Württembergs Diakonie-Chefin: „Medien vermitteln verzerrtes Bild von Prostitution“

Württembergs Diakonie-Chefin Annette Noller stößt sich an der Art und Weise, wie Prostitution in den Medien dargestellt wird. Das Elend der Frauen werde meist nicht gezeigt.
Von Norbert Schäfer
Prof. Dr. Annette Noller

Die Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, Annette Noller, hat das medial transportierte Bild von Prostitution kritisiert. In Krimiserien beispielsweise würden Frauen im Rotlichtmilieu vorwiegend von ihrer attraktiven Seite her dargestellt.

„Das Elend der Frauen, die im Menschenhandel sexuell ausgebeutet werden, die Verdinglichung als Sexobjekt, als Ware in diesem Geschäft, auf die Gewalt ausgeübt wird und die Schmerzen erleiden – auch seelisch – das wird nicht gezeigt“, erklärte Noller am Rande einer Diskussionsveranstaltung über Prostitution und Menschenhandel.

Derzeit findet im christlichen Gästezentrum Schönblick in Schwäbisch Gmünd der christliche Kongress „Gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung“ statt. Die Veranstaltung soll unter Christen Bewusstsein schaffen für die schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen, unter denen Betroffene von sexueller Ausbeutung und modernem Sklavenhandel leiden.

Kindern partnerschaftliche Beziehungen vorleben

Die häufig einseitige Darstellung von Prostitution verzerre in der Gesellschaft das Bild davon. „Wir müssen eine bessere Vorstellung von dem bekommen, was dort wirklich geschieht“, erklärte die Theologin auf Anfrage. Das bedeute nicht, dass es nicht auch Frauen gebe, die eine gewisse Zeit Prostitution selbstbestimmt ausüben könnten, ohne verletzt zu werden. Es sei jedoch davon auszugehen, dass eine Mehrheit der Frauen in diesem Geschäft seelische und körperliche Verletzungen erlitten. Noller fordert deshalb „einen Diskurs mit den Medienschaffenden, dass sie sich ihrer Verantwortung bewusst werden“.

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Das Frauenbild von Heranwachsenden werde zudem erheblich durch pornografische Inhalte im Internet und in den sozialen Medien geformt und geprägt. Daher müsse im Internet dort dagegen strafrechtlich vorgegangen werden, wo dies geboten ist, um Kinder und Jugendliche zu schützen. „Und es ist vielleicht noch viel wichtiger, dass wir zu Hause in den Familien einen wirklich guten, partnerschaftlichen, verantwortlichen Umgang vorleben und den Kindern zeigen, wie ein gutes gemeinsames Leben gelingen kann“, sagte die Diakonie-Chefin.

Kinder und Jugendliche sollten in Familien erleben können, dass Frauen nicht zum Objekt der Sexualität von Männern werden. „Das ist eine gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe, an der wir uns als Diakonie und Kirche gerne beteiligen“, sagte Noller und plädierte für mehr entsprechende Bildungsarbeit in Familien, Schulen und kirchlicher Kinder- und Jugendarbeit.

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Eine Antwort

  1. Absolut erschreckend ist jedoch, dass im Jugendprogramm des ÖR-Rundfunkt Pornodarsteller und Prostitution als „normale Beschäftigung“ dargestellt wird.

    Eine Studie hat die Themen des ÖR untersucht:
    „Fraglich sind hier die Themen, die der ÖRR für Jugendliche ab 14 Jahren auswählt. Sämtliche Beiträge
    sind zudem auf YouTube auch für unter 14-Jährige frei zugänglich. Die Pornosendung erreicht nur
    wenige Tage nach der Erstausstrahlung auf YouTube 429.063 Aufrufe! Hier eine Auswahl:
    „Wie ist es, vergewaltigt zu werden?“
    „Wie ist es, Prostituierte zu sein?“
    „Wie ist es, Domina zu sein?“ (mit Schmerzen, Unterwerfung, Fäkalien) „Wie ist es, abgestochen zu werden?“
    „Wie ist es, vom Opa vergewaltigt zu werden?“
    usw.“
    https://www.evaengelken.de/dossier-ideologie-statt-biologie-im-oerr/

    PRO berichtete dazu ebenfalls: https://www.pro-medienmagazin.de/akademiker-fordern-stopp-der-falschberichterstattung-ueber-transsexualitaet/

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