Christen und das Hitler-Attentat am 20. Juli

Am 20. Juli vor 80 Jahren scheiterte das Attentat auf Adolf Hitler. Zum Kreis der Attentäter gehörten auch Christen.
Von Johannes Blöcher-Weil
Der Theologe Dietrich Bonhoeffer auf dem Hof des Wehrmachtsgefängnisses in Berlin Tegel. Bonhoeffer gehörte zu den Mitwissern des Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944

Die Attentäter hatten alles vorbereitet. Im Besprechungsraum des Hauptquartiers Wolfsschanze sollte die Bombe explodieren und Adolf Hitler töten. Das Attentat misslang, wohl auch, weil die Druckwelle der Explosion größtenteils durch die offenen Fenster entweichen konnte.

Dreh- und Angelpunkt der Verschwörer war Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Er hatte den Sprengsatz eingestellt und unter dem Besprechungstisch platziert. Aber zum inneren Zirkel der Verschwörer gehörte auch der Theologe Dietrich Bonhoeffer. Für ihn war klar, dass er solch einem Unrechtsregime widerstehen musste.

„Es ist Zeit, dass etwas getan wird“

Der geplante Umsturz, die sogenannte „Operation Walküre“, scheiterte noch am selben Tag. Vier Beteiligte, darunter Stauffenberg, wurden am Abend im Bendlerblock in Berlin erschossen. Kurz vor dem Attentat hatte Stauffenberg gesagt: „Es ist Zeit, dass jetzt etwas getan wird. Derjenige allerdings, der etwas zu tun wagt, muss sich bewusst sein, dass er wohl als Verräter in die deutsche Geschichte eingehen wird. Unterlässt er jedoch die Tat, dann wäre er ein Verräter vor seinem eigenen Gewissen.“

Mitwisser des Attentats waren auch Helmuth James Graf von Moltke und der Jesuiten-Pater Alfred Delp. In einem Briefwechsel schreibt Moltke, als er schon weiß, dass er sterben wird, dass der Richter Roland Freisler an ihm als bekennendem Protestanten ein Exempel statuieren wollte. Gegen ihn und Delp würde stellvertretend ein Prozess gegen die kirchlichen Institutionen geführt.

Moltke und Delp gehörten der zivilen Widerstandsgruppe „Kreisauer Kreis“ an. Benannt ist sie nach dem Gut Kreisau in Schlesien, wo sich die Regimegegner regelmäßig trafen. Delp brachte dort die Ideen des christlichen Sozialismus und der katholischen Soziallehre ein. Er war zwar nicht aktiv am Attentat beteiligt, wurde aber trotzdem zum Tode verurteilt. Berühmt sind seine Worte an den Gefängnispfarrer kurz vor seiner Hinrichtung: „In wenigen Augenblicken weiß ich mehr als Sie.“

Bonhoeffer knüpfte Kontakte zu den Kriegsgegnern

Auf evangelischer Seite war es vor allem Dietrich Bonhoeffer, der als Mitglied der Bekennenden Kirche den Nationalsozialismus und das Führerprinzip strikt ablehnte. Er war zeitweise im Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht tätig und versuchte, Kontakte zu den deutschen Kriegsgegnern zu knüpfen. Am 9. April 1945 wurde er, auch wegen seiner Verbindung zu den Verschwörern, im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet,

Eher unbekannt ist der Name des evangelischen Pfarrers Harald Poelchau. Auch er war Mitglied des Kreisauer Kreises, seine Beteiligung blieb jedoch bis Kriegsende unentdeckt. Als Gefängnispfarrer in Berlin Tegel leistet er vielen Widerstandskämpfern Seelsorge. Auch Jakob Kaiser, der christliche Gewerkschafter, war ein Gegner des Nationalsozialismus. Er besaß enge Kontakte zu Carl Goerdeler, einem der führenden zivilen Köpfen der Widerstandsbewegung. Kaiser überlebt das Kriegsende und gehört zu den Mitbegründern der CDU in Berlin.

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