Habemus Latino!

Jorge Mario Kardinal Bergoglio ist am Mittwoch Abend in Rom zum Papst gewählt worden. Der 76-jährige Erzbischof von Buenos Aires nannte sich "Franziskus". Er wird als Nachfolger Benedikts XVI. das Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken sein.
Von PRO

"Viva il papa" – "es lebe der Papst" – jubelten tausende Gläubige, während sie ihre Fahnen auf dem hell erleuchteten Petersplatz schwenkten. Nach vier erfolglosen Wahlgängen und damit verbundenem schwarzen Rauch war es dann um etwa 19 Uhr so weit: Weißer Rauch – es gibt einen neuen Papst, der die Wahl auch bereits angenommen hat. Doch bis die frenetische Menge wusste, wem sie da eigentlich zujubelt, mussten sie sich noch über eine Stunde gedulden. Gegen 20.15 Uhr verkündete der Kardinalprotodiakon Jean-Louis Tauran feierlich:

„Annuntio vobis gaudium magnum: Habemus Papam!
Eminentissimum ac Reverendissimum Dominum,
Dominum Georgio Mario, Sanctae Romanae Ecclesiae Cardinalem Bergoglio,
qui sibi nomen imposuit Francesco.“

Auf Deutsch lautet die Formel:

"Ich verkünde euch große Freude: Wir haben einen Papst!
Den außerordentlichsten und den ehrerbietigsten Herrn,
Herrn Jorge Mario, Kardinal der Heiligen Römischen Kirche Bergoglio ,
der sich den Namen gab: Franziskus."

Bergoglio ist damit der erste Papst mit dem Namen Franziskus. Um 20.22 Uhr zeigte er sich erstmals mit einem "Buona Sera" der versammelten Menge und sprach ein Gebet für seinen Vorgänger, Benedikt XVI. Um 20.35 Uhr spendete er den Segen und verabschiedete sich wieder.

Bergoglio ist seit 1998 Erzbischof von Buenos Aires, 2001 wurde er von Johannes Paul II. zum Kardinalspriester ernannt. In seinem Heimatland Argentinien distanzierte er sich von der vorherrschenden Befreiungstheologie und unterstützt die offizielle kirchliche Lehre hinsichtlich Homosexualität. Bergoglio setzt sich vor allem für eine gelebte Spiritualität ein, aus der auch Mitleid und Hilfe für die Armen erwachse.

In einer ersten Reaktion erklärte der Leiter der theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, Thomas Schirrmacher: "Mit der Entscheidung für einen Nichteuropäer hat die Katholische Kirche unmissverständlich akzeptiert und deutlich gemacht, dass der Schwerpunkt der Weltchristenheit in den Globalen Süden gewandert ist. Erstaunlich ist, dass ein Bischof der Armen gewählt wurde, der als Jesuit eher ein Geheimtip des liberalen Flügels gewesen sein soll und mit seinem Papstnamen sein Armutsgelübde zum Programm macht."

Schirrmacher selbst habe ihn "als bescheidenen Mann kennen gelernt, der öffentliche Verkehrsmittel benutzt und in seiner Heimat weder Chauffeur, noch Palast hatte". Auf die Mitglieder der Kurie, "die unsaubere Finanzgeschäfte duldeten", kämen damit schwierige Zeiten zu. Schirrmacher geht davon aus, dass der neue Papst soziale Fragen stärker thematisieren werde.

Beobachter lagen falsch

Zuvor hatte es viele Spekulationen über "Papabili" gegeben – mögliche Favoriten auf das Papstamt also. Die größten Chancen wurden Angelo Kardinal Scola (Mailand) und Odilo Kardinal Scherer eingeräumt. Gerade aus Deutschland wurden jedoch Stimmen laut, die forderten, dass erstmals ein Afrikaner Papst wird. Hier handelten Beobachter den Ghanaer Peter Kardinal Turkson am höchsten. Die beiden Nordamerikaner Seán Patrick Kardinal O’Malley (Boston) und Marc Kardinal Ouellet (Quebec) galten als Geheimtipps. Bergoglio wurde zwar auch genannt, mit seiner Wahl hatten aber nur Wenige gerechnet.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hatte über seinen Privatsekretär Georg Gänswein verlauten lassen, dass er die Papstwahl im Gebet intensiv unterstütze. (pro)

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