Meinung

Die „Letzte Generation“ und die Kreuzigung

Mitglieder der „Letzten Generation“ haben sich am Dienstag an den Rahmen der berühmten „Sixtinischen Madonna“ geklebt, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Zusätzlich bedienten sich die Aktivisten eines Jesus-Vergleichs. Doch dieser hinkt gewaltig.
Von Martin Schlorke
Sixtinische-Madonna

Es ist eine Aktion die fassungslos macht. Zwei Mitglieder der Klimagruppe „Letzte Generation“ haben ihre Hände am Dienstag an den Rahmen der weltbekannten „Sixtinischen Madonna“ geklebt.

Wie eine Sprecherin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mitteilte, sei das Gemälde in der Galerie im Semperbau am Zwinger nicht beschädigt worden. Einzig der Rahmen sei in Mitleidenschaft gezogen worden. Nachdem zahlreiche Menschen in den Medien und den sozialen Netzwerken über den Wert des Rahmens spekulierten, gab besagte Sprecherin schließlich Entwarnung. Der Rahmen sei kein historisches Original, sondern eine zehn Jahre alte Nachbildung.

Ob das die Aktivisten wussten? Jedenfalls wäre es verwunderlich, wenn die Mitglieder der „letzten Generation“ bei ihren Aktionen plötzlich auf irgendetwas oder irgendjemanden Rücksicht nehmen würden. Hier sei nur an eine Straßenblockade im Berliner Berufsverkehr erinnert, bei der ebenfalls ein Rettungswagen blockiert wurde.

Nach Jesu Tod ging es es so richtig los

Doch es blieb nicht allein bei dem Festkleben. In einem Artikel der Bild-Zeitung, wird eine der Aktivisten zitiert, wie sie die „Gemälde-Wahl“ begründet: „Maria und Jesus blicken mit Furcht in die Zukunft. Sie sehen dem Kreuzestod Christi mit Schrecken entgegen. Ein genauso vorhersehbarer Tod wird auch das Resultat des Klimakollaps sein. Und zwar auf der ganzen Welt.“

Ja, der erste Teil der Aussage mag stimmen. Jedenfalls ist das eine gängige Interpretation des Gemäldes. Doch hat die Gesamtaussage in etwa so wenig mit der Klimakrise (ja, die gibt es wirklich!) zu tun, wie Kohle mit sauberem Strom. Denn der Tod von Jesus war eben nicht das Ende. Ganz im Gegenteil. Vielmehr markieren das Sterben und das Auferstehen (!) Jesu den Höhepunkt in Gottes Heilsplan mit den Menschen und damit den Beginn etwas Wunderbaren. Und damit ist auch die Hoffnung und der Glaube daran verbunden, dass der Schöpfer seine Welt nicht aus den Händen gibt – bei aller dringlicher Verantwortung, die wir für unseren Planeten haben.

Dass die Aktivisten der „Letzten Generation“ einen missionarisch-endzeitlichen Ansatz haben, erklärte unlängst der Referenten in der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), Michael Utsch, im Interview mit PRO. Daher ist es kaum verwunderlich, dass solche Vergleiche gezogen werden. Aber vielleicht wäre es gerade deswegen umso sinnvoller gewesen, die Aktivisten hätten die Jesus-Geschichte bis zu Ende gelesen.

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9 Antworten

  1. Die zentrale Botschaft dieses Gemäldes, „sixtinische Madonna“, – die jeder selbst erkennen kann, die aber nur direkt vor Ort, angesichts des Originals ganz eindrücklich und deutlich wahrnehmbar wird – das ist die Kunst Raffaels, der die Augen des Jesuskindes so gemalt hat, dass Jesus tatsächlich jedem Zuschauer, und mir selbst, direkt in die Augen sieht!
    – Egal, von welcher Stelle im Raum ich das Bild betrachte.

    Und das ist ja nicht nur Kunst, sondern offenbart diese große Wahrheit: Jesus sieht dich an, voller Liebe!
    Daran erinnert ja auch die Jahreslosung für 2023: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“

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  2. Ob mensch an die Auferstehung glaubt oder nicht ändert zuerst nichts daran, dass dieser Planet durch das menschliche Handeln immer weniger bewohnbar wird. Der Weltklimarat warnt vor dem erreichen s.g. Kippunkten, die eine Eindämmung der Klimakrise nicht mehr möglich macht. Je schneller lösen wir diese Krise, je weniger müssen Menschen darunter leiden. Ich bin erstaunt, dass es kein Interesse daran gibt dieses Ziel nachzugehen und die Schöpfung zu bewahren.

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    1. Im Ziel sind wir uns sicher einig.
      Nur nicht in den Methoden.

      Denn das beschmieren von Gemälden mit Sekundenkleber erscheint mir eher eine Selbstinszenierung zu sein, als irgend ein Beitrag zur Lösung des Klimaproblems.

      Tatsächlich landen wir also wieder bei unseren ureigenen Motiven, Maßstäben und Weltanschauungen, unserem Herzen.
      Denn daraus entsteht letztendlich ja unser Handeln:
      „Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben.“

      Und da kann ich wirklich nur hoffen, dass Menschen zu Christus umkehren. In der Verantwortung vor Gott und den Menschen erst beginnt der Blick über das eigene „Ich“ hinaus:

      „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen,
      sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst,
      und ein jeder sehe nicht nur auf das Seine,
      sondern auch auf das, was dem andern dient.“
      (Paulus)

