Scheidender Plansecur-Chef Sczepan: „Meine Mission ist erfüllt“

Seit 2002 steht Johannes Sczepan an der Spitze des christlich orientierten Allfinanzdienstleisters Plansecur. Im Oktober hat er sein 65. Lebensjahr vollendet. Nun geht der gelernte Betriebswirt zum Jahresende in den Ruhestand.
Von Norbert Schäfer
Johannes Sczepan

PRO: Herr Sczepan, was wird Ihre letzte Amtshandlung als Geschäftsführer von Plansecur?

Johannes Sczepan: Meine letzte Amtshandlung war eigentlich schon am 15. Dezember. Da wurde ich im Hause offiziell von den Mitarbeitern und einigen Gesellschaftern verabschiedet. Vor Weihnachten werde ich mit meinem Sohn noch das Büro räumen, so dass die Maler anrücken können. Dann kann am 2. Januar 2023 Heiko Hauser sein neues Amt in einem frisch gestrichenen Büro antreten. Am 19. Januar 2023 ist dann endgültig die letzte offizielle Amtshandlung. Da berichte ich in der Gesellschafterversammlung über das Geschäftsjahr 2022 und lasse mich – wie ein Pastor – öffentlich entpflichten. Das schönste Geschenk für mich dabei ist: Es ist das beste Geschäftsjahr aller Zeiten bei Plansecur.

Ein konsequenter Schnitt …

Ja. Ich weiß, dass die Zahlen und die Entwicklung des Unternehmens jetzt so dastehen, dass der Zeitpunkt einer Übergabe sehr gut ist für mich als Abgebenden, aber auch für einen Neuen, der das übernimmt. Deswegen ist mein Auftrag erfüllt und ich werde alles zu hundert Prozent und konsequent an Heiko Hauser abgeben, mit dem ich jetzt drei Monate in der Einarbeitung unterwegs gewesen bin.

Ich möchte auch bewusst das Zeichen setzen, dass der Neue da und der Richtige ist und er soll auch die Chance haben, das zu beweisen. Und Neue sollten Dinge auch verändern dürfen, ohne zuvor den Alten zu fragen. Meine Mission ist erfüllt und alles Weitere muss er mit seinen Leuten machen. Wenn er mich persönlich braucht, stehe ich ihm gerne zur Verfügung.

Was bleibt von Ihnen im Unternehmen?

Ich glaube, es bleibt, dass alle weiterhin Lust haben auf ein Qualitätsunternehmen in der Beratung. Dass nicht die Stückzahl zählt, nicht der Druck aus der Zentrale, sondern dass wirklich jeder Berater immer den Kunden in den Mittelpunkt stellen kann, um eine optimale Lösung zu finden. Das spüren auch die Kunden, dass wir Qualität anstreben. Unsere Stornoquote ist ein Vielfaches niedriger als am Markt.

Das Zweite ist, dass die Beziehungsorientierung im Unternehmen einfach den Spaß an der Freude bringt. Auch das wird bleiben. In zwölf Jahren haben wir einen einzigen Berater aus dem Beraterstamm verloren. Wenn jemand gegangen ist, dann war das wegen Ruhestand. Darauf bin ich auch stolz, dass wir so eine Unternehmenskultur erreicht haben.

Plansecur hatte schon mal deutlich mehr Berater …

Eindeutig. Bevor ich Geschäftsführer wurde, gab es viele Berater und das Unternehmen setzte auf Quantität. In den 90er und 2000er Jahren konnten Leute abends noch nebenbei Versicherungen verkaufen. Ich habe ganz bewusst gesagt: Wir schrumpfen uns gesund und trennen uns von allen, die von der Beratung nicht leben können. Wir haben uns auf 180 Berater eingependelt, machen aber weit mehr Umsatz, als es früher 300 gemacht haben. Das war die Qualitätsoffensive, die wir gegangen sind. Weg von den letzten Resten eines Strukturvertriebs.

Wovon hätte Plansecur besser die Finger gelassen und was würden Sie wieder tun?

Wir sind früh genug ins Investmentgeschäft eingestiegen. Vorher waren wir eher versicherungslastig. Als ich 2002 kam, hatten wir einen Anteil von ungefähr 11 Prozent am Investmentgeschäft. Heute liegt er bei 35 Prozent. In dem Bereich hat sich am meisten getan. Das heißt, Kunden, die in dem Bereich vor Jahren eingestiegen sind, haben ihre Freude dran gehabt. Die Finanzgeschäfte, in der 2016 viele Finanzdienstleister in Schiffe investierten – wir auch – die hätte man besser nicht machen sollen.

