„Wir haben entschieden, uns aus den Schlafzimmern rauszuhalten“

Vorige Woche haben katholische Seelsorger bei einer bundesweiten Aktion auch homosexuelle Paare gesegnet. Das widerspricht dem Lehramt der römisch-katholischen Kirche. Nicht aber dem der alt-katholischen Kirche. Die stützt sich auf die historisch-kritische Bibelauslegung und kommt zu einem anderen Befund.
Von Norbert Schäfer
Ulf-Martin Schmidt

Bei der Aktion #liebegewinnt sind am Montag der vergangenen Woche in katholischen Gottesdiensten in ganz Deutschland Menschen und ihre Beziehungen gesegnet worden – ohne Ansehen ihrer sexuellen Orientierung. Weil bei der Aktion auch Homosexuelle gesegnet wurden, steht sie im Widerspruch zur römisch-katholischen Glaubenskongregation. Die hatte noch im März die Segnung für Homosexuelle ausdrücklich verboten. Anders ist die Situation in der alt-katholischen Kirche. Die erlaubt ausdrücklich die Segnung homosexueller Paare. Die Kirche verzichtet auch auf die Zölibats-Pflicht und ordiniert zudem Frauen.

„Die Segnung homosexueller Paare ist in der alt-katholischen Kirche kein Aufreger mehr“, sagt Ulf-Martin Schmidt, Pfarrer der alt-katholischen Gemeinde in Berlin. Als Dekan seiner Kirche ist Schmidt im Osten Deutschlands für alle neuen Bundesländer zuständig. „Über die Frage, wie mit homosexuellen Glaubensgeschwistern umgegangen werden soll, hatte bereits 1997 eine Synode offiziell befunden.“ Die Synode stellte fest, „dass in vielen unserer Gemeinden gleichgeschlechtlich liebende Frauen und Männer integriert sind. Die Synode bittet die Gemeinden, sich um ein Klima der Akzeptanz, der Offenheit und Toleranz gegenüber homosexuell liebenden und lebenden Menschen weiterhin zu bemühen.“ Zuletzt wurde im September 2014 ein Ritual zur Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in der alt-katholischen Kirche in Kraft gesetzt. Damit wurde letztendlich liturgisch offiziell bistumsweit umgesetzt, was bereits seit Anfang der 1980er-Jahre in vielen alt-katholischen Gemeinden Praxis war.

Zölibat für Priester 1878 aufgehoben

Ein anderer Streit, der an der Basis der römisch-katholischen Kirche für Debatten und Unverständnis sorgt, nämlich die Ehelosigkeit der Priester, der Zölibat, wurde in der alt-katholischen Kirche bereits früh beigelegt. Weil in der Gründungszeit der Kirche im späten 19. Jahrhundert die allermeisten Priester in römisch-katholischer Tradition erzogen und ausgebildet worden waren, aber eine Laiensynode von Beginn an die Ehelosigkeit als Bedingung für das Priesteramt verwarf, steht es seit 1878 Priestern frei, ehelos zu leben oder zu heiraten. Ungefähr 90 Prozent der Kleriker leben heute in einer Ehe beziehungsweise festen Partnerschaft und zehn Prozent in einem freiwilligen Zölibat, berichtet Schmidt. Auch Frauen werden – im Gegensatz zum wesentlich größeren katholischen Pendant – ordiniert.

Worin unterscheiden sich nun alt-katholische und römisch-katholische Kirche theologisch bei der Bewertung von Homosexualität und der Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften? „Wir haben uns prinzipiell dafür entschieden, dass wir uns aus den Schlafzimmern unserer Mitglieder raushalten“, sagt Schmidt, und erklärt: „Letztendlich entscheidet sich auch die Frage des religiösen Umgangs mit Homosexualität an dem hermeneutischen Zugang zur Bibel.“ Die Sexualmoral der römisch-katholischen Kirche sei generell sehr ausgeprägt, nicht nur im Bereich Homosexualität. Viele Menschen würden das als negativ und übergriffig empfinden. „Menschen, die zu uns kommen, wollen das dezidiert nicht mehr. Die wollen keine Kirche, die ihnen vorschreibt, wie sie ihre Sexualität leben sollen.“

