Im Weltraum, bei Gott

Geht es um den Weltraum, ist der Gedanke an Gott für viele nicht weit. Als am 21. Juli 1969 der erste Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte, bedeutete das einen fast unglaublichen Schritt für die Menschheit. Ist sie damit Gott ein Stückchen näher gekommen, oder hat sie sich eher von ihm entfernt?
Von Jörn Schumacher
Am 21. Juli 1969 wurde ein kühner Traum wahr: Der erste Mensch auf dem Mond

Der russische Kosmonaut Juri Gagarin soll, nachdem er 1961 als erster Mensch ins Weltall geflogen war, einen Satz gesagt haben, der Berühmtheit erlangte: „Ich war im All und habe Gott nicht gefunden.“ Ganze 108 Minuten verbrachte Gagarin im All, und die Welt war danach nicht mehr dieselbe. Doch den Satz, der so naiv impliziert, man könne Gott eigentlich irgendwo jenseits der Erdatmosphäre auf einem Thron in der Schwerelosigkeit sitzen sehen, hat Gagarin nie gesagt. Im Gegenteil, Gagarin war Christ, der seinen Glauben nie aufgegeben hat.

Der Satz geht zurück auf sozialistische Propaganda. Gagarin war getaufter, orthodoxer Christ und sprach laut mehreren Quellen im Kreise seiner Bekannten oft und gerne über seinen Glauben. Der russische General Valentin Petrov, ein Freund Gagarins und Professor an der Akademie der russischen Luftwaffe, sagte später: „Diese prominente Phrase, die ihm zugeschrieben wird, hat in Wirklichkeit Chruschtschow gesagt.“ Und der Biograph Anton Pervushin hielt fest: „Wenn man sich an Gagarin erinnert, sollte man an völlig andere Worte denken.“ Er verbinde mit Gagarin viel eher das Zitat von ihm: „Ein Astronaut kann nicht ins All fliegen und Gott nicht in seinem Kopf und in seinem Herzen haben!“

Bibel auf dem Mond

Erstaunlicherweise interessieren sich viele Menschen beim Thema Weltall immer auch ein wenig für die Frage nach Gott. Der Physiker und Fernsehmoderator Harald Lesch sagte vor Jahren in einem pro-Interview: „Witzigerweise werden Astrophysiker oft nach Gott gefragt. Aber kaum einer befragt seinen Bäcker oder seinen Tankwart nach Gott. Das weist darauf hin, dass viele Menschen glauben, Gott sei irgendwo ganz anders, vielleicht Millionen von Lichtjahren weit weg, und die Astrophysiker würden ihn da sehen. Das kann ich nicht so richtig begreifen. Ich habe in meinem Konfirmandenunterricht – und mein Glaube ist ein einfacher Konfirmanden-Glaube – von einem anderen Gott gehört als von diesem kosmisch weit Entfernten.“

Wenn jemand im Weltall war, dann sind seine Worte danach ganz besonders aussagekräftig. Vielleicht nur deswegen, weil es sich bei Astronauten im Durchschnitt um besonders schlaue Menschen handelt. Aber vielleicht auch weil sie nach Ansicht vieler bei ihrem Raumflug Gott ein bisschen näher gewesen zu sein scheinen. Tatsächlich waren und sind manche der Astronauten gläubige Christen. Abträglich scheint ein Raumflug dem Glauben jedenfalls nicht zu sein.

Als die Raumfähre der Apollo-14-Mission am 5. Februar 1971 auf dem Mond landete, waren erstmals auch Bibeln an Bord. Die beiden ersten Versuche scheiterten bei den Missionen Apollo 12 und 13. Doch diesmal war eine King-James-Bibel mit 1.245 Seiten auf ein Mikro-Format von 4,1 Zentimeter Größe auf dem Mond. Auf die Idee, eine Bibel mit zum Mond zu nehmen, kamen die Organisatoren der Gebetsgruppe „Apollo Prayer League“, die 1968 von Pastoren gegründet wurde, um für die NASA-Missionen und deren Mitarbeiter zu beten. Eine Bibel-Ausgabe im Mini-Format umkreist seit den Mondlandungen der NASA auch die Erde. Der Astronaut James Irwin ließ sie auf der Mondfähre der Mission Apollo 15 liegen.

Als der bekannte NASA-Astronaut Buzz Aldrin mit seinen beiden Kollegen Neil Armstrong und Michael Collins im Juli 1969 daran ging, Weltgeschichte zu schreiben, feierte er die erste Kommunion in der Umlaufbahn des Erdtrabanten. Mit den Worten „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit!“ setzte Armstrong am 21. Juli 1969 als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond. Etwa 20 Minuten später folgte ihm sein Kollege Aldrin. Zuvor hatte Aldrin, der damals Mitglied einer presbyterianischen Kirche war, neben Brot und Wein auch einen kleinen silbernen Abendmahlskelch seiner Kirche als Teil seines minimalen persönlichen Gepäcks mit an Bord des Landefahrzeuges „Eagle“ genommen. Aldrin las die Bibelstelle aus Johannes 15, 5 („Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“) vor, die er sich auf einem kleinen Zettel notiert hatte. Aldrin ist heute 89 Jahre alt und lebt in Südkalifornien. Noch vor dem Flug zum Mond war Aldrin Freimaurer geworden, wie auch einige andere US-Astronauten. Seine Autobiografie erschien unter dem Titel „Return to Earth“. Nach seinen Worten war der schwerste Teil seines Lebens nicht der, zum Mond zu fliegen, sondern vielmehr sich dem zu stellen, was ihn bei seiner Rückkehr erwartet habe. Nach dem Flug zum Mond kämpfte Aldrin mit Depressionen, Medikamenten- und Alkoholsucht, drei Ehen scheiterten.

