Was die Kirchen für Ostern planen

Präsenzgottesdienste oder nicht? Manche Kirchengemeinden öffnen über Ostern die Türen, andere setzen auf das Internet. Eine kleine Auswahl.
Von Jörn Schumacher
Ostern online

Eigentlich hatten Bund und Länder vereinbart, dass der Gründonnerstag und der Karsamstag Ruhetage ähnlich wie Sonn- oder Feiertage sein sollten. Am Gründonnerstag sollte das gesamte wirtschaftliche Leben ruhen, am Karsamstag lediglich der Lebensmittelhandel im engeren Sinn öffnen können. Nach großen Diskussionen und viel Kritik hat Kanzlerin Merkel diesen Beschluss zurückgenommen – und damit auch den Kirchen wieder Spielraum für die Feiertage gegeben.

Telefonischer Sprechtag für einsame Menschen

Kirchliche Angebote für das Osterfest hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) auf einer Website gesammelt. Eine Online-Datenbank, die von den Landeskirchen stetig aktualisiert und ergänzt wird, gibt Informationen über eine Auswahl an Veranstaltungen. Außerdem gibt es die Daten über ausgewählte Gottesdienste von Karfreitag bis Ostermontag in den Bereichen Online, vor Ort, im Radio oder TV.

Der Verein „Andere Zeiten“ bietet am Mittwoch vor Ostern (31. März) einen telefonischen Sprechtag an für Menschen, die sich einsam fühlen. Zum anderen stellt er auf seiner Internetseite eine kostenlose Handreichung für die individuelle Osterfeier zur Verfügung. „Vielen fehlt in dieser Zeit das persönliche Gespräch“, sagt Frank Hofmann, Chefredakteur des Vereins Andere Zeiten.

„Wir bieten Menschen, die sich einsam fühlen, ein offenes Ohr. Die Themen können sich um Gott und die Welt drehen, je nach dem Bedürfnis der Anrufer:innen.“ Unter der Nummer 040/47112739 sind zum telefonischen Sprechtag am Mittwoch, dem 31. März, zwischen 10 und 18 Uhr mehrere Leitungen besetzt.

Musiker und Sänger aus mehreren verschiedenen evangelischen, römisch-katholischen und freikirchlichen Gemeinden, Chören und Gemeinschaften in Österreich haben zusammen ein modernes Osterlied aufgenommen. Das gemeinsam produzierte Musikvideo wird am Ostersonntag auf YouTube Premiere haben und darüber hinaus in Ostergottesdiensten im ganzen Land ausgestrahlt werden.

Die Gemeinden und Chöre wollten ein Zeichen der Dankbarkeit, der Hoffnung und der Einheit setzen und die „freudige Osterbotschaft musikalisch ausdrücken“, heißt es in der Ankündigung. Das Lied „Ich will dir danken“ wurde von Sefora Nelson geschrieben. Getragen wird das Projekt von der evangelischen Pfarrgemeinde Schwechat in Zusammenarbeit mit der evangelischen Tochtergemeinde Windischgarsten sowie von der Erzdiözese Wien / Junge Kirche und der Evangelischen Allianz Österreich.

Unter dem Titel „Vom Dunkel ins Licht“ bieten die Studien- und Lebensgemeinschaft „Tabor“, die DGD-Klinik Hohe Mark und das Diakonissen-Mutterhaus und Bildungszentrum in Velbert in diesem Jahr eine (digitale) DGD-Oster-Trilogie an. Vom 2. bis zum 4. April nehmen sie in drei Videos die Verzweiflung von Karfreitag, die Unsicherheit von Karsamstag und die unbändige Freude von Ostersonntag auf, teilen die Initiatoren mit. „An Ostern denken wir daran, dass Gott sich uns in Liebe zuwendet“, heißt es weiter. „Eine Liebe, die ihn ans Kreuz führt und die doch am Ende triumphiert. Die Auseinandersetzung mit Tod und Sterben will ausgehalten werden, aber sie hat nicht das letzte Wort. Gott kommt zum Ziel: Leben bricht durch, Erlösung ist da. An Ostern denken wir daran, dass Gott sich uns in Liebe zuwendet. Eine Liebe, die ihn ans Kreuz führt und die doch am Ende triumphiert.“

„Hoffnungsfest em Ländle“

Eine „ermutigende Mischung aus Musik, Denkanstößen und Interviews“ von Gründonnerstag bis Ostersonntag jeweils um 19:30 Uhr bieten die Missionarischen Dienste an, die zur Evangelischen Landeskirche in Württemberg gehören. Beim digitalen „Hoffnungsfest em Ländle“ können die Zuschauer während des Streams und im Anschluss daran über Chat, Telefon oder in digitalen „Hoffnungsräumen“ einander und den Veranstaltenden begegnen. Die Teilnahme ist ohne Anmeldung und kostenlos möglich.

Präsentiert werden die Streams von Juliane Eva Eberwein, Journalistin und Moderatorin, sowie den Rednern Damaris Binder, Evangelisches Jugendwerk, und Johannes Kuhn, Evangelischer Gemeinschaftsverband Württemberg (Die Apis). „Ich wünsche mir, dass viele Menschen neu Hoffnung schöpfen, weil sie spüren: Ich bin nicht allein, Gott geht mit mir“, sagte der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July.

Gerade in der „schwierigen Zeit“ des Lockdowns sei Hoffnung das, „was uns nach vorne schauen lässt“, sagt Tobias Schneider, Leiter der Missionarischen Dienste der Evangelischen Landeskirche in Württemberg (ELKW), der mit seinem Team das Programm verantwortet. Das Angebot wurde mit Unterstützung der proChrist-Geschäftsstelle aus Kassel entwickelt.

Unter dem Titel „Glaube, Liebe, Hoffnung“ zeigt die Staatsoper Stuttgart seit dem 28. März eine virtuelle Ausstellung zum Themenkomplex Leben, Tod und Auferstehung. Das Projekt ist in der Osterwoche kostenlos online zugänglich. In sieben Stationen vom Himmel durch die Welt zur Hölle beschäftigt sich ein Team um den Regisseur Marco Štorman und den Dirigenten André de Ridder musikalisch und filmisch mit den Stoffen, Figuren und Kontexten von zwei Werken, die für den März 2021 geplant waren, die nun aber pandemiebedingt nicht gezeigt werden können.

Abendmahl per Zoom

Viele Gemeinden führen an Ostern Präsenzgottesdienste durch und übertragen diese online. Wie etwa im Erzbistum Bamberg, das teilte Bambergs Erzbischof Ludwig Schick im Bayerischen Rundfunk mit. Es gelten, wie auch schon an Weihnachten, die Auflagen, dass Personen, die nicht zu einem Haushalt gehören, 1,50 Meter Abstand halten müssen. Vor, während und nach dem Gottesdienst muss eine FFP2-Maske getragen werden.

Ebenso halten viele Gemeinden ihre Gottesdienste mit Abendmahl über Zoom ab, wie der Sprecher der evangelisch-lutherischen Kirche in Oldenburg, Dirk-Michael Grötzsch, gegenüber der Presse sagte. Über die Videokonferenzplattform könnten Gläubige zum Beispiel Gebetswünsche einschicken. Mit digitalen Angeboten könnten die Gemeinden auch kirchenferne und jüngere Menschen erreichen, so Grötzsch.

Eine große Bandbreite von Menschen will die Kirche in Oldenburg auch mit dem selbst produzierten Osterfilm „Auf der Suche nach dem leeren Grab“ erreichen, der auf einem Lokalsender und Youtube gezeigt wird.

Auch die evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover setzt auf Digital-Angebote. Unter dem Motto „Osterfunken“ stehen mittels Zoom die direkte digitale Begegnung im Vordergrund, sagte Sprecher Benjamin Simon-Hinkelmann. Vor Kirchen sollen über Ostern Open-Air-Gottesdienste stattfinden.

Hoffnung will die evangelisch-lutherische Hauptkirche St. Johannis in Lüneburg ausstrahlen, die in der Passionszeit besonders beleuchtet wird. Das blaue Hoffnungsleuchten soll bis Ostern andauern, Kraft in der Pandemiezeit geben und an die Opfer erinnern.

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2 Antworten

  1. Ostergottesdienste im digitalen Zeitalter auch IT mäßig umzusetzen ist zwar zeitlos
    aber letztendlich bleibt das kirchliche Gemeindewesen dabei auf der Strecke , weil die modernen Errungenschaften auch längst, längst nicht von allen Gemeindemitgliedern angesehen und erlebt werden können.
    Daher müssen auch zu Corona-Zeiten angemessenen Gottesdienste mit gesund erhalten Abstandsregeln die Herausforderung für jede Kirchengemeinschaft sein, und es darf nicht nur an die eig., persönl. Sicherheit gedacht werden. Trotz allen Beschränkungen muß fortwährend an die Möglichkeit gedacht werden, wie trotzdem für viele, die Osterbotschaft auch unter Hygienebedingungen noch gut zu verkünden ist, auch in Krisenzeiten !

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