Nach Schmidts Eindruck ist die römisch-katholische Amtstheologie stark geprägt von einem Ehe-Idealbild, und „alles andere muss sich in Graden der Entfernung daran messen lassen“. Die Beziehung von Mann und Frau sei in der römisch-katholischen Lehre klar nach göttlichem Recht legitimiert und nicht verhandelbar – quasi ein Geschlechternormativ. Es gebe dort – auch in der evangelikalen Theologie – die klare Zuteilung männlicher und weiblicher Eigenschaften, aber keine Wechselspiele. „Aber als eine Kirche, die einen großen Wert auf die Möglichkeit eines Erkenntnisgewinns – und damit auch eine Entwicklung von Erkenntnis – durch wissenschaftliche Forschung legt, können wir diese Normative nicht mehr teilen. Also diese Grundannahme, dass es quasi ein ‚Ideal Mann‘ und ein ‚Ideal Frau‘ gibt und dementsprechend auch nur eine ideale Beziehung. Wenn man unter anderem historisch-kritisch forscht, ergibt vieles was wir auch in biblischen Texten auf den ersten Blick als ‚glasklar in der Aussage‘ empfinden, im historischen Kontext einen manchmal komplett anderen Sinn.“

Historisch-kritische Bibelauslegung und Wissenschaft haben hohen Stellenwert

Die historisch-kritische Bibelauslegung verbiete, ein „biblisches Eheverständnis aus dem Altertum eins zu eins auf die heutige Situation“ zu übertragen, erklärt Schmidt und verweist auf Textstellen in den neutestamentlichen Briefen des Paulus und des Petrus. (Petrus 3, 9) „Segnet, denn dazu seid ihr berufen worden, dass ihr Segen erbt“, laute es im Petrusbrief. „Nach unserem Verständnis gilt dieser Segen für alle“, sagt Schmidt. Andere Stellen im biblischen Text, „die quasi gegen homosexuelle Beziehungen sprächen“, müssten im zeitlichen Kontext gedeutet werden und hätten dem Sinne nach nicht auf solche Formen der Partnerschaft abgezielt, die heute gesegnet würden. „Damals ging es im Zusammenhang mit Homosexualität immer um Machtmissbrauch. Übrigens ein ganz großer Bereich, der auch heterosexuell damals bedeutend war. Frauen wie Mädchen mussten damals Vergewaltigung erleiden, auch in der Ehe“, sagt Schmidt. Da sei es überhaupt nicht „partnerschaftlich“ zugegangen.

Im biblischen Kontext deute die Verurteilung homosexueller Beziehungen – Schmidt führt als Befund auch die alttestamentliche Situation in Sodom und Gomorrha an – im Kern auf einen Missbrauch des Gastrechtes hin. Auch dass im Altertum Homosexualität durchweg mit Pädophilie konnotiert wurde, sei „aus heutiger Sicht“ nicht akzeptabel. Beides werde jedoch immer noch oft in einen Topf geworfen, gerade von konservativ-christlicher Seite. Dass man bei den biblischen Stellen über Homosexualität auch zu einem anderen Urteil gelangen kann, ist Schmidt klar. Wer nicht historisch-kritisch die Texte untersuche, gelange zu einem anderen Befund.

Diese Art der Bibelauslegung hat demnach hohen Stellenwert in der alt-katholischen Kirche – die theologische Wissenschaft generell. „Bei uns ist es undenkbar, dass sich das bischöfliche Lehramt als weisungsbefugt gegenüber der wissenschaftlichen Theologie versteht“, erklärt Schmidt. In der römisch-katholischen Kirche hingegen stehe das Lehramt letztendlich über allem. „Letztendlich kann in der römisch-katholischen Kirche die Wissenschaft Forschung betreiben, wie sie will – es hat keine strukturelle Relevanz. Das Lehramt entscheidet trotzdem, was Lehre der Kirche ist. Im römisch-katholischen Bereich spielt die historisch-kritische Forschung binnen-wissenschaftlich gesehen zwar eine große Rolle, aber lehramtlich gesehen nicht. Das führt auf Dauer zu einer immer größeren Entfremdung zwischen den theologischen Fakultäten an der Universität und dem kirchlichen Lehramt.“

„Kirchenspaltung ist schon lange innerlich vollzogen“

„Für mich zeigt sich in der Frage des Umgangs mit homosexuellen Segnungen eigentlich, wie tief die Spaltung in der römisch-katholischen Kirche schon lange ist“, sagt Schmidt. Problematisch bei den Debatten um das Thema empfinde er die Pointierung: „Wir reden ja nicht über eine Sachfrage – nein, es geht um Liebe. Wir reden über Menschen, die sich lieben!“ In den manchmal harsch geführten Debatten könne man daher eigentlich nur Menschen verletzen. Die Aktion #liebegewinnt wertet Schmidt als „Zeichen des zivilen Ungehorsams“ eines Teils der Kleriker. „Die Aktion ist nur das äußere Zeichen, dass die Kirchenspaltung schon lange innerlich vollzogen ist“, befürchtet Schmidt.