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  3. Ja, das klingt gut: Hätten Sie die Geschichte mal zu Ende gelesen…
    Glauben Sie wirklich, das Ende der Jesus-Geschichte sei den Protagonisten unbekannt?
    Nein, Ihrer Meinung mag ich mich nicht anschließen. Wie wäre es, diesen Protest, und sei er noch so skurril, einmal ernst zu nehmen. Die junge Generation muss auf diesem Planeten, den wir kaputt gemacht haben, weiterleben. Und mit „wir“ meine ich auch all die Christen, denen die Bewahrung der Schöpfung ja quasi ins Stammbuch (der Bibel) geschrieben ist.
    Ich meine schon, dass die Aussage, sofern sie denn von der „Bild“ – Zeitung richtig zitiert ist, sehr wohl stimmig ist. Was tun wir Christen denn? Ja, wir glauben, dass Gott diese Welt in seiner Hand hat. Gott sei Dank! Aber lassen wir diesem Glauben auch Taten folgen?
    Wo ist denn unser missionarischer Ansatz? Ich höre Christen, die meinen, nur das richtige Bekehrungsgebet, Rettung vor der Ewigen Verdammnis und der sichere Platz im himmlischen Jerusalem sei ihre Mission. Geht es nicht auch um Heilung und Rettung für Mensch und Natur im hier und jetzt?
    Mein Eindruck ist, dass viele Christen fast fatalistisch meinen, die Weltenrettung ist ja schließlich Gottes Angelegenheit, er wird schon wissen, wie er das anstellt. Da haben wir nichts mit zu tun, und diese Klimaaktivisten sind doch nur verblendete Weltuntergangsfanatiker! Wenn sich doch nur alle bekehren, dann wird’s schon besser mit der Welt.
    Nein, ich will die Anliegen der „letzten Generation“ ernst nehmen und reumütig zugeben: Wir haben es vermasselt, lieber Gott vergib uns unsere Schuld!
    Aber: Es gibt trotzdem Hoffnung! Liebe „letzte Generation“ – Der gerechte und treue Gott lässt diese Welt nicht zugrunde gehen!

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  4. Jesus Christus sagt: tut Buße und glaubt an das Evangelium. Das ist das Wichtigste: die Umkehr zu Gott. Die Fehler und falschen Wege vor Gott bekennen. Wer Jesus Christus im Glauben aufnimmt, erhält Vergebung seiner Schuld. Solange wir Gott außen vor lassen, wird sich nichts ändern. Das Klima bestimmt Gott. Er ist der Schöpfer.

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    1. @Marion Christa
      Was genau verstehen Sie denn unter Buße tun, wenn nicht die Änderung des Lebens? Eine andere Definition als Sinnes-& Lebensänderung kann ich in der Bibel nirgends finden.

      Ihre letzten beiden Sätze sind so unsinnig wie die Aussagen:
      „Verseuchte Flüsse macht Gott. Er ist der Schöpfer.“
      „Pestizidbelastete Böden macht Gott. Er ist der Schöpfer.“
      Oder „Atomar verstrahltes Gelände macht Gott. Er ist der Schöpfer.“

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  5. Für mich als „Apokalyptiker“ ist es durchaus vorstellbar, dass die jungen Leute sich groteskerweise den richtigen Namen gegeben haben !? Leider sind sie dennoch irregeführt, die Rettung des Planeten ist nicht die vordringliche Aufgabe des Menschen, sondern die Beziehung zu unserem Schöpfer, ermöglicht durch die „Tür“ Jesus Christus. Wer will da heute noch durchgehen, wo sie doch so eng ist und der moderne Mensch auf dem Tron seines Lebens sitzen bleiben möchte. Wer will einen Herrn über sich haben und dessen Wort zur Richtschnur seines Lebens machen ?
    Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, Gott sieht den Eifer der Jugend und da ist viel Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Sinn, wir haben einen gnädigen Gott !

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  6. Ich kann Kaja nur zustimmen und möchte ergänzen: Das größte Problem vieler frommer Evangelikaler ist, dass sie die Bekehrung als Abschluss aller wichtigen Bemühungen ihres irdischen Lebens sehen. Nachdem ich bekehrt bin, geht es jetzt nur noch darum, andere zu bekehren. Nach uns die Sintflut. Wie man als „Bekehrte/r“ lebt, ist vielen Frommen völlig egal. Da wird munter ge- und verurteilt. Was sie aber dabei völlig übersehen ist, dass Jesus von einer neuen GEBURT redet. Das Leben und die Verantwortung als Christ – auch für die geliehene Schöpfung – beginnt damit erst. Und wir werden gefragt werden, was wir aus dem neuen Leben, das Jesus uns geschenkt hat, gemacht haben. Wie wir mit Menschen und Schöpfung umgegangen sind. Diesen Aspekt des Evangeliums haben viele „Bekehrte“ überhaupt nicht mehr auf ihrem Schirm. Was dazu führt, dass immer mehr „Ungläubige“ sagen: „Was soll ich mit einem Christsein anfangen, das so lieblos und ignorant ist. Da bleib ich lieber „ungläubig“.

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    1. solche Leute mag es geben, der „normale Christ “ allerdings möchte Jesus nachfolgen, was sich auch im praktischen Leben zeigen wird. Versagen tun wir wohl alle darin, aber die Absicht ist doch da oder ?
      „bekehren“ ist nicht verwerflich, sondern ein Auftrag des Herrn ! „macht zu Jüngern …… “ .
      Wie ich weiter oben schon argumentiert habe, ist die Bewahrung der Schöpfung edel, aber nicht die vordringlichste Aufgabe des Christenmenschen.
      Und unterentwickeltes Umweltbewusstsein bei den Christen ( Aspekt des Evangeliums ??? ) hält die Leute vermutlich nicht ab an Jesus zu glauben, die EKD wird doch als verlängerter Arm der Grünen wahrgenommen, gehen die Leute deswegen in die Kirche? Sorry, aber in der Summe ein eher schwaches Statement.

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