USA: Behinderter Mann hingerichtet

Der US-Staat Missouri hat einen geistig behinderten Mann hingerichtet. Protest dagegen kam aus der Politik, von Christen in Amerika und sogar dem Papst persönlich. In einem letzten Statement bekannte der überführte Mörder seinen Glauben an Gott.
Von Anna Lutz
Eine amerikanische Todeszelle

Gegen breiten Protest aus Politik und Kirche wurde im US-Staat Missouri am Dienstag ein schwarzer 61-jähriger US-Amerikaner wegen dreifachen Mordes hingerichtet. Ernest Johnson starb durch eine Giftinjektion. Johnson litt am sogenannten Fetalen Alkoholsyndrom. Seine Mutter hatte während der Schwangerschaft in großen Mengen Alkohol konsumiert. Verschiedene Intelligenztests hatten laut Verteidigung belegt, dass Johnson auf dem Entwicklungsstand eines Kindes war. Zudem war Johnson US-Medien zufolge bei einer Tumoroperation im Jahr 2008 ein Fünftel seines Hirngewebes entfernt worden.

Bis zuletzt hatte seine Verteidigung darauf gedrängt, die Hinrichtung auszusetzen. Sie verwiesen unter anderem auf ein Urteil des höchsten US-Gerichtes, dem Supreme Court, aus dem Jahr 2002, das es als verfassungswidrig einstuft, die Todesstrafe bei Menschen mit geistiger Behinderung anzuwenden. Als Gegenargument kam besonders zum Tragen, dass der Täter laut Gerichtsunterlagen in der Lage gewesen sei, seine Tat zu planen. Die Verteidigung warnte allerdings auch davor, dass die Hinrichtung durch eine Injektion bei Johnson aufgrund seines Gesundheitszustandes nach der Hirnoperation zu diversen Komplikationen führen könne. Der Hingerichtete selbst bat um eine andere Hinrichtungsmethode. Er hätte eine Erschießung vorgezogen. Alle Ersuche wurden in verschiedenen Verfahren und zuletzt vom Supreme Court zurückgewiesen.

Johnson wurde verurteilt, weil er am 12. Februar 1994 bei einem Raubüberfall drei Angestellte in einem Geschäft in Columbia getötet hatte. Als Tatwaffe benutzte er eine Pistole und einen Hammer. Mit dem erbeuteten Geld wollte er sich laut den Gerichtsunterlagen Drogen kaufen.

Papst erinnert an Menschlichkeit

Aus der Politik kam Protest gegen die Strafe: Die Abgeordneten der Demokraten, Core Bush und Emanuel Cleaver, hatten sich dagegen ausgesprochen. In einem Brief brachten sie die Todesstrafe in Zusammenhang mit Rassismus. Wie schon die Sklaverei oder Lynchmorde an Schwarzen verursache heute die Todesstrafe durch den Staat nicht endende Zyklen von Traumata und Gewalt in schwarzen Gemeinschaften.

Groß war der Aufschrei besonders unter Menschenrechtsaktivisten etwa von Amnesty International und Christen verschiedener Kirchen. Ein Vertreter von Papst Franziskus wandte sich mit einem Brief an den Gouverneur von Missouri. Darin heißt es, das Oberhaupt der Katholischen Kirche wolle auf „den simplen Fakt“ von „Johnsons Menschlichkeit und der Heiligkeit jedes menschlichen Lebens“ hinweisen.

Tweet von Shane Claiborne

Der protestantische Aktivist Shane Claiborne twitterte nach dem Tod Johnsons: „Die Todesstrafe ist böse“. Anbei sendete er das mutmaßlich letzte Schreiben des Hingerichteten. Darin dankt Johnson seiner Familie und seinen Freunden, bittet um Vergebung für seine Tat und bekennt seinen Glauben: „Ich liebe den Herrn von ganzem Herzen. Wenn ich hingerichtet werde, dann weiß ich, wohin ich gehe in den Himmel.“ (sic!)


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Eine Antwort

  1. Die Justiz hat nach Recht und Gesetz geurteilt, keine Frage. Vollzüge von Todesstrafen sind jedoch keine Selbstgänger. Den Gouverneuren der Staaten obliegt es, Begnadigungen auszusprechen. In diesem Artikel hätte der republikanische Gouverneur Mike Parson als letzter Entscheider namentlich erwähnt werden müssen, da er die moralische Verantwortung trägt.

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