FAS bezeichnet Pfarrer Elser als „Querprediger“

Bernhard Elser ist Pfarrer der Württembergischen Landeskirche. Der Theologe kritisiert die Corona-Auflagen deutlich. Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung polarisiert er auch mit anderen Aussagen.
Von Johannes Blöcher-Weil
Hinweisschild 2G-Regel

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) hat über Bernhard Elser berichtet, der Pfarrer in Hegnach bei Stuttgart ist. Demnach polarisiere er mit seinen Aussagen zu Corona-Maßnahmen so sehr, dass die Kirchenleitung mit dem Fall betraut sei.

Aus Sicht der beiden FAS-Korrespondenten Reinhard Bingener und Rüdiger Soldt gehöre Elser zu „einer Riege von evangelikal ausgerichteten Pfarrern in ganz Deutschland, die in den vergangenen Jahren immer radikalere Positionen vertreten haben“. In dem FAS-Artikel wird er unter anderem als Impfkritiker, Rebell „gegen die Kirchenleitung“ und „Querprediger“ bezeichnet.

Auch das vom Evangelisten Ulrich Parzany gegründete „Netzwerk Bibel und Bekenntnis“ spielt eine Rolle in dem Bericht. Das Netzwerk sehe den Kurs der evangelischen Kirche in Deutschland „extrem kritisch“. Pfarrer Elser ist dort Mitglied.

Gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea betonte Parzany, dass er zur Impfung eine andere Meinung als Elser habe. Gemeinsam mit dem Leitungskreis wende er sich aber gegen „diskriminierende, sanktionierende und einschüchternde Maßnahmen durch gesellschaftliche Gruppen, staatliche und kirchliche Institutionen gegen Menschen, die ihr Recht wahrnehmen und sich nicht impfen lassen“. Es tue Parzany leid, dass Elser diffamiert werde, „weil er mich in seine Gemeinde eingeladen hat und weil er zu unserem Netzwerk gehört“.

Für den gesellschaftlichen Diskurs disqualifiziert?

Stein des Anstoßes für die Kontroversen ist laut FAS-Bericht Elsers Amtsführung. So soll der Theologe unter anderem ein ökumenisches Gesprächstreffen ohne Einhaltung der 2G-Regel durchgeführt haben. Indem er noch ein Gebet und ein Segen gesprochen hat, habe er es als Gottesdienst, der nicht den 2G-Regeln unterliegt, veranstaltet.

Auch seine Rede beim Volkstrauertag erhitzt demnach die Gemüter. Dort soll er „indirekt den Widerstand gegen den Nationalsozialismus mit den Demonstrationen gegen die Corona-Politik“ gleichgesetzt haben. Die Landeskirche kritisierte ihn daraufhin wegen „ideologischer Stimmungsmache“, wenn er rechtsstaatliche Maßnahmen mit einem totalitären System vergleiche. Damit „disqualifiziere sich der Pfarrer für den gesellschaftlichen Diskurs und verharmlose den Holocaust“.

Aussagen von der Meinungsfreiheit gedeckt

An Ostern soll Elser laut FAS indirekt dazu aufgerufen haben, die „wahnwitzigen politischen Maßnahmen“ zur Eindämmung der Pandemie zu ignorieren. Auch die Maskenpflicht in der Schule, in der er Religionsunterricht erteilte, habe er nicht akzeptieren wollen.

Laut FAS-Bericht sieht die zuständige Oberkirchenrätin Kathrin Nothacker derzeit keine Grundlage für dienstrechtliche Schritte gegen Elser. Die Äußerungen seien von der Meinungsfreiheit gedeckt. Außerdem müsse Kirche diese Pluralität aushalten. Wenn der Pfarrer gegen staatliche Auflagen verstoße, sei aber eine Grenze erreicht. Der zuständige Prälat Ralf Albrecht habe alle Parteien gebeten, sich zu mäßigen, „uns auf die Mitte und die Verkündigung des Evangeliums konzentrieren“.

Gegenüber PRO wollte sich Pfarrer Elser zu den genannten Vorwürfen nicht weiter äußern.

