UK-Premier Sunak legt Veto gegen schottisches Transgender-Gesetz ein

Mit großer Mehrheit hatte das schottische Parlament für ein neues Transgender-Gesetz gestimmt. Dem britischen Premier Sunak passt dies überhaupt nicht - und er nutzt sein Vetorecht. König Charles kann das Gesetz somit nicht unterzeichnen.
Von Johannes Schwarz
Premier von Großbritannien: Rishi Sunak

Erstmals nutzt ein Premier in Großbritannien seine Vetomacht gegen Schottland. Das Parlament in Edinburgh stimmte kurz vor Weihnachten mehrheitlich für ein liberales Transgender-Gesetz. Damit das Gesetz gilt, muss König Charles III. das Gesetz unterzeichnen. Dazu wird es nun nicht kommen, da Premierminister Rishi Sunak (Tories) dies durch sein Veto verhindert. Dies berichtet die englische Zeitung „The Guardian“.

Das Transgender-Gesetz soll betroffenen Menschen helfen, die an einer Geschlechtsidentitätsstörung leiden. Damit offiziell das Geschlecht geändert werden kann, bedarf es nach dem Gesetz kein psychiatrisches Gutachten mehr. Hinzu sollte das Mindestalter bei einer Änderung im Register von 18 auf 16 Jahre gesenkt werden.

Am Montagabend unterrichtete Sunak die schottische Ministerpräsidentin, Nicola Sturgeon (Schottische Nationalpartei), dass er von seinem Veto Gebrauch machen werde. Erstmals seit Bestehen des schottischen Parlaments 1999 legt damit ein Premier sein Veto ein. Durch die nun verhinderte Unterschrift des Königs kann das Gesetz nicht in Kraft treten.

Schottland sieht Angriff auf Demokratie

Sturgeon schreib auf Twitter: „Dies ist ein Frontalangriff aus unser demokratisch gewähltes schottisches Parlament und dessen Kompetenzen.“ Weiter erklärte sie, dass die Regierung und das Parlament in Schottland dieses Gesetz verteidigen werde. Zudem zeigte sie sich besorgt: „Wenn Londons Veto Erfolg hat, wird es das erste von vielen sein“. Immer wieder sieht sich Schottland als Opfer in der Anbindung an England. Ende 2022 lehnte das britische Oberste Gericht einen schottischen Antrag auf Durchführung eines Referendums über Schottlands Unabhängigkeit ab.

Auch kirchlich gehen Schottland und England unterschiedliche Wege, etwa bei homosexuellen Eheschließungen. Während in Schottland kirchliche Ehen für gleichgeschlechtliche Paare möglich sind, ist dies in England und Wales nicht möglich. Trotz erneuten jahrelangen Debatten wird es gleichgeschlechtlichen Paaren in England weiterhin nicht möglich sein, kirchlich zu heiraten. Das berichtete die „BBC“ am Mittwoch. Im Februar wollen die Bischöfe bei einer Versammlung jedoch endgültig abstimmen.

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9 Antworten

  1. Schade, eine vertane Chance,
    da hat sich jemand in das Thema eingemischt, der sich offensichtlich wenig wissenschaftlich mit dem Thema Transidendität beschäftigt hat. Bei Zeit online gibt es einen guten Podcast : “Ist das normal : “trans und gender“
    …bei den Podcast Anbietern des Vertrauens

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  2. Wie hat Sunak sein Veto begründet? Das fehlt im Text oben. Wenn sein Veto nur eine Machtdemonstration ist, schadet es sowohl einer rationalen Transgender-Debatte als auch der Beziehung Schottland-England. Wenn er aber die tiefe Problematik des schottischen Gesetzes aufzeigt, könnte es Menschen zum Nachdenken bringen, die sich von der unreflektierten Denkweise „Wir wollen mit dem Gesetz den trans Menschen helfen“ bestimmen ließen.

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  3. „Hinzu sollte das Mindestalter bei einer Änderung im Register von 18 auf 16 Jahre gesenkt werden.“ Dass dieses Gesetz verhindert wurde, ist ein großer Segen. Mit 16 Jahren sind junge Menschen noch nicht wirklich in der Lage, eine Geschlechtsumwandlung mit allen Konsequenzen zu überblicken. Das ist ein Eingriff, der schwere seelische Störungen hervorrufen kann, von den körperlichen ganz abgesehen. Ein Leben lang Hormone, OPs, Auseinandersetzungen müssen geführt werden, um dann nach einigen Jahren festzustellen, dass ein Irrtum geschehen ist.
    Wie leichtfertig heute Jugendliche dazu bereit sind, ihr Geschlecht zu ändern und wie hilfsbereit die Behörden und Ärzte sind, ist erschreckend.

