Meinung

Das große Herumeiern

Vom eierlegenden Hybridhasen und warum die Henne nicht das Zeug zum Hasen hat. Eine österliche Satire
Von Jürgen Mette
Jürgen Mette

Mal ehrlich: Was muten wir unseren Kindern und Enkeln zum Auferstehungsfest zu, wenn alle Jahre wieder die Mär auf den Tisch kommt von diesem biologisch unmöglichen Hybrid-Getier aus eierlegendem gemeinem Feldhasen und einer Henne, die eigentlich das Patent auf Eierproduktion hat, aber an Ostern völlig im Hintergrund bleibt?! Man isst Lamm zum Fest. Das Huhn hat seine Schuldigkeit getan, es kann gehen. Es lebe der Feldhase: Schnell, wendig, belastbar – schließlich wiegt ein bemaltes Osterei rund 60 Gramm. Und wenn er die Hucke voll hat, dann hüpft es sich nicht mehr so leicht. 

Liegt dieser absurden animalischen Hybridmutation nicht ein tiefsitzendes, verborgenes frauenfeindliches und antifeministisches Verhaltensmuster zugrunde? Der (!) Osterhase – domestiziert auch als „Rammler“ bekannt – und das (!) Huhn als produktives Mittel zum Zweck fröhlicher Kinderaugen. Der maskuline Hase als geliebter und gelobter Spediteur, der Macho mit den Sixpacks im Rucksack. Und die gebärfähige Henne bleibt demütig im Hintergrund. Ist das das Ergebnis von jahrlanger Mühe um geschlechtergerechtes Denken und Handeln? Und die feminine Henne, Mutter allen Lebens, duckt sich an Ostern weg. Es gibt nur Schokoladenhasen. Am liebsten die mit dem Glöckchen am Hals. Schokoladenhühner? Fehlanzeige.

Ich habe bei der Eiersuche unserer Kinder und Enkel noch nie den fröhlichen Juchzer gehört: „Opa, ich habe das Huhn gefunden!“ Bei näherer Betrachtung des österlichen Fundes erwies es sich auch noch als Objekt der Wegwerf-Gesellschaft: eine Mac-Fress-Verpackung mit abgenagten Chicken-Wings-Knochen, die vermutlich ein besoffener Fußgänger über den Zaun geworfen hat. Igitt! 

Wie lange wollen wir dieser unsinnigen Überfrachtung des christlichen Auferstehungsfestes mit Eier absondernden Hasen noch tatenlos zusehen?

Ich gönne den eidgenössischen Schoki-Bäckern den Erfolg mit ihren Schokoladenhasen und den Bio-Eier-Bauern den Profit aus der Freilandhaltung.   

Aber wie sag ich’s meinen Enkeln, dass Jesus tatsächlich auferstanden ist?

Das Unerklärliche entzieht sich unserer Erklärung. Aber ein bescheidener Versuch, das größte Ereignis der Weltgeschichte zu erzählen, ist immer noch besser als alles Herumeiern zwischen Eier abdrückenden Hühner*innen und Häs*innen, oder?

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8 Antworten

  1. So eine blöde Kolumne habe ich schon lange nicht mehr gelesen.
    Da gibt es Gescheiteres zu Osterbräuchen!
    Der Pilger. Magazin Nr. 4, April 2021.

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    1. Satire ist nicht jedermanns Ding. Etwas „gescheites“ über Osterbräuche zu schreiben, war gar nicht meine Absicht.

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  2. Es ist jedesmal wieder ein Genuss die Kolumne zu lesen!!
    Sie verleitet zum Schmunzeln – aber berührt oftmals sehr. Bei aller Tiefsinnigkeit sehr erfrischend!
    Mein Highlight am Do Abend! Reminds me of English humor.

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  3. Verehrter, lieber Herr Pfarrer Mette!
    Ihrem Wortwitz zu Ostern 2021 ist nur als „großartig“ zu zu stimmen und Ihnen zu gratulieren. Das macht Laune abseits allem Corona- Gerede landauf landab. Da ist Ihre Kolumne pure österliche Erholung und bestgelungener Hinweis auf das Zentrale an diesen Festtagen.
    Ehre dem Lamm und Siegeslamm im Himmlischen Jerusalem!!
    Ihr
    Georg Waschinsky

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  4. Schade, dass hier nur herumgeeiert wird. Unsere Vorfahren, die durch Traditionen versuchten den Inhalt der Feste (Ei: Das Leben bricht aus dem Tod heraus – Hase: bringt „immer wieder, unaufhörlich“ Neues Leben hervor) schon den Kindern buchstäblich schmackhaft zu machen, hatten nichts mit unserem „Matchogehabe“ bzw. einer entsprechenden Gegnerschaft dessen zu tun. Satiren sollten doch zumindestens beim Thema bleiben!

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