Papst Franziskus ist tot. Das Kirchenoberhaupt starb nach Angaben von Kardinal Kevin Farrell am Morgen des Ostermontags um 7.35 Uhr. Tags zuvor hatte der 88 Jahre alte kranke Pontifex noch den traditionellen Ostersegen „Urbi et Orbi“ von der Loggia des Petersdoms aus gespendet.
„Der Bischof von Rom, Franziskus, ist in das Haus des Vaters zurückgekehrt“, sagte Kardinal Farrell am Montagmorgen in einer Liveübertragung aus der Kapelle des vatikanischen Gästehauses Santa Marta. „Sein ganzes Leben war dem Dienst des Herrn und seiner Kirche gewidmet. Er hat uns gelehrt, die Werte des Evangeliums mit Treue, Mut und universeller Liebe zu leben, insbesondere zugunsten der Ärmsten und Ausgegrenzten.“
Nach einem fünfwöchigen Krankenhausaufenthalt, während dem er unter anderem wegen einer beidseitigen Lungenentzündung behandelt worden war, war Papst Franziskus am 23. März aus der Gemelli-Klinik in Rom entlassen worden. Seitdem wurde er in seiner Wohnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta weiter medizinisch betreut. Die Ärzte hatten dem Papst bei seiner Entlassung zu zwei Monaten Schonung geraten.
Bis zuletzt war unklar geblieben, ob er selbst den Ostersegen spenden würde. «Liebe Brüder und Schwestern, frohe Ostern», sagte der Papst am Sonntagmittag mit angeschlagener und schwacher Stimme zu den Gläubigen auf dem Petersplatz. Im Anschluss fuhr Franziskus noch im Papamobil durch die Menge.
Papst Franziskus kam am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires unter dem bürgerlichen Namen Jorge Mario Bergoglio zur Welt. Seit dem 13. März 2013 war der Theologe mit italienischen Wurzeln das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.
Als junger Mann machte Bergoglio zunächst eine Ausbildung zum Chemiker. 1958 trat er dem Jesuiten-Orden bei. In Chile absolvierte er ein Studium der Geisteswissenschaften, bevor er dann in Argentinien Theologie studierte. 1969 wurde er zum katholischen Priester geweiht, 1998 Erzbischof von Buenos Aires und 2001 von Papst Johannes Paul II. In den Kardinalstand erhoben.
Nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. Im Februar 2013, wählten die Kardinäle ihn zu dessen Nachfolger. Beim Konklave erhielt Bergoglio im fünften Wahlgang die nötige Zweidrittelmehrheit. Er war der erste Papst aus dem Jesuiten-Orden und gab sich den Namen Franziskus. Damit berief er sich auf dessen Einsatz für die Armen.
Solidarität mit den Armen und Bewahrung der Schöpfung
Bergoglio war davon überzeugt, dass die Kirche an der Seite der Armen stehen müsse. Schon als Kardinal hatte er wiederholt auf die Ungleichheit und das Elend der Welt hingewiesen. Vor allem die Korruption in seinem Heimatland war ihm ein Dorn im Auge. In seiner Antrittspredigt nannte er die Solidarität mit den Armen und die Bewahrung der Schöpfung als seine Hauptanliegen.
Im Rahmen seines 78. Geburtstags ließ der Theologe Hunderte Schlafsäcke an Obdachlose in Rom verteilen. Die Kirche habe die Aufgabe, das Evangelium zu verkündigen. Dazu bewege sie Jesus Christus selbst. Hingegen müsse sie alles Handeln unterlassen, das nicht „für Gott und von Gott“ sei. Jesus Christus gehörte für das kirchliche Oberhaupt an die Ränder der Gesellschaft.
Auch die Jugend ermutigte er, sich für eine gerechte und solidarische Welt einzusetzen. Im Blick auf sexuellen Missbrauch in der Kirche betonte er: „Kein Missbrauch darf jemals mehr vertuscht werden.“ Geistliche, die sexuellen Missbrauch begangen haben, sollten aus dem kirchlichen Dienst entlassen werden.
Homosexualität nicht kriminalisieren
Klare Worte fand der Papst zum Thema Schwangerschaftsabbruch. Während einer Audienz in Rom 2018 verglich er Abtreibungen mit einem Auftragsmord. Franziskus unterstützte eine Öffnung der römisch-katholischen Kirche für homosexuelle Mitglieder. Diese dürften nicht ausgegrenzt werden, sondern „sie sollen Brüder sein“. Zwar war er damit toleranter als seine Vorgänger, eine Gleichstellung im Eherecht lehnte der Papst bis zuletzt ab.
Seine Kirche müsse sich für die Ausgrenzung und Diskriminierung dieser Menschen entschuldigen. Außerdem habe die Kirche die Aufgabe, sich für die Abschaffung von Gesetzen einzusetzen, die Homosexualität kriminalisierten. Franziskus lehnte bis zuletzt die Priesterweihe von Frauen ab. Stattdessen setzte er eine Kommission ein, die prüfen sollte, ob Frauen zum Diakonat zugelassen werden können. Damit wollte er deren Rolle in der Kirche stärken.
In einer seiner wichtigsten Enzykliken „Laudato si“ äußerte sich der Papst zum Umwelt- und Klimaschutz. Darin bezeichnete er die Menschen als Hauptverursacher der globalen Erwärmung und vieler weiterer Umweltprobleme. Die Bewahrung der Schöpfung und der Einsatz erneuerbarer Energien seien eine moralische Notwendigkeit. Leugner des Klimawandels kritisierte er scharf. Den Besitz von Kernwaffen erklärte er für unmoralisch, die Nutzung von Kernenergie als riskantes Projekt, das „zutiefst die Lebensqualität schädigen“ könne.
„Kein Christ kann Antisemit sein“
Franziskus suchte in seiner Amtszeit den Dialog mit zahlreichen Vertretern anderer Kirchen und Religionen. Nur gemeinsam mit ihnen könne man viel für die Bewahrung der Schöpfung, für die Armen und den Weltfrieden tun. Gegenüber dem Judentum machte er deutlich, dass „kein Christ Antisemit“ sein könne.
Er engagierte sich als politischer Diplomat, um zwischen den USA und Kuba zu vermitteln. Im Blick auf den Ukraine-Krieg bot er an, „Raum für Verhandlungen“ zu finden und alles dafür zu tun, um sich in den Dienst des Friedens zu stellen. Putin forderte er auf, die Spirale von Gewalt und Tod zu stoppen. Die Todesstrafe verurteilte das Oberhaupt der Katholischen Kirche unter jeglichen Umständen.
Sehr kritisch sah er den Kapitalismus: „Diese Wirtschaft tötet.“ Kirche müsse dazu beitragen, dem Grenzen zu setzen. Skeptisch war Franziskus auch gegenüber den Reformideen der deutschen Katholiken. „Deutschland hat bereits eine große evangelische Kirche, ich möchte keine weitere“, kommentierte er einmal die Ideen des Synodalen Weges.
In zwei Filmen rezipiert
Das Leben des Papstes wurde auch in zwei Filmen rezipiert. 2018 dokumentierte Wim Wenders in „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ das Leben des Geistlichen. Darüber hinaus gibt es seit 2019 den Spielfilm „Die zwei Päpste“. Für seine herausragenden Botschaften und Zeichen für Frieden und Verständigung erhielt der Papst 2016 den Aachener Karlspreis. Franziskus galt als bescheidener, aber auch entschlossener Papst, der sich nicht vor Reformen scheute, umsetzte. Vor Kurzem ist seine Autobiografie im Kösel-Verlag erschienen.
Von: Johannes Blöcher-Weil/epd