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4 Antworten

  1. Ich schätze Parzany und das Netzwerk Bibel und Bekenntnis sehr.
    Somit hege ich auch für Pfarrer Elser erstmal eine gewisse Sympathie.
    Vergleiche der Impfgegner mit dem Dritten Reich find ich allerdings völlig geschmacklos ! Seltsam , dass sich immer wieder Leute finden die auf dieser Schiene unterwegs sind.
    Sollte der Mann sich in diese Richtung verrannt haben wäre eine Korrektur angebracht.
    Dann ist es allerdings auffallend, wie sich die Medien auf Leute stürzen die dem evangelikalen Lager zugerechnet werden können, vermutlich würde man auch schnell fündig werden wenn man all die linken Pfarrer und kirchlichen Aktivisten auf ihre Loyalität zum demokratischen Rechtsstaat abklopfen würde. Wie viele unterstützen BDS und blasen ins Horn des Antisemitismus ?
    Da schauen die Medienmacher gerne weg, man konzentriert sich am liebsten auf die „bösen Erzkonservativen“ und wird logischerweise immer wieder fündig.
    Zufall oder Strategie ?

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    1. „Sollte der Mann sich in diese Richtung verrannt haben“, schreiben Sie. Man kann doch seine öffentlichen Äußerungen nachhören. Nein, er hat sich eben nicht verrannt. Aber es ist doch notwendig, aus der Geschichte zu lernen.

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  2. Ich bedaure, dass „pro“ über die Meldung der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) im Wesentlichen nur nacherzählend berichtet, ansteht den Artikel selbst auch mit der notwendigen Sachkritik zu bedenken. Da die erste Ausgabe des Artikels – offenbar nach berechtigter Kritik vom Netz genommen wurde (das fand ich mutig und richtig; danke dafür) – wäre es jetzt nötig, deutlich zu machen, wo sich der Redakteur nun auch korrigiert hat. Dann hätte man auch die Kommentare zur ersten Ausgabe nicht löschen müssen.

    Ich halte auch die 2. Auflage für nicht „pro-würdig“. Das fängt schon etwas gerupft mit den unvollständigen ersten zwei Sätzen an „Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) berichtet Bernhard Elser, der Pfarrer in Hegnach bei Stuttgart ist. Demnach polarisiert mit seinen Aussagen zu Corona-Maßnahmen so sehr, dass die Kirchenleitung mit dem Fall betraut ist.“ Vermutlich sollte es heißen, dass die FAS „über“ Bernhard Elser berichtet. Dann müsste die m.E. nicht zutreffende Behauptung auch deutlicher als Behauptung benannt werden, dass er „polarisiere“ „so sehr, dass die Kirchenleitung mit dem Fall betraut sei“.

    Als Stuttgarter – Hegnach liegt ganz in der Nähe, vor den Toren Stuttgarts – habe ich den Eindruck, dass nicht Pfarrer Elser polarisiert sondern die intolerante Abwehr gegen die durchaus alternativen Gedanken, die verunglimpft werden anstatt sie als normalen Beitrag zum nötigen öffentlichen Diskurs zuzulassen.
    Dass „pro“ einfach die gehässige Einordnung von Pfarrer Elser, wonach er zu „einer Riege von evangelikal ausgerichteten Pfarrern in ganz Deutschland, die in den vergangenen Jahren immer radikalere Positionen vertreten haben“ gehöre, kommentarlos übernimmt, ist nicht in Ordnung. So wirkt das als Lautsprecherfunktion für solche Art von Verleumdungen. Nicht diese Pfarrer vertreten „immer radikalere Positionen“ sondern andere haben sich von früher selbstverständlich gemeinsamen Positionen abgewendet. Warum macht das „pro“ nicht klar?
    Es ist eine grobe Falschdarstellung in der FAS, die „pro“ einfach übernimmt, dass Pfarrer Elser ein „ökumenisches Gesprächstreffen ohne Einhaltung der 2G-Regel durchgeführt habe“. Es war aber ein Bibelabend, selbstverständlich mit Andacht, Gebet, Lieder, Segen. Warum dies nicht ein Gottesdienst sein kann, erschließt sich nicht. Außerdem gab das Land damals keine weiteren Vorgaben für „religiöse Veranstaltungen“. Hier hat sich Pfarrer Elser nichts zu schuldenkommen lassen und keine Vorschriften übergangen.

