Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen wird 100

Am 14. September 2021 feiert die EZW ihr 100-jähriges Jubiläum. Sie ist die zentrale Beratungsstelle der EKD für die religiösen und weltanschaulichen Strömungen der Gegenwart.
Von Johannes Blöcher-Weil
Ein Bahai-Tempel

Im Herbst 1921 wurde die „Apologetische Centrale“ (AC) gegründet. Aktuell firmiert sie unter dem Namen Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) und darf ein Jubiläum feiern. Der Festempfang findet in der Parochialkirche in Berlin statt. Den Festvortrag zum Thema „Nach 100 Jahren: Apologetik heute“ hält der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm. Interessierte können die Veranstaltung im Livestream verfolgen.

Mit der Gründung reagierte die evangelische Kirche 1921 auf die großen Umbrüche der Zeit: Entkirchlichung, religiöse Pluralisierung und Säkularisierung bestimmten die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. Das Institut sollte „alternative religiöse und areligiöse Gruppen beobachten und sich mit den geistigen Strömungen der Moderne auseinandersetzen“.

Der Jubiläumsempfang soll der Begegnung mit Vertretern religiös-weltanschaulicher Gruppen und Institutionen dienen: Von akademischen Theologen und Religionswissenschaftlern, Bischöfen verschiedener Kirchen und Gemeinschaften, Vertretern jüdischer und muslimischer Verbände über Bahá’i, Hinduisten, Buddhisten und Humanisten bis zu Neuheiden reicht das Spektrum der geladenen Gäste.

Weltanschauungen seit 100 Jahren wissenschaftlich bearbeiten

Ab 1925 gab das zunächst in Berlin ansässige Institut eine Fachzeitschrift heraus, wie die EZW in einem geschichtlichen Rückblick angibt. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten drängten auch regimetreue Menschen in die Leitungsgremien und die AC wurde im Auftrag des Reichskirchenministeriums geschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlangte die verfasste Kirche relativ schnell wieder ihre Handlungsfähigkeit. Die Landeskirchen gründeten Evangelische Akademien, die die Rolle der AC übernehmen sollten.

Es folgte ein langwieriger Prozess innerhalb des Protestantismus, wie die Gründung einer AC-Nachfolgeorganisation aussehen sollte. Erster Leiter der 1960 aus der Taufe gehobenen „Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen“ wurde der Theologe Kurt Hutten. Aufgabe der EZW sollte es laut Satzung sein, die „im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland geschehenen Arbeiten auf weltanschaulichem Gebiet zu koordinieren und ihre Ergebnisse in volksmissionarischer Ausrichtung für die Gemeinde und die Öffentlichkeit auszuwerten“.

Bis heute versteht sich die EZW als „die zentrale wissenschaftliche Studien-, Dokumentations-, Auskunfts- und Beratungsstelle der Evangelischen Kirche in Deutschland für die religiösen und weltanschaulichen Strömungen der Gegenwart“. Satzungsgemäß hat sie den Auftrag, „die Entwicklungen im religiös-weltanschaulichen Bereich zu beobachten und ihre Bedeutung für die Evangelische Kirche in Deutschland zu klären“. Ihre Studienergebnisse soll sie in Form von Studientagen und Seminaren, aber auch in geeigneten Publikationen veröffentlichen.

Die EZW beantwortet Fragen zu bestimmten religiösen oder weltanschaulichen Gruppen oder Themen vonseiten kirchlicher, staatlicher und wissenschaftlicher Stellen, von Privatpersonen und nicht zuletzt von Journalisten. Auch in der Beratung in Weltanschauungs- und „Sekten“-Problemfällen leistet sie Dienste. Ihr Wissen publiziert sie mit Hilfe der Zeitschrift für Religion und Weltanschauung.

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Eine Antwort

  1. Was mir am Dienstag auffiel, war die Behandlung der über 30 Jahre, in der die EZW in Stuttgart war. Auf dieser Seite wird das erst gar nicht erwähnt. Sowohl hinter der Ansiedlung in Stuttgart als auch hinter der Verlegung nach Berlin standen kirchenpolitische und auch theologische Entscheidungen. Das war doch nicht nur ein versehentlicher Betriebsunfall, den man schnellst möglich vergessen sollte.
    Die Randlage, in die im erweiterten Deutschland der Südwesten geraten ist – politisch und kirchenpolitisch – sollte meines Erachtens wahrgenommen und reflektiert werden.

    0
    0

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen