Meinung

„taz“ vergreift sich gegenüber Mickenbecker und Evangelikalen im Ton

In einem Artikel arbeitet sich die „taz“ an den „Real Life Guys“ und Evangelikalen pauschal ab. Dabei liegt die Zeitung mehrfach daneben.
Von Martin Schlorke
In der Dokumentation spricht Philip Mickenbecker über seinen Umgang mit der Krankheit und seinem christlichen Glauben.

Sicherlich kennen sie die Gebrüder Johannes und Philipp Mickenbecker. Die beiden jungen Männer, die Badewannen zu U-Booten umbauten oder zum Fliegen brachten. Vor zweieinhalb Jahren verstarb Philipp in Folge einer Krebserkrankung. In den sozialen Netzwerken und bei zahlreichen TV-Auftritten nahm er Fans und Zuschauer mit auf seinen Leidensweg, der – so die Diagnose der Ärzte – unweigerlich zum Tod führen würde. Dennoch war Mickenbecker überzeugt, dass Gott ihn heilen könnte und würde. Davon berichtete er ehrlich und ohne Scham. Am 9. Juni 2021 verstarb Philipp Mickenbecker.

Nun berichtet auch die „taz“ erstmals über Mickenbecker. Was bewegt einen Journalisten, zweieinhalb Jahre nach dem Tod eines jungen Menschen, anhand dessen Leidensgeschichte nachzuzeichnen, wie „Christen ihre Ideologie unter jungen Menschen verbreiten“, wie der Autor meint?

Die Antwort nehme ich an dieser Stelle gern schon vorweg: Die „taz“ will vor „der Rückschrittlichkeit des Evangelikalismus“ warnen. Und das macht sie plump und ahnungslos.

Ein Vorwurf: Nach und nach hätten die Mickenbeckers in ihren Youtube-Videos christliche Themen und ihren Glauben einfließen lassen. Obwohl ihre Fangemeinde den Kanal aufgrund der Do-it-yourself-Projekte verfolgt hätten – Stichwort fliegende Badewanne. Quasi Mission durch die Hintertür. Dieser Vorwurf ist nicht nur haltlos, schließlich verändern sich Kanalinhalte auch bei anderen Youtubern, sondern impliziert auch eine gewisse Strategie. Dass ein junger Mann, der an einer tödlichen Krankheit leidet, seine Gedanken und Gefühle schlicht mit seiner Fangemeinde kommunizieren und verarbeiten will, scheint aus Sicht der „taz“ keine Option zu sein.

Kritik an Ahrtal-Hilfe

Oder: Der Autor äußert Kritik an einer Hilfsaktion der „Real Life Guys“ mit 850 Fans im Ahrtal. Sie hätten es versäumt zu informieren, dass ihre Aufräumarbeit von Organisationen „mit klar evangelikalem Profil“ organisiert wurden. Gemeint ist das Hilfswerk „Samaritan’s Purse“. Spielt das bei der Hilfe wirklich eine Rolle? Und viel wichtiger: Was soll an evangelikalen Organisationen pauschal schlecht sein?

Den Vogel schießt schließlich Martin Fritz von der evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen ab. Er wird mit den Worten zitiert: „Weil man die Bibel als zentrale Autorität des Glaubens betrachtet, ist man an ein biblisches und damit antikes Weltbild gebunden.“

Bei allem Respekt: Auch für mich ist die Bibel eine zentrale Autorität meines Glaubens – wer oder was denn sonst? Das heißt aber nicht, dass ich Homosexualität für teuflisch halten, Feminismus ablehnen oder glauben muss, dass die Erde 6.000 Jahre alt ist. Ja, es gibt evangelikale Strömungen, die höchst problematisch sind – keine Frage. Alle Evangelikale über einen Kamm zu scheren und zu verteufeln, ist aber mindestens ebenso problematisch.

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