Weniger Zeit in sozialen Medien verbessert psychische Gesundheit

Weniger ist mehr: Forscher haben nachgewiesen, dass es der Gesundheit guttut und zufriedener macht, die Zeit in Sozialen Medien oder mit dem Smartphone zu reduzieren. Ein kompletter Verzicht ist dafür nicht nötig.
Von Jonathan Steinert
Frau scrollt durch Instagram

Wer weniger Zeit in sozialen Medien verbringt, stärkt seine psychische Gesundheit. Auch die Effizienz und Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit steigt. Das haben Forscher der Ruhr-Universität Bochum und des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit gezeigt. Bereits eine halbe Stunde weniger hat demnach deutliche Effekte.

Für die Studie wurden 166 berufstätige Probanden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Die Teilnehmer der einen Gruppe änderten nichts an ihren Social-Media-Aktivitäten. In der anderen Gruppe reduzierten die Teilnehmer die Zeit, die sie täglich in sozialen Online-Netzwerken verbrachten, für eine Woche um 30 Minuten.

Vor Beginn des Experiments, am Tag danach sowie eine Woche nach seinem Ende beantworteten die Probanden mehrere Fragebögen. Damit untersuchten die Forscher um die Psychologin Julia Brailovskaia unter anderem, wie die Studienteilnehmer ihre Arbeitsbelastung wahrnehmen, wie zufrieden sie mit der Arbeit sind, wie sehr sie Stress empfinden, ob sie Anzeichen von Social-Media-Sucht aufweisen oder Angst haben, etwas auf den Online-Plattformen zu verpassen.

Völliger Verzicht auf Smartphone nicht nötig

„Wir konnten schon nach dieser kurzen Zeit belegen, dass sich bei der Gruppe, die 30 Minuten weniger täglich in Sozialen Kanälen verbrachte, die Arbeitszufriedenheit und die psychische Gesundheit deutlich verbessert haben“, sagte Brailovskaia laut einer Pressemitteilung der Ruhr-Universität. Die Versuchspersonen hätten sich weniger überarbeitet gefühlt und seien engagierter gewesen. Auch die Angst, etwas zu verpassen, sei bei ihnen im Gegensatz zur Kontrollgruppe gesunken. Die Effekte hielten den Forschern zufolge noch für mindestens eine Woche an.

Als Erklärung führt Brailovskaia an, dass weniger Social-Media-Aktivitäten auch für weniger Ablenkung und damit für höhere Aufmerksamkeit sorge. Auch gebe es dadurch mehr Zeit für die zu erledigende Arbeit und für persönliche Begegnungen mit anderen Menschen.

Bereits bei einer Studie im vorigen Jahr mit mehr als 600 Teilnehmern konnte die Wissenschaftlerin mit ihrem Team zeigen, dass es einen positiven Effekt auf den Lebensstil und das Wohlbefinden hat, wenn man die tägliche Zeit mit dem Smartphone reduziert: Die Lebenszufriedenheit stieg demnach ebenso wie die körperliche Aktivität, hingegen gingen Symptome von Depressionen und Ängsten zurück. Dabei sei es nicht nötig, komplett auf das Smartphone zu verzichten, erklärte die Psychologin. Beide Studien wurden in Fachzeitschriften veröffentlicht.

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