Bundestag und -rat haben weitreichende Lockerungen der Corona-Maßnahmen beschlossen – gleichzeitig sind die Infektionszahlen so hoch wie nie. Doch für Menschen, die in künstlerischen Berufen arbeiten, ist der Beschluss wohl ein Hoffnungszeichen auf bessere Zeiten. Denn die Corona-Pandemie stellt Musiker und andere Künstler vor existenzielle Herausforderungen: Wegen der Maßnahmen gegen das Virus waren Auftritte vor Publikum über viele Monate nicht möglich. Und trotz der Lockerungen kann es noch lang dauern, bis das Vor-Corona-Niveau an Auftritten und Einnahmen wieder erreicht ist.
Unter Künstlern entstanden deshalb Initiativen, um diejenigen finanziell zu unterstützen, die es besonders hart traf. Die Künstlervereinigung „Das Rad“ etwa ruft zu einer „Hutgabe“ für Christen auf, die sich künstlerisch für das Evangelium einsetzen und durch die Pandemie in eine finanzielle Notlage geraten sind. Die Schirmherrschaft dafür übernahmen der Liedermacher Manfred Siebald und die Theologin Margot Käßmann.
Die Initiative „Künstler unterstützen“, die der Liedermacher Christoph Zehendner mit Volker Schmidt-Bäumler und Peter Neubauer ins Leben rief, verfolgt dasselbe Ziel. Mehr als 100 Künstlern konnten sie bisher mit einem einmaligen Betrag von 1.000 Euro unterstützen. Was im Verhältnis zu monatlichen Einkommensausfällen nicht nach viel klingt, hat in der konkreten Situation große Bedeutung, berichtet Jan Primke, der für die Initiative für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. So hätten dank der Unterstützung manche Künstler Weihnachtsgeschenke für ihre Familie kaufen oder eine Monatsmiete zahlen können. „Wir können damit eine kurze Entlastung schenken, das stärkt und gibt Hoffnung“, sagt er.
Die Bandbreite der Berufe, die im künstlerisch-kulturellen Umfeld von den Corona-Maßnahmen betroffen sind und waren, ist groß: seien es Tänzer, Musiker, Schauspieler, Pantomimen oder auch diejenigen, die hinter Bühne und Leinwand dafür sorgen, dass vorn alles läuft: Regisseure, Kameraleute, Ausstatter, Beleuchter und andere. Gerade jene, die als Freiberufler von Auftrag zu Auftrag leben, seien besonders hart getroffen, sagt Primke.
Er betont aber auch: „Uns und den Künstlern, die wir unterstützen, geht es nicht darum, zu jammern oder dem Staat die Schuld zu geben. Wir tragen mit, was nötig ist, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Aber viele haben eben keine Einnahmen mehr.“ Und er weiß von Künstlern, die auch ans Aufgeben dachten. Solange es nötig ist, will die Initiative weitermachen und hofft auf Unterstützung. Lieber wäre es den vier Musikern hinter der Aktion, sie könnten ihr Engagement für die Kollegen einstellen. Aber wie Primke sagt: „Bis das freischaffende Business wieder ‚normal’ läuft, wird es wohl noch einige Zeit dauern.“
Bereits im April 2020 hat PRO verschiedene christliche Künstler gefragt, wie sie auf die Situation reagieren. Damals ahnte wohl kaum jemand, dass das Land auch zwei Jahre später noch mit der Pandemie kämpft. Wie blicken Musiker heute auf die Corona-Zeit und in die Zukunft?
Kampfsport statt Konzerte
„Mit dem Beginn der Pandemie wurden alle meine Konzerte abgesagt. Da ich viel im Ausland tätig war und Reisen im Prinzip unmöglich wurde, waren wirklich alle Aufträge weg. Am Anfang habe ich die ‚Zwangspause’ noch sehr positiv gesehen und mich über die gewonnene ruhige Zeit mit meiner Familie gefreut, aber je länger das Ganze anhielt und je mehr Konzerte – teilweise sogar Monate im Voraus – abgesagt wurden, desto unruhiger wurde ich.“
„Ich habe dann begonnen in einem Restaurant in meinem Heimatdorf zu arbeiten, um ein bisschen Einkommen zu generieren. Als dann der zweite Lockdown kam und die Restaurants wieder schließen mussten, fiel auch das weg. Gott sei Dank habe ich eine neue Leidenschaft neben der Musik für mich entdeckt und mit dem Kampfsport angefangen. Inzwischen arbeite ich halbtags in einer wunderbaren Kampfkunstschule als Trainerin und im Management. Außerdem habe ich von der Initiative ‚Künstler unterstützen‘ genau in der für mich schwierigsten Zeit finanzielle Unterstützung bekommen, die mir sehr geholfen hat.“
Keine verlorenen Jahre
„Ich persönlich habe sehr viel gelernt in diesen zwei Jahren und eine ganz neue Kraft entwickelt, die sich auch in meiner Kunst deutlich bemerkbar macht. Außerdem hatte ich viel Zeit, zu üben, und durfte Menschen kennenlernen, die mein Spiel sehr verändert haben. Auch wenn die letzten zwei Jahre irgendwo ‚verloren’ scheinen, sind sie es für mich eben doch nicht.“
„Gottvertrauen ist etwas, was in den schwierigsten Zeiten geprüft wird – aber auch in genau diesen Zeiten am meisten fruchtbaren Boden und Wachstum findet. Dass sich auch in den letzten zwei Jahren immer neue Türen für mich geöffnet haben, dass in den schwierigsten Momenten plötzlich finanzielle Hilfe kam, dass ich inmitten von Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperre Menschen kennenlernen durfte, die heute ganz tief in meinem Herzen wohnen, all das sind Wunder, die einmal mehr beweisen, wie er jede Situation im Griff hat und für uns das Beste daraus schafft.“
Eine unterseeische Verbindung und eine Sache, die traurig macht
„2021, das zweite Pandemiejahr, war hinsichtlich des Livebetriebs deutlich schlechter als 2020. Was man häufig vergisst: Auch der Tonträgerverkauf korreliert bei Künstlern direkt mit der Konzertaktivität.“
„In den ersten Wochen in 2020 habe ich mir durchaus einige Grundsatzfragen gestellt: Wie kompensiere ich die ausgefallenen Konzerte als jemand, der in mehrfacher Hinsicht in erster Linie von der Konzerttätigkeit lebt? Wird sich die Lage jemals wieder erholen?“
„Dennoch habe ich mir Gott sei Dank nie ernsthaft um meine Existenz Gedanken machen müssen, da die Hilfen ankamen und ich meine Lehrtätigkeit ausbauen konnte. Ich bin sehr dankbar dafür, dass mir bei allem Auf und Ab nie die Ideen ausgegangen sind. Ich möchte in diesem Jahr zusammen mit Anna Dorothea Mutterer ein neues Album aufnehmen, habe einige spannende Arrangement- und Produktionsaufträge vor mir und beobachte mit vorsichtigem Optimismus, dass sich in der Veranstaltungsbranche wieder leise etwas regt.“
„Mein Gottvertrauen habe ich in dieser Zeit wie eine unterseeische Verbindung empfunden. Ich wusste, Gott lässt mich nicht im Stich, auch wenn es mal turbulenter wird. Aber es gab eine Sache, die mich einerseits traurig gemacht, aber andererseits auch geistlich angestachelt hat: Nicht wenige Christen in meinem Umfeld haben ihre Aufgabe in dieser Zeit missverstanden und ihr Vertrauen in unsere Regierung, Wissenschaft und Institutionen gegen einen vermeintlichen Märtyrerkampf für die ‚Wahrheit’ eingetauscht. Solche Dinge spornen mich an, unbeirrt nach vorne zu schauen und weiterzumachen.“
„Ich brauche die Bühne nicht, um glücklich zu sein“