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    1. Danke für diesen Hinweis.
      Es gibt dazu einschlägige Berichte, die das Leiden der leichtfertig Geschlechtsgewandelten eindrücklich schildern.
      Eine entsprechende „Klinik“ wurde inzwischen von den Behörden geschlossen:
      FAZ, 30.7.22 „Nach einem Untersuchungsbericht geschlossen: die Tavistock Klinik in London.
      Operationen im Akkord: Die größte britische Genderklinik wird nach einer Untersuchung geschlossen. Jugendlichen wurden dort offenbar ohne ausreichende Beratung die Geschlechtsorgane wegoperiert.“

      auch hier:
      https://www.nzz.ch/international/britischer-gesundheitsdienst-schliesst-gender-klinik-travistock-ld.1695780

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      1. Das finde ich interessant. Ich habe vor Jahren über das Tavistock Institut gelesen. Die Gründung geht auf Sigmund Freud zurück. Auch soll Adolf Hitler soll sich dort 1 oder 2 Jahre aufgehalten haben. Vor seinem Eintritt in die Politik.

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  4. Gut so, dass Sunak dieser Modeideologie ein Stoppzeichen gesetzt hat. Die Chromosomen bestimmen, ob der Mensch ein Junge oder ein Mädchen wird. Unzufriedenheit mit dem Geschlecht könnte eine hormonelle Fehlfunktion als Ursache haben. Bei Intersexualität liegen in der Regel die Geschlechtschromosomen mehrfach vor. Wahrscheinliche Ursache: Fehler bei der Maiose, d.h. bei der Ausbildung der Geschlechtszellen, die nur einen halben Chromosomensatz haben.

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    1. Das Geschlecht wird nicht nur durch die Chromosomen definiert. Zusätzlich gibt es noch die Ebenen der primären (Geschlechtsorgane), sekundären (hormonelle Ebene) und tertiären (Körperbau) Geschlechtsmerkmale. Auch auf der neurologischen Ebene gibt es Unterschiede.
      Und da gibt es in allen Bereichen Vermischungen bzw graduelle Unterschiede. Insbesondere hormonell und neurologisch gibt es keinen klaren Punkt, ab dem jemand eindeutig weiblich oder männlich ist (bei Chromosomen und primären Merkmalen ist die Unterscheidung klarer).
      In Studien mit Hirnscans hat man herausgefunden, dass Personen, die man dem äußeren Erscheinungsbild und den Chromosomen nach als „Frau“ bezeichnen würde, die sich aber als „Mann“ fühlten, in ihren Hirnregionen auf bestimmte Reize (zB den Geruch bestimmter männlicher Hormone) so reagierten wie „Männer“, die sich als „Männer“ fühlten. Und die Hirnregionen von „Männern/Jungen“, die sich als „Frauen“ fühlten, so reagierten wie „Frauen“, die sich als „Frauen“ fühlten.
      Und bei Transmenschen ist das auch keine „Phase“, sondern dieses Empfinden haben sie bereits im Kindesalter und die bleibt auch lebenslang. Sie sind sozusagen (nachweislich) „innerlich“, im Gehirn, andere Menschen als äußerlich.
      Ich habe mich mit transidenten Menschen ausgetauscht und biographische Schilderungen angehört. Das war sehr hilfreich für mich, um sie zu verstehen. Manche haben beispielweise zeitlebens Phantom-Empfindungen der Geschlechtsorgane, die zu ihrer gefühlten Identität gehören.

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  5. Ich finde es Schade, dass der Artikel nicht die inhaltlichen Beweggründe beider Seiten benennt. Ich werde wohl anderweitig recherchieren müssen, um mir eine fundierte eigene Meinung bilden zu können.

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  6. Es wird ja alles immer so ein bisschen dargestellt, als wäre trans sein, so eine Laune und ein kurzes Unglück, das man hat. Aber so ist es ja nicht. Ich habe zu mehreren trans Menschen seelsorgerlichen Kontakt. Sie haben einen immensen Leidensdruck und ein immenses Unglück und einen derartigen Hass auf ihren Körper, der einem eben zufällig gegeben wurde, der nicht zu ertragen ist.“

    Für viele Transmenschen ist daher die körperliche Angleichung an das von ihnen gelebte Geschlecht essentiell. Trans ist für sie keine Mode, sondern ein Selbsterkennen.

    Über das Thema Transidenität zu urteilen, ohne selbst betroffen oder engen Kontakt mit betroffen Menschen zu haben, ist wie ein Blinder von Farben zu reden.

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