Wie Verschwörungserzählungen den Glauben krank machen

Die Corona-Pandemie hat eine Masse an Verschwörungserzählungen zum Vorschein gebracht. Auch Christen sind mit der Wirkweise dieser Erzählungen konfrontiert. Wie ein ungesunder Glauben aussehen kann, erklärt der Theologe Michael Rohde.
Von Martin Schlorke
Mann auf Sofa

Verschwörungserzählungen bieten für komplexe Sachverhalte einfache Lösungen an und präsentieren veremintliche Schuldige. Das sagte der Theologe Michael Rohde am Donnerstagabend im Rahmen des Christlichen Gesundheitskongresses. Eine Verschwörungserzählung ähnele einem Schildkrötenpanzer, in dem sich ihre Anhänger zurückziehen, um Halt und Orientierung zu finden. Zudem kompensierten solche Erzählungen Ohnmachtsgefühle und böten eine Art Schutz.

In Bezug auf den Glauben sieht Rohde in diesem Mechanismus ein Problem. „Man muss eine verantwortungslose Vereinfachung im Glauben und auch in anderen Lebensbereichen abwehren“, sagte er. Aus seiner Sicht ist der christliche Glaube an Gott etwas Komplexes. Er gleiche einem Labyrinth: Der Glaubensweg könne auch Irrungen und Wirrungen beinhalten, dennoch könne das Ziel erreicht werden: Gott lasse sich finden.

Laut Rohde bedeuten die Parallelen zwischen einem einfachen Glauben und Verschwörungserzählungen nicht, dass einfache Antworten per se falsch sind. Auch sei an einer „kindlichen Naivität“ im Glauben grundsätzlich nichts auszusetzen. Diese Vereinfachungen dürften jedoch nicht als Ersatz für einen komplexen Glauben herhalten.

Woran krankt der Glaube?

Aus Sicht von Rohde krankt der christliche Glaube immer dann, wenn er sich wie in einer Wagenburg abschottet und eine „Wir gegen den Rest der Welt“-Mentalität entsteht. Wenn Christen der Meinung sind, im Gegensatz zu anderen Christen, die alleinige Wahrheit zu kennen. Glauben verliere so seine Dialogfähigkeit und werde deshalb krank. Denk- und Sprechverbote würden ebenfalls den Glauben krank machen. Als Beispiel nannte Rohde Leserbriefe in christlichen Zeitschriften mit dem Verweis, dass die Zeitschrift über ein bestimmtes Thema anders oder gar nicht berichten solle. Aber auch das Ansprechen von Zweifeln oder Erfahrungen, die nicht mit bestimmten Lehrsätzen zusammenpassen, würden in diese Kategorie fallen.

Zu dieser Thematik widme sich die Bibel in einem ganzen Buch: Hiob. Das grundlose Leiden Hiobs passe nicht mit der Lehre seiner Freunde zusammen. Doch anstatt die eigene Lehre zu hinterfragen, hätten diese den Fehler gemacht, ihre Wahrheit ohne Liebe zu vermitteln. Da wo man Menschen begegnet, sagte Rohde, müsse Liebe möglich sein und nicht nur die eigene Wahrheit.

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12 Antworten

  1. Bietet der christliche Glauben nicht auch simple Erklärungen? Gott hat die Welt einfach so „erschaffen“. Alle Menschen sind ab Geburt „Sünder“ und die Schuldigen daran sind Adam und Eva. Frauen werden aus Männerrippen gemacht usw.

    „Gott lasse sich finden.“

    Ja wo denn? Bisher hat ihn noch niemand gesehen.

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    1. Lieber Maik,
      haben Sie Ihn denn schon gesucht?
      Haben Sie denn schon den Wind gesehen? Oder die Liebe?
      Manches erlebt man nur durch die Wirkung, die es hat.
      Gott ist Geist. Für uns Menschen nicht sichtbar. Aber erlebbar durch das was er tut. Durch die Schöpfung. Die Hilfe die er uns gibt. Den Frieden im Herzen. Durch Gebetserhörungen.
      Fangen Sie doch einfach an, mit Ihm zu reden. Kann ich nur empfehlen.
      Liebe Grüße, Angela

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  2. Wir fehlbaren Menschen stehen alle in der Gefahr unsere „eigene Wahrheit“ aufzurichten, sozusagen parallel zur Wahrheit in Person, nämlich Jesus und seinem Wort . „Heilige sie in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit „. Das fängt bei einer ehrlichen Bestandsaufnahme der eigenen Person an, geht über die Erkenntnis Gottes und hört bei der Sicht auf die Außenwelt auf.
    Es gibt krankmachende Glaubenssysteme und die Leute tragen ihre Problematik oft sichtbar vor sich her.
    Oder anfällige Menschen passen ihr Glaubenskonstrukt ihrer Persönlichkeit an.
    Verschwörungsmythen zu Zeiten von Corona haben Hochkonjunktur, aber das spiegelt nur eine Seite der Problematik wieder. Der Missbrauchsskandal der Kirche ist auch eine eitrige Wunde und Teil eines krankmachenden Systems. Jetzt ist der Fokus auf fromme Spinner gerichtet und die (Selbst)- Gerechten schauen mit Entsetzen oder geheucheltem Mitleid auf die Betroffenen, aber mit Verlaub was hat die Institution Volkskirche, wie sie sich uns heute präsentiert mit dem Modell Gemeinde zu Beginn des Gemeindezeitalters zu tun ? Ein flüchtiger Blick ins Neue Testament genügt um eine Diskrepanz zu entdecken die zum Himmel schreit !
    Kann es sein das der Herr der Gemeinde gerade dabei ist den Laden aufzuräumen und Fehlentwicklungen eskalieren lässt, fängt das Gericht zuerst am Hause Gottes an und erleben wir das derzeit?
    Oder ist ein agierender Gott der in das Geschehen eingreift außerhalb unserer Vorstellungskraft ?
    Dann haben wir tatsächlich ein Problem !
    Also nix gegen Dialogfähigkeit, aber ich befürchte unser Problem liegt tiefer !

