USA: Mehrheit der Christen ist für die Todesstrafe

Eine Mehrheit der amerikanischen Erwachsenen befürwortet nach wie vor die Todesstrafe. Das hat eine aktuelle Umfrage des Pew Research Centers ergeben. Während Atheisten und Agnostiker diese Form der Bestrafung mehrheitlich ablehnen, wird sie von weißen Protestanten mehrheitlich befürwortet.
Von Johannes Blöcher-Weil
Eine amerikanische Todeszelle

Die Haltung zur Todesstrafe ist in den USA auch von der Religionszugehörigkeit abhängig. Insgesamt befürworten 60 Prozent der amerikanischen Erwachsenen die Todesstrafe. Bei weißen evangelikalen Protestanten liegt der Wert mit 75 Prozent am höchsten, bei den weißen nicht-evangelikalen Protestanten sind es mit 73 Prozent nur etwas weniger. Dies geht aus einer im April durchgeführten Umfrage des Pew Research Centers hervor.

Zu den Gruppen, die mehrheitlich für die Hinrichtung verurteilter Mörder sind, gehören Katholiken (61 Prozent) und Menschen, die sich religiös nicht besonders einordnen wollen (63 Prozent). Ein anderes Bild ergibt sich bei den Atheisten und Agnostikern. 65 Prozent der Atheisten und 57 Prozent der Agnostiker lehnen die Todesstrafe für Mörder ab. In den USA liegt der Anteil der Atheisten und Agnostiker bei weniger als 10 Prozent: mit leicht steigender Tendenz.

Schwarze Protestanten sind in ihren Ansichten über die Todesstrafe gespalten: 50 Prozent befürworten sie, 47 Prozent sind dagegen. Aufgrund der begrenzten Stichproben-Größe schließt die Analyse einige kleinere religiöse Gruppen aus, darunter jüdische und muslimische Amerikaner. Die Ansichten über die Todesstrafe unterscheiden sich auch nach politischer Orientierung, Ethnie und Alter. Atheisten sind im Schnitt jünger und politisch liberaler als weiße Evangelikale.

Hält die Androhung der Todesstrafe von Verbrechen ab?

Die Studienteilnehmer wurden gefragt, ob sie die Todesstrafe für moralisch gerechtfertigt halten. Ungefähr die Hälfte der Atheisten (51 Prozent) und Agnostiker (47 Prozent) halten sie für moralisch falsch, auch, wenn es sich dabei um Mörder handelt. Lediglich 22 Prozent der weißen Protestanten, egal ob evangelikal oder nicht, vertreten diese Meinung. Mehr als drei Viertel dieser Gruppen halten die Todesstrafe für moralisch gerechtfertigt, wenn jemand einen Mord begangen hat.

Die weißen evangelikalen Protestanten sind die einzige religiöse Gruppe, in der eine Mehrheit (51 Prozent) sagt, dass die Todesstrafe Menschen davon abhält, schwere Verbrechen zu begehen. Bei den schwarzen Protestanten glauben 27 Prozent an die abschreckende Wirkung der Todesstrafe. Generell sind Menschen mit Religionszugehörigkeit eher der Meinung, dass die Androhung einer Todesstrafe von schweren Verbrechen abhält. Während der Wert bei den religiösen Erwachsenen bei 39 Prozent liegt, sagen dies 26 Prozent der Nicht-Religiösen.

Jede religiöse Gruppe sagt mehrheitlich, dass es ein gewisses Risiko gibt, dass eine unschuldige Person hingerichtet wird. Weiße evangelikale Protestanten glauben jedoch häufiger als alle anderen, dass es angemessene Sicherheitsvorkehrungen gibt, dass unschuldige Person nicht hingerichtet werden. Bei den religiösen Menschen sind dies 30 Prozent, bei den Atheisten und Agnostikern glaubt das nur jeder Zehnte. Unterschiede gibt es auch bei der Frage, ob die Todesstrafe nach Rasse gleich angewendet wird. 88 Prozent der schwarzen Protestanten sagen, dass Schwarze eher zum Tode verurteilt werden als Weiße.