Sie verwalten Vermögen in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro. Warum legen Sie keinen eigenen Plansecur-Fonds auf?

Der Gründungsakt der Plansecur verbietet das. Er hat drei Punkte. Erstens: 100 Prozent eigenkapitalfinanziert. Zweitens: Teamarbeit. Drittens: Nie ein eigenes Produkt. Der Markt bietet alles. Wir sind als Makler gesetzlich dazu verpflichtet, auf der Seite des Kunden zu stehen zu müssen. Das wäre unvereinbar, wenn wir ein eigenes Produkt anbieten würden. Nur so können wir ganz auf der Seite des Kunden stehen.

Wie begegnet Plansecur dem wachsenden Digitalisierungsdruck in der Finanzbranche?

Wir können selbst bestimmen, wie wir uns dem beugen. Wenn Sie kapitalisiert sind an der Börse und gegenüber Analysten alle Vierteljahr gute Nachrichten verkünden müssen, dann haben Sie Effizienzdruck und Kostendruck. Digitalisierung heißt für uns im Augenblick ganz klar: Der Kunde kann sich digital informieren. Er hat aber immer die Chance, Berater persönlich zu sich zu bestellen oder ins Büro eines Beraters zu kommen.

Wann wird die KI den persönlichen Berater im Finanzsektor ersetzen?

Bei Produkten wie der normalen Risikoabsicherung, etwa einer Kraftfahrzeugversicherung, wird das ganz fix gehen. Denken Sie an Check24. Da bekommt der Kunde einen Versicherungswechsel ruckzuck abgewickelt. Da werden wir auch Lösungen bauen, damit ein Kunde direkt bei uns in einem Portal diese Dinge klären kann, wo er nicht unbedingt Berater braucht. Aber schon zum Beispiel beim Abschluss einer privaten Krankenversicherung gibt es viele Fragen, die Sie stellen müssen, damit das Produkt dann auch das richtige ist.

Warum sollte die KI diese Fragen nicht stellen können?

Ich will nicht ausschließen, dass in zehn Jahren das Thema anders ist. Das wird jetzt mein Nachfolger mit der Mannschaft sehr genau beobachten müssen. Aber das ist zum Glück aufgrund der komplexen Beratung, die wir haben, anders als für manchen Versicherungsvertreter, der hauptsächlich im Absicherungsbereich tätig ist. Da erscheint es mir wahrscheinlich, dass der von KI in seiner Tätigkeit eingeholt wird. Aber ja, wir müssen uns damit beschäftigen. Es ist eine spannende Phase. Ich kann dem Nachfolger und der Mannschaft nur raten, sich ganz intensiv und sehr offen damit zu beschäftigen.

Neobroker bieten zu geringen Kosten ihre Dienste im Internet an. Erzeugt das Druck?

Fragen Sie mal, wie viel da Verluste gemacht haben, weil sie geglaubt haben, sie können da tagtäglich handeln und sind dann doch mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Unsere Beratung ist genau dafür da. Die Leute haben ihren Job und darauf sollen sie sich 100 Prozent konzentrieren und sich darauf verlassen, dass wir als Finanzberatung das im Blick haben und das Richtige tun. Es gibt schon einige, die gebrannt sind von diesen Plattformen. Die kommen zurück und stellen fest, dass diese langfristige Anlage eben doch die bessere ist.
Warren Buffet sagt: Die Börse ist für die Ungeduldigen, damit sie das Geld den Geduldigen rüberschieben. Der Satz, finde ich, trifft genau zu, wenn ich tagtäglich versuche mit Aktien zu handeln. Geld ist langfristig anzulegen und man muss eine Strategie haben und es streuen auf verschiedene Werte. Deswegen braucht es gerade jetzt Finanzberatung.

Spielt Nachhaltigkeit eine Rolle bei der Auswahl der Finanzinstrumente?

Wir haben schon seit zehn Jahren einen Arbeitskreis Nachhaltigkeit zusammen mit der Geschäftsführung, den ich jetzt auch abgebe an meinen Nachfolger. Wir arbeiten mit Partnern im Investmentbereich, die ESG-Kriterien erfüllen. Da, wo wir klare Nachweise schon haben von den Produktgebern, bringen wir diese Produkte schon seit Jahren an den Markt. Wir haben den Kunden aber auch ganz klar gesagt, dass das nicht dieselbe Rendite bringt. Wobei in den vergangenen Jahren jeder, der in Windkraft und Öko-Solarstrom investiert hat, bessere Ergebnisse erzielt hat, als wir es prognostiziert haben.

