Die unbequeme Wahrheit

Facebook wird zusammen mit der journalistischen Plattform Correctiv in Deutschland stärker gegen Fake News vorgehen. Das ist zwar ein gutes Vorhaben, die Umsetzung muss aber kritisch beobachtet werden. Ein Kommentar von Swanhild Zacharias
Von PRO
Nutzer sollen mithelfen, Falschmeldungen zu identifizieren

Facebook will stärker gegen Fake News vorgehen, und ergreift in Deutschland erste Maßnahmen gegen gefälschte Nachrichten. Die dazu nötigen Updates werden in den kommenden Wochen auf der Internetseite aktiv. Um Falschmeldungen zu identifizieren, arbeitet der Konzern nun mit der gemeinnnützigen journalistischen Plattform Correctiv zusammen. Diese soll „objektive, unvoreingenommene Bewertungen“ von Nachrichten liefern. Außerdem soll jeder Nutzer Facebook auf Beiträge aufmerksam machen können, die er selbst für Falschmeldungen hält. Correctiv werde auffällige und gemeldete Beiträge dann prüfen. Wird ein Beitrag als gefälscht identifiziert, soll er nicht gelöscht, aber mit einem Warnhinweis versehen werden. Der Nutzer wird so auf den angezweifelten Wahrheitsgehalt hingewiesen.

Der Vorsatz von Facebook ist gut. Denn Fake-News sind ein Problem. Im US-Wahlkampf war das ein Thema, als sich unter anderem die erfundene Meldung verbreitete, Hillary Clinton sei todkrank. Auch aus Deutschland gibt es Beispiele: Renate Künast soll den mutmaßlichen Mörder und Vergewaltiger einer Freiburger Studentin öffentlich in Schutz genommen haben. Und die Schwäne am Hainspitzer See in Ostthüringen sollen bei Flüchtlingen im Kochtopf gelandet sein. Alle diese Beiträge wurden auf Facebook hundertfach geteilt, und sorgten so für wütende Bürger. Dass Facebook Fake-News in den Griff bekommen muss, ist klar.

Unbequeme Meinungen müssen erlaubt bleiben

Die neuen Maßnahmen gegen falsche Nachrichten lösen aber auch Besorgnis aus: Nicht nur auf der Facebook-Seite von pro warfen die Leser dem Netzwerk Zensur vor und fragten sich, wie denn darüber entschieden würde, was ein „auffälliger” und vielleicht „gefälschter” Beitrag sei. Diese Sorge ist nicht so einfach von der Hand zu weisen. Was ist zum Beispiel mit den unangenehmen Themen „Christen in Flüchtlingsheimen“ oder „Islam in Deutschland“, bei denen Probleme häufig schöngeredet wurden, obwohl sie existieren? Zwar dürfen gerade bei solchen sensiblen Themen keine Gerüchte entstehen, Einzelfälle auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen kann jedoch schwer sein.

So lobend das Vorhaben von Facebook ist, es muss sichergestellt sein, dass keine Nachrichten als falsch identifiziert werden, die wahr sind, jedoch nicht dem Mainstream entsprechen und unangenehm aufstoßen könnten.

Um es klar zu sagen: Beim Kampf gegen Fake News geht es um erfundene Nachrichtenmeldungen, mit denen Geld verdient oder Stimmung gemacht werden soll. Es geht nicht um die Äußerung unliebsamer politischer Meinungen. Welche Inhalte von Facebook künftig als Fake News gekennzeichnet werden, muss deshalb genau beobachtet werden. (pro)

Von: Swanhild Zacharias, Social-Media-Redakteurin

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