Eine Alternative zu Fake News

Für Journalisten ist die Sorge um Fake News eine Chance: Sie können mit sauberer Arbeit zeigen, wozu es Journalismus gibt und was der Unterschied zu erfundenen Meldungen ist. Aber auch die Nutzer sind in der Pflicht. Ein Kommentar von Jonathan Steinert
Von Jonathan Steinert
Eine fundierte Berichterstattung ist die Grundlage dafür, dass Demokratie funktionieren kann

Facebook hat ein Problem: Falschmeldungen können sich in dem Netzwerk nahezu ungehindert verbreiten. Der Nutzer kann da schnell die Übersicht verlieren: Was ist wahr, was falsch? Wem kann ich glauben? Die Politik macht Druck, dass sich das Internet-Unternehmen um Fake News kümmern soll. Dafür arbeitet der Konzern jetzt mit dem Recherchezentrum Correctiv zusammen: Stellen dessen Mitarbeiter eine Falschmeldung fest, wird die mit einem Hinweis versehen, dass sie nicht glaubwürdig ist. Auch deutsche Medienhäuser wurden angefragt, ob sie beim Faktencheck von fragwürdigen Meldungen auf Facebook helfen könnten.

Der Verleger Mathias Döpfner, Chef von Axel Springer und Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, hat sich in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur diese Woche sehr kritisch dagegen geäußert. Weder die Regierung noch ein Konzern dürften entscheiden, was wahr oder falsch sei. Er befürchtet, dass mit dem geplanten Vorgehen Grundrechte angegriffen werden. Journalisten sollten nicht dem Technologie-Konzern beispringen, um dessen Probleme zu lösen. Stattdessen könnten sie mit guter Arbeit und sauber recherchierten Geschichten selber eine echte Alternative zu Fake News bieten.

Der Wahrheit verpflichtet

Döpfner hat Recht: Die „Krise der Wahrheit” ist eine Chance für den Journalismus. Im Internet kann prinzipiell jeder alles veröffentlichen. Journalisten arbeiten anders: Sie wenden Regeln und Kriterien an, anhand derer sie Informationen prüfen und hinterfragen. Nur was wirklich belastbar ist, wird öffentlich. Das ist ihr Anspruch. Diese Berufsethik haben sich Journalisten in Deutschland selbst gegeben und im Pressekodex aufgeschrieben: „Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben.“ An diesem Maßstab müssen sich Journalisten messen lassen. Sie haben jetzt die Chance, zu zeigen, was der Unterschied zwischen recherchierten Fakten und erfundenen Fake News ist – und können damit bestenfalls das Vertrauen in ihre Zunft stärken.

Aber auch Mediennutzer sollten wissen: Nicht alles, was im Internet steht, ist wahr. Auch wer etablierten Medien gegenüber kritisch ist, sollte nicht meinen, dass Blogs und alternative Medien automatisch wahrer berichten – nur, weil diese vielleicht eher die eigene Meinung bestätigen. In jedem Fall gilt: Genau hinschauen und prüfen, ob eine Meldung und ihre Quelle glaubwürdig sind. Gerade durch die Vielfalt an Informationen im Internet, kann jeder selber nachforschen und Fragwürdiges auch hinterfragen.

Um es mit Döpfner zu sagen: „Der beste Garant für den mündigen Bürger ist die Vielfalt der Information, der Meinungen und Wahrheiten unterschiedlicher Verleger, TV- und Radiosender oder Online-Anbieter.” Journalisten sind von Berufs wegen in der Pflicht, mit der Suche nach der Wahrheit die öffentliche Diskussion zu fördern und Demokratie zu ermöglichen. Der kompetente Mediennutzer als Teil der Gesellschaft und Bürger eines Landes ist es aber auch. (pro)

Von: jst

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe des Christlichen Medienmagazins pro mehr zum Thema. Dort finden Sie auch konkrete Tipps, wie Sie Berichte und Quellen auf ihre Glaubwürdigkeit hin überprüfen können. Das Heft 1/2017 erscheint am 16. Februar. Hier können Sie es kostenlos bestellen.

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