Freie Theologische Hochschule Gießen wächst

Die Freie Theologische Hochschule Gießen hat ihren Campus vergrößert. Mit einem Neubau hat die Hochschule ihren Raum fast verdoppelt und trägt so den steigenden Studierendenzahlen und dem wachsenden Bedarf an Theologen Rechnung.
Von Norbert Schäfer
Freie Theologische Hochschule Gießen

Die Freie Theologische Hochschule in Gießen (FTH) hat ihren Campus vergrößert und dazu ein umfangreiches Bauprojekt fertiggestellt. Beginn für den Neubau mit einer Nutzfläche von 2.800 Quadratmeter war 2020. Insgesamt steht nun nach der Fertigstellung für den Betrieb der Hochschule eine Fläche von 4.200 Quadratmetern zur Verfügung.

„Die Zahl der Studierenden an der FTH ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen“, erklärte der Rektor der Hochschule, Stephan Holthaus, am Freitag bei einem Pressegespräch. Auch weil in Kirchen, Gemeindebünden und christlichen Werken der Bedarf an theologisch geschulten Fachpersonal weiter steige, habe sich die Hochschule zum Neubau entschieden und den Campus erweitert. So will die Hochschule dem wachsenden Bedarf an Theologen für den kirchlichen Dienst noch besser Rechnung tragen.

Baukosten von 9,3 Millionen Euro

Im Zuge des Neubaus wurden auch bestehende Gebäude renoviert, Teile des Gebäudebestandes mussten dazu weichen. „Der Raum für die Studierenden hat sich etwa verdoppelt“, überschlägt Holthaus. 250 Studierende können bei maximaler Auslastung zukünftig an der FTH studieren. Derzeit sind es 201 Studierende, davon sind 46 im ersten Semester. Die Studierenden werden von zehn angestellten Professoren, sechs Dozenten und einer Reihe Honorarkräften in den insgesamt sieben Hörsälen und drei Seminarräumen unterrichtet.

Die Baukosten betragen insgesamt rund 9,3 Millionen Euro. Sie wurden nach Angaben von Holthaus nahezu vollständig durch Spenden, Zustiftungen und zinslosen Darlehen aus dem Freundeskreis der Hochschule aufgebracht. „Das ist ein Wunder“, erklärte Holthaus zu der Finanzierung. Auch weil der Bauzeitplan nicht überschritten wurde und die aktuelle Kostenexplosion im Bausektor damit weitgehend umgangen werden konnte. Durchschnittlich verbucht die Hochschule rund 2,2 Millionen Euro an Spenden jährlich. Das sind etwa 70 Prozent der Gesamteinnahmen. Nur rund ein Fünftel der Einnahmen stammt von Studiengebühren, die derzeit 250 Euro monatlich beträgt.

Stephan Holthaus ist Rektor der Hochschule Foto: PRO/Norbert Schäfer
Stephan Holthaus ist Rektor der Hochschule

Nachhaltiger „Campus der Zukunft“

Beim Bau des neuen Gebäudes und der Renovierung hat die Hochschule auf Nachhaltigkeit und Ökologie gesetzt und eine moderne Heiz- und Klimatechnik sowie eine 78-kW-Photovoltaikanlage installiert. In der Heizperiode werden die Räume über Deckenstrahlplatten aus der Abwärme der Stromproduktion eines eigenen Blockheizkraftwerkes geheizt. Das wird allerdings mit Gas betrieben, was zur Zeit teuer ist. Im Sommer kühlt die Technik die Gebäude. „Beim Kühlen des Gebäudes wird Strom produziert, anstatt dass man teuren Strom für die Kühlung verbraucht“, erklärte Holthaus. Für die moderne Gebäudetechnik hat die Hochschule öffentliche Fördermittel von 60.000 Euro erhalten.

Weil die Hochschule als „Campus der Zukunft“ den Studierenden sowohl einen „Lebensraum“ als auch spirituelle Förderung des persönlichen Glaubens bieten will, wurden bei den Baumaßnahmen gestalterische, ästhetische und lernpädagogische Elemente miteinander verbunden. Die verschiedenen Hörsäle sind auf thematische Schwerpunkte der Ausbildung ausgerichtet und mit aktueller Technik ausgestattet. In den Gebäuden und im Außenbereich entstanden mehrere Lebens- und Aufenthaltsbereiche, darunter ein Café und eine Gemeinschaftsküche. Zu Bibliothek und Lesesaal haben die Studierenden täglich an 16 Stunden freien Zugang.

Eigenen Angaben zufolge ist die FTH derzeit eine der größten theologischen Hochschulen im deutschsprachigen Raum. In Deutschland gibt es derzeit etwa 430 staatlich anerkannte Hochschulen. 120 davon sind in privater Trägerschaft, darunter die FTH. Zu den Privathochschulen zählen 16 „Theologische Hochschulen“. Sie bilden neben den etwa 30 theologischen Fakultäten staatlicher Universitäten Theologen aus.

Die FTH wurde 1974 unter dem Namen „Freie Theologische Akademie“ als konservative theologische Akademie gegründet. Seit 1981 hat sie ihren Sitz in Gießen und ist seit 2008 staatlich anerkannt. Die Hochschule bietet ein dreijähriges Bachelorstudium sowie ein zweijähriges Masterstudium an, hat aber kein Promotionsrecht. Absolventen der FTH arbeiten schwerpunktmäßig in evangelischen Freikirchen und Gemeinschaften sowie im Dienst von christlichen Organisationen. Träger der überkonfessionellen Hochschule ist ein eingetragener Verein. Die FTH rechnet sich zum evangelikalen Spektrum des deutschen Protestantismus.

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4 Antworten

  1. „Studierendenzahlen“? – ich vermute mal, es geht hier um steigende Studentenzahlen.

    Denn sosehr den Studenten fleißiges Studieren zu empfehlen ist, gelegentlich müssen sie auch mal Essen, Trinken oder Schlafen. Oder sich einfach mal entspannen.
    Dann wären sie immer noch Studenten, jedoch nicht „Studierende“, sondern, Essende, Trinkende, Schlafende, oder sich Entspannende …

    Wie schön, dass die deutsche Sprache so fein Bedeutungsnuancen ausdrücken kann.
    Gerade den angehenden Theologen sollte es ein Anliegen sein, ihre Sprache recht zu gebrauchen. So wie Martin Luther, ein nachahmenswertes Vorbild.

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    1. @Nachdenkender
      Naja…Durch allzu viel Nachdenken kann Ihr Kommentar nicht entstanden sein… beinhaltet Ihr Nachdenken doch nicht die Etymologie des Wortes „Student“ aus dem lateinischen „studens“, zu deutsch: einer, der gerade dabei ist zu studieren, ein Studierender.

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      1. Es stimmt so wenig, wie die Weihnachtsfeier der Leser einer Bibliothek die Weihnachtsfeier der Lesenden ist. Sie werden essen, trinken, sich unterhalten, aber bestimmt nicht lesen.. Daher gibt es nur die Möglichkeit, von Studenten und Studentinnen und von Lesern und Leserinnen zu reden, wenn man denn mag…

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  2. Ich wünsche der FTH Gießen (weiterhin) eine biblisch gegründete fundamentierte Lehre.

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