Schmidt hat bemerkt, „dass der konservative Flügel genau so vehement und teilweise sogar lauter ist als der sogenannte progressive Flügel“ in der römisch-katholischen Kirche. „Es braucht aber auch eine kirchliche Heimat für Menschen, die konservativ sein wollen, die eine sehr strikte, gehorsame Linie wünschen“, hält Schmidt zugleich fest. Es sei „fahrlässig, denen ihre Heimat zu nehmen“. Die Frage sei aktuell, wie der liberale Flügel innerhalb der römisch-katholischen Kirche damit umgehe, weil man auf Dauer diesen Spannungsbogen schwer aufrecht erhalten könne. Das sei ein Bruch. „Einige zitierten gar ein Schisma herbei“, sagt er, eine neue „deutsch-katholische Kirche, wie auch immer die aussehen soll“. Schmidt ist da eher skeptisch. „Für mich ist es kein Drama, dass wir so verschiedene Meinungen haben. Es gibt so eine ökumenische Fülle an unterschiedlichen Bekenntnissen, dass auch jetzt schon jeder seine Heimat finden kann.“ Entscheidend sei aber, trotz aller – manchmal schwer auszuhaltenden – Unterschiede weiter im Gespräch zu bleiben. Für den liberalen Alt-Katholiken ist besonders wichtig zu betonen: „Dem anderen aus dem einen oder anderen Grund sein Christsein abzusprechen, ist eine Vergöttlichung des eigenen Selbst und eine große Überheblichkeit. So sehr ich vieles beim anderen nicht mittragen möchte, so würde ich dem Gegenüber immer zutrauen: Durch Christus bist du ein Bruder von mir oder eine Schwester. Immer.“

Die Alt-Katholische Kirche in Deutschland

Die alt-katholischen Kirchen entstanden aus Protest gegen Dogmen des Ersten Vatikanischen Konzils, das im Jahr 1870 stattfand. Einer der Hauptkritikpunkte war unter anderem das neue Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit. Römisch-katholische Christen, die die neuen Dogmen ablehnten, wurden exkommuniziert. Sie formierten sich in einer neuen Glaubensgemeinschaft, deren Mitglieder sich unter Bezugnahme auf die Alte Kirche „Alt-Katholiken“ nannten. Ab 1872 bildeten sich eigene Gemeinden und Ortskirchen.Die Alt-Katholische Kirche in Deutschland verzeichnet heute rund 15.000 Mitglieder in 60 Pfarrgemeinden mit 42 Pfarrämtern, verwaltet in sieben Dekanaten. Die Kirche verfügt über ein Bistum. Bischof ist seit 2010 Matthias Ring. Die Alt-Katholische Kirche in Deutschland hat den Rechtsstatus einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.

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10 Antworten

  1. Die historisch- kritische Methode ist der Tod aller biblischen Auslegung. Und nur weil Kirchen homosexuelle Paare segnen, heißt das noch lange nicht, das es gut und richtig ist!
    Oh, Land höre das Wort des HERRN!
    Und es wird eine Zeit kommen da werden sie die gesunde Lehre verwerfen und sich Lehren zuwenden nach dem ihnen ihnen die Ohren jücken!

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  2. Immer wieder wird der Unsinn verbreitet, in der Antike habe es Homosexualität nur in Form von Machtmißbrauch gegeben. Man informiere sich einmal über die Heilige Schar von Theben. Das war eine Armee, die ausschließlich aus homosexuellen Männerpaaren bestand. Diese Umstände waren also auch zu Zeiten des Paulus bekannt. Die ganze „historisch-kritische Theologie“ krankt daran, daß man gefährliches Halbwissen und Vermutungen über die Zustände zu Zeiten der Entstehung der biblischen Texte als gesichertes Wissen ansieht. Wer die Bibel damit in Frage stellt, stellt damit eigentlich auch den christlichen Glauben infrage und sollte besser einen Humanistenverein gründen oder einem solchen beitreten.