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10 Antworten

  1. Liest man in den USA eine andere Bibel? Das Alte Testament beschriebt in 5.Mose 17 klare Regeln für die Todesstrafe. Zwei Zeugen waren anzuhören, die dann auch mit der Steinigung beginnen mussten. Einmal berichtet die Bibel vom Vollzug einer solchen Todesstrafe, und da war es ein durch falsche Zeugen bestelltes Todesurteil. Vollzogen an dem unschuldigen Nabot auf Betreiben der gottlosen Königin Isebel.
    Zahlreiche Schuldige wie der Ehebrecher und Mörder David wurden verschont.
    Wenn Menschen mit dem Tod bestraft wurden, dann immer auf direkte Anweisung oder durch die Hand Gottes.
    Die Bibel zeigt uns sehr deutlich den Sinn der Todesstrafe: Wir Menschen sollen erkennen, dass wir rettungslos verloren sind, dass wir den Tod verdient haben, weil wir Gottes Gebote übertreten. Gleichzeitig möchte uns der barmherzige Gott seine Gnade anbieten. Wir dürfen erfahren: Er vergibt, er vollzieht nicht die Strafe und spricht den bußfertigen, demütigen, seine Schuld bekennenden Sünder frei.
    Auch Jesus gibt bei der Begebenheit mit der im Ehebruch ertappten Frau ein klares Statement gegen die Todesstrafe. Er verurteilt sie nicht zum Tod und fordert sie auf, nicht mehr zu sündigen. Das konnte er tun, weil er selbst auch für diese Sünde sterben würde.
    Wir Christen sollten uns dafür einsetzen, dass jeder Mensch, auch der schlimmste Sünder, Gelegenheit zur Umkehr und Buße bekommt. Deswegen können sich Christen nur gegen die Todesstrafe positionieren.
    Der Staat kann und muss das Böse strafen, aber wir sollten niemandem die Möglichkeit zur Umkehr mutwillig nehmen. Mancher wird bis zum Ende seines Lebens inhaftiert sein, und gerade dort, im Gefängnis, hat schon manchmal das Leben neu begonnen.
    Ausführlich dazu im entsprechenden Kapitel meines Buchs: „Friede auf Erden-Auftrag oder Utopie“ – „Gedanken zu einer biblischen Friedensethik“

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  2. Das ist PERVERS, und zeigt, wie gedankenlos Christen sein können. Was tun sie denn mit der Befürwortung der Todesstrafe? Auf dem Hintergrund ihres Glaubens, dass ein unbekehrter Mensch für ewig in die Hölle komme, berauben sie ihn der Gnade der Umkehr und verurteilen ihn geradezu ewig verdammt zu sein. Das macht fassungslos! Nur ein Glück, dass sich Gott nicht an die Glaubenssätze von Menschen hält: https://www.amazon.de/Warum-gerade-ich-Schicksalsfragen-Erkenntnisse-ebook/dp/B008F5GR72

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  3. Ich dachte eigentlich auch, dass Christen inzwischen wissen sollten, dass nur Gott Herr über Leben und Tod ist und dies keinen Menschen zusteht. Aber wer mehrheitlich einen Menschen wie D. Trump zu seinem Erlöser und verheißenen Propheten erklärt scheint eh ein paar Probleme mit den biblischen Wahrheiten zu haben…

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  4. Es gehörte immer schon zum System von amerikanischen Evangelikalen, die Bibel nur in Teilen zu akzeptieren. Die amerikanischen Traditionen wie Todesurteile, privater Waffenbesitz und Unterdrückung zwecks Ausbeutung (Sklaverei) finden ausschließlich im AT ihre Rechtfertigung – wenn überhaupt.
    Dass der Identifikationsbegriff „Evangelikal“ so kritiklos in das Mutterland des Protestantismus übernommen wurde, hat mich schon immer irritiert. Insbesondere, da für ihn ausgerechnet die Botschaft Jesu in den Evangelien keinerlei Relevanz findet. Die irreführende Namensgebung ist daher ein grandioser Widerspruch in sich! Sicherlich schmücken sich diese Evangelikalen mit sozialen Errungenschaften, auch derjenigen, die sich nicht dazu zählen und es mit ihrem Glauben ernst meinen.
    Nicht nur für mich handelt es sich um rein machtpolitische Funktionen, um die Massen hinter sich zu bringen. Auch ich bin gegen Abtreibung als Methode der Empfängnisverhütung. Aber hat es schon von den Evangelikalen Märsche für das Leben wegen der unfassbaren Tötungsraten wegen legalen (!!!) Waffenbesitzes gegeben? Homosexuelle gehören ebenfalls zu den geliebten Geschöpfen Gottes, da gibt es für mich überhaupt keinen Zweifel – selbst wenn ich mich nicht zu dieser Gruppe zähle. Zeige mir doch mal jemand eine Bibelstelle in der Jesus Homosexuelle verurteilt. Sein Gebot heißt „Keiner verurteile den anderen!“. Wir Menschen dürfen nicht die Richterrolle Gottes einnehmen. Nie! Hierbei handelt es sich um eine Anmaßung, die an keiner Stelle der Bibel gerechtfertigt ist!
    Die evangelikalen Ausprägungen sind in der amerikanischen Geschichte zu suchen, die weder Aufklärung (Trennung von Staat und Kirche) kennt, noch ein Mutterland der Menschenrechte ist. Wirkliche Freiheit gilt, wie es sich ja in der Tagespresse zeigt, nur für Weiße und Nicht-Unvermögende. Soziales Denken ist Kommunismus. Dies alles gipfelt in dem Trumpmodell, welches durch der Mehrheit der Evangelikalen ihren Weg in die Regierung gefunden hat. Was das noch mit Demokratie zu tun hat? Die Methoden der versuchten Machterhaltung sprechen für sich. Gott sei Dank hat eine Wende zum Guten stattgefunden. Die Haltungen bei diesen Evangelikalen sind jedoch so verfestigt, wie noch nie! Wer meine Kritik als Antiamerikanismus abtut, ignoriert die Mehrheit, der amerikanischen Bevölkerung, die am meisten darunter leidet.
    Der Weg der Liebe ist steinig und mitunter entbehrungsreich! Sagte Jesus nicht zu seinem Widersacher, als dieser ihm alle Macht über die Welt anbot: „Weiche von mir!“?

