Alarmierende Lage in Afghanistan

Die Menschen in Afghanistan sind von Hungertod, Kinderarbeit und Zwangsheirat bedroht. Deshalb macht die internationale Hilfsorganisation World Vision deutlich, wie ernst die aktuelle Lage ist.
Von PRO
Afghanistan, Kabul, Flagge

Vor einem Jahr sind die internationalen Truppen aus Afghanistan abgezogen und die Taliban wieder an der Macht. Aus gegebenem Anlass hat sich das christliche Kinderhilfswerk World Vision die Lage genauer angeschaut. In seinem Bericht „Afghanistan: A Children’s Crisis“ zeigt es, dass das Durchschnittseinkommen in den untersuchten Gebieten bei einem Euro pro Tag liegt und mehr als die Hälfte der Kinder unterernährt ist.

Dazu äußerte die Nationale Direktorin von World Vision Afghanistan, Asuntha Charles: „Eltern, Betreuer und Betreuerinnen stehen vor einer verzweifelten Situation. Ihre Kinder hungern, sie haben keine Wahl mehr: Sie müssen ihre Kinder entweder zur Arbeit schicken oder Kinderhochzeiten arrangieren, um deren Überleben zu sichern. Das ist eine Entscheidung, vor die Eltern niemals gestellt werden sollten.“

Zusätzlich seien viele Kinder bedrückt, was sich in der mentalen Gesundheit widerspiegle. Das werde auch daran deutlich, dass das Gesundheitssystem in Afghanistan in einer Krise stecke. Die Befragung durch World Vision von 800 betroffenen Personen zeigt: Neben der mentalen Gesundheit nimmt nun auch das Risiko der physischen Gesundheit für Frauen zu, da die Zahl der Hausgeburten bei 64 Prozent liege und nur ein Drittel der Kinder mit professioneller medizinischer Hilfe zur Welt komme. Daraus folge, dass durch den massiven medizinischen Rückschritt Geburts- und Kindergesundheitsservices eingeschränkt würden, weil ausgebildetes Personal fehle.

Entwicklungen der vergangenen Jahre sind bedroht

Die NGO warnt deshalb vor einer ansteigenden Kindersterblichkeit und der Gefahr, dass Frauen an Geburten sterben. Viele Kinder in Afghanistan seien von einem zu frühen Tod bedroht und die, die überlebten, könnten dies nur unter schweren Bedingungen und in alarmierenden Situationen. Hilfe ist nötig, sagt auch das katholische Hilfswerk Caritas, da Wirtschaftssanktionen gegen die Taliban die Lage zusätzlich verschärften. Das, was in Afghanistan aufgebaut wurde, sowohl Entwicklungen als auch Errungenschaften der vergangenen Jahre, sei in Gefahr, wie die Organisation betont.

Die aktuelle Krise habe mehrere Ursachen, unter anderem die politische Gewalt, die schlechte wirtschaftliche Situation und die Folgen der Klimaveränderung. Es handle sich laut World Vision um eine der schlimmsten humanitären Katastrophen weltweit. Deshalb appelliert die Hilfsorganisation an die Internationale Gemeinschaft, die finanzielle Unterstützung für die Bevölkerung zu erhöhen. World Vision schätzt die Lage als sehr ernst ein, da Menschen, die nicht verhungern, an hungerbedingten Krankheiten stürben.

Die Notsituation könne ebenfalls nicht verbessert werden, solange die Taliban es den Hilfskräften schwer machen, die Einwohner in Afghanistan zu unterstützen, sagt die Caritas. Viele Taliban wollten zudem gar keine internationale Hilfe ins Land lassen. Dadurch hätten auch Aktivisten keine einfache Ausgangslage, da die Kriminalität im Land stark gestiegen sei.

Von: Chiara Hofmann

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2 Antworten

  1. Es ist wirklich schlimm was unser 20 Jahre andauernede, sinnlose Krieg in diesem Land angericht hat.

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    1. Ernsthaft?
      Die Taliban waren vorher an der Macht und sind es jetzt wieder. In den 20 Jahren dazwischen hatten unter anderem Frauen zumindest die Chance auf Bildung.
      Jetzt gilt wieder die „Freiheit“ der Taliban und das, was sie „anrichten“.

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