Ex-Chefredakteur vermisst „dezidiert Konservative“ im Journalismus

Der ehemalige BR-Chefredakteur Sigmund Gottlieb wünscht sich mehr konservative Journalisten. Besonders bei Themen wie Islam und Zuwanderung vermisst er konservative Stimmen.

Der ehemalige Fernseh-Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks (BR), Sigmund Gottlieb, vermisst politische Ausgewogenheit im Journalismus. In einem Interview der Augsburger Allgemeinen machte der 70-Jährige, der den Unionsparteien nahesteht, seine Einschätzung an Personen fest. „Es gibt Untersuchungen, dass sich zwei Drittel bis drei Viertel der Journalisten politisch links verorten. Es existiert da noch eine kleinere liberale Fraktion, aber dezidiert Konservative gibt es kaum“, sagte er.

Natürlich würden „die Themen Zuwanderung, Islam und Patriotismus dadurch nicht aus allen Perspektiven behandelt“. „Der Konservative hat es schwer – nicht nur im Journalismus, auch in der Politik, und trotz eines Friedrich Merz an der Spitze der CDU“, sagte Gottlieb, der von 1995 bis 2017 Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens war.

Aus seiner Sicht ist Journalismus „zu stark von den Großstädten und ihrer Kultur geprägt“. „In Amerika hat das dazu geführt, dass Donald Trump keiner richtig auf dem Zettel hatte, in Großbritannien war das beim Brexit ähnlich“, sagte Gottlieb. Es gebe viele Menschen in Deutschland aus ganz unterschiedlichen sozialen Gruppen, die sich nicht mehr wahrgenommen fühlten. Das sei ein gesellschaftliches Problem.

Die öffentlich-rechtlichen Sender nahm Gottlieb gegen Kritik in Schutz. Dort werde „exzellenter Journalismus betrieben. Es gibt keinen Grund, daran rumzunörgeln.“ Wer das tue, habe wirtschaftliche Interessen.

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epd
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4 Antworten

  1. „Die öffentlich-rechtlichen Sender nahm Gottlieb gegen Kritik in Schutz. Dort werde „exzellenter Journalismus betrieben.“

    Aber konservative Stimmen gibt es da doch auch nicht. Auch dort sind 3/4 der Journalisten Anhänger von rot-grün.

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    1. Genau. Dieses Thema griff kürzlich Friedrich Merz in einer Sendung von Markus Lanz auf. Mir ist noch ein Satz von Merz in Erinnerung (sinngem.): „Greifen Sie das Thema auf – oder wir tun es“. Die öffentlichen Sendeanstalten sind auf Ausgewogenheit verpflichtet. Ich denke mal die Politik, die (auch) in den Fernsehräten vertreten ist, wird das ansonsten schon regeln. Hoffentlich. Denn zur Zeit herrscht ein rot-grünes Bla-bla in den Diskussionen vor (mehr grün als rot) , das unerträglich ist.

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  2. Ich bin mal ganz direkt. Ich unterstelle Siegmund Gottlieb wirtschaftliche Interessen bei diesem Thema. Er fürchtet wahrscheinlich um seine guten Altersbezüge!

    Warum sollte denn das vorher geschilderte Thema nicht auch genauso, wenn nicht stärker bei ÖR geben. War es nicht der deutsche Presserat der 2014 die einseitige Berichterstattung des ZDF gerügt hat?

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  3. „Ich bin mal ganz direkt. Ich unterstelle Siegmund Gottlieb wirtschaftliche Interessen bei diesem Thema. Er fürchtet wahrscheinlich um seine guten Altersbezüge!“ Warum sollte er das fürchten? Das denke ich nicht. Gottlieb hat seine Altersbezüge sicher. Ich denke eher, er hat genau das Manko in der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung erkannt. Und er benennt es, wie ich es sonst noch nicht von einem Insider wahrgenommen habe.

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