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    1. Das glaube ich auch – es ist eine angstlich-/kontrollsüchtige Ideologisierung des Glaubens, die ihr Heil in der Proklamation von „biblischen Richtigkeiten“ sieht.

      Dabei ist Glauben gleichzusetzen mit „im Vertrauen auf Gott leben“ – Vertrauen ist aber nur dort nötig, wo man „etwas“ oder „jemanden“ nicht im Griff hat. Gute Beziehungen funktionieren nur so!

      Kann es sein, dass manche fromme Menschen den christlichen Glauben zwar vor sich hertragen, aber nicht bereit sind, Kontrolle (über Menschen) abzugeben und (Gott) zu vertrauen?

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  3. Die Anfälligkeit vieler Gläubiger für Verschwörungstheorien resultiert aus einem ungefestigtem Glauben. Dass die Wissenschaft den „Feind“ und die Lösung menschlicher Probleme im Äußeren sucht, ist normal. Aber wenn das Christen tun, ist es nicht normal. Da sollte man wissen, dass des Menschen größter Feind der Mensch selbst ist, nämlich seine Verfallenheit an das Innerweltliche und damit das Nichterfüllen seiner Bestimmung: https://www.academia.edu/44621183/Die_Widerlegung_kirchlicher_Pr%C3%A4destinationslehren (besonders ab Punkt 3)

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  4. Corona zeigt in deutlichem Maße wie leicht der Mensch sich in Angst und Schrecken versetzen lässt. Für jeden Tag des Jahres hat Gott sein Grosses “ fürchte dich nicht“ gesetzt und uns die Möglichkeit zur Erlösung in Jesus geschenkt
    . Welch ein Geschenk!!! Bei allem, was geschieht sollten wir Christen uns immer wieder fragen was uns beherrscht: das Wissen um die Gotteskindschaft oder das Kriegsgeschrei um die Ukraine, was anderes oder der der neueste Hype zum Thema Corona….

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  5. Ich glaube sogenannte Verschwörungstheorien sind nicht das Problem. Sondern wie sich die große Masse des Volkes durch die tägliche Propaganda verführen um nicht zu sagen verblöden lässt

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    1. Die breite Masse durch tägliche Propaganda verblödet und verführt…. genauso klingen Verschwörungserzählungen…. Ach wir armen Schlafschafe…..

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      1. Mäh, lieber Carvalho…
        Wenn ich Ihre Kommentare lese, meine ich zu erkennen, dass Sie vom offiziellen „Narrativ“ voll überzeugt sind. Machen Sie ein kleines Gedankenspiel mit? Fragen Sie sich selbst:
        Was bräuchte es denn, dass ich dem offiziellen Narrativ gegenüber misstrauisch werde?
        Wie wäre es mit wiederholten, nachweislichen Falschaussagen der Verantwortlichen? Oder groben Fehlern in Ministerien, die keine personellen Konsequenzen nach sich ziehen? Persönliche Verstrickungen der Entscheidungsträger die vermuten lassen, dass sie von dieser Politik selbst finanziell profitieren? Den Versuch der betreffenden Unternehmen, die Veröffentlichung von Fakten über die Zulassungsstudie der Impfstoffe zu verhindern? Die Behinderung und Einschüchterung von Journalisten die dazu recherchieren wollen? Oder würde es nachdenklich stimmen, dass wir bei Corona eine Infektionssterblichkeit von 0,23% haben (vergleichen Sie das mit anderen Krankheiten…? Woher kommt der jeweils sprunghafte Anstieg der Übersterblichkeit in Korrelation (Kausaler Zusammenhang?) mit der Anzahl der verabreichten Corona-Impfungen? So viel mehr Menschen, die „plötzlich und unerwartet“ versterben?Tja, alles ziemlich verschwörungstheoretischer Kram, nicht wahr? Dazu müssen Sie aber nicht mal auf Telegram gehen, das wird auch anderswo berichtet. Die Wahrheit schreit nur leider nicht sehr laut, sie ist meist ein leises Flüstern…

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        1. @Stefan
          Eine krude Mischung aus Fakten, Vermutungen und schlichten Falschaussagen. Und das ist in Ihrer Post-Geschichte ja das bewährte System. Das ist das übliche Geschäft von Verschwörungstheoretikern. Wenn Sie meine Kommentare denn verfolgt haben, wissen Sie ja, warum eine weltweite „Corona-Verschwörung“ schlicht unmöglich ist. Falls nicht können Sie das bei Sir Karl Popper gerne nachlesen oder bei Prof. Michael Butter, der eine europäische Forschungsstelle zu Verschwörungstheorien an der Universität Tübingen geleitet hat.
          Fakten können Sie natürlich nicht überzeugen, dazu ist die Apriori-Erzählung viel zu attraktiv! Aber Ihrem Unfug widersprechen werde ich weiterhin.
          MfG und einem herzlichen MÄH
          Carvalho

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