Meinung

Angriff auf das Geschlecht

Eine persönliche Erklärung vor dem Standesamt soll ausreichen, um den Geschlechtseintrag zu ändern. Das will die Bundesregierung. Die Pläne für das Selbstbestimmungsgesetz könnten weitreichender nicht sein.
Von Jonathan Steinert
Junge Frau

Die Bundesregierung will es transsexuellen Menschen erleichtern, ihr Geschlecht samt Namen vor dem Standesamt zu ändern. Es soll zukünftig nicht mehr als ein Verwaltungsakt sein, den Eintrag im Pass ändern zu lassen. Eine einfache Erklärung dazu reicht aus – ohne Gutachten, zwar mit Beratungsangebot, aber ohne Pflicht. Das geht aus den Eckpunkten hervor, die Justiz- und Familienminsterium als Grundlage für einen Gesetzesentwurf veröffentlicht haben.

Wer sich „im falschen Geschlecht“ wähnt, soll sich nicht behandelt fühlen wie ein Kranker. Das ist eine der Begründungen für das zu entwickelnde Selbstbestimmungsgesetz. Und deshalb soll das Transsexuellengesetz abgeschafft werden: Das bestimmt unter anderem, dass ein Gericht über die Änderung im Personenstandesregister entscheidet – und dafür Gutachten zweier Sachverständiger heranziehen muss.

Neu sind diese Vorschläge nicht. Bereits in der vorigen Legislaturperiode brachten Grüne und Liberale im Bundestag Gesetzesentwürfe ein, die genau das vorsahen. Doch die fanden im Mai vorigen Jahres keine Mehrheit.

Kein Mensch soll wegen seines Geschlechts diskriminiert und benachteiligt werden. Und natürlich auch dann nicht, wenn er im Konflikt zu seinem eigenen Geschlecht steht. Daher ist es gut, dass, wer unter seinem Geschlecht leidet, die Möglichkeit hat, es zu ändern. Die Pläne für dieses Gesetz senden dennoch ein fatales Signal aus: Das Geschlecht wird zur beliebigen Kategorie. Biologie, Natur, Schöpfung werden zu etwas, von dem sich eine Person nach Gutdünken emanzipieren kann. Sexus, das biologische Geschlecht, soll, so scheint es, keine Rolle mehr spielen müssen dafür, ob jemand Mann oder Frau ist.

Theoretisch wäre es mit einem solchen Gesetz dann möglich, sein Geschlecht im Abstand von jeweils mindestens einem Jahr mehrfach zu wechseln. Für Kinder unter 14 Jahren dürfen es die Erziehungsberechtigten entscheiden. Zwischen 14 und 18 braucht es deren Zustimmung, wenn der Jugendliche es wünscht – im Konfliktfall soll aber auch ein Gericht im Sinne des Kindeswohles gegen den Willen der Eltern entscheiden.

Hier entstehen große Fragezeichen: Was ist hier das Wohl des Kindes? Und wie wird das ermittelt? Gerade die Pubertät ist eine Phase, in der sich die Identität und Persönlichkeit entwickeln, ebenso wie das Verhältnis zum eigenen Körper, zu Geschlecht und Sexualität. Wie stabil und ernst gemeint können Änderungswünsche des Geschlechts in dem Alter überhaupt sein? Können junge Menschen in dieser Entwicklungsphase überhaupt abschätzen, welche Konsequenzen ein Geschlechtswechsel hat? Kann der Wunsch, ein anders Geschlecht zu haben, möglicherweise auch aus anderen Identitätskrisen herrühren? Oder ist es vielleicht auch gerade „in“ und die Spitze der Rebellion, anders zu sein, als es in der Natur angelegt ist? Wer weiß das schon als Teenie so ganz genau?

