Christen und Journalisten in Nicaragua immer stärker unter Druck

Die Menschenrechte in Nicaragua sind gefährdet – neben der grundsätzlich eingeschränkten Pressefreiheit bekommen nun auch Christen Probleme, wenn sie ihre Religion frei ausüben wollen.
Von PRO
Daniel Ortega

Bischof Rolando Alvarez Lagos wurde am 19. August von der Polizei in Nicaragua verhaftet. Der Fall sorgte international für Aufsehen. Über Vorfälle wie diesen berichteten viele Medien, da sich Probleme bei den Menschenrechten im Land häufen. Nicaragua ist ein Staat in Zentralamerika und hat etwa 6,5 Millionen Einwohner.

Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), bezeichnete das Land gegenüber PRO als „menschenrechtliches Sorgenkind“. Die Lage sei dem nicaraguanischen Präsidenten Daniel Ortega geschuldet, der seit 2007 an der Macht ist und seine Diktatur im Land durchsetzen will. Lessenthin erklärte, dass Ortega beispielsweise Hausdurchsuchungen bei Priestern und Einrichtungen der katholischen Kirche veranlasse. Seiner Einschätzung nach werden sich Bedrohungen und Einschüchterungen in Zukunft häufen. 

So sei es auch zu der Verhaftung des Bischofs gekommen, da dieser auf der Liste der Personen stehe, die sich gegen das Ortega-Regime stellen, sagte Lessenthin. Der Bischof habe damit rechnen müssen, abgeholt zu werden. Die Polizei komme in solchen Situationen, um die Person aus dem Haus zu holen, zum Teil auch gewaltsam, wie Lessenthin erklärt. 

Menschen, die versuchen, solche Personen zu schützen, gerieten ebenfalls ins Visier der Staatsmacht, verdeutlicht Lessenthin. Der Bischof sei demnach nur eines von vielen Opfern, vor ihm hätten das bereits viele Priester über sich ergehen lassen müssen. „Wer ein Schicksal wie das des Bischofs verhindern will, muss entweder außer Landes gehen oder in Zukunft zu allem Unrecht schweigen“, sagt Lessenthin.

Aber auch wer eigenständig recherchiert oder Kritik öffentlich macht, stehe bereits „mit einem Bein im Gefängnis“, wenn er noch nicht verurteilt wurde, erklärte Lessenthin. Ortegas Regime gehe bereits so weit, dass die anerkannte Tageszeitung „La Prensa“ 2021 verboten wurde. Journalisten wurden teilweise verhaftet und zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt oder müssen ihren Beruf im Untergrund ausüben und können lediglich online veröffentlichen, berichtet auch die Organisation „Reporter ohne Grenzen“.

Katholische Kirche als politischer Faktor

Jeder, der sich gegen die Regierung stelle, beispielsweise auch Parteien bei der Präsidentschaftswahl, müsse im schlimmsten Fall mit einer Verhaftung und Verurteilung rechnen. Das Gefängnis „El Nuevo Chipote“ sei eigens für Kritiker des Ortega-Regimes eingerichtet worden, wie Lessenthin erklärt.

Aufgrund dieser Lage sei die katholische Kirche weiterhin ein politischer Faktor, auch wenn ihre Medien jetzt teilweise eingeschränkt und verboten seien, sagt Lessenthin. Auch machte er deutlich, dass es keine Rolle spiele, welcher Konfession man angehöre, da Ortega jeden bekämpfen wolle, der von seiner Meinungs- und Religionsfreiheit Gebrauch mache. 

Die katholische Kirche in Nicaragua habe trotzdem für die Menschen einen hohen Stellenwert. Sie sei weiterhin breit aufgestellt und verfüge über verschiedene Einrichtungen, weshalb sie nicht einfach über Nacht ausgeschaltet werden könne, sagte Lessenthin. Ihr Ziel sei es, ihre Arbeit weiter auszuüben. Das sei für die evangelikalen Christen jedoch noch schwerer, da sie nicht wie die Katholiken von Rom von einer Institution unterstützt würden.

Christen hätten zwar die Möglichkeit, Kritik an der Regierung zu üben, jedoch nur, wenn sie bereit seien, Risiken einzugehen, wie Lessenthin erklärt. „Ein regimekritischer Christ muss damit rechnen, dass es ihm schlimm ergeht, vor allem, wenn er kein Amt und die entsprechende Prominenz hat.“

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Eine Antwort

  1. Das Land leidet, seit die Kommunisten es übernommen haben. Ich erinnere mich, dass die Stadt Hamburg seine Angestellten schon vor mehr als 30 Jahren um die Pfennigbeträge seines Lohns als Spende für Nikaragua gebeten hatte.

    0
    0

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen