Meinung

Einsatz für Frieden ist nicht vergebens

Deutschland liefert moderne Kampfpanzer an die Ukraine. Die Öffentlichkeit und internationale Partner atmen auf. Über Frieden wird hingegen kaum gesprochen. Dabei macht eine andere Konfliktregion gerade Hoffnung.
Von Jonathan Steinert
Mekele, Äthiopien, Tigray, Flüchtling

Deutschland liefert nun also Kampfpanzer an die Ukraine. Medien sahen in Bundeskanzler Olaf Scholz den Bremsklotz in Person, weil er – wie schon im Frühjahr, als es um schwere Waffen ging – bei dieser Entscheidung zögerte. Die Öffentlichkeit jedenfalls, aber auch die Verbündeten und Nachbarn atmen auf, dass endlich deutsche Kampfpanzer rollen. Und sogleich steht als nächstes die Frage nach Kampfflugzeugen im Raum.

Das Dilemma ist das gleiche geblieben: Ohne mehr und bessere Ausrüstung kann die Ukraine sich nicht gegen den russischen Angriff und die Besatzung mehrerer Landesteile wehren. Es geht auch um die Frage, in welchem Europa wir leben wollen: In einem freien Europa, in dem Menschenleben und Bürgerrechte etwas zählen? Oder in einem Europa, das sich von einem brutalen, ideologiegeleiteten Despoten vorführen und am Ende gar unterkriegen lässt – von einem, der Wohn- und Krankenhäuser bombardiert und sich nicht um Verträge, Menschenleben und -rechte schert?

Andererseits ist ungewiss, ob mehr Waffen, Panzer und Munition den Krieg wirklich zu einem Ende bringen werden.

Notwendige Unterstützung oder Endlos-Eskalation?

Ein Wort ist erschreckend selten zu hören: Frieden. Bei aller nötigen militärischen Stärke gegen den Angreifer Russland darf die Perspektive nie aus dem Blick geraten, wie die Waffen zum Schweigen gebracht werden können. Es ist daher gut, dass in diesen Tagen der Weltkirchenrat dazu aufgerufen hat, für Frieden zu beten und sich aktiv dafür einzusetzen. Zum Beispiel indem es weiterhin Gespräche mit der russischen Staatskirche gibt und Christen in Russland unterstützt werden, sich gegen den Krieg zu stellen.

Margot Käßmann wird ebenfalls nicht müde, Bemühungen für den Frieden anzumahnen. Auch wenn sie für ihre pazifistische Haltung bekannt ist: Es wäre fatal, diese Stimme zu ignorieren.

Ein Hoffnungsfunke strahlt indes aus Afrika herüber. Zwei Jahre lang tobte im Norden Äthiopiens ein Krieg der Zentralregierung gegen regionale Milizen. Auch Soldaten aus dem benachbarten Eritrea waren involviert. Rund zwei Millionen Menschen sind deswegen geflüchtet, mehr als eine halbe Million gestorben. Im vergangenen November haben die Konfliktparteien mithilfe Südafrikas und der Afrikanischen Union einen Friedensvertrag vereinbart.

Und wie verschiedene Medien berichteten, scheint er zu halten. Soldaten ziehen sich zurück, Rebellen geben ihre Waffen ab, Hilfsorganisationen erhalten Zugang in die Region. Banken haben wieder geöffnet, Telefonnetz und Internet sind an immer mehr Orten verfügbar, Krankenhäuser können ihre Versorgung ausbauen. Es ist ein fragiler Frieden und es sind kleine Schritte, sehr kleine. Zahlreiche Menschen benötigen immer noch Nahrungsmittelhilfe, es fehlt an Medikamenten und Maschinen, Benzin kann sich kaum jemand leisten. Aber es sind Schritte in den Frieden. Das macht Hoffnung, dass der Einsatz für Frieden auch im Ukraine-Krieg nicht vergebens sein wird.

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10 Antworten

  1. Im Ukraine-Krieg hängt es ja einzig und allein von den Russen ab, ob es Frieden gibt oder nicht. Russland muss seine Kriegshandlungen einstellen, sich aus den besetzten Gebieten, einschließlich der Krim zurückziehen.

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    1. Das stimmt eben nicht. Natürlich ist der Krieg Russlands menschenverachtend, aber er hat eine Vorgeschichte so wie die meisten anderen Kriege übrigens auch. Deshalb schnellstens Waffenstillstand

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      1. Die Vorgeschichte besteht darin, dass Russland zuerst die Separatistengebiete und die Krim von der Ukraine abtrennte. Aus den Reden Putins geht außerdem hervor, dass ihm ein Russland in den Grenzen der ehem. Sowjetunion vorschwebt. Wie soll da ein Waffenstillstand erreicht werden?

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        1. Lesen, was Albert Walter wieder unten schreibt. Es gibt immer 2 Seiten einer Vorgeschichte und wenn dann bitte beide betrachten

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  2. Leider wird in den Berichten zu Waffenlieferungen kaum erwähnt, dass jeder Kampfpanzer zunächst keinen Frieden schafft sondern Menschen tötet. Waffen dienen nicht zum Friedens sondern dem Töten von Menschen. Das sollten besonders Militaristen wie Frau Strack-Zimmermann, Herr Hofreiter und andere bedenken und dann vielleicht etwas differenzierter über Waffenlieferungen reden.
    Alle sind begeistert von der Aufrüstung der Bundeswehr und dem Versprechen, 2 % des BIP dafür auszugeben. Das neben Deutschland nur sehr wenige Länder das 0,7 %-Ziel für Entwicklungshilfe annähernd erreichen, wird kaum thematisiert. Die USA sind weit davon entfernt, dieses Ziel zu erreichen. Wenn wir Äthiopien/Eritrea unterstützen, erreichen wir vielleicht viel mehr für den Frieden und den Schutz von Menschen.
    Nach den Maßstäben dieser Welt hat die Ukraine das Recht, sich gegen den Angriff zu verteidigen, auch mit der Unterstützung anderer Staaten. Das bedeutet aber Gewalt auszuüben und Menschen zu töten. Hier kämpft nicht Panzer gegen Panzer sondern Mensch gegen Mensch, Leben gegen Leben. Diese Entscheidung wird mit jedem Waffeneinsatz getroffen. Das darf nicht leichtfertig geschehen.
    Christen dürfen sich nicht daran beteiligen. Wir leben nach anderen Maßstäben, den Maßstäben Gottes. Jesus Christus erweitert das Gebot „du sollst nicht töten“ zum Gebot der Feindesliebe. Er lehrt uns den Frieden und nimmt uns die Waffen aus der Hand. Die Maßstäbe dieser Welt müssen wir akzeptieren, es sind aber nicht unsere. Christen sind in erster Linie Bürger des Reiches Gottes und haben nach seinem Wort zu leben.

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  3. Es ist aus meiner Sicht nicht richtig, zu behaupten die Öffentlichkeit atmet auf, es sei denn man meint mit „Öffentlichkeit“ die gesellschaftliche und politische Elite. Viele sind gegen die Panzerlieferung und sehr besorgt über die weitere Eskalation (schon sind Kampfjet´s im Gespräch).

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  4. Ich würde mich freuen mehr darüber zu erfahren welche Bedingungen vor den Friedensverhandlungen geherrscht haben. Daraus lässt sich bestimmt etwas lernen. Gleichzeitig ist der Konflikt möglcherweise auch ganz anders gelagert und man muss auch die Unterschiede der Konflikte wahrnehmen. Da kenn ich mich bei dem äthiopischen Konflikt nicht aus.

    Meine Meinung: Ich nehme wahr, dass Friedensverhandlungen dort hilfreich sind, wo sich beide Seiten müde gekämpft haben. So lange eine Seite noch glaubt, dass sie mehr gewinnt, als verliert, hören sie nicht auf zu kämpfen. Letztlich muss die Lösung für beide Seiten attraktiver sein, als die Aufrechterhaltung des Konflikts. Im Fall der Ukraine ist das allerdings missverständlich, weil es nunmal kein „klassischer Konflikt“ ist, sondern eine ganz klare Invasion.

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  5. Es würde pro medienmagazin als christliches Medium gut zu Gesicht stehen, sich damit zu beschäftigen, wie in den letzten Wochen die deutschen Medien alles dafür getan haben um Scholz in der Pro-Panzer Entscheidung zu treiben. Dann Frau Baerbock, die uns gestern im Krieg mit der Ukraine sieht. Es ist schlimm wie 80 Jahre nach Stalingrad die Kriegsbegeisterung in Deutschland gefördert wird. Frau Baerbock ist in ihrem Amt untragbar, was nur noch von einem Wirtschaftsminister Habeck getoppt wird, der in einer unkontrollierten Klimaschutzpolitik unser Land in den wirtschaftlichen Kollaps treibt. Das wären ethische Themen für das pro medienmagazin, aber wahrscheinlich wird dieser Kommentar sowieso gesperrt. Vielleicht kommt dann wenigstens ein Redakteur, der das lesen darf zum nachdenken. Aus ethischer Sicht bis hin zu den Planungen im Abtreibungsrecht ist unsere aktuelle Politik eine Katastrophe und gegen das eigene Volk gerichtet, aber so viele schauen nur zu und klatschen noch Beifall.

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  6. Der Ukrainekrieg hat doch eine lange Vorgeschichte, die nicht übersehen werden darf. Es gibt Stimmen, die behaupten, dass dieser Krieg ein Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland ist. Es ist mehr oder weniger ein Krieg um wirtschaftsliche Vormachtstellung. Schon Präsedent Tramp wollte die europäische Wirtschaft schwächen, und uns Fräckin-Gas verkaufen. Sein Nachfolger hat es nun geschafft. Europa (vor allem Deutschdland) und auch Russland sind wirtschaftlich keine Konkurenz mehr für die USA. Wie schwer unsere Wirtschaft leidet, erleben wir fast täglich. Aber eben nicht nur die Wirtschaft, sondern unser ganzes Land. Dafür müssen nun junge Menschen auf beiden Seiten sterben. Mütter verlieren ihre Söhne, Frauen ihre Männer, Kinder ihre Väter. Beide Seiten können diesen Krieg nicht gewinnen. Die „Gewinner“ sind wo ganz anders zu finden.

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