Befreundet mit Siegfried Fietz

James Irwin, der Pilot der Mondlandefähre auf der Apollo-15-Mission, war der achte Mensch, der den Mond betrat. Er verbrachte insgesamt 66 Stunden und 56 Minuten auf dem Mond. Auf dem Flug zurück zur Erde las Irwin öffentlich aus Psalm 121 vor: „Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“ Nach eigener Aussage wurde er christlich erzogen, kehrte dem Glauben aber im Alter von 10 Jahren bewusst den Rücken. Erst nach seinem Raumflug bekehrte er sich wieder neu zu Jesus und wurde überzeugter Christ. Von Irwin stammt das Zitat: „Dass Jesus über diese Erde lief, ist wichtiger, als dass ein Mann über den Mond lief.“ Irwin starb im Jahr 1991 im Alter von 61 Jahren. Zusammen mit seinem Freund, dem deutschen Liedermacher Siegfried Fietz, brachte er 1980 eine Platte heraus: „Space Sinfonie“. Der aus dem Siegerland stammende Fietz schrieb die Musik, und der Apollo-Astronaut erzählte von seinen Erlebnissen auf dem Mond, das Londoner Royal Philharmonic Orchestra spielte die Musik dazu.

John Glenn, Kampfpilot, Astronaut und langjähriger Senator, wird in den USA wie ein Held verehrt. Er war der dritte Amerikaner im Weltraum und der erste, der die Erde umrundete. Insgesamt umrundete der damals 31-Jährige mit seinem Raumschiff „Friendship 7“ drei Mal unseren Planeten. Glenn zog sich 1964 aus der NASA zurück und wurde 1974 in den US-Senat gewählt, wo er den Bundesstaat Ohio 25 Jahre lang vertrat. Bei jedem seiner Einsätze im All habe er gebetet, sagte Glenn später. Im Oktober 1998 machte Senator Glenn erneut eine Reise ins All, inzwischen 77-jährig. Damit wurde er der bisher älteste Mensch im Weltraum. In einem Interview sagte der amerikanische Nationalheld im Jahr 1998: „Auf diese Schöpfung zu schauen und nicht an Gott zu glauben ist unmöglich.“ Die Erfahrungen im Weltraum hätten ihn im Glauben nur gestärkt, sagte er. Wie die Washington Post anlässlich des Todes Glenns vor drei Jahren berichtete, bekannten dies nach ihm immer wieder Astronauten.

Kurz nach seiner Landung auf der Erde hielt Glenn eine Predigt zum Thema „Warum ich weiß, dass es einen Gott gibt“. Er sprach von der Milchstraße und ihren Ausmaßen von 100.000 Lichtjahren und den Entdeckungen auf der kleinsten Ebene der Atome. Die Atome zeigten so viel Ähnlichkeit zu den Planetensystemen, so wie ihre Elektronen um den Atomkern kreisen, sagte Glenn. „Es ist diese Ordnung im ganzen Universum – kann sie einfach so von selbst entstanden sein? War das ein Unfall? Ich kann das nicht glauben. Das war auf jeden Fall geplant. Das ist es, was mir sagt, dass es einen Gott geben muss.“

Auch der Astronaut Charlie Duke, der zehnte Mensch, der den Mond betrat, war gläubiger Christ. Er sagte in einem Fernsehinterview, die Entscheidung für Jesus sei die wichtigste seines Lebens gewesen. „Als ich in der Raumkapsel saß und die kugelrunde Erde unter mir sah, dachte ich an die Bibelstelle Jesaja 40: ‚Gott thront über dem Kreis der Erde.’“ Es sei für ihn eine enorme Ermutigung im Glauben gewesen zu sehen, dass die Bibel die Wahrheit sagt über die Schöpfung.

„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“

Apollo 8 war der zweite bemannte Raumflug des amerikanischen Apollo-Programms und der erste bemannte Flug zum Mond. Die drei Astronauten Frank Borman, William Anders und James Lovell waren die ersten Menschen, die mit eigenen Augen die Rückseite des Mondes sahen. Als die drei Astronauten am Weihnachtsabend 1968 auf die Erde schauten, funkten sie eine Botschaft zur Erde und fügten darin ein Zitat aus dem Buch Genesis ein. Commander Frank Borman sagte: „Wir sehen jetzt gleich den Mondaufgang. Und für alle Menschen auf der Erde hat die Mannschaft von Apollo 8 eine Botschaft: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“ Und so zitierten sie die Schöpfungsgeschichte der Bibel.

Borman schloss mit den Worten: „Die Crew von Apollo 8 wünscht allen Bewohnern der Erde eine gute Nacht, viel Glück und frohe Weihnachten. Möge Gott Euch alle beschützen.“ Später sagte Borman dazu: „Ich fühlte, dass es einfach eine größere Macht als uns geben musste, dass es Gott gibt, und dass es wirklich einen Anfang gegeben haben muss.“ Vielleicht hätte die sozialistische Führung der Sowjetunion damals einmal selbst in den Weltraum fliegen müssen, um die Frage, ob man Gott im Weltraum finden kann, wirklich selbst beantworten zu können.

Von: Jörn Schumacher

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