Mein Osterjubel im unchristlichen Abendland

Im ach so christlichen Abendland können selbst Kirchenmitglieder immer weniger mit der Auferstehung Jesu anfangen. Indessen werden Christen in Sri Lanka im Gottesdienst totgebombt. pro-Redakteur Jonathan Steinert will trotzdem nicht vom Osterjubel lassen.
Von PRO
„Wir haben ihn gesehn, er gab uns zu verstehn: Weil er der Sieger ist, wird das Leben weitergehn“, heißt es in einer Osterkantate von Michael Wittig

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hat sich in seiner Ausgabe vor den Osterfeiertagen in seiner Titelgeschichte den christlichen Glauben vorgenommen. Und kommt zu dem bedrückenden Schluss: Weit ist es nicht mehr her damit. Die Gesellschaft sei zwar religiös und empfänglich für spirituelle Erlebnisse, lese ich da. Aber Kirche und christliche Lehre – damit können immer weniger Menschen in Deutschland etwas anfangen. Auch Kirchenmitglieder und selbst Pfarrer glauben längst nicht mehr alle an Gott oder gar die Auferstehung Jesu.

Die große Anteilnahme etwa beim Brand von Notre-Dame vorige Woche zeigte zwar: Das christliche Erbe wird immerhin noch als Kulturgut wahrgenommen, das es wert ist, geschützt und wieder aufgebaut zu werden. Aber viel mehr ist dann auch nicht.

In einem Artikel auf Spiegel Online schreibt Arno Frank: „Von einer Christlichkeit unseres Abendlandes kann nicht ernsthaft die Rede mehr sein. Sein Untergang erscheint nicht katastrophal, sondern niedlich, fast putzig. Er lässt sich nicht an der Anzahl der Minarette in unseren Städten ablesen – sondern an der Anzahl der Osterhasen in den Supermärkten.“ Und die Bilanz: „Das ist die infantile Schwundstufe, auf die das heiligste Fest der Christenheit inzwischen zusammengeschnurrt ist.“

Bitterer Osterjubel

Mit dieser Diagnose hat er wohl leider recht.

Das stimmt mich traurig. Dieser Osterjubel „Christ ist erstanden!“, diese Hoffnung, diese Freude darüber, zu einem lebendigen Gott zu gehören, der alle denkbaren menschlichen Grenzen überwindet – warum sagt das so vielen nichts?

Und dann lese ich von den mörderischen Anschlägen auf Kirchen in Sri Lanka. Die sich gerade in dem Moment ereignen, als die Christen dort die Auferstehung feiern. Welche Ironie, könnte man sagen. Wie bitter der Osterjubel plötzlich wird. Glaube ich wirklich daran?

Zeugen für den Auferstandenen gesucht

Ja! Es ist oft genug ein Glaube zum Trotz. Aber ich kann nicht anders und ich will nicht anders. Mag sie auch dem gesunden Menschenverstand noch so unwahrscheinlich erscheinen: Ohne die Auferstehung Jesu wäre alles irdische Mühen, alles kirchliche Tun, ja, der Glaube selbst vergeblich. Denn dann wäre Jesus umsonst auf die Welt gekommen und ans Kreuz gegangen. Hätte die Schuld der Welt vielleicht trotzdem getragen, aber es hätte für sie keinen Effekt gehabt. Sünde und Tod hätten schlicht ihren Tribut gefordert und würden es weiter tun. Überwunden jedoch sind sie durch die Auferstehung.

Ostern macht mich nicht in erster Linie deswegen froh, weil ich glaube, meine verstorbenen Großväter und meinen geschätzten Kollegen einmal wiederzusehen – auch, wenn ich mich darauf freue. Ostern macht mich vor allem deshalb froh, weil ich keine Angst haben muss vor einem strafenden Gott, weil ich nicht der Willkür eines Schicksals ausgeliefert bin, weil der Stärkere an meiner Seite ist.

In einer Osterpredigt am Sonntag legte der Pfarrer einen Fokus auf Maria Magdalena: Sie war die erste, die den auferstandenen Jesus sah und bezeugte. Damit auch heute noch oder wieder Menschen glauben, dass die Auferstehung real und wirklich ist – was den Spiegel-Recherchen zufolge nicht mehr viele tun –, brauche es dafür Zeugen „in Hülle und Fülle“. Deshalb schreibe ich, was mir Ostern bedeutet. Weil es für mich mehr ist als eine Tradition oder eine religiöse Erzählung, sondern etwas mit meinem Leben macht. Das zu erleben wünsche ich allen, die mit der Ostergeschichte sonst nichts anzufangen wissen.

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