    Wenn „pro“ über einen FAS-Artikel berichtet, den die meisten Leser von „pro“ wohl gar nicht im Original kennen, dann hätten auch die anderen Fehlleistungen des FAS-Artikels dargestellt werden müssen, dass etwa
    – Pfarrer Elser auch deshalb als Radikaler dargestellt wurde, weil auch Ulrich Parzany und Winrich Scheffbuch dort schon zu Gast gewesen sind. Was ist das denn für eine seltsame Sicht? Ulrich Parzany und Winrich Scheffbuch sind ordinierte Pfarrer Evangelischer Landeskirchen und haben viel Gutes in Deutschland und weltweit bewirkt (im deutschen und weltweiten CVJM, mit Christival, proChrist, Pavillon der Hoffnung mit den großen international wirkenden Hilfswerken, die heute als „co-workers“ international fungieren und vieles andere mehr). Warum ist es schon bedenklich, solche Pfarrer als Gäste in einer Gemeinde willkommen zu heißen und predigen zu lassen?
    – der Waiblinger Dekan Pfarrer Elser laut FAS als „ultra-evangelikal“ bezeichnet hat. Die Definition dieses neuen Begriffes wäre interessant. Ob er damit meint, dass er als Evangelikaler auch in Zeiten von Stimmungsumschwüngen noch immer bei den evangelikalen Wurzeln bleibt? Ich hoffe, dass man das so verstehen darf.
    – der Waiblinger Dekan wiederholt versucht hat, den Kirchengemeinderat zu Äußerungen gegen Pfarrer Elser zu bewegen; er also die Polarisierungen betreibt und Unfrieden in der Kirchengemeinde fördert. Denn, das hat die FAS berichtet, verschweigt aber die „pro“, dass der Kirchengemeinderat in seiner Mehrheit hinter dem Pfarrer steht.
    – die FAS auch als Problemanzeige benannt hat, dass Elser in der Gemeinde evangelikale Lieder singen lasse. Dazu kann man eigentlich nur sagen: Es ist schön, dass es nicht ganz wenige davon ins Evangelische Gesangbuch geschafft haben. Was soll daran denn schon falsch sein?
    – die FAS auch fälschlicherweise berichtete, dass sich Elser „von der Landeskirche lösen“ wolle. Aufgehängt ist diese Behauptung daran, dass Elser gesagt habe, dass er sich namentlich von Margot Käßmann und Heinrich Bedford-Strohm „nicht würde gängeln lassen“. Warum schließt man bei der berechtigten Kritik an Kirchenleitern auf Austrittsvermutungen? Es wäre wohl eher nötig, den Redakteuren der FAS ein bisschen Kirchenkunde zu vermitteln. Denn EKD-Repräsentanten haben keine direkten Aufgaben und keine Amtsautorität in der Württembergischen Landeskirche. Sie gehören ihr auch nicht an.
    – Elser das regelmäßige Testen und die Maskenpflicht in der Schule nicht akzeptiere. Nicht berichtet wird, dass er es natürlich beachtet hat, also toleriert, erduldet. Er hat sich hier keine Verstöße anzurechnen, auch wenn er die Maßnahmen nicht bejaht.
    Die „pro“ verschweigt auch die Posse, dass die Redakteure der FAS nebenbei noch die Regionalbischöfin Gabriele Wulz als „Dekanin“ bezeichnet haben, also „degradieren“. Vielleicht zeigt sich auch dann dadurch etwas von der Qualität des Artikels in der FAS. Leider kommt mit diesem Artikel auch „pro“ seiner Aufgabe einer kritischen Begleitung der Medienlandschaft nicht nach.

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    1. Danke für den Hinweis auf die fehlenden Wörter am Anfang des Textes. Wir haben das korrigiert und die indirekte Rede kenntlich gemacht. Außerdem ist der Artikel, auf den sich unser Beitrag bezieht, jetzt verlinkt.

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