„Fridays for Future“: Das ist kein Journalismus mehr

Klimaschützer sind wieder auf den Straßen unterwegs. Und einige Journalisten würden wohl lieber als Aktivisten mit dabei sein, als sich auf den Kern ihrer Arbeit zu konzentrieren. Ein Kommentar von Swanhild Zacharias
Von PRO
Das Magazin Stern macht sich gemein mit den Aktivisten der Klimabewegung. Dafür hagelt es Kritik.

„Fridays for Future“ ist zurück auf die Straßen. Das erste Mal nach Beginn der Corona-Pandemie sind deutschlandweit heute mehr als 400 Demonstrationen angemeldet. Allein in Berlin werden für eine Mahnwache am Brandenburger Tor 10.000 Klimastreikende erwartet. Die von der Aktivistin Greta Thunberg ins Leben gerufenen Protestmärsche waren durch Covid-19 und die damit einhergehenden Maßnahmen zur Eindämmung des Virus zum Erliegen gekommen. Doch jetzt heißt es: „Wir sind wieder da! Wir sind nicht weg von der Bildfläche.“ So zitiert tagesschau.de Quang Paasch, den Berliner Sprecher der „Fridays for Future“-Bewegung.

In vielen Medien ist das neue Aufleben der Klimabewegung Thema. Manche gehen sogar einen Schritt über das übliche Berichten hinaus. Die aktuelle Ausgabe des Magazins Stern trägt den Titel „#keinGradweiter“ und ist in Zusammenarbeit mit der Bewegung „Fridays for Future“ entstanden. Die Journalisten des Wochenmagazins machen sich darin gemein mit der Klimabewegung und druckten in den Untertitel: „Die Klimakrise ist längst da. Was wir jetzt tun müssen, um uns zu retten.“ Auch auf den Sozialen Kanälen des Stern ging es gestern ums Klima. Die Accounts wurden zusammen mit Klimaaktivisten gestaltet.

Falsches Selbstverständnis

Man mag die Ziele der Klimabewegung wichtig und gut finden. Doch guter Journalismus geht anders. Die Aufgabe eines Journalisten ist es, unabhängig und möglichst objektiv über einen Sachverhalt zu berichten, Hintergrundinformationen zu liefern und das Thema gegebenenfalls einzuordnen. Meinungsbeiträge müssen klar gekennzeichnet sein. Sich mit einer Sache gemein zu machen und für diese zu kämpfen, ist nicht Sache des Journalismus. Das ist Aktivismus.

Dem Stern scheint dieses Verständnis abhanden gekommen zu sein. Er erntete für sein Vorgehen viel Kritik im Netz. So zitierte ein Nutzer auf Twitter zum Beispiel den legendären TV-Journalisten Hanns Joachim Friedrichs: „Ein Journalist macht sich nicht mit einer Sache gemein, auch nicht mit einer guten.“ Ein anderer schrieb: „Mal schauen, wie viele Zeitungen ihr an FFF Anhänger verkaufen werdet. Dieses Engagement – Journalismus ist das ja nicht mehr – wird sich bestimmt für euch rechnen.“

In der Tat könnte man sich fragen, ob die Macher des Sterns nicht eher wirtschaftliche als klimapolitische Ziele verfolgen. Denn die potenziellen Leser von gedruckten Heften wie Wochenmagazinen wie des Sterns sind wahrscheinlich weniger unter den Demonstranten auf der Straße zu finden, sondern eher in Wartezimmern, in denen der Lesezirkel ausliegt, wie es der Journalist Jan Fleischhauer süffisant kommentierte. Vielleicht geht es also ganz einfach um PR-Arbeit und darum, junge Leser zu gewinnen.

Auf den Punkt brachte es kürzlich der Vorstandsvorsitzende von Axel Springer, Mathias Döpfner. Als er in seinem Amt als Präsident des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger bestätigt wurde, sagte er in seiner Rede: „Wenn Journalisten von Aktivisten nicht mehr zu unterscheiden sind, dann können wir einpacken. Dann braucht es uns nicht mehr. Aktivismus ist das Gegenteil von Journalismus – auch wenn es um eine gute Absicht geht.“ Medien müssten Chronisten und Zeitzeugen sein anstatt „Missionare eines bestimmten Weltbildes“.

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