Kirchenbank-Chef kritisiert Energie-Abhängigkeit von Russland

Der Chef der Kirchenbank fordert Solidarität mit den Menschen in der Ukraine. Russland hält er derweil für „nicht investierbar“ – aus mehreren Gründen.
Der Staat unterstützt die Kirche an vielen Stellen finanziell

Angesichts der deutschen Abhängigkeit von russischem Gas fordert die Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank) eine langfristig ausgerichtete Energiepolitik. „Wir hätten längst den blauen Brief bekommen, wenn wir uns so verhalten hätten wie die Politik, nämlich alles auf eine Karte zu setzen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Ekkehard Thiesler dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die KD-Bank unterstütze bei Anlagen und Investitionen seit Jahren einen Kurs der Transformation weg von fossilen Energieträgern wie Kohle, Gas und Öl hin zu regenerativen Energiequellen.

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sieht der Bankenchef sämtliche Finanzmarktakteure in der Verantwortung. „Es ist eine besondere Situation, da wollen wir unsere Stimme erheben und nicht wegschauen“, sagte er. Über die staatlichen Sanktionen gegen Russland hinaus müsse jede direkte und indirekte Finanzierung des russischen Angriffskriegs unterbleiben. Die KD-Bank habe Russland als „autoritären Staat“ schon lange vor dem Krieg von Aktivitäten im Blick auf Staatsanleihen ausgeschlossen.

„Solidarität kostet“

Das Land sei auch wegen Korruption und Umweltverschmutzung „nicht investierbar“, sagte Thiesler und verwies auf den Nachhaltigkeitsfilter der KD-Bank, bei dem es etwa um soziale und ökologische Kriterien der Geldanlage gehe. „Bei 99 oder sogar 99,9 Prozent mussten wir nichts verändern, weil die Titel, in denen wir angelegt haben, bereits safe sind.“

Thiesler nannte es insgesamt wichtig, Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu zeigen. „Solidarität kostet etwas, da müssen wir vielleicht mal den Gürtel etwas enger schnallen“, sagte der Wirtschaftswissenschaftler. Beunruhigten Kunden, die den Verkauf von Aktien erwägen, rät die KD-Bank derzeit, Ruhe zu bewahren, weil der Markt sich erfahrungsgemäß wieder erhole.

Warnung vor Hungerkatastrophe

Als Folge des Krieges erwartet der Banker eine höhere Inflation, „das merken wir ja schon jetzt am Geldbeutel“. Hamsterkäufe seien nicht nötig, denn „Russland und Ukraine sind nicht das Zünglein an der Waage für die wirtschaftliche Entwicklung bei uns“. Besorgt zeigte sich Thiesler aber im Blick auf Ernteausfälle in der Ukraine als „Kornkammer Europas“. Die Folgen könnten eine Preisexplosion für Lebensmittel in Afrika, Hungersnöte und Fluchtbewegungen sein, warnte er.

Die KD-Bank kümmert sich um die Finanzen und Geldanlagen von etwa 7.000 Institutionen in Kirche und Diakonie sowie knapp 30.000 Privatkunden bundesweit. Sie unterstützt Projekte von Kirchengemeinden und Institutionen, die sich für die Ukraine engagieren, mit einem Spendenportal. Bisher sind dort 19 Hilfsprojekte zu finden, für die über 200.000 Euro an Spendengeldern eingegangen sind.

Anfang März hatten die KD-Bank und acht weitere Kirchen- und Nachhaltigkeitsbanken die Finanzbranche aufgefordert, auf sämtliche Geschäfte zu verzichten, die den Krieg gegen die Ukraine finanzieren könnten. Anleger sollten fragen, was mit ihrem Geld finanziert werde und mit welcher Bank sie zusammenarbeiten wollten.

epd
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Eine Antwort

  1. Wieviel hat denn die katholische Kirche bisher von ihrem 200 Milliarden-Vermögen an die Ukraine gespendet?

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