Drei Erkenntnisse aus der PRO-Umfrage zu Medien und Gemeinde

Wie halten es Mitarbeiter in Gemeinden mit digitalen Formaten? Und was denken sie über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk? PRO hat beim Willow-Creek-Kongress nachgefragt.
Von Jonathan Steinert
Wer Online-Gottesdienste anbietet, sollte sich vor virtuellen Angriffen schützen (Symbolbild)

Während des Leitungskongresses von Willow Creek Ende voriger Woche haben etwa neunzig Personen am Messestand von PRO an einer Umfrage teilgenommen. Dabei ging es um die Rolle von digitalen Formaten im Gemeindeleben und um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Ergebnisse sind natürlich nicht repräsentativ und lassen sich so nicht verallgemeinern. Einige Beobachtungen sind dennoch aufschlussreich.

Gemeinschaft braucht Präsenz, aber digitale Treffen haben auch Vorteile: Wir haben danach gefragt, für welche Anlässe in der Gemeinde digitale Formate sinnvoll sind. Zwischen 70 und 80 Prozent gaben an, dass das für organisatorische Dinge der Fall ist – Besprechungen oder Vorstandssitzungen. Da, wo Gemeinschaft und persönlicher Austausch im Vordergrund stehen, wie bei Bibel- und Gebetsstunden oder im Hauskreis, finden weniger als ein Drittel digitale Formate praktikabel. Eine Mehrheit sagt, dass digitale Formate das Engagement in der Gemeinde erleichtern und dass sie auf hybride Formen nicht mehr verzichten wollen. Aber wer die Wahl hat, bevorzugt in den meisten Fällen die persönliche Begegnung.

Im persönlichen Glaubensleben sind die Teilnehmer der Umfrage insgesamt vorwiegend offline unterwegs. Digitale Kanäle bekommen eher den Vorzug, wenn man sich allein mit dem Glauben beschäftigt: beim Hören einer Predigt oder beim Bibellesen. Wo es um Gemeinschaft und Kommunikation geht, etwa die Teilnahme am Gottesdienst, am Hauskreis oder Seelsorge, ist Präsenz eindeutig die Präferenz.

Öffentlich-rechtliche Medien sind eine oft genutzte Informationsquelle, trotz Zweifel an der Ausgewogenheit: Weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk derzeit stark in der Kritik steht, wollten wir wissen, wie Christen darüber denken. Dabei zeigt sich, dass fast alle das eine oder andere Angebot von ARD oder ZDF nutzen – vor allem Informationssendungen. Vom Unterhaltungsangebot zeigten sich die Willow-Besucher nicht überzeugt, auch wenn etwa die Hälfte Filme und Serien in diesen Programmen schaut. Etwas, aber nicht wesentlich häufiger sind Mediatheken der Kanal der Wahl als das lineare Programm.

Rund 70 Prozent sagten, dass sie die Nachrichten für vertrauenswürdig halten. Ist die Berichterstattung ausgewogen? Hier teilten sich die Befragten in drei ähnlich große Gruppen: Ein größeres Drittel sagte Ja, eines Nein, ein anderes Teils, teils. Eine Mehrheit gibt an, von den Öffentlich-Rechtlichen gut und vielfältig informiert zu werden. Etwa die Hälfte findet nicht, dass die öffentlich-rechtlichen Medien ihrem Publikum vorschreiben wollen, wie es zu denken hat. Die anderen finden das schon eher oder sind unentschieden. Das Gendern stößt mehrheitlich auf Ablehnung.

Auch wenn nur wenige den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ganz abschaffen wollen: Die Bereitschaft, etwas dafür zu zahlen, hält sich etwa die Waage mit denen, die nicht zahlen wollen. Und knapp die Hälfte findet 18,36 Euro im Monat zu viel.

Informationen in Sozialen Medien haben das Zeug dazu, Nutzer zu verunsichern. Eine letzte Frage bezog sich auf den Umgang mit Informationen in Sozialen Medien: Wie sicher fühlen sich die Befragten dabei, einzuschätzen, ob Inhalte auf Instagram, Facbook oder anderen Plattformen vertrauenswürdig sind oder nicht? Das sollte auf einer Skala von -4 (sehr unsicher) bis +4 (sehr sicher) abgetragen werden. Die Hälfte der Teilnehmer hat ihr Kreuz bei einem Wert von 1 oder mehr gesetzt. Die Durchschnitts-Sicherheit liegt bei etwa 0,5. Die Mehrheit schätzt sich also tendenziell als kompetent im Umgang mit diesen Informationen ein.

Trotzdem ist eine recht große Minderheit eher unsicher. Eine genauere Analyse, wie das zum Beispiel mit dem Alter – im Schnitt 42 Jahre – zusammenhängt, wäre interessant. Das können wir an der Stelle leider nicht tiefer auswerten. Angesichts der wachsenden Bedeutung digitaler Plattformen und Sozialer Medien signalisiert dieses Ergebnis aber, dass es einen Bedarf gibt, hier mehr Kompetenz zu entwickeln, um diese Kanäle souverän zu nutzen.

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2 Antworten

  1. Meine Positionierung:

    Digitale Formate:
    Ja, kein Problem, solange die Server mindestens in der EU, besser noch in Deutschland sind (hießt: Einhaltung der DSGVO).

    Soziale Medien:
    Dito, wobei ich selbst nur auf einem dezentral laufendem Netzwerk (ähnl. facebook) – eher auch weniger – aktiv bin. Ansonsten nur auf Netzwerken, die auf privaten Servern bzw. von Privatpersonen betrieben werden.

    Server/ Plattformen, die nicht innerhalb der EU betrieben werden, meide ich weitgehend.

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  2. „Ich habe den Eindruck, der öffentlich-rechtliche Rundfunk will mir vorschreiben, wie ich zu denken habe.“

    Es gibt wohl kaum etwas, was belehrender und überheblicher wirkt, als das zwanghafte „gendern“,
    die sinnlos-phrasenhaften Geschlechterdoppelungen („Moderatorinnen und Moderatoren“, die ihre „Zuhörerinnen und Zuhörer“ mit Floskeln drangsalieren) und
    das falsch benutzte Partizip („Studierende“ statt „Studenten“)

    Im sogenannten „ARD-Zukunftsdialog“ hat die ARD ihre Zuschauer nach ihrer Meinung befragt. Dabei ergab sich eine deutliche Ablehnung des „Genderns“, etc.
    Trotzdem werden die „Teilnehmer:innen“ des Zukunftsdialogs penetrant weiterhin mit dieser ideologischen Sprachform traktiert.
    – Geht es noch beratungsresistenter, noch überheblicher?

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