„Fast alles ist weggebrochen, unfassbar viele Konzerte und Honorare. Sie komplett aufzuzählen würde mich aufs Neue traurig machen, ich schaue lieber nach vorne. Gott hat uns versorgt. Ich war nie jemand, der sich gesorgt hat. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass ich zur Not noch vieles anderes tun könnte und würde, wenn es drauf ankäme.“
„Ich konnte mich in Sachen Fernsehen einarbeiten, was mir außerordentlich gut gefallen hat. Auch hat mir die bühnenfreie Zeit gut getan. Ich habe gemerkt: Ich brauche die Bühne nicht, um glücklich zu sein. Zu Hause bei den Kindern zu sein, ist mir noch wertvoller geworden. Auszeiten planen ist etwas Neues und Gutes!“
„Der Gedanke, dass Gott nie in Panik gerät und dass er alles schon wusste, beruhigt mich. Ich hatte selbst Corona und wurde auch da so gut durchgetragen. Ich bin dankbarer geworden, da ich spüre, dass Gott mich und uns im Blick hat. Immer.“
Küchenkonzerte und Album-Verkauf im Supermarkt
„Von jetzt auf gleich – und bisher für über zwei Jahre – ist der Großteil unserer Auftritte weggebrochen. Konzerte wurden häufig verschoben, teilweise schon zum dritten Mal. Da auch Einnahmen aus CD-Verkäufen und GEMA-Ausschüttungen an Livemusik geknüpft sind, gingen Einnahmen in manchen Zeiten gegen null.“
„Mit Ausfall des ersten Konzertes im März 2020 begannen wir aus unserer Küche eine Serie in den Sozialen Medien: Hopesongs – Küchenkonzerte. Nach einem gelungen Start und über 20.000 Aufrufen einiger Konzerte, konnten wir immer mehr Künstler gewinnen, ebenfalls mitzumachen. In zwei Staffeln gab es einhundert Küchenkonzerte und ein Festival weiterer Künstler, das von den Hopesongs inspiriert wurde. Immer wieder gab es Menschen, die hier auch finanziell für uns und andere sorgten.“
„Als wir die Wegbrüche sahen, machte uns das schon Sorgen. Aber wir fanden neue Möglichkeiten: Durch das Crowdfunding, Stipendien, offizielle Fördergelder und am Ende auch mit einem Projekt, das gut in die Zeit passte und sich erstaunlicherweise auch ohne Tour gut verkaufte: „Das Leben ist nicht schwarz-weiß“. Unser Edeka-Markt im Dorf verkaufte über 160 Alben, ein Unternehmer schenkte es seinen 450 Mitarbeitenden zu Weihnachten. Es gab auch einfach Menschen, die uns Geld schenkten, als ihre praktische Art ‚Danke’ dafür zu sagen, was sie mit uns im Netz erlebten, und um uns durch die Zeit zu bringen.“
Gott im Scheck
„Hätten wir im März 2020 gewusst, was auf uns zukommt, wäre das heftig gewesen. Aber mit Gott waren wir auf Sichtweite unterwegs. Und mit ihm gingen wir einen Schritt nach dem anderen. Unvergessen ist uns ein über 94-Jähriger aus dem Dorf. Er hatte in der Zeitung gelesen, dass wir online Musik machten, denn ‚Gott ist überall’, hatten wir der Tageszeitung vor Ort erzählt. Wenige Tage später hatten wir einen Umschlag in Briefkasten mit einem Scheck über einige Hundert Euro und einer Karte auf der stand: ‚Gott ist überall. Manchmal auch in einem Scheck.‘“
„Das Hoffen haben wir, auch in schweren Tagen, Gott sei Dank und auch Dank von Menschen, die uns ein Rückenwind waren und sind, nie eingestellt. Aber oft mussten wir sicher tiefer durchatmen als normal. Unterm Strich sind wir aber total dankbar, dass uns Menschen auch in schweren Zeiten zur Seite gestanden haben und dass wir als Künstler diese Zeiten überstanden haben.“
Eine Antwort
Und da gibt es die evangelische Kirchengemeinde , die ganz aktuell einen christlichen Musiker wieder auslädt, der für einen mehrtägigen musikalischen Workshop mit christlichen Liedern gebucht war. Begründet wird dies u.A. damit, daß er öffentlich gegen das Impfen Position bezieht, frei nach dem Motto, wer unsere gesellschaftspolitischen Ansichten nicht teilt, soll an uns nichts verdienen und schauen, wie er seinen Lebensunterhalt bestreitet, christliche Glaubensinhalte hin oder her!