„Die Idee des Transhumanismus ist widersprüchlich“

Der Psychiater und Philosoph Thomas Fuchs hält die Vision des Transhumanismus für eine Dystopie. Eine Optimierung des Menschen könne sich nur in kultureller und ethischer Hinsicht vollziehen.
Von Petra Kakyire

Wie kann man den Menschen durch technische Innovationen verbessern? Mit dieser Frage beschäftigen sich sogenannte Transhumanisten. Für Thomas Fuchs hingegen ist die Optimierung des Menschen durch den Einsatz technischer Verfahren eine Dystopie. „Die Abschaffung des Menschen durch den Menschen ist ein widersinniges Unterfangen“, sagte Thomas Fuchs am Donnerstag auf dem APS-Kongress in Würzburg.

Der Psychiater und Philosoph ging in seinem Vortrag der Frage nach, weshalb der Wunsch zur Optimierung des Menschen überhaupt besteht. Hinter der Idee des Transhumanismus stecke ein Wunsch nach Existenzoptimierung. Für den Menschen sei die Natur keine Konstante, sondern veränderbar. Der Mensch sehe die Natur nicht mehr als Maßstab der Existenz. Ein gewöhnlicher Mensch aus Fleisch und Blut zu sein, sehe die Menschheit heute als Makel. Fuchs zufolge empfinden Menschen die gegenwärtige Entwicklung der Existenz als unvollkommen. „Unsere Wahrnehmung ist anfällig für alle Arten von Täuschungen, unser Denken meist einseitig, unsere Erinnerungen meist unzuverlässig“, erklärte Fuchs.

Transhumanisten vertrauten auf technische Verfahren, um die „mangelhafte, menschliche Natur“ zu optimieren. Sie berufen sich auf das Recht, ihre psychischen und physischen Möglichkeiten sowie menschliche Merkmale, wie Geschlecht und Aussehen, nach Wunsch verändern zu können. Die Entwicklung und Erweiterung dieser Möglichkeiten können zu einem „Homo Optimus“ führen, sagt Fuchs im Kongresszentrum Würzburg. Der „Homo Optimus“-Mensch sei psychisch und physisch begabter, intelligenter, schöner, sozial kompetenter, gesünder und glücklicher.

Kritik an der Idee des Transhumanismus

Für den Forscher ist die Idee des Transhumanismus widersprüchlich. Denn um sich mit den Wünschen der Verbesserung zu beschäftigen, müssten die Bedingungen der Natur mitbetrachtet werden. Eine „radikale“ Umgestaltung der Natur würde zu einer neuen „posthumanen Art“ führen. Die Optimierung hätte keine Maßstäbe mehr, heißt es in dem Vortrag von Thomas Wuchs.

Fuchs hält die Vision des Transhumanismus als ein Werkzeug, das die leibliche Natur entwertet, herabsetzt und überwindet. Die Natur gilt es zu verteidigen. Denn es sind gerade die leiblichen Bedingungen der menschlichen Existenz, die den Menschen elementare Werte vorgeben, sagt Fuchs.

„Sie gibt sicher nicht selbst vor, was für uns das gute Leben sein kann, aber dafür bessere Anhaltspunkte als alles technisch induzierte Glück.“ Laut Fuchs sollten sich die Menschen mit den Existenzbedingungen, die für alle Menschen gelten, zufriedengeben.

Der APS-Kongress wird veranstaltet von der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge (APS). Sie ist ein Netzwerk aus Psychotherapeuten und Seelsorgern, Fachleuten und Laien aus verschiedenen Hintergründen. Sie bieten durch Seminare, Kongresse und Tagungen Möglichkeiten zum Austausch.

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