Kretschmann lobt Aufarbeitung des Missbrauchs

Winfried Kretschmann hat die Aufarbeitung der Katholischen Kirchen bei den Missbrauchsfällen gelobt. Die Kirche müsse die Chance haben, die Skandale aufzuarbeiten und Konsequenzen zu ziehen, betonte der Grünen-Politiker im SWR.
Von Johannes Blöcher-Weil
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann

Die Missbrauchsskandale bescheren der Katholische Kirche Negativschlagzeilen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat in der SWR-Sendung „Zur Sache Baden Württemberg“ das Engagement der Kirche in dieser Angelegenheit gelobt: „Im Großen und Ganzen macht sie das richtig gut und mit großem Engagement.“

Durch die Missbrauchsfälle habe die Kirche zunächst Glaubwürdigkeit eingebüßt. Es gehe nun darum, die Kirche konsequent von diesem Übel zu befreien: „Wenn man mit dem Müllwagen durch die Kirchengeschichte fährt, ist der Müllwagen voll.“ Das sei aus seiner Sicht dennoch kein Grund, aus der Kirche auszutreten.

Kretschmann wies auch auf seine eigene wechselhafte Biografie mit der Kirche hin. Er habe ein katholisches Internat besucht und sogar den Wunsch gehabt, Priester zu werden. Später sei er Mitglied einer katholischen Verbindung gewesen, habe sich aber in der Studentenzeit von der Kirche entfremdet: „Letztlich hat mir die Kirche selbst gefehlt: die Gottesdienste, die Riten, der Glaube, die Predigten und die Lieder“, erklärte er seine Gründe für den Wiedereintritt.

Christentum gehört zur Seele Europas

Kretschmann hob hervor, wie sehr das Christentum zwei Jahrtausende Europa geprägt habe: „Es gehört zur Seele Europas.“ Wenn sich die Gesellschaft weiter entkirchliche, breche eine wichtige gesellschaftliche Säule weg. Kretschmann, lange Jahre Mitglied im Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, rief dazu auf, sich nicht von der Kirche abzuwenden.

Wer in der Kirchengemeinde um die Ecke schaue, sehe, dass dort viel für alte, schwache und einsame Menschen getan werde, sagte der Kirchenbeauftragte der Landesregierung. „Die Nächstenliebe ist die Grundauffassung der Kirche und ich freue mich, dass sie seit Jahrhunderten in die Welt strahlt.“ Wer sich daran störe, dass die Katholischen Kirche keine Frauen zum Priester weihe, könne auch in die evangelische Kirche wechseln.

Auch die Staatskirchen-Leistungen verteidigte der Grünen-Politiker: „Die Kirchen haben als Folge der Säkularisierung einen Rechtsanspruch darauf.“ Ablösen müssten die Leistungen letzten Endes die Länder über ihre Haushalte. Ob das zu stemmen sei, sei fraglich.

Zu Wort kamen in der Sendung auch Kirchenkritiker. Der frühere Generalvikar von Speyer, Andreas Sturm, hatte die Katholische Kirche verlassen, weil er vergeblich für Reformen, wie die Abschaffung des Zölibats, gekämpft hatte. „Als Mitglied der altkatholischen Kirche muss ich mich nicht verbiegen und kann Seelsorger sein.“ Die Autorin Johanna Beck hatte, obwohl sie selbst missbraucht wurde, durch die Taufe der Kinder zurück in die Kirche gefunden. Sie will sich mit „Kraft und Zuversicht“ weiter für Reformen einsetzen.

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14 Antworten

  1. Ach, es gab bereits eine Aufarbeitung der Missbrauchsfälle? Davon habe ich gar nichts von mitbekommen.

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  2. „Ekklesia semper reformanda.“ Kirche ist immer zu reformieren. Entscheidend ist nur, dass sie sich IN DIE RICHTIGE RICHTUNG reformiert, und das ist derzeit NICHT der Fall! Nicht „weg vom Wort Gottes“ ist angesagt, sondern „hin zum Wort Gottes“. Wer die Sinn- und Zielhaftigkeit des Redens und Handels Jesu in der historischen Situation erkennen kann – durch den Heiligen Geist allerdings nur – der ist auch in der Lage, die damalige situative Sinn- und Zielhaftigkeit des Redens und Handelns Jesu, die auch IMMER exemplarisch, beispielhaft war, weil sie grundsätzlich situativ unser ganzes Leben abdeckt, in die heutige Zeit zu übertragen!

