Obwohl Deutschland „im globalen Vergleich eine Menge tut“, reiche das humanitäre Engagement nicht aus. Das sagte der Hauptgeschäftsführer von Misereor, Pirmin Spiegel, im Rahmen einer Pressekonferenz am Donnerstag in Berlin. Deutschland trage als eines der reichsten Länder der Erde eine hohe Verantwortung dafür, dass „wir einer menschenwürdigen und gerechteren Welt näherkommen“. Dieses Ziel könne jedoch nicht allein mit mehr Geld erreicht werden. Vielmehr müsse die Art und Weise des Wirtschaftens hinterfragt werden, denn diese habe unmittelbare Auswirkungen auf die Arbeitnehmerrechte und die Umwelt anderer Länder. Ziel müsse es sein, „ein gesundes und würdevolles Leben für alle sicherzustellen“.
Weiterhin blicke Misereor „mit großer Sorge“ auf den Entwurf für den Gesamthaushalt des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), erklärte Prälat Karl Jüsten. Denn dieser sehe für 2024 Kürzungen um 5,3 Prozent, von 12,2 auf 11,5 Milliarden Euro vor. Doch anstatt einer Kürzung des Etats sei vielmehr eine Steigerung notwendig. Positiv bewertet Jüsten dagegen einen aktuellen Kabinettsentwurf, der keine Kürzungen bei den Zuwendungen für die kirchliche Entwicklungshilfe vorsieht.
Hohe Spendenbereitschaft trotz Missbrauchsskandal
Als einen Schwerpunkt der Arbeit von Misereor verwies Spiegel auf mehrere krisengebeutelte Regionen in Afrika, wie die Sahelzone oder den Niger. Spiegel erinnerte ebenfalls an das verheerende Erdbeben in der Türkei und Syrien und den Krieg in der Ukraine. Zudem seien vielerorts bereits jetzt die Auswirkungen der Klimakrise in Form von Dürren oder Überschwemmungen zu spüren.
Misereor stellte auch das Geschäftsjahr 2022 vor. Im Vergleich zu 2010 verzeichnete das Hilfswerk einen Rückgang der Spenden von 1,4 Millionen Euro auf 61,7 Millionen Euro. Insgesamt belief sich das Jahresbudget 2022 auf 241,5 Millionen Euro (Vorjahr: 247 Millionen Euro). Dennoch sei Spiegel „stolz“, dass Menschen ihre Solidarität beibehalten und weiterhin spenden.
Mit Blick auf den Missbrauchsskandal sei zu beobachten, dass einige Spender ihre Zuwendungen für Misereor einstellen. Zeitgleich gebe es aber auch Menschen, die bewusst weiter spenden. Denn Menschen wollen gute Werke tun, erklärte Jüsten. Wichtig sei, dass Misereor weiterhin vertrauenswürdig sei.