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    1. In Einzelfragen kann man sich ja gut und gerne streiten und die historisch-kritische Auslegung aus konkreten Gründen kritisieren. Wer jedoch behauptet, die historisch-kritische Auslegung stelle per se die Bibel in Frage, nimmt die Heilige Schrift nicht ernst.
      Selbstverständlich braucht es zum Verständnis den historischen Kontext. Wer hat wann was aufgeschrieben? Die Bibel ist schließlich nicht vom Himmel gefallen, sondern wurde von Menschen aufgeschrieben, die als Menschen von ihren eigenen Erfahrungen mit Gott oder von den Erfahrungen anderer mit Gott berichten.
      Selbstverständlich muss man die vielen Uneindeutigkeiten und sehr verschiedenen Herangehensweisen innerhalb der Bibel diskutieren und zueinander in Kontext setzen.
      Wer das ablehnt und zugleich denjenigen, die sich darum bemühen, die Heilige Schrift ernst zu nehmen, die Gründung eines Humanistenvereins empfiehlt, zeigt sich selbst kleingläibig und untergräbt die Gemeinschaft der Gläubigen (=die eine Kirche). Im Vokabular von früher hätte man das wohl häretisch genannt.

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  3. Die historisch-kritische Methode ist kein Erkenntnisgewinnung, sondern Erkenntnisverlust! Entfernung von der biblischen Botschaft. Bestreitung der geistgewirkten, apostolischen Lehre.
    Wer immer noch meint, Homosexualität im Altertum wäre immer Missbrauch gewesen und hätte es nicht auch auf Augenhöhe gegeben, der lese die Ausarbeitungen von Dr. Gerrit Hohage.

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  4. Jeder Mensch ist frei, seine eigene Auslegungsmethode zu wählen. Entscheidet man sich prinzipiell für das wortwörtliche Verständnis, wäre es gut, diese „historisch-unkritische Methode“ einmal weiter zu denken: Gen 1,28 bedeutete dann den generellen Verzicht auf Familienplanung und Empfängnisverhütung. Ultraorthodoxe Juden und die Bibel wortwörtlich verstehende Christen haben deshalb häufig sehr viele Kinder. Unsere begrenzte Erde kann jedoch keine weitere Vermehrung der Weltbevölkerung verkraften. Bei historisch-kritischem Verständnis nimmt man zur Kenntnis, dass vor dreitausend Jahren das Überleben nur möglich war mit vielen Kindern. Viele starben schon früh. Insofern ist die biblische Aufforderung zur Vermehrung damals überlebenswichtig für die Menschheit gewesen. Wenn diese Verantwortung für den Fortbestand des Lebens die Botschaft von Gen 1,28 ist, dann ist angesichts von bald 8 Mrd. Menschen die Familienplanung von durchschnittlich zwei Kindern Ausdruck der geforderten Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung ( Gen 2,15).
    Die Homosexualität wurde in biblischen Zeiten wegen ihrer Nichtreproduktivität als Gräuel verurteilt. Da jedoch 90 bis 98 Prozent der Menschen heterosexuell veranlagt sind, konnte die Menschheit die heutige Größe erreichen. Von da her braucht sich niemand wegen der Nichtreproduktivität homosexueller Menschen Sorgen zu machen. Die in der ganzen Schöpfung zu beobachtenden Normabweichungen schließen nicht vom Segen Gottes aus. Insbesondere Jesus hat dies vorgelebt.

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  5. Das ausgerechnet die sogenannte historisch-kritische Theologie zur Rechtfertigung homosexueller Segnungen herangezogen wird, ist schlichtweg ein Unding. Die Stellen im AT, die Homosexualität als Sünde deklarieren stehen eigentlich immer im Zusammenhang mit kultischer Sexualität. Das war beim Baal-Peor (Beine breit) so beim Kult der Venus/Aphrodite, dem Bacchus und vielen anderen antiken Kulten so. Treffend bezeichnet das Gott als Hurerei und Götzendienst!! Was Anderes ist es, wenn gleichgeschlechtlich liebende füreinander Verantwortung übernehmen.

