlichkeit. Eben weil es sich hier um ein mRMA-Wirkstoff handelt, welcher ehebliche Nebenwirkungen hervorbringen kann. In meinem persönlichen Umfeld sind Menschen betroffen, welche nach der 2. Verabreichung Herzmuskelentzündungen und Hirnblutungen bekamen. Das zu benennen muss in einer Demokratie doch wohl erlaubt sein? Gerade dafür müsste Herr Pfarrer Eppelmann doch offen sein?

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  2. Die BRD ist zwar noch keine Diktatur, aber sie ist allerdings mehr und mehr auf dem Weg dazu, ein linkstotalitäres System zu bekommen. Nicht erst in der Corona-Pandemie, aber da besonders, werden solche, die nicht mit der offiziell vorgegebenen Ansicht übereinstimmen, diffamiert, verleumdet, ausgegrenzt, als „Populisten“, „Rechtsextremisten“, „Querdenker“ beschimpft und inzwischen auch durch immer neue Maßnahmen – die völlig kontraproduktiv sind – diskriminiert, nachdem die Gesellschaft auf sie als böse, gefährliche Menschen eingestimmt wurde. So hat es mit einer anderen Gruppe in der Gesellschaft schon einmal begonnen. Man hat sehr den Eindruck, dass hier ein Versuch läuft, wie weit sich die Menschen beeinflussen lassen, um Andersdenkende auszugrenzen, zu diskriminieren – und wer weiß, was dann irgendwann noch kommt.

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  3. Lieber Lutheranus,
    hast Du vorher über das nachgedacht, was Du hier schreibst? Ich finde, das liest sich etwas wie ein emotionaler Schnellschuss. Wie kommst Du denn auf die Idee, dass wir auf dem Weg zu einem „linkstotalitären“ System seien? Hast Du das mal erlebt? Meine Eltern mussten über viele Jahre in einem Land leben, wo tatsächlich ein solches Regime herrschte. Die sind froh und glücklich, jetzt hier in einer freiheitlichen Demokratie leben zu dürfen! Ich auch – und wir müssen diese Demokratie schützen und weiterentwickeln. Dazu gehört, dass jeder seine Meinung sagen darf. Gott sei Dank – auch wenn sie noch so skurril anmutet!
    Das bedeutet doch aber nicht, keinen Widerspruch zu bekommen. Auch rechtsextreme und populistische Äußerungen muss man aushalten aber dann auch als solche bezeichnen dürfen. Das ist doch keine Beschimpfung oder Verleumdung. Auf den sogen. Querdenker-Demos haben sich leider etliche Zeitgenossen mit diesen Äußerungen hervorgetan und die Demos gekapert.
    Und die sogenannten „Querdenker“ bezeichnen sich doch selber so, oder? Und was soll denn die „vorgegebene Ansicht“ sein? Ich kann das nicht nachvollziehen. Aber was ich als wirklich bedenklich in Deinem Kommentar ansehe, ist der Vergleich mit der „anderen Gruppe“, die es schon mal gegeben haben soll. Meinst Du damit tatsächlich die Judenverfolgung und den Holocaust im dritten Reich? Ich hoffe doch nicht!

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