Aussteiger warnt vor der christlichen Sekte „OCG“

Simon Sasek, Sohn des Gründers der „Organischen Christus-Generation“ (OCG) mit Sitz in der Schweiz, warnt vor den wachsenden Gefahren der Sekte für die Demokratie. In einem Interview mit dem Rechercheformat STRG_F äußert sich Sasek erstmals zu den Beweggründen seines Ausstiegs.
Von Johannes Schwarz
Simson Sasek

Von klein auf wuchs Simon Sasek in der christlichen Sekte „Organischen Christus-Generation“ (OCG) auf. Seine gesamte Familie ist Teil der Sekte und sein Vater Ivo Sasek ihr Anführer. Nach jahrelangen inneren Kämpfen verließ Simon Sasek im Sommer 2016 die Bewegung.

In der gegenwärtigen Corona-Pandemie warnt er vor der Sekte seines Vaters. Im ersten Interview nach seinem Ausstieg begründet er dem Rechercheformat STRG_F, das zum öffentlich-rechtlichen Netzwerk funk gehört, warum die Bewegung so gefährlich ist und erzählt von seinen Lebenskämpfen.

Weniger religiös – mehr politisch

Schon weit vor der Corona-Pandemie radikalisierte sich die OCG. Ivo Sasek habe absichtlich den verschwörerischen Glauben der Anhänger befeuert, sagt Simon Sasek. Menschenverachtende und demokratiegefährdende Äußerungen seien keine Seltenheit gewesen. 2012 etwa boten Sasek und die OCG einer Holocaustleugnerin auf der Tagung „Anti-Zensur-Koalition (AZK)“ eine Bühne für ihre hasserfüllten Thesen. Neben solchen Veranstaltungen betreibt Sasek die Internet-Plattform kla.tv, auf der Verschwörungstheorien und hetzerische Videos veröffentlicht werden.

Aussteiger Simon Sasek erhebt besonders im Hinblick auf die Corona-Pandemie schwere Vorwürfe gegen seinen Vater. Dieser instrumentalisiere die Pandemie, um „den Propheten zu performen“, erklärt Simon Sasek. Die größte Sorge sieht er darin, dass sich das Handeln der OCG nun mehr und mehr „in politischer Macht“ niederschlägt. Dass diese Sorge nicht unbegründet ist, zeigen Offenlegungen der Internet-Hacker Anonymous. Demnach erstellte OCG eine Liste von 8.000 Politikern und Journalisten mit sensiblen persönlichen Daten. Diese Zusammenstellung wird OCG-intern Verursacherlexikon genannt.

Harald Lampbrecht, Sektenexperte der Evangelischen-Lutherischen Kirche in Sachsen, der in dem Beitrag zu Wort kommt, warnt ebenfalls. Gefährlich sei die Sekte vornehmlich deshalb, weil sie „weniger religiös geworden ist“ und sich nun „mehr dem Bereich der Politik“ widme.

38 Tagebücher zeigen die Zerrissenheit

Fünf Jahre vor seinem Austritt aus der Sekte habe Simon Sasek schon einmal überlegt, die zwei- bis dreitausend Mitglieder starke religiöse Gemeinschaft zu verlassen. Damals habe ihm seine Frau signalisiert, dass sie nicht mitkommen würde und Sasek beschloss vorerst zu bleiben. Bereits als 7-Jähriger hat Sasek begonnen, ein Tagebuch zu schreiben und darin sein Gefühlsleben zu verarbeiten. Bis zum Ausstieg 2016 waren es 38 Bücher. Diese seien voll von seiner inneren Zerrissenheit zwischen seiner Herkunftsfamilie und dem Wunsch, den Verschwörungen der Sekte zu entkommen.

Seinen Ausstieg aus der OCG habe er monatelang geplant. Eine Woche vorher habe ihn sein Vater Ivo noch als „Musterbeispiel“ eines Mitarbeitenden bezeichnet. Dies verdeutliche ihm die Rolle, die er zu diesem Zeitpunkt geschauspielert habe. Sasek wolle mit der Vergangenheit abschließen und sich seinem Jura-Studium widmen. Trotz allem vermisse er seine Familie und er sei zur Aussprache bereit. Dabei ist er sich sicher, dass es dazu wohl nie kommen werde, da er nun „für die Feinde arbeite“.

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10 Antworten

  1. Ivo Sasek ist ein sehr trauriges Beispiel für ein Abrirren, was selbst unter guten Bedingungen passiert kann. Er war auf der New-Life Bibelschule in Walzenhausen die einen sehr guten Ruf hatte. Ende der 70er Anfang der 80 er Jahre gab es eine sehr gute Gospelarbeit und viele Absolventen, die einen segensreichen teilweise bis heute tun. Deshalb kann das ganze Geschehen um Sasek nur eine Mahnung sein.

