Existenz konfessioneller Medien überaus bedroht

Das Dasein konfessioneller Medien in Deutschland ist stark gefährdet. Als Gründe nennt der „Medienverband der freien Presse“ steigende Kosten und eine überwiegend ältere Leserschaft.
Die letzte reguläre Ausgabe der Zeitschrift „Entscheidung“ erscheint im November

Besonders konfessionelle Medien in Deutschland sind von einer existenziellen Krise in der Zeitschriftenbranche betroffen. Das hat der „Medienverband der freien Presse“ (MVFP) auf seiner Jahrespressekonferenz am Dienstag in Berlin erklärt.

„Wenn die aktuelle Entwicklung weiter anhält, werden bis 2024 30 Prozent der Fachmedien, bis zu 80 Prozent der konfessionellen Medien und 20 Prozent der Publikumszeitschriften in ihrer Existenz stark gefährdet sein“, sagte MVFP-Vizepräsident Philipp Welte.

Interesse an Glaubensthemen schwindet

Bis 2024 sei ein Großteil der durch den Verband vertretenen konfessionellen Zeitschriftentitel, unter ihnen Bistumsblätter und Kirchenzeitschriften, nicht mehr in der Lage, ihre bisherigen Geschäftsmodelle rentabel weiterzuführen. Das sei das Ergebnis einer 2021 durchgeführten repräsentativen Branchenanalyse. Die eher ältere Leserschaft der konfessionellen Zeitschriften schrumpfe besonders stark. Darüber hinaus kämpften die Titel damit, dass das Interesse für Themen des Glaubens und der Kirche bei der jüngeren Zielgruppe abnehme.

Auch nicht-konfessionelle Zeitschriftentitel und deren Verlage seien „existenziell bedroht“, warnte Welte. Grund dafür seien neben den Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie den Auswirkungen des Angriffskrieges in der Ukraine auch die dramatisch steigenden Energie- und Papierpreise sowie die kontinuierlich steigenden Kosten für die Zustellung durch die Post.

„Freie Presse unverzichtbar für Gesellschaft“

„Wir sind in extremen Zeiten. Das Risiko irreparabler Schäden für die Pressefreiheit und die Pressevielfalt in diesem Land ist hoch“, sagte Stephan Scherzer, der MVFP-Bundesgeschäftsführer. Da die Branchenanalyse unter anderem die aktuell steigenden Energiekosten nicht berücksichtige, könne die Bedrohung einzelner Verlage deutlich akuter sein. Dies betreffe mindestens ein Drittel der mehr als 7.000 durch den Verband vertretenen Zeitschriftentitel.

Die schlechte Prognose für das Überleben deutscher Zeitschriftenverlage weckte bei Welte außerdem die Sorge um die Stabilität der Demokratie in Deutschland und Europa. „Eine gesunde Demokratie braucht gesunde Verlage, denn die freie Presse ist unverzichtbar für die Stabilität und die Vielfalt unserer pluralistischen Gesellschaft“, sagte er. Weder die Freiheit an sich noch das Überleben der freien Presse seien im 21. Jahrhundert eine Selbstverständlichkeit.

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Laut der MVFP-Trendumfrage planen 62 Prozent der Zeitschriftenverleger des Verbandes, neue journalistische Digital-Angebote auf den Markt zu bringen. 37 Prozent der Verleger planen neue Audio-Angebote. Auch in neue Print-Produkte würden die Medienhäuser investieren. 37 Prozent der Mitglieder wollen neue Print-Sonderausgaben und 26 Prozent neue periodische Printtitel launchen.

Der Verband vertritt seit April 2022 die Interessen deutscher Zeitschriftenverlage beim Bund, in den Bundesländern sowie bei der Europäischen Union. Nach einem grundlegenden Reformprozess ist er aus dem Verband Deutscher Zeitschriftenverleger entstanden.

epd
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3 Antworten

  1. Hallo!
    Es wird alles immer viel schnell teurer als z. B. meine Rente und ergänzende Sozialhilfe steigen. Somit muss ich ganz genau überlegen wie viel ich wem spende, welche Zeitschriften ich mir noch leisten kann und was ich mir zum Essen kaufen kann – auch wenn die Tafel etwas unterstützt. Daher weiß ich noch nicht, ob ich zukünftig auf Lebensmittel oder christliche Zeitschriften oder Spenden verzichten soll bzw. auf welche.
    Gruß, Peter

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  2. Liebe Redaktion von PRO,
    einen weiteren Grund für den Rückgang der Abonnenten von konfessionellen Zeitschriften kann ich Ihnen noch nennen: DER INHALT. Zwei krasse Beispiele:
    CRISMON: 12 x 5 = 60 € bzw. kostenlos meiner Tageszeitung beigelegt. Ich kann also nicht mal kündigen! Inhaltlich zu 95 % Schwachsinn; man schämt sich, als Christ mit diesem Blatt gedanklich in Verbindung gebracht zu werden.
    DER SONNTAG (Sächs.LK) Diese Wochenzeitung halte ich eigentlich nur, um den geistlichen Niedergang meiner LK verfolgen zu können. Absolut liberal. Mehrheitlich Anti-Information.
    Nicht ganz so schlimm ist PRO, aber ich bringe es seit geraumer Zeit (bes. seit dem letzten ChRed.-Wechsel) kaum über 1 brauchbaren Artikel. Auch hier müsste das evangelische Profil geschärft werden. Sie werden sich zu einem „AHA“ durchringen, wenn ich Ihnen offenbare, dass meine positive Beurteilung von PRO aus der Zeit von Herrn Baake stammen.
    Insgesamt ist also festzustellen, dass der Rückgang konfessioneller Medien nicht nur äußere Gründe hat. Mit den besten Grüßen für Ihre nächste Redaktionssitzung Ihr Noch-Leser gs

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  3. Liebe Redaktion von PRO, einen weiteren Grund für den Rückgang der Abonnenten von konfessionellen Zeitschriften kann ich Ihnen nennen: Der INHALT. Zwei krasse Beispiele: CRISMON: 12 x 5 = 60 € bzw. kostenlos meiner Tageszeitung beigelegt. Ich kann also nicht mal kündigen! Die Kosten fressen ja fast mein Kirchgeld auf. Inhaltlich zu 95 % Schwachsinn; man schämt sich, als Christ mit diesem Blatt gedanklich in Verbindung gebracht zu werden. – DER SONNTAG (Sächs.LK) Diese Wochenzeitung halte ich eigentlich nur, um den geistlichen Niedergang meiner LK verfolgen zu können. Absolut liberal. Mehrheitlich Anti-Information. Nicht ganz so schlimm ist PRO, aber ich bringe es seit geraumer Zeit (bes. seit dem letzten ChRed.-Wechsel) kaum über 1 brauchbaren Artikel pro Ausgabe. Auch hier müßte das evangelische Profil geschärft werden. Sie werden sich zu einem “AHA” durchringen, wenn ich Ihnen offenbare, dass meine positive Beurteilung von PRO aus der Zeit von Herrn Baake stammt. Insgesamt ist also festzustellen, dass der Rückgang konfessioneller Medien nicht nur äußere Gründe hat. Mit den besten Grüßen für Ihre nächste Redaktionssitzung Ihr Noch-Leser gs

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