Die Pläne der Regierung sehen nicht vor, dass diese Punkte irgendwie berücksichtigt werden müssten. Auch nicht, dass der Wunsch, das Geschlecht zu ändern, für eine bestimmte Zeitspanne angedauert haben muss. Eine Beratung soll zwar ermöglicht und gestärkt werden, aber von einer Beratungspflicht ist auch bei Minderjährigen keine Rede. Schon dem Entwurf von 2021 attestierte die selbst transsexuelle Sexualmedizinerin Renate Försterling, er zeuge von „völliger Ahnungslosigkeit von menschlicher Entwicklungspsychologie, psychosexuellen Entwicklungsstufen und schließlich der Bedeutung der Pubertät.“

Ein Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wies vergangene Woche darauf hin, dass die Zahl der Geschlechtsumwandlung unter Jugendlichen weltweit seit 2013 um das Zehn- bis Zwanzigfache gestiegen sei – vor allem unter Mädchen. Rein medizinisch lasse sich dieser Anstieg nicht erklären. Studien und Mediziner zeigten zudem, welche langfristigen negativen Folgen etwa mit Hormontherapien oder auch operativen Geschlechtsumwandlungen einhergehen können. „Wer Transsexualität zur Mode macht, der sich möglichst viele anschließen sollen, handelt medizinisch fahrlässig“, so das Urteil des Beitrags.

Diesen Vorwurf muss sich auch der Gesetzgeber gefallen lassen, sollte er keine Schutzmechanismen zumindest für Minderjährige vorsehen. Die bisherigen Eckpunkte lesen sie sich wie ein Angriff auf das Geschlecht selbst. Dass das eher ideologisch als von Problemlösungsabsichten motiviert ist, ist nicht zu übersehen.

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13 Antworten

  1. Der normale, zwischenmenschliche Umgang des Volkes mit den jenigen “ Nachbarn und Freunden“; die Ihr Geschlecht nicht mehr passend finden ist wichtig für unser Zusammenleben und nicht ein III. Geschlecht a. d. Papier, im Pass oder in der Urkunde ! Mit dem § § Akt, daß jedermann sein Geschlecht papiermäßig so hin und her umändern kann wie es beliebt , hat sich unserer Land aus dem Kreis der Länder mit christlicher Kultur wahrscheinlich endgültig verabschiedet.

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  2. Menschengefährlich wird es aber, wenn dauerhafte Eingriffe, Hormonabgabe oder sogar chirurgische Änderung des Geschlechts durchgeführt werden:
    „So liest man inzwischen häufiger die Berichte Betroffener, die ihren einstigen Entscheid bereuen. Auch da sind es vor allem junge Frauen, die später wieder als Frauen leben und unter den Folgen der Testosteroneinnahme als Teenager leiden. Der Bartwuchs, der sich nicht mehr stoppen lässt, die tiefe Stimme.“
    https://www.nzz.ch/meinung/transgender-diagnosen-nehmen-zu-mit-teils-bedenklichen-folgen-ld.1585147

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  3. Erschreckend ist insbesondere, dass die rot-grüne Bundesregierung hier die Agenda von realitätsfremden, aber gewaltbereiten Ideologen bedient.

    Die „Welt“ berichtete:

    >>Die Biologin Marie Luise Vollbrecht sollte an der Humboldt-Universität in Berlin einen Vortrag halten. Thema: warum es in der Biologie nur zwei Geschlechter gibt. Aktivisten kündigten Protest an, wegen Sicherheitsbedenken musste die Veranstaltung abgesagt werden.

    Als Co-Autorin hatte Vollbrecht kürzlich in einem Gastbeitrag für WELT kritisiert, dass die öffentlich-rechtlichen Medien bereits Kinder und Jugendliche mit einer „Transgender-Ideologie“ konfrontierten. Die Autoren bestanden in ihrem Text darauf, dass es biologisch nur zwei Geschlechter gebe. In der Folge geriet Vollbrecht ins Visier linker Aktivisten. Diese warfen der HU nun vor, „offenbar die Augen vor dieser transfeindlichen Positionierung“ zu verschließen.