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  6. Es ist erstaunlich, welche Urteile man hier immer wieder über die sog. historisch-kritische Methode lesen muss. Schon die Formulierungen belegen, dass es sich bei dem Kommentatoren um ausgewiesene Fachleute handelt. DIE historisch-kritische Metnode gibt es nicht, sondern es gibt eine durchaus wechselvolle Geschichte eines ebenfalls wechselvollen Methodenverbundes. In Vorträgen der Gegner werden übrigens immer und immer wieder die weltanschaulich-philosophischen Einseitigkeiten der füheren Phasen referiert. Auf Augenhöhe der gegenwärtigen modernen Bibelforschung befindet man sich nicht!
    Die moderne Bibelwissenschaft hat historisches und religionsgeschichtliches Material gesammelt, das einzigartig reichhaltig ist und uns einen ganz anderen Blick auf die biblische Tradition in ihrer Umgebungskultur erlaubt. Noch niemals zuvor war dies so möglich. Von Halbwissen zu sprechen, ist schlicht uninformiert, um es freundlich zu sagen.
    Letztlich geht es aber um ein hermeneutisches Problem. Wie können wir heute den biblischen Texten und ihren Ansprüchen gerecht werden, angesichts eine gänzlich veränderten Situation.
    Und da sind wir bei einem Kernproblem. Bibelfundamentalisten können den geschichtlichen Wandel nicht denken. Sie wähnen sich immer auf Augenhöhe mit einer zeitlosen biblischen Wahrheit, die sich schwarz auf weiß nach Hause tragen lässt.
    Und diese ideologische Haltung führt in ethischen Fragen zu einer seltsamen Schieflage. Ein ethischer Universalismus würde zumindest nach der Rationalität des Guten fragen. Das Gute sollte allgemeine Gültigkeit beanspruchen können und aus sich heraus einsichtig und vernünftig sein. Fundemantalisten aber fordern einfach Gehorsam gegenüber den von ihnen als absolute göttliche Wahrheit deklarierten Sätzen. Eine solche religiöse Ethik ist autoritär, unvernünftig und unreif.
    Bezeichnend ist, dass beim Thema Homosexualität in diesen Kreisen Betroffene nie gehört werden, es sei denn sie sind durch dubiose Therapien auf Linie gebracht. Diese Form von Religion verrät auf allen Ebenen die Freundlichkeit Gottes und die Vernunftbegabung des Menschen!

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    1. @Carvalho:
      Danke für den sehr zutreffenende Post! Ich bin in einem christlichen Umfeld groß gewor den, dass innerhalb einiger Jahre stark in die bibelfundamentalische Richting abgedriftet ist – es hat mir fast meinen christlichen Glauben zerstört durch die dort von mir wahrgenommene Rechthaberei, Machtmißbrauch und Unfähigkeit auf Augenhöhe mit kritischen Anfragen umzugehen.

      Man glaubte, die Wahrheit zu „besitzen“ und nur noch verkünden zu müssen. Ob man wirklich Wahres vertritt, die Frage durfte nicht mehr gestellt werden, bzw. es gab primitive vorgefertigte Antworten…

      Traurig…

      Letztlich endet das so wie bei Teilen der (weißen) Evangelicals in USA, die sich für mich komplett aus der Realität verabschiedet haben…

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  7. Man schaue doch mal ganz ideologiefrei und ruhig auch biblizistisch auf die Männer der Bibel.
    Mal ganz ehrlich: Bei welchem dieser vielen Männer ist auch nur ansatzweise ein Idealbild „Mann“ verwirklicht?

    Adam, diese Lusche, der nicht vor Gott dazu stehen kann, dass er gegen eine klare Anordnung verstoßen hat und alles jämmerlich auf Eva abschiebt – und der offenbar in der Erziehung seiner Söhne versagt hat…
    Abraham, der seine Sara mehrfach im Stich lässt und einer Vergewaltigungssituation aussetzt, der den Streit von Sara und Haggai nicht moderiert sondern sich heraushält und so fast den Tod von Ismael mit bewirkt hat. Was ist das für ein Vater, der das Schlachtmesser aus religiösen Gründen gegen den eigenen Sohn erhebt?
    Sollen wir die „Männer“ der Bibel weiter durchgehen?

    Und u.a. daran erinnern, dass gute Bischöfe biblisch an der guten Erziehung ihrer Kinder erkannt werden?

    Und dass in Gen 1 nicht Ehepaare erschaffen werden, sondern Ebenbilder Gottes, unabhängig davon, welches Geschlecht sie haben?! Vom Wortlaut her lässt sich aus Gen 1 jedenfalls die vielbeschworene eheliche Schöpfungsordnung nicht ableiten.

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  8. Wo Gottes Wort, Gemeinschaft im Glauben und Gebet ist da wächst die Kirche unaufhörlich. Wenn man sich von Gott abwendet verdorrt der Ast. Matth. 7-15-23.

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