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    1. @Eckard
      Können Sie Ihre Vorwürfe konkretisieren?
      In meiner evangelischen Kirche entfernt sich niemand vom Wort Gottes. Ich weiß nicht, was Sie damit meinen.
      Und geben Sie bitte auch ein Beispiel für Ihre Aussagen zu Jesu Handeln. Und wer Ihrer Meinung nach den heiligen Geist hat und wer nicht und woran Sie das erkennen. Danke.

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  3. Können Sie Ihre Vorwürfe konkretisieren? Was für Vorwürfe? Wo lesen Sie Vorwürfe? Ich habe eine Feststellung getroffen hinsichtlich des Zustands der Kirche(n). Verstehen Sie mich überhaupt? Ich fürchte: nein. Und was Jesu Worte und Taten betrifft, davon sind die Evangelien voll. Lesen Sie es!

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    1. @Eckard
      Vorwurf 1: die Kirche geht derzeit in die falsche Richtung.
      Vorwurf 2: die Kirche bewegt sich weg vom Wort Gottes.

      Da Sie beide Aussagen nicht begründet oder an konkreten Beispielen belegt haben, haben, sind es keine Feststellungen, sondern Vorwürfe.
      Auf welche Zustände der Kirche beziehen sich denn konkret Ihre Aussagen?

      Ich habe Sie nicht danach gefragt, wo ich Geschichten über Jesu Worte und Taten finden kann. Sondern was sie mit Ihren Aussagen zu Jesu Handeln konkret meinen.

      Und wie steht es mit dem heiligen Geist? Wen beurteilen Sie nach welchen Kriterien als geisterfüllt und wen nicht?

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      1. Die Volkskirchen, ev. und kath. Homosegnung, Homotrauung. Entgegen der Bibel. Ebenso Sozialpredigt. Keine Auslegung des Bibeltextes. Entgegen der Bibel. Jesu Worte und Taten, jeweils situationsbezogen aber immer exemplarisch auch für unser Leben heute. Was wollte Jesus damit zeigen, sagen? Trifft auf alle heutigen Situationen zu. Was den Heiligen Geist betrifft, so ist zu sagen, wer Ihn hat, der handelt auch nicht gegen die Schrift. Siehe oben, Homosegnung, Homotrauung. Und nun liefern Sie mir endlich den Schriftbeweis, dass ALLE Menschen gerettet werden. Wo steht das?
        SIE sind am Zug.

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        1. @Eckard
          Zur Homosegnung etc siehe mein Kommentar unten.
          Dass Jesu Botschaft natürlich das soziale Miteinander essenziell betraf, sollte eigentlich außer Frage stehen, denn laut Jesus ist ja die Zusammenfassung des Wortes und Willens Gottes („Gesetz und Propheten“): Tut anderen Menschen das, was ihr wollt, dass sie euch tun. (Matth 7,12)

          Hinstl der Frage, ob Alle gerettet werden, hatte die Pro-Redaktion meine Antwort auf Sie leider zensiert. Vielleicht klappt es ja jetzt: in unserer Diskussion ging es nirgends um die Frage, ob alle gerettet werden, daher bin ich Ihnen auch keinen „Schriftbeweis“ schuldig. Denn im Lied von Siebald beschreibt er ja deutlich, dass es auch Menschen geben wird, konkrete Personen,die wir hier kennen, die wir entgegen unserer Vermutung nicht im Himmel sehen werden. Und Sie wiederum waren der Meinung, dass Sie sich ganz sicher einmal nicht darüber wundern würden, WER (also welche konkreten Personen) im Himmel sein würde und wer nicht.

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    2. @Eckard
      Vielleicht wäre es auch hilfreich zum Azsräumen von Missverständnissen, wenn Sie noch konkretisieren,wen Sie mit „Kirche“ meinen. also auf welche Kirche Sie Ihre „Feststellungen“ beziehen.

      Wie gesagt, die evangelische Kirche, zu der ich gehöre,entfernt sich nicht von Gottes Wort. Und mir fallen spontan noch 12 PfarrerInnen der evang.-luth. Landeskirche und 4 katholische Priester ein, die ich entweder persönlich kenne oder besuchsweise oder online predigen gehört habe, die sich auch nicht vom Wort Gottes entfernen.

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      1. Natürlich gibt es einzelne Kirchengemeinden, wo PfarrerInnen noch Gottes Wort predigen. Streite ich gar nicht ab. Aber ich habe mich auf das bezogen, was, um auf der evangelischen Seite zu bleiben, von oben, von der EKD-Leitung, angeordnet und gelehrt wird. Erkennen Sie da nicht die falschen Wege wie z.B. Homotrauung, Homoehe? Es wird doch rauf und runter in den Foren diskutiert, ich bin doch nur Einer unter Vielen, die hier falsche Wege der EKD anprangern. Nehmen Sie die Überzeugungen der Mitdiskutanten einfach nicht wahr? Warum nicht?