    Vollbrecht zeigte sich verärgert über die Absage. Das Einknicken „vor radikalen gewaltbereiten Aktivisten, die kein Verständnis von Biologie haben“, sei verständlich, aber alarmierend. Es könne nicht mehr von einer sachlichen Debatte gesprochen werden, „wenn Veranstaltungen aus Angst vor Gewalt abgesagt werden“. Der Vorfall sei ein weiteres Beispiel, „mit welchen radikalen Mitteln Genderideologen vorgehen“.<<

    https://www.welt.de/vermischtes/article239698549/Humboldt-Universitaet-sagt-Vortrag-nach-linkem-Protest-ab.html?source=puerto-reco-2_ABC-V9.0.A_control

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  4. „Transsexualität ein Modetrend ? “ So sieht es wohl aus und Politik und vor allem die Medien befeuern diese Entwicklung ! Für mich als alten, weißen Mann mit frommen Wurzeln ist das einfach nur der Wahnsinn.
    Aber auch ein Endzeitzeichen, der „gottlose Mensch“ in seinem Versuch sich endgültig von Gott zu emanzipieren. Natürlich verursacht dies auch viel Leid für junge Menschen und deren Eltern und da keimt wiederum Hoffnung auf, Jesus sucht nach den verirrten Schafen.

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  5. Wie sollen Kinder (14 Jahre) angetrieben von „Online-Freunden“ eine so weitreichende Entscheidung treffen können, und die noch gegen ihre Eltern durchsetzen können?
    Es ist ein Verbrechen an diesen Kindern. Anstatt den Kindern wirklich zu helfen in dieser Lebensphase wirft man sie der Pharma-Chirurgischen Industrie vor, die potenziell einen lebenslangen Kunden haben.
    Ich empfehle Jedem der englisch kann die Doku ‚What is a Woman‘ in der eine umopperierte Frau genau das klar auf den Punkt bringt.

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  6. „Gemach“! „Gemach“! Ich empfinde hier, dass das „Thema“ mächtig überhöht und aufgebauscht wird , so als würde durch das Gesetz ein gewaltiger Dammbruch entstehen. Genau in in diese „Masche“ greift auch Herr Söder aus Bayern und unterstellt unter anderen
    Halbwahrheiten: die Bundesregierung wolle das deutsche Volk umerziehen. Das empfinde ich als „schrägen“ Populismus und politische „Bauernfängerei“. Redlich und sachlich ist das nicht !

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    1. Grundsätzlich geht es um die Frage, ob „Mann“ bzw. „Frau“ eine Frage der biologischen Fakten ist (mit denen sich der Mensch arrangieren muss) oder eine reine Frage der inneren Empfindung. Sie teilen mächtig Beschimpfungen aus – gehen Sie doch mal in die Diskussion hinein, welche kulturellen, juristischen, psychischen Folgen es haben würde, wenn das Geschlecht nicht mehr an die natürliche Wirklichkeit gebunden wäre!