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  5. Ersatunlich ist -oder eben NICHT -, dass all die rechtsgestrickten Oberfrommen, die sich über „Gendergaga“, „Homoehe“, Abtreibung, „links-grüne“ EKD usw. entrüsten und ihre einzig wahre „biblische“ Position hinausposaunen, hier ganz still bleiben.

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    1. Sehr geehrter Carvalho, ich bin nicht „rechtsgestrickt“ sondern ein absoluter Gegner rechten Gedankenguts und ein Befürworter einer „eher linken“ Wirtschafts- und Finanzpolitik. Ich bin nicht „Oberfromm“ sondern durch Gottes Gnade ein erlöster Sünder. Ich benutze den Begriff „Gendergaga“ nicht, bin aber überzeugt, dass nach biblischen Berichten Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen hat, so wie im biologischen Geschlecht erkennbar. (Das Problem der biologischen Intergeschlechtlichkeit besteht allerdings in seltenen Fällen). Ich lehne die Homoehe ab, weil die Bibel die Ehe zwischen Mann und Frau lehrt. Ich erwarte aber nicht, dass sich Menschen, die nicht an Jesus glauben, an biblischen Grundsätzen orientieren, das erwarte ich nur von denen, die sich zum christlichen Glauben bekennen. Ich lehne gleichermaßen Abtreibung ab, weil hier Leben getötet wird. Wer sich biblisch orientiert wird seine Sexualität nur in der Ehe ausleben, so dass Kinder dann auch in gesicherten Verhältnissen aufwachsen können. Zur „links-grünen“, meinetwegen auch „rechts-roten“ oder „mitte-gestreiften“ EKD habe ich hier keine Meinung, ich bin evangelisch-freikirchlicher Christ.
      Möglicherweise ordnen Sie mich nun auch in ihr Schema der Oberfrommen ein, damit habe ich kein Problem, aber ich habe nicht geschwiegen sondern klar und deutlich meine Meinung geäußert (s.o.)

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      1. Sehr geehrter Herr Freerksema,

        ich hatte Sie keinesfalls gemeint oder ansprechen wollen mit meinen kritischen Anmerkungen, sondern eben diejenigen (vornehmlich) Herren, die hier so oft mit frommem Pathos reaktionäre Positionen vertreten, aber zur menschlichen, moralischen und zivilisatorischen Schieflage, die sich in der Zustimmung zur Toderstrafe bei amerikanischen Evangelikalen zeigt, nichts zu sagen haben.
        Allerdings widerspreche ich Ihnen entschieden, wenn Sie behaupten, dass aus dem Glauben an Jesus Christus just die Konsequenzen resultieren, die Sie als „biblische Grundsätze“ zu erkennen glauben. Sie dürfen die Bibel so interpretieren und ich bestreite, dass diese Interpretation hermeneutisch vertretbar ist.

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  6. Man darf es sich mit der Auslegung der Bibel nicht so einfach machen, wie es sich viele evangelikal-fundamentalistische Christen machen!

    Die Bibel ist Gotteswort in Menschenwort, und diese Spannung bleibt erhalten.

    Sie ist im Raum und Zeit entstanden, durch Verwendung von Sprachen, die auch von der durch Gott gegebenen babylonischen Sprachverwirrung betroffen sind.

    Ein simples wörtlich nehmen wäre zwar einfach und praktisch, kann aber massive Fehlschlüsse erzeugen, wenn man die historischen Hintergründe (z.B. den „antiken Zeitgeist“) nicht mit berücksichtigt…

    In der ganzen Bibel gibt es keine einzige Stelle, die sich auf die Bibel bezieht, wie wir sie kennen – wenn im NT von „Schrift“ die Rede ist, ist ja meist die jüdische Bibel gemeint, die im 1. Jahrhundert auch noch nicht komplett kanonisiert war (erst nach der Zerstörung des Tempels).

    Das „offenbarte Wort Gottes“ ist nach dem Johannes-Prolog ja keine Schrift, sondern eine Person: Jesus.

    Daher klingt der Begriff „Bibelgläubig“ zwar irgendwie „fromm“ und „richtig“, ist m.E. aber knapp daneben… Ein kolossale Fehlleitung. Als Christen glauben wir nicht an ein Buch, sondern an eine Person…

    Ein bibelgläubige Frömmigkeit krank meist an Rechthaberei, der aus der Aufklärung(!) stammenden Idee, man können „alles theologisch klären“, Kontrollsucht, Machtmissbrauch…

    Ich spreche da aus eigener Erfahrung…

    Eventuell ist es auch (Gottes) Absicht, uns keine 100% abgeschlossene schriftlich fixierte Ideologie zu hinterlassen ? Sondern nur ein paar bruchstückhafte Hinweise?

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