Kirchen verteidigen Präsenzgottesdienste

Die Verantwortlichen der beiden großen Kirchen in Deutschland halten an Präsenzgottesdiensten zu Ostern fest. Mit umfassenden Hygienemaßnahmen und der nötigen Vorsicht sei das vertretbar.
„Wir machen jetzt keinen Punkt, sondern einen Doppelpunkt“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm auf dem Christlichen Medienkongress in Schwäbisch Gmünd im Bezug auf das Reformationsjubiläum

Der Berliner Bischof Christian Stäblein hat das Feiern von Präsenzgottesdiensten zu Ostern verteidigt. Die Kirchen hätten in einem Jahr Pandemie „eine Menge Erfahrung gesammelt“ mit Hygienekonzepten und Abstandsregeln, sagte Stäblein am Donnerstag im Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). So werde etwa bei den Ostergottesdiensten vor dem Berliner Dom in diesem Jahr auch getestet, sodass Infektionsketten möglichst ausgeschlossen werden. Die Religionsfreiheit sei aber insgesamt ein hohes Gut, „das wir als Gesellschaft miteinander tragen“. Diese Freiheit sollte nicht als „Konkurrenzprivileg“ gegenüber anderen Beschränkungen diskutiert werden.

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz betonte, die gemeinsame Feier bringe „die Form der Osterfreude nochmal in anderer Weise rüber“, auch wenn die Kirchen in einem Jahr Pandemie die digitale Form „ganz gut gelernt“ hätten. „Aber gerade für ältere Menschen oder auch für Menschen, die das einfach für sich in ihrem Glaubensleben gewohnt sind und brauchen, ist das, glaube ich, die richtige Form“, sagte der evangelische Geistliche.

Stäblein verwies auf „sehr verschärfte Hygienekonzepte“ in den Kirchen mit Präsenzgottesdiensten. In diesen werde „natürlich nicht gesungen“, sie würden nur mit Maske gefeiert und zwischen den Gläubigen werde auf deutlich mehr als nur anderthalb Meter Abstand geachtet. „Wir tun alles, was wir als Gesellschaft im Moment miteinander tun müssen, aber wir wollen auch Hoffnung bringen“, sagte er. Die Gesellschaft brauche gerade jetzt das Signal, dass „die Hoffnung größer ist“.

Inzidenzwert ausschlaggebend

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hält Präsenzgottesdienste zu Ostern für möglich. Er verwies ebenfalls auf die bestehenden Schutzkonzepte. Angesichts steigender Infektionszahlen müsse die Vorsicht aber besonders groß sein.

Als Beispiel nannte Bedford-Strohm die Regelungen in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Hier sollen Gemeinden in Regionen mit einer Inzidenz zwischen 200 und 300 intensiv prüfen, ob ein geplanter Gottesdienst tatsächlich in Präsenz verantwortbar ist. In Gegenden über der 300er-Marke würden dort alle Präsenzgottesdienste abgesagt.

„Zentraler Bestandteil des Festes“

Bedford-Strohm regte darüber hinaus an, bei allen Mitwirkenden der Gottesdienste Schnelltests zu machen. Mit Blick auf private Treffen an den Osterfeiertagen sei es wichtig, dass alle verantwortlich handelten: „Sie müssen sich selbst ein Stoppschild hinhalten. Es ist jetzt nicht die Zeit für Umarmungen oder ausgedehnte Familientreffen.“

Auch die Katholische Kirche hält an Präsenzgottesdiensten fest: „Ostern ist das wichtigste Fest der Christinnen und Christen. Da sind Gottesdienste nicht schmückendes Beiwerk, sondern für viele Gläubige zentraler Bestandteil des Festes“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Er versicherte, dass die Gemeinden verantwortlich und aufmerksam mit der Situation umgingen und verwies auch auf viele Online-Angebote für Gottesdienste und zahlreiche Übertragungen in Fernsehen und Hörfunk.

epd
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Eine Antwort

  1. Die evangelischen wie katholischen Ostergottesdienst im Fernsehen waren wie auch schon die, der Vorwochen sehr eindrucksvoll und den Kirche würdig. Sie regten auch an, mit Freunden und anderen darüber zu sprechen.

    Bedauerlicherweise sind die Kirchen in den letzten Monaten durch leider schlimme Fälle menschlicher Schwächen in einen Sog öffentlicher Kritik mit gleichzeitiger Austrittswelle geraten. geraten. So bedauernswert Verfehlungen sind, so wichtig sind die Aufklärungen. Bei Eingeständnis derselben und Zeichen der Reue gehört aber auch am Ende die Vergebung dazu.
    Die Kirchen sollten jetzt die Zeit nutzen, selbstkritisch auch alte Strukturen hinterfragen und offen für notwendig erscheinende zeitgerechte Änderungen zu sein., wozu u.a. die Gleichstellung der Frauen gehört.

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