Meinung

Sehnsucht nach einer neuen Jesus-Bewegung

Der Film „Jesus Revolution“ porträtiert die Jesus-People-Bewegung in den USA in den 60er und 70er Jahren. Der Blick auf diese Erweckungsbewegung bringt die Sehnsucht zum Ausdruck, so etwas möge sich heute wiederholen.
Von PRO
„Jesus Revolution“

„Jesus Revolution“ (Verleih: Lionsgate) ist ein Film des US-amerikanischen Regisseurs Jon Erwin („I can Only Imagine“, „American Underdog“) und behandelt die Jesus-Bewegung zwischen Ende der 1960er und Anfang 1970er Jahre in Südkalifornien. Der Film vertieft das Leben des jungen Greg Laurie (Joel Courtney), der die richtigen Dinge an den falschen Orten sucht. Wahrheit, Frieden und eine gesunde Familie findet er in der Hippie-Bewegung, die ihre Sehnsucht jedoch mit Drogen und wilden Partys stillt.

Parallel dazu porträtiert der Film „Jesus Revolution“ das Gemeindeleben um den Pastor der Calvary-Chapel-Gemeinde Chuck Smith (Kelsey Grammer). Das eingeschlafene Gemeindeleben und die Vorurteile von Chuck Smith gegenüber Hippies werden auf den Kopf gestellt, als er den Hippie-Prediger Lonnie Frisbee (Jonathan Roumie) kennenlernt.

Gemeinsam und mit der Kraft des Heiligen Geistes bringen Chuck und Lonnie schließlich den verzweifelten Menschen das Evangelium näher. Das endet in einer Bewegung des geistlichen Erwachens. Doch zunächst wird dieses Erwachen zur Prüfung für den suchenden Greg Laurie sowie für Pastor Chuck Smith und den unerschütterlichen Lonnie Frisbee: Es knistert hinter den Kulissen.

Basierend auf einer wahren Revolution

Im christlichen amerikanischen Fernsehsender TBN berichtete der echte Greg Laurie über die Zeit der Jesus-Bewegung in den späten 1960er Jahren: „Als ich zum ersten Mal die Calvary Chapel in Costa Mesa besuchte, die sich in der Mitte der Jesus-Bewegung befand, geriet ich in ein geistliches Erwachen.“

Laurie war mit 16 Jahren selbst ein Suchender nach Sinn und Bedeutung im Leben. „Ich fing an, fast jeden Tag Marihuana zu rauchen und LSD zu nehmen, und das ging ungefähr ein Jahr lang so weiter“, erzählte der nun 70-jährige Pastor der Harvest Christian Fellowship. Die Begegnung mit seiner späteren Frau Cathe an der Harbor High School in der kalifornischen Stadt Newport Beach veränderte sein Leben. „Ich sah Jesus in ihr und es war wie ein Licht für mich“, berichtete Laurie.

Bei einem Gottesdienst auf dem Campusgelände lernte er den Hippie-Prediger Lonnie Frisbee kennen. Dieser sagte während des Gottesdienstes: „Jesus sagt: Ihr seid für mich oder gegen mich!“ Dieser Satz habe Greg Laurie zum Umdenken gebracht. Als Frisbee den Aufruf startete, nach vorn zu kommen und sein Leben Jesus zu geben, sah Laurie, wie seine Freunde, mit denen er auf vielen Partys war, diesem Aufruf folgten. „Das würde ich niemals tun“, habe er in diesem Moment gedacht. „Dann weiß ich nur noch, dass ich dort oben stand – ich erinnere mich nicht einmal daran, dass ich aufgestanden und dorthin gegangen war […] – und ich habe Christus in mein Leben gebeten“, erinnerte Greg Laurie sich zurück.

Über diese Zeit schrieb Laurie 2018 das Buch „Jesus Revolution: How God Transformed an Unlikely Generation and How He Can Do It Again Today”. Dieses sowie die zwei Magazine der New York Times „Is God Dead?” (1966) und „Jesus Revolution” (1971) dienten den Filmemachern um Regisseur Jon Erwin als Ausgangslage für diesen Film.

Wie wirkt Gott?

Der Film „Jesus Revolution“ nimmt sich in zwei Stunden eines zumindest in geistlicher Hinsicht einschneidenden Ereignisses der amerikanischen Geschichte an. Den Filmemachern gelingt es, den Zuschauer in jene Zeit zurückzuholen, ob er die Jesus-Bewegung miterlebt hat oder nicht. Egal ob Regie, Kameraführung, Schnitt oder Schauspiel, „Jesus Revolution“ ist ein in sich stimmiges Werk. Der Zuschauer wird mit hineingenommen in diese Erweckungs-Bewegung mit Taufen oder Heilungen.

Die bittere Ehrlichkeit von Regisseur Jon Erwin und Co-Regisseur Brent McCorkle gegenüber den Hauptcharakteren Greg Laurie, Chuck Smith oder Lonnie Frisbee zeigt auf, dass inmitten von Erweckung auch Spannungen entstehen. Es ist das Hinterfragen vom Wirken Gottes oder der menschlichen Vorstellung, wie Gott zu wirken hat. Diese Ehrlichkeit und das Eingeständnis, dass Erweckung nur durch den Heiligen Geist entstehen kann und nicht durch Menschen, vertieft die Charaktere. In ihnen bahnt sich Umkehr an – zur Quelle der Erweckung.

In die 60er Jahre zurückversetzt

Für die Rolle des Lonnie Frisbee wurde Jonathan Roumie gecastet. Roumie, bekannt für seine Jesus-Darstellung in der mehrteiligen Event-Serie „The Chosen“ (Regie: Dallas Jenkins) zeigt hier mit seiner Lonnie-Interpretation eine neue Seite seines schauspielerischen Könnens. Das harmoniert sehr gut mit den schauspielerischen Leistungen der anderen Darsteller wie Joel Courtney oder Kelsey Grammer.

Regisseur Jon Erwin, der an dem Film sieben Jahre lang arbeitete, hat sich für „Jesus Revolution“ nicht nur Jonathan Roumie von „The Chosen“ ausgeliehen, sondern auch den Kameramann Akis Konstantakopoulos. Der beweist wieder einmal sein Können: Die Bilder sind der damaligen Zeit nachempfunden, sodass sie wie Originalaufnahmen von der echten Jesus-Bewegung der 1960er Jahre wirken. Letztlich bieten die Originalschauplätze wie das Taufbecken Pirate’s Cove nahe San Francisco den entsprechenden Vibe, den Zuschauer zu spüren bekommen.

„Jesus Revolution“ Foto: Dan Anderson
Joel Courtney spielt Greg Laurie und Anna Grace Barlow seine Frau Cathe

Getragen wird dieser Vibe von dem einzigartigen Soundtrack von Co-Regisseur Brent McCorkle. Jedoch hätte ein bewussterer Einsatz dem Werk gut getan. Ebenfalls verpasste Chancen liegen aufseiten des Schauspiels bei Jonathan Franklin als Josiah, der als Journalist für die New York Times über die Jesus-Bewegung berichtet. Diese Rolle bekommt keine Möglichkeit zur Vertiefung. Und dafür, dass die New York Times zur Bekanntheit der Jesus-Bewegung maßgeblich beigetragen hat, ist sie in „Jesus Revolution“ eine Randbemerkung.

Der Film „Jesus Revolution“ bietet sich für Christen an, die Lust auf geistlichen Aufbruch und Erweckung haben. Für Nichtchristen kann es schwierig sein, sich damit zu identifizieren. Hier gilt das Motto des Songs „Two Hands” der Band „Love Song“, die während der Jesus-Bewegung entstand: „And use your own two hands. With one reach out to Jesus. And with the other, bring a friend.“ (Benutze deine eigene zwei Hände. Mit der einen fasse nach Jesus, mit der anderen bringe einen Freund mit). Letztlich schafft der Film Sehnsucht nach einer neuen Jesus-Bewegung in den Generationen dieser Zeit. Denn die Hoffnungslosigkeit ist da – wie nie zuvor.

In den USA startete der Film am 24. Februar. Nach knapp einem Monat hat „Jesus Revolution“ bislang 40 Millionen US-Dollar eingespielt. Der Kinostart für Deutschland ist jedoch offen. Am 23. März kommt „Jesus Revolution“ in Singapur in die Kinos. Indonesien, Australien und Neuseeland folgen im April.

Von: Johannes Schmidt

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen