Dutzmann: Fragen um den Ukraine-Krieg belasten Abgeordnete

Die politischen Entscheidungen rund um den Krieg in der Ukraine sind für die Parlamentarier belastend. Das sagte der scheidende Politik-Beauftragte der EKD Martin Dutzmann. Für kirchliche Anliegen habe er in seiner Amtszeit Offenheit erlebt.
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Die politischen Entscheidungen in Reaktion auf den Ukraine-Krieg gehen Bundestagsabgeordneten nach Einschätzung des Vertreters der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin, Martin Dutzmann, sehr nah. „Die damit verbundenen Fragen belasten die Abgeordneten sehr“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). „So ethisch plausibel es ist, der Ukraine Waffen zu liefern, bleiben doch bei fast allen Zweifel“, ergänzte er.

Abgeordnete fragten sich, ob dies den Krieg länger und blutiger mache oder Waffen in Hände gerieten, „wo wir sie nicht wissen wollen“. Die Abgeordneten spürten, „dass man bei diesem Thema nicht mit einer weißen Weste herauskommt“, sagte Dutzmann, der in der kommenden Woche in den Ruhestand verabschiedet wird.

Der Theologe selbst äußerte Verständnis für die Entscheidung für Waffenlieferungen an die Ukraine. „Der Rat der EKD hat eine klare Haltung, was das Recht auf Selbstverteidigung der Ukraine angeht“, sagte er. Gleichzeitig betonte er, dass einzelne Vertreter wie der EKD-Friedensbeauftragte Friedrich Kramer eine andere Auffassung hätten, habe „auch sein Recht“. „Letztendlich bleibt uns Christen die Gewaltlosigkeit aufgegeben“, sagte Dutzmann und ergänzte: „Nur ist es in der derzeitigen Situation keine Lösung, keine Waffen zu liefern, weil sonst die Unterdrückung eines Landes droht.“

Offenheit für Anliegen der Kirchen

Dutzmann ist seit Oktober 2013 Bevollmächtigter der EKD in Berlin und Brüssel. Er vertritt dort jeweils die Interessen der evangelischen Kirche und ist zugleich Seelsorger für Politikerinnen und Politiker. Er habe in seiner fast neunjährigen Amtszeit viel Offenheit für Anliegen der Kirche erlebt, sagte der 66-Jährige rückblickend. In dem Punkt sehe er bislang auch keine Änderungen bei der neuen Bundesregierung.

Zwar habe die Hälfte der Mitglieder des aktuellen Kabinetts den Amtseid ohne religiösen Zusatz gesprochen. „Aber das bildet eben auch die Situation in der Bevölkerung ab: Es gibt nur noch knapp 50 Prozent kirchengebundene Christen in Deutschland“, sagte der Prälat. Dennoch sieht Dutzmann in dieser Wahlperiode Herausforderungen für die Kirchen.

„Die Ablösung der Staatsleistungen kommt jetzt in Gang“, sagte er. Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP will die aus einer historischen Entschädigung stammenden jährlichen Zahlungen beenden. Zudem wolle die neue Bundesregierung das kirchliche Arbeitsrecht mehr dem allgemeinen Arbeitsrecht anpassen, sagte Dutzmann: „Das wird sicherlich Auseinandersetzungen geben.“

Außerdem komme auf Kirche und Gesellschaft wieder die Diskussion über den Schwangerschaftsabbruch zu. „Und grundsätzlich stellt sich die Frage, wie eine kleiner werdende Kirche sich auch künftig in der Politik Gehör verschaffen kann“, sagte Dutzmann, der am kommenden Mittwoch beim traditionellen Johannisempfang der EKD feierlich verabschiedet werden soll.

epd
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