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  7. Ich finde das Gesetz wunderbar! Ich verstehe ehrlich gesagt auch garnicht die Kritik daran. Vielleicht führt es dazu, das Jugendliche mehrmals ihr Geschlecht oder ihren Namen ändern, aber was ist das Problem damit? Es ist nur auf dem Papier, eine Notiz im Bürgerregister, Klassenbuch oder wenn schon vorhanden im Ausweis und Zack war’s das. Ich glaube viele hier wissen nicht, das die meisten Kinder die mit ihrer Geschlechtsidentität zu kämpfen haben, schon mit einem selbstausgesuchten Namen, anderen Pronomen und vielleicht einem neuen Haarschnitt völlig zufrieden sind, und ihren Körper garnicht weiter ändern wollen, was ja die große Sorge hier zu sein scheint. Außerdem: wenn die Kinder das Geschlecht das wie sie meinen besser passt mal in jungen Jahren komplett ausprobieren können, ohne Konsequenzen o.ä., merken sie viel früher ob es nun wirklich passt oder eher nicht. Hormone werden eh erst ab 16 empfohlen und Operationen frühestens ab 18. Bis dahin gibt es höchstens Hormonhemmer die ohne Nebenwirkungen einfach nur die Pubertät verzögern und auch oft bei cis Kindern die zu früh in die Pubertät kommen verwendet werden. Wenn die Kinder also schon früher merken das sie doch lieber als ihr Geburtsgeschlecht leben wollen, kommt es garnicht zu irgendwelche OPs oder Hormontherapien.
    Außerdem wird im Artikel teilweise über Gott gesprochen, aber sollte das nicht eigentlich gar keine Rolle spielen? Nicht jeder glaubt an Gott bzw gibt es auch andere Religionen, und laut Grundgesetz gilt Religionsfreiheit.
    Jedenfalls hoffe ich das Gesetz kommt zustande.

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    1. Ich meine, Sie irren sich sehr über die Folgen.
      – Irregeleitete Eltern können auch das Geschlecht ihres Kindes (bis 14 J.) „anpassen“ lassen.
      – Jugendliche in der sensibelsten Phase können bei Geschlechtsdisphorie notwendigen Selbstfindungsprozessen ausweichen und gegen den Willen der Eltern transitionieren.
      – „höchstens Hormonhemmer die ohne Nebenwirkungen einfach nur die Pubertät verzögern“ das sehen Mediziner aber völlig anders!!
      – Der nächste juristische Schritt kommt so sicher wie Antidiskriminierungsgesetz, Lebenspartnerschaft, Ehe4Alle, usw. bisher aufeinander folgten.

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  8. Die letzte Schlacht zwischen dem Herrn und der Herrschaft Satans wird um die Ehe und die Familie geschlagen. Dieser Satz steht in einem Brief, den Sr. Lucia dos Santos, eine der Seherinnen von Fatima, an Kardinal Carlo Caffarra, den Erzbischof von Bologna, geschrieben hat.
    Jeder, der sich für die Heiligkeit der Ehe und Familie einsetzt, wird in jeder Hinsicht bekämpft und abgelehnt werden, weil das die entscheidende Frage ist, fügte Sr. Lucia hinzu.

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    1. Das wäre jetzt also eine katholische Variante der Kulturmarxismuserzählung!
      Zu Fatima, da komme ich recht häufig vorbei in den letzten Jahren:
      Die Erscheinungen folgten einer Choreographie, die einem antiken Vorbild zum Verwechseln ähnlich sind! Bemerkenswert!
      Der faschistische Diktator Antonio Salazar betrieb die Anerkennung Fatimas mit großem Nachdruck, weil dieses zur Stützung seiner Machteinen ideologischen Beitrag liefern sollte.
      Die katholische Kirche war von offizieller Seite sehr skeptisch, bis sie der Volksfrömmigkeit und den politischen Ambitionen des Diktators nachgab.
      Die Botschaft, die Sie zitieren, passt genau in das ideologische Narrativ Salazars.

      Wer sich heute Fatima auf den bekannten Pilgerrouten nähert, sieht Menschen die auf den Knieen rutschend sich dem „Heiligtum“ nähern, in der Annahme, diese Selbstkasteiung mache Gott gewogen (do ut des)!
      Ich kenne zahlreiche katholische Theologen in Portugal, die dem Heiligtum und der dort begünstigten Frömmigkeit sehr kritisch gegenüber stehen.

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    2. Absolut das diskreditieren der Heiligen Ehe zwischen Mann und Frau wird durch den Teufel dem Durcheinanderwerfer angegriffen, darum sollen wir wachsam sein. Die Bibel ist randvoll von vergleichen zwischen der Beziehung zwischen Mann und Frau und Gottes perfekten Plan für uns Menschen.

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