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        1. @Eckard
          Danke für die Erläuterung.
          Jetzt kann ich besser verstehen, was Sie mit „sich von Gottes Wort entfernen“ meinen.
          Es geht, wie eigentlich immer bei Ihnen, nicht in einem eigentlichen Sinne von einer Entfernung von Gottes Wort, sondern schlicht und einfach darum, dass in genannten Punkten die EKD eine andere Interpretation der biblischen Texte hat als SIE. Nun, da weder SIE die allein wahre und gültige Interpretationshoheit über die biblischen Texte haben, noch in irgendeiner Form selbst das Wort Gottes sind, kann ich Ihre Vorwürfe ad acta legen.
          Natürlich nehme ich die Überzeugungen meiner Mitdiskutanten wahr. Sonst hätte ich ja gar keinen Anlass, mit ihnen zu diskutieren.

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          1. Haben Sie denn überhaupt gelesen, WAS ich zu den Mitdiskutanten geschrieben habe?
            „…ich bin doch nur Einer unter Vielen, die hier falsche Wege der EKD anprangern. Nehmen Sie die Überzeugungen der Mitdiskutanten einfach nicht wahr?“ Was hab ich geschrieben, Satz 1 ?
            Dass Etliche meiner Auffassung sind. Lesen Sie doch einfach mal andere Kommentare, das sehen Sie es doch. Und also gelten auch die gleichen Aussagen von Ihnen auch für die anderen Kommentatoren, die es so sehen wie ich(?)

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  4. @Katja: Ich beobachte ähnliches wie Eckard.
    Dazu schrieb ich in dem letzten 3/4 Jahr immer wieder Kommentare.

    Hier einer:

    https://www.pro-medienmagazin.de/meta-zu-390-millionen-euro-strafe-verurteilt/#comment-17503

    Oder auch hier:
    https://www.pro-medienmagazin.de/praeses-heinrich-dankt-klima-demonstranten-in-luetzerath/

    Mein Maßstab ist:
    – Bibel,
    – Bekenntnisse,
    – Barmer Theol. Erklärung.

    (s. dazu auch: „Grundordnung der EKD“)

    Z.B. heißt es auf https://www.bayern-evangelisch.de/epaper/barmen/#32 :

    „Stein des Anstoßes

    Die Barmer Theologische Erklärung weist weit über ihre Zeit hinaus und kann auch heute zum
    Stein des Anstoßes für eine Kirche werden, die sich neu auf ihre Sache und ihre Mitte ausrichten will.
    […]
    Wer weiß: Vielleicht finden wir, wenn wir über den Weckruf der Barmer Theo­logischen Erklärung nachdenken, auch eine Antwort auf die Frage, warum immer mehr Menschen aus der evangelischen Kirche austreten. Womöglich kehren sie ihr den Rücken, weil sie in der Kirche etwas vermissen: eine Spiritualität, die ihrem Leben Tiefe und Sinn gibt.

    Wenn wir Christen selbst aber geistlich leer und nicht mehr in das Evangelium verliebt sind, können wir zur Erfüllung anderer nichts mehr beitragen. Wenn wir aus unserem Glauben keine prophetische Kraft mehr schöpfen, verlie­ren wir die Widerstandsfähigkeit gegen die wirklich bedrohlichen Keime unserer Zeit.

    Die Liebe zum Eigenen zeigt sich aber auch in der Selbstkritik. Denn gefährlich sind vor allem jene, die keine Fragen mehr stellen.
    […]“

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    1. @Kritisches Kirchenmitglied
      danke auch für Ihre Erläuterungen. Ja, ich denke, dass die Kirche neben ihrer Aufgabe, Menschen zu einem Leben nach Jesu Maßstäben aufzurufen (und dazu gehört in aller erster Linie Nächstenliebe, die sich aktuell dringend in Form von schöpfungsbewahrendem Handeln ausdrücken muss), die Aufgabe hat, das Evangelium „unter die Leute“ zu bringen. Und ja, leider hört man davon zumindest in den Medien sehr wenig. Und vielleicht tatsächlich auch in vielen Gemeinden. Wie gesagt, ich habe persönlich andere Erfahrungen gemacht. Sowohl in der evangelischen als auch in der katholischen Kirche.

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