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    1. Eine solche „Institution“ sollte sofort verboten werden, denn sie widerspricht sowohl christlichem Gedankengut, Grundsätzen der menschlichen Freiheit, demokratischen Grundrechten und vielem mehr! Mir ist absolut unerklärlich, wie es möglich ist, dass in der „modernen“ , vermeintlich aufgeklärten Schweiz von heute, soviele Leute auf soche Schwindelei und Ausbeutung reinfallen!!

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    2. Die Wahrheot kommt früher oder später immet ans Licht. Dank Simon und Joshua Sasek wurde der Sektenführer enttarnt, jahrelang hatte Ivo Sasek behauptet der Sektenexperte würde über ihn Lügen verbreiten u a dass er seine Kinder züchtigen/misshandelt würde. Dann vor ein paar Jahren zelebrierte seine älteste Tochter bei einem AZK, dass alle Behauptungen (vom Sektenexperte) gemeine Lügen darstellen und damit knallhart für ihren Vater gelogen hatte.. Jetzt nach diesem Interview der Sasek Söhne kann das Ehepaar Ivo und Anni Sasek dieser Fakt nicht mehr leugnen und ausblenden. Sehr tragisch was die Söhne Sasek in ihrer Kindheit dalles durchmachen mussten.

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  2. Leider gibt es auch in christlichen Kreisen sogenannte Gemeindeleiter, die ihre charakterlichen Schwächen für ihre Ziele instrumentalisieren. Sogar vielleicht zuerst unbewusst. Das habe ich nicht nur einmal erlebt. Dann baut sich oft ein System auf, wie in dem Buch “Die Welle” von Morton Rhue beschrieben. . Und irgendwann ist es dann zu spät. Das gab es leider schon öfters in der Kirchengeschichte. Deshalb ist es schon am Anfang, bei der Entstehung von christlichen Gemeinschaften wichtig, bewusst mehrere Menschen mit unterschiedlichen christlichen Ansichten und Mut in die Gemeindeleitung aufzustellen. Das mag zwar bei Entscheidungen mit mehr Kraftaufwand und Reibungen verbunden sein, aber es könnte vor Fehlentwicklungen bewahren. Und es ist auch wichtig in einem Verbund zu sein, der sich eventuell korrigierend einmischen darf.

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  3. Aus aktuellem eiligen Anlaß wüßte ich gerne, was man für Kinder tun kann, die in einer Familie aufwachsen, die diesem Sektenguru blind und kritiklos folgt.
    Momentan begleite ich und signalisiere Erreichbarkeit und Hilfsbereitschaft im Bedarfsfalle und das 24/7.

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    1. Hallo, melde dich bei der Gruppe Christen gegen Impfpflicht auf Telegram an. Dort darfst du auch dieses Thema nennen. Sie werden für dich beten.
      Ich wünsche dir viel Kraft und Gottes Segen.
      Liebe Grüße
      Andrea

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    2. Was mir in der Dokumentation dazu aufgefallen war: Die Jugendliche Hannah hatte niemanden außerhalb der Sekte, wo sie hingehen konnte. Deshalb ist so ein Kontakt wie Ihrer zu der Familie Gold wert. Im Kontakt bleiben, viel mehr werden Sie nicht tun können. Und signalisieren, dass Ihre Türen offen stehen.

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  4. Meiner Meinung nach ist diese Sekte nicht christlich. Jesus Christus scheint zu fehlen. Ivo Sasek ist so etwas wie ein alttestamentarischer aber gottloser Patriarch. Nachdem ich heute den SRF Dok über die Sekte gesehen habe tut es mir vor allem um die Kinder Leid, die vielleicht nie mehr etwas von Gott wissen wollen, nachdem sie so in die Irre geführt und missbraucht wurden. Es ist wichtig, dass die Aussteiger aufstehen und sich gegenseitig stärken und auch für sich selbst Hilfe in Anspruch nehmen. Es braucht sehr viel Mut, aus so einem Machtapparat auszusteigen. Alles Gute wünsche ich Ihnen, und den Segen Jesu Christi, der uns frei macht und nicht fesseln will!

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  5. Nach dem ich die Sendung Reporter, auf SRF, über diese Sekte gesehen habe bin ich einfach nur wütend und geschockt. Wie ist es möglich Kinder zu demütigen, schlagen und wer nicht mehr dabei bleiben will wird verbannt. Das soll Christliche Liebe sein ? Zum k……en, Eines Tages kommen auch diese Menschen vor das Himmlische Gericht. Gott wird Gerechtigeit wallten lassen.

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