Ist Rendite, die auf Wachstum basiert und unter der die Umwelt leidet, ethisch vertretbar?

Wenn es zulasten der Umwelt geht, ist es schwierig. Aber Rendite ist nichts Negatives. Wir als Christen haben eine Verantwortung mit dem, was wir bekommen haben, auch gut umzugehen. Es ist ja nicht unser, sondern anvertrautes Gut. Natürlich muss Vermögen unter dem Gesichtspunkt von ESG auch vernünftig angelegt sein.

Was sollten junge Menschen für ihre finanzielle Planung beachten?

Vergiss das, was von der Bundesagentur für Arbeit kommt als deine Rente, denn das allein wird dir im Alter nicht helfen, deinen Verpflichtungen nachzukommen. Das heißt: Bau privat über die verschiedenen Säulen wie Riester oder Rürup eine eigene Rente zusätzlich auf. Der zweite Punkt: Sieh zu, dass du mit 60 schuldenfrei bist und dann in den letzten Berufsjahren nochmal ordentlich Vermögensaufbau betreiben kannst. Wichtig ist, die Versorgungslücke im Rentenalter früh zu kennen und darauf hinzuarbeiten, sie zu stopfen. Darauf zielt unter anderem unsere Beratung ab. Deutlich zu machen, welche Lücke einmal klafft und was man dagegen tun kann.

Passen christlicher Glaube und Reichtum unter einen Hut?

Ich würde sagen, Reichtum ist für den Menschen schon verfänglich, wenn er über viele Besitztümer verfügt, dass man vergessen könnte, von wo es kommt und dass damit auch Verantwortung einhergeht. Wenn ich aber in enger Verbindung zu Gott lebe, dann bekomme ich Dinge vor Augen geführt, wo ich spürbar helfen kann. Das sollte man dann auch machen. Ich muss mir in meiner täglichen stillen Zeit letztendlich darüber bewusst sein, dass mir Vermögen anvertraut ist und dass ich später gefragt werde, was ich mit meinen Pfunden und Chancen gemacht habe.

Was machen Sie im Ruhestand? Schreiben Sie ein Buch oder wollen Sie einen Oldtimer restaurieren?

Ich habe zur Vorbereitung einen Coach genommen, der mir gesagt hat: Das Ufer auf der anderen Seite muss so attraktiv sein, dass du von hier ablegst. Vor zwei Jahren habe ich angefangen, darüber nachzudenken. Daraus ist als Ergebnis eine kleine Wohnung in Berlin geworden. Wir lieben Berlin, das Kulturelle, die Stadt und werden zwischen Kassel und Berlin pendeln. Weiter ist nichts geplant.

Ich habe zudem alle meine Ehrenämter zum 31. Dezember abgegeben. Allen, die mit Ideen auf mich zukamen, was ich im Ruhestand für das Reich Gottes machen könnte, habe ich gesagt: Schreibt mir das auf. Aus der Ruhe heraus werde ich es erbitten vor Gott. Also ich möchte was machen, aber erst ab dem 1. Oktober 2023. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Gott immer wieder zur rechten Zeit Türen geöffnet hat.

Vielen Dank für das Gespräch.

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4 Antworten

  1. Ich freue mich, dass Christen wie Johannes Sczepan sich aufgemacht haben verantwortungsbewusst in der Finanzbranche zu agieren und zu gestalten. Das macht mir Mut, dass man als Christ nicht weltvergessen sein muss/soll/darf.

    Die Haltung, dass Geld/Reichtum ein von Gott anvertrautes Gut sind gefällt mir sehr gut. Dadurch bleibt die Spannung erhalten, dass die Frage nicht ist, wie viel wir besitzen, sondern wie wir es verwalten! Das ist ein schöpferischer Auftrag, den Gott nie aufgelöst hat und immer wieder bestätigte.

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  2. Hatte vor ca. 20 Jahren auf einen Plansecur Berater gehört. Das Ergebnis: ca. Zehntausend DM. Verlust. Seitdem bin ich geheilt. Mein Tipp, sich selbst um